Valsartan

Wirkstoff
Valsartan
Handelsname
Diovan®
ATC-Code
C09CA03

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Valsartan ist ein oral wirksamer, potenter und spezifischer Angiotensin-II-Rezeptor-Antagonist. Valsartan besitzt eine selektive Wirkung auf den AT1-Rezeptor-Subtyp, der für die bekannten Effekte von Angiotensin II verantwortlich ist. Die erhöhten Plasmaspiegel von Angiotensin II infolge der AT1-Rezeptorblockade mit Valsartan stimulieren möglicherweise den nicht blockierten AT2-Rezeptor, der die Wirkung des AT1-Rezeptors auszugleichen scheint. Valsartan übt keinerlei partielle agonistische Wirkung auf den AT1-Rezeptor aus. Seine Affinität für den AT1-Rezeptor ist ungefähr 20.000-fach stärker als die für den AT2-Rezeptor. Valsartan hat keine Wirkung auf andere Hormonrezeptoren oder Ionenkanäle mit bekannter Bedeutung für die kardiovaskuläre Regulation.

Pharmakokinetik bei Kindern

Die systemische Verfügbarkeit und die Spitzenplasmakonzentration von Valsartan ist bei der Lösung ca. 1,7- bzw. 2,2-fach höher als bei den Tabletten.

In einer Studie mit 26 hypertensiven Kindern (im Alter von 1 bis 16 Jahren), die eine Einzeldosis Valsartan-Lösung erhielten (durchschnittlich 0.9 bis 2.0 mg/kg, mit 80 mg als Maximaldosis), ergab sich über den gesamten Altersbereich eine vergleichbare Clearance (l/h/kg) mit der von Erwachsenen, die die gleiche Formulierung erhielten. [SmPC Diovan Lösung zum Einnehmen]

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Arterielle Hypertonie
    • oral, Lösung zum Einnehmen 
      • ≥1 Jahr bis ≤18 Jahre: zugelassen
    • oral, Tablette
      • ≥6 Jahre bis ≤18 Jahre: zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Oral bei Hypertonie

Die Startdosis kann je nach Wirksamkeit und Verträglichkeit bis zu der Altersgruppe entsprechenden Tagesmaximaldosis gesteigert werden.

Beachte: Die Dosierung von flüssigen und festen Arzneiformen ist nicht bioäquivalent. Die systemische Verfügbarkeit und die Spitzenplasmakonzentration von Valsartan ist bei der Lösung ungefähr 1,7-fach bzw. 2,2-fach höher als im Vergleich zu den Tabletten.

als Lösung zum Einnehmen:

Kinder (≥1 Jahr bis <6 Jahre):

  • Initialdosis: 1 mg/kg/Tag; in ausgewählten Fällen, wenn eine schnellere Senkung des Blutdrucks erforderlich ist: 2 mg/kg/Tag
  • Tagesmaximaldosis: 4 mg/kg

Kinder (≥6 Jahre bis ≤18 Jahre, <35 kg):

  • Initialdosis: 20 mg/Tag
  • Tagesmaximaldosis: 40 mg

Kinder (≥6 Jahre bis ≤18 Jahre, ≥35 kg):

  • Initialdosis: 40 mg/Tag
  • Tagesmaximaldosis: 80 mg
Gewicht des Kindes Valsartan-Dosis (für die übliche Startdosis von 1 mg/kg) Volumen der Valsartan-Lösung zum Einnehmen
10 kg 10 mg 3,5 mL
15 kg 15 mg 5,0 mL
20 kg 20 mg 6,5 mL
25 kg 25 mg 8,5 mL
30 kg 30 mg 10 mL

[Ref.]

als Filmtabletten:

Kinder (≥6 Jahre bis ≤18 Jahre):

≥18 kg bis <35 kg:

  • Initialdosis: 40 mg/Tag
  • Tagesmaximaldosis: 80 mg

≥35 kg bis <80 kg:

  • Initialdosis: 80 mg/Tag
  • Tagesmaximaldosis: 160 mg

≥80 kg bis ≤160 kg:

  • Tagesmaximaldosis: 320 mg

[Ref.]

weitere zugelassene Indikationen bei Erwachsenen:
-nach vor kurzem aufgetretenen Myokardinfarkt 
-Herzinsuffizienz 

[Ref.]

Präparate im Handel

Lösung zum Einnehmen 3 mg/mL
Filmtabletten 40 mg, 80 mg, 120 mg, 160 mg, 320 mg

Orale Anwendung

Lösung

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke (Valsartan) Applikationsweg Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe Aroma Anwendungshinweis Altersangabe
Diovan® Lösung zum Einnehmen Lösung zum Einnehmen 3 mg/mL oral 3,72 mg/mL Sucrose (0,3 g/mL), Methyl-4-hydroxybenzoat (1,22 mg/mL), Propylenglykol (0,99 mg/mL) Heidelbeere Einnahme kann unabhängig von den Mahlzeiten erfolgen. ab 1 Jahr


Es wird nicht empfohlen, zwischen Valsartan-Tabletten und Valsartan-Lösung zum Einnehmen zu wechseln, wenn es klinisch nicht notwendig ist. Wenn der Wechsel von Valsartan-Tabletten auf Valsartan-Lösung zum Einnehmen aus klinischen Erwägungen als notwendig angesehen wird, sollte die Dosis auf Basis des Ansprechens des Blutdrucks und der Verträglichkeit titriert werden. [Ref.]

Filmtabletten

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke (Valsartan) Applikationsweg Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe Anwendungshinweis Altersangabe
Diovan® Filmtabletten 40 mgT2
80 mgT1
160 mgT1
320 mgT1
oral k.A. - Einnahme unabhängig von einer Mahlzeit. ab 6 Jahren
Provas® aV Filmtabletten 40 mgT2
80 mgT1,M
160 mgT1,M
320 mgT1,M
oral k.A. - ab 6 Jahren
Valsartan AbZ Filmtabletten 80 mgT2
120 mgT2
160 mgT2
320 mgT2
oral natriumfrei - ab 6 Jahren
Valsartan-ratiopharm® Filmtabletten 40 mgT2,M,S
80 mgT2,M,S
120 mgT2,M,S
160 mgT2,M,S
320 mgT2,M,S
oral natriumfrei - ab 6 Jahren

 

T2: teilbar in zwei gleiche Dosen, T1: nur teilbar zur erleichterten Einnahme, M: mörserbar, S: suspendierbar, k.A.: keine Angabe, aV: außer Vertrieb, „natriumfrei“: weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Einheit

Die Fachinformationen wurden am 05.08.2024 aufgerufen.

Neben den aufgeführten Präparaten befinden sich diverse weitere Fertigarzneimittel im Handel.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Arterielle Hypertonie
  • Oral
    • Lösung zum Einnehmen
      • 1 Jahr bis 6 Jahre
        [1]
        • Initialdosis: 1 mg/kg/Tag in 1 Dosis
        • Erhaltungsdosis: Je nach Blutdruck bei Bedarf erhöhen auf max. 4 mg/kg/Tag in 1 Dosis
      • 6 Jahre bis 18 Jahre und < 35 kg
        [1]
        • Initialdosis: 20 mg/Tag in 1 Dosis
        • Erhaltungsdosis: Je nach Blutdruck bei Bedarf erhöhen auf max. 40 mg/Tag in 1 Dosis
      • 6 Jahre bis 18 Jahre und ≥ 35 kg
        [1]
        • Initialdosis: 40 mg/Tag in 1 Dosis
        • Erhaltungsdosis: Je nach Blutdruck bei Bedarf erhöhen auf max. 80 mg/Tag in 1 Dosis
    • Tablette
      • 6 Jahre bis 18 Jahre und 18 bis 35 kg
        [2]
        • Initialdosis: 40 mg/Tag in 1 Dosis
        • Erhaltungsdosis: Je nach Blutdruck bei Bedarf erhöhen auf max. 80 mg/Tag in 1 Dosis
      • 6 Jahre bis 18 Jahre und 35 bis 80 kg
        [2]
        • Initialdosis: 80 mg/Tag in 1 Dosis
        • Erhaltungsdosis: Je nach Blutdruck bei Bedarf erhöhen auf max. 160 mg/Tag in 1 Dosis
      • 6 Jahre bis 18 Jahre und ≥ 80 kg
        [2]
        • Initialdosis: 80 mg/Tag in 1 Dosis
        • Erhaltungsdosis: Je nach Blutdruck bei Bedarf erhöhen auf max. 320 mg/Tag in 1 Dosis

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

Kreatinin-Clearance >30 ml/min: Dosisanpassung nicht erforderlich.

Kreatinin-Clearance <30 ml/min und Dialyse: Die Anwendung wurde wurde nicht untersucht. Daher wird die Anwendung nicht empfohlen.

Die Nierenfunktion und der Kaliumspiegel sollten während der Behandlung mit Valsartan engmaschig überwacht werden. Dies gilt insbesondere bei Begleiterkrankungen (Fieber, Dehydratation), die die Nierenfunktion beeinträchtigen können.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Bei zugrundeliegender chronischer Nierenerkrankung wurde häufiger Hyperkaliämie verzeichnet. Bei Kindern und Jugendlichen häufiger als bei Erwachsenen sind folgende Nebenwirkungen aufgetreten: Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Häufig (1-10 %): Schwindel, Schwindel bei Lagewechsel, Hypotonie, orthostatischer Hypotonus, Niereninsuffizienz und -funktionseinschränkung

Gelegentlich (0,1-1 %): Vertigo, Husten, abdominale Schmerzen, Hyperkaliämie, Synkope, Kopfschmerzen, Herzinsuffizienz, Übelkeit, Diarrhö, Angioödem, akute Niereninsuffizienz, Erhöhung des Serumkreatinins, Asthenie, Erschöpfung

Häufigkeit nicht bekannt: Hämoglobinabfall, Abfall des Hämatokrits, Neutropenie, Thrombozytopenie, Überempfindlichkeit einschließlich Serumkrankheit, Anstieg des Serumkaliums, Hyponatriämie, Vaskulitis, Erhöhung der Leberfunktionswerte mit Erhöhung des Serumbilirubins, bullöse Dermatitis, Hautausschlag, Pruritus, Myalgie, Anstieg des Blutharnstoffstickstoffs, Niereninsuffizienz und Einschränkung der Nierenfunktion

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen bei Kindern

Schwere Leberinsuffizienz, biliäre Zirrhose und Cholestase

Kontraindikationen allgemein

  • zweites und drittes Schwangerschaftstrimester
  • Schwere Leberinsuffizienz, biliäre Zirrhose und Cholestase
  • gleichzeitige Anwendung von Valsartan mit Aliskiren-haltigen Arzneimitteln bei Patienten mit Diabetes mellitus oder eingeschränkter Nierenfunktion (GFR: <60 ml/min/1,73 m2)

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Die Valsartan-Lösung ist nicht bioäquivalent zu den Tabletten. Deshalb wird nicht empfohlen, zwischen Tabletten und Lösung zu wechseln, wenn es nicht klinisch notwendig ist. Beim Wechsel von Tabletten auf die Lösung sollte die Dosis halbiert werden. Beim Wechsel von der Lösung auf die Tabletten sollte die Initialdosis gleich bleiben. Cave: Unterdosierungen können auftreten. Eine häufige Kontrolle des Blutdrucks und eine Dosistitration in Abhängigkeit des Blutdrucks und der Verträglichkeit sollte bei beiden Wechseln erfolgen. 

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

Interaktionspartner Grund Handlungsempfehlung
Clozapin erhöhtes Risiko für Granulozytopenien/Agranulozytosen Kombination vermeiden. Regelmäßige Blutbildkontrollen.
kaliumsparende Diuretika z.B. Amilorid, Triamteren) erhöhtes Hyperkaliämie-Risiko Kontrolle der Serum-Kalium-Konzentration.
Kaliumpräparate erhöhtes Hyperkaliämie-Risiko Kontrolle der Serum-Kalium-Konzentration.
ACE-Inhbitoren z.B. Benazepril, Captopril, Enalapril, Lisinopril, Ramipril erhöhtes Risiko von Hyperkaliämie, Hypotonie und Niereninsuffizienz Überwachung der Nierenfunktion, der Elektrolyte und des Blutdrucks.
NSAIDs und Acetylsalicylsäure verminderte Blutdrucksenkung / erhöhtes Risiko von Nierenfunktionsstörungen und Hyperkaliämie Kontrolle des Blutdrucks und der Nierenfunktion.
COX-2-Inhibitoren z.B. Celecoxib, Etoricoxib verminderte Blutdrucksenkung / erhöhtes Risiko von Nierenfunktionsstörungen und Hyperkaliämie Kontrolle des Blutdrucks und der Nierenfunktion.
Ciclosporin und Tacrolimus erhöhtes Risiko einer Hyperkaliämie Kontrolle der Serum-Kalium-Konzentration.

 

Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

ANGIOTENSIN-II-REZEPTORANTAGONISTEN, REIN

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Angiotensin-II-Rezeptorantagonisten, rein

Candesartan

Atacand®, Blopress®
C09CA06

Losartan

LORZAAR®
C09CA01

Referenzen

  1. Novartis Pharma BV, SPC Diovan drank (RVG 107481) 09-04-2015
  2. Novartis Pharma BV, SmPC Diovan tabletten (RVG 32137) 09-04-2015
  3. Novartis Pharma GmbH, SmPC Provas® 40/80/160/320 mg Filmtabletten (50720.02.00), 06/2020
  4. AbZ-Pharma GmbH, SmPC Valsartan AbZ 40/80/120/160/320 mg Filmtabletten (79321.00.00), 05/2021
  5. Ratiopharm GmbH, SmPC Valsartan-ratiopharm® 40/80/120/160/320 mg Filmtabletten (70449.00.00), 05/2021
  6. Novartis Pharma GmbH, SmPC Diovan® Lösung zum Einnehmen (82267.00.00), 04/2022
  7. Novartis Pharma GmbH, SmPC Diovan® 40/80/160/320 mg Filmtabletten (50477.02.00), 06/2020

Änderungsverzeichnis

  • 05 August 2024 15:46: Überprüfung und Aktualisierung
  • 20 Dezember 2019 15:55: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung