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Hydrocortison gilt als das wichtigste von der Nebennierenrinde gebildete Corticosteroid. Natürlich vorkommende Glucocorticoide (Hydrocortison und Cortison), die auch salzretinierend wirken, werden als Ersatztherapie bei Nebenniereninsuffizienz eingesetzt. Wegen ihrer potenten entzündungshemmenden Wirkungen werden sie auch bei Erkrankungen zahlreicher Organsysteme eingesetzt. Glucocorticoide haben tiefgreifende und vielseitige metabolische Wirkungen. Sie modifizieren zudem die Immunantwort des Körpers auf verschiedene Reize.
Pharmakokinetik bei Kindern
Die folgenden pharmakokinetischen Daten liegen für Frühgeborene (<1000 g) vor [Watterberg et al. 1996]:
Oral als Ersatztherapie bei Nebenniereninsuffizienz bei Neugeborenen, Kindern und Jugendlichen (ab der Geburt bis unter 18 Jahre).
Kinder ab der Geburt bis unter 18 Jahre
Die empfohlenen Ersatzdosen von Hydrocortison betragen 8 – 10 mg/m2/Tag bei Patienten mit reiner Nebenniereninsuffizienz und 10 – 15 mg/m2/Tag bei Patienten, die zusätzlich am adrenogenitalen Syndrom (AGS) leiden. Die Anwendung erfolgt normalerweise aufgeteilt auf drei oder vier Einzelgaben.
Die Tagesdosis wird dementsprechend auf zwei Einzeldosen aufgeteilt. Eine Aufteilung in drei Einzeldosen ist bei Patienten, die nachts besonders aktiv sind (Sport, Spät- oder Nachtschicht), zu empfehlen.
[Ref.]
Intravenös
1. Bei schweren akuten Schockzuständen – als Folge von akuter Nebennierenrindeninsuffizienz – bei denen die konventionelle Therapie nicht ausreichend anspricht und eine Nebennierenrindeninsuffizienz vermutet wird
2. Bei akuter Nebennierenrindeninsuffizienz in schweren Stress-Situationen als Hormonergänzung, wenn eine unzureichende Nebennierenrindenfunktion bekannt ist oder angenommen werden muss, wie bei Operationen, schweren Verletzungen oder Infektionen
Kinder und Jugendliche
Die Höhe der Dosis richtet sich mehr nach der Schwere des Zustands als nach Körpergewicht und Alter der Patienten. Sie sollte nach Möglichkeit nicht unter 25 mg Hydrocortison täglich liegen. Bei Salzverlustsyndrom, Morbus Addison und nach Adrenalektomie ist die zusätzliche Gabe eines Mineralkortikoids erforderlich.
3. Substitutionstherapie Primäre Nebennierenrindeninsuffizienz (z. B. Morbus Addison, Zustand nach Adrenalektomie), sekundäre Nebenniereninsuffizienz (z. B. Sheehan-Syndrom, Zustand nach Hypophysektomie)
Kinder
Tagesdosis für Kinder: 10 bis 15 mg Hydrocortison/m2 Körperoberfläche pro Tag
Wenn noch eine Restaktivität der Nebennierenrinde erhalten ist, können geringere Dosen ausreichen.
Die Dosierung ist in jedem Fall individuell zu handhaben, wobei die physiologische Tagesrhythmik der Nebennierenrindenfunktion nachgeahmt wird. Die Tagesdosis wird dementsprechend auf 2 Einzeldosen aufgeteilt (z. B. 15 mg zwischen 06:00 und 08:00 Uhr sowie 5 mg um 14:00 Uhr). Eine Aufteilung in 3 Einzeldosen (z. B. 10 mg morgens, 5 mg nachmittags und 5 mg abends) ist bei Patienten, die nachts besonders aktiv sind (Sport, Spät- oder Nachtschicht), zu empfehlen.
Bei besonderen körperlichen Belastungen (z. B. Trauma, Operation), interkurrenten Infekten usw. ist eine Dosiserhöhung um das 2- bis 3-Fache, bei extremen Belastungen (z. B. Geburt) bis zum 10-Fachen notwendig. Bei Salzverlustsyndrom, Morbus Addison und nach Adrenalektomie ist die zusätzliche Gabe eines Mineralkortikoids erforderlich.
4. Hemmtherapie Adrenogenitales Syndrom (AGS), wenn ein möglichst rasches Einsetzen der Hydrocortison-Wirkung erwünscht oder die Anwendung von Hydrocortison-Tabletten nicht möglich ist
Initial beträgt die Tagesdosis bei adrenogenitalem Syndrom im Allgemeinen 15 bis 20 mg/m2 Körperoberfläche/Tag.
Die Tagesgesamtdosis sollte in der Regel in 3 Einzelgaben aufgeteilt werden: –früher Morgen: z. B. 1⁄2 der Tagesgesamtdosis –früher Nachmittag: z. B. 1⁄4 der Tagesgesamtdosis –Bettgehzeit: z. B. 1⁄4 der Tagesgesamtdosis (zur Unterdrückung des frühmorgendlichen ACTH-Anstiegs)
Bei entsprechender Eigenproduktion der Nebennierenrinde kann eine geringere Tagesdosis ausreichen.
Die Hydrocortison-Dosis zur Suppression muss so gewählt werden, dass sie für die Androgensuppression ausreicht, jedoch kein Cushing-Syndrom bzw. bei Kindern keine Hemmung des Längenwachstums auftritt.
Eignet sich zur intravenösen Injektion sowie zur intravenösen Infusion. Die intramuskuläre Applikation ist besonderen Ausnahmefällen vorbehalten, in denen eine intravenöse Injektion oder Infusion nicht möglich ist.
[Ref.]
Präparate im Handel
Granulat zur Entnahme aus Kapseln 0,5 mg, 1 mg, 2 mg, 5 mg Tabletten 10 mg Tabletten mit veränderter Wirkstofffreisetzung 5 mg, 20 mg Trockensubstanz mit Lösungsmittel 100 mg, 250 mg
Höhere oder niedrigere Dosen können erforderlich/ausreichend sein. Die Dosierungen sollten je nach klinischem Bild und den Laborbefunden individuell angepasst werden.
Die Behandlung von Kindern mit AGS liegt in der Verantwortung eines pädiatrischen Endokrinologen mit Fachkenntnissen auf dem Gebiet des AGS.
Dosistitration je nach individuellem klinischen Ansprechen. Alle 8 Stunden gleich hohe Dosen verabreichen. Aufgrund des fehlenden Tag/Nacht-Rhythmus bis zum Alter von 3 Monaten wird ein 1:1:1-Schema anstelle eines 2:1:1-Schemas gewählt. In einigen Situationen sollte die Stressdosierung verwendet werden.
1 Monat
bis
18 Jahre
8
- 10
mg/m²/Tag
in 3
Dosen.
Dosistitration je nach individuellem klinischen Ansprechen. 1 - 3 Monate: Aufgrund des fehlenden Tag/Nacht-Rhythmus bis zum Alter von 3 Monaten wird ein 1:1:1-Schema anstelle eines 2:1:1-Schemas gewählt. In einigen Situationen sollte die Stressdosierung verwendet werden. ≥3 Monate: Dosis aufgeteilt im Verhältnis 2:1:1
Kinder einschließlich Reifgeborene
0 Jahre
bis
18 Jahre
2
mg/kg/Dosis,
einmalig.
Mit hohen Dosen von Hydrocortison (oral oder intravenös) gemäß Stress-Schema (50 mg/m2/Tag in 4 Dosen) fortfahren, gefolgt von einer allmählichen Reduktion auf ein 3 x tägliches Schema (siehe Ausschleichschema).
Entspricht: 0 bis 1 Jahr : 25 mg/Dosis, einmalig. 1 bis 6 Jahre: 50 mg/Dosis, einmalig. 6 bis 18 Jahre: 100 mg/Dosis, einmalig.
<2 Jahre: off-label
Intramuskulär
Kinder einschließlich Reifgeborene
0 Jahre
bis
18 Jahre
2
mg/kg/Dosis,
einmalig.
Mit hohen Dosen von oralem Hydrocortison nach Stressschema fortfahren und dann allmählich auf ein dreimal tägliches Schema reduzieren (gemäß Ausschleichschema).
Entspricht: 0 bis 1 Jahr : 25 mg/Dosis, einmalig. 1 bis 6 Jahre: 50 mg/Dosis, einmalig. 6 bis 18 Jahre: 100 mg/Dosis, einmalig.
<2 Jahre: off-label
Oral
Kinder einschließlich Reifgeborene
0 Jahre
bis
18 Jahre
Unwohlsein, Trägheit, Temperatur <38,0 °C, kurzfristige körperliche Anstrengung
leichte Temperaturerhöhung 38,0-39,0°C, milde Grippe Infektion, Impfung, Anästhesie (Zahnarzt). In Ausnahmefällen kann auch psychischer Stress (Test, Examen) oder schwere körperliche Anstrengung eine Dosiserhöhung auf das 2-3-fache der normalen Substitutionsdosis nötig machen. Die Temperatur ist nicht immer ein guter Parameter zur Bewertung von Stress.
Temperatur >39°C, Erbrechen, Diarrhö, schwer krank, Unfall, Operation, Narkose (für die perioperative Therapie siehe Prednisolon)
Dosisanpassung
keine Anpassung nötig, normale Substitutionsdosis
30 mg/m2/Tag in 3 - 4 Dosen (= 3 x normale Substitutionsdosis)
50 mg/m2/Tag in 4 Dosen (= 5 x normale Substitutionsdosis)
Stressdosis: Perioperativer Substitutionsplan
Oral
Kinder, einschließlich Reifgeborene
0 Jahre
bis
18 Jahre
Nachstehende Dosierungsempfehlungen sind als Richtlinien zu betrachten. Die Dosis muss stets mit dem behandelnden pädiatrischen Endokrinologen abgestimmt werden.
Bei älteren Kindern kann am Abend vor der Operation (OP) eine zusätzliche Dosis Hydrocortison erforderlich sein.
OP möglichst früh am Morgen planen. Wenn die OP erst im Laufe des Tages stattfindet, muss am Morgen die 3-fache Dosis Hydrocortison verabreicht werden. Bei einer späten OP ist aufgrund des Hypoglykämie-Risikos ab dem Zeitpunkt der Nüchternheit eine Glucose/NaCl-Infusion zu empfehlen.
Die Glucocorticoid-Dosierung nach dem 1. postoperativen Tag muss in Abhängigkeit vom klinischen Zustand des Patienten und evtl. (zu erwartenden) postoperativen Komplikationen bestimmt werden.
Intravenös: Prednisolon-Hydrogensuccinat
Schwere der OP
Zeitpunkt
0-1 Jahre (0,3-0,5 m²)
1-3 Jahre (0,5-0,7 m²)
3-12 Jahre (0,7-1,2 m²)
> 12 Jahre (1,2-1,5 m²)
Erwachsene
MILD
Z.B. Kontrolle unter Narkose, Paukenröhrchen einsetzen
Bei Einleitung der Anästhesie
2,5 mg Prednisolon i.v.
5 mg Prednisolon i.v.
7,5 mg Prednisolon i.v.
10 mg Prednisolon i.v.
20 mg Prednisolon i.v.
MILD
Restlicher OP-Tag
2-3-fache Dosis Hydrocortison oral
2-3-fache Dosis Hydrocortison oral
2-3-fache Dosis Hydrocortison oral
2-3-fache Dosis Hydrocortison oral
2-3-fache Dosis Hydrocortison oral
MILD
1. Tag nach der Operation
Normale Substitutionsdosis Hydrocortison
Normale Substitutionsdosis Hydrocortison
Normale Substitutionsdosis Hydrocortison
Normale Substitutionsdosis Hydrocortison
Normale Substitutionsdosis Hydrocortison
MÄSSIG
Z.B. Hernia inguinalis, TE, AT
Bei Einleitung der Anästhesie
2,5 mg Prednisolon i.v.
5 mg Prednisolon i.v.
7,5 mg Prednisolon i.v.
10 mg Prednisolon i.v.
20 mg Prednisolon i.v.
MÄSSG
Rest des OP-Tages (verteilt über den verbleibenden Teil der 24 Stunden)
2x 1,5 mg Prednisolon i.v.
2x 2,5 mg Prednisolon i.v.
2x5 mg Prednisolon i.v.
2x5 mg Prednisolon i.v.
2x 10 mg Prednisolon i.v.
MÄSSIG
1. postoperativer Tag (verteilt über 24 Stunden)
3x 1,5 mg i.v. oder 3-fache Dosis Hydrocortison oral
3x 2,5 mg i.v. oder 3-fache Dosis Hydrocortison oral
3x 5 mg i.v. oder 3-fache Dosis Hydrocortison oral
3x 5 mg i.v. oder 3-fache Dosis Hydrocortison oral
3x 10 mg i.v. oder 3-fache Dosis Hydrocortison oral
SCHWER
Z.B. Genitoplastik, Laparotomie, Kraniotomie
Bei Einleitung der Anästhesie
5 mg Prednisolon i.v.
7,5 mg Prednisolon i.v.
10 mg Prednisolon i.v.
12.5 mg Prednisolon i.v.
25 mg Prednisolon i.v.
SCHWER
Rest des OP-Tages (verteilt über die restlichen 24 Stunden)
Bei folgenden Patienten muss die Dosierung ausgeschlichen werden, wenn die Behandlungsdauer 14 Tage übersteigt:
Patienten, die Hydrocortison täglich nach 16:00 Uhr einnehmen
Patienten, die täglich Glucocorticoide (inhalativ, kutan, rektal, nasal, intravenös oder oral) anwenden und die unerwartet ein verändertes Größenwachstum oder cushingoide Symptome entwickeln
Patienten, die einen starken CYP3A4-Inhibitor einnehmen, der den Abbau der Glucocorticoide hemmt
Schritt 1: Verringerung der therapeutischen (supraphysiologischen) Dosis auf eine physiologische Dosis von 10 mg/m2/Tag (Verhältnis 2:1:1) in Absprache mit einem pädiatrischen Endokrinologen. Schritt 2: Reduktion der physiologischen Dosis von 10 mg/m2/Tag um 1 mg/m2 pro Woche:
07:00
13:00
18:00
Woche 0
5 mg/m2
2,5 mg/m2
2,5 mg/m2
Woche 1
5 mg/m2
2,5 mg/m2
1,5 mg/m2
Woche 2
5 mg/m2
2 mg/m2
1 mg/m2
Woche 3
5 mg/m2
2 mg/m2
-
Woche 4
5 mg/m2
1mg/m2
-
Woche 5
5 mg/m2
-
-
Woche 6
4 mg/m2
-
-
Woche 7
3 mg/m2
-
-
Woche 8
2 mg/m2
-
-
Woche 9
1 mg/m2
-
-
Woche 10
STOP
-
-
Während der Dosisreduktion muss das Stressdosierungs-Schema weiterhin eingehalten werden.
In der Woche 21 nach Beginn des Ausschleichens soll ein low-dose ACTH-Test durchgeführt werden:
Wenn der Cortisol-Spiegel ≥0,55 µmol/L beträgt (Grenzwert je nach Assay), ist die Einhaltung des Stressdosierungs-Schemas nicht mehr erforderlich.
Wenn der Cortisol-Spiegel <0,55 µmol/L beträgt (Grenzwert je nach Assay), wiederholen Sie den Test nach 3 bis 6 Monaten. Nach 2 auffälligen ACTH-Tests und bei einem Alter von ≥6 Jahren sollte ein Metyrapon-Test in Betracht gezogen werden. Das Stressdosierungs-Schema muss bis dahin weiter eingehalten werden.
Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate
Keine Informationen zur Dosisanpassung bei Nierenfunktionsstörung vorhanden.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern
Hyperglykämie, Herzrhythmusstörungen. Bei Langzeitanwendung supraphysiologischer Dosierungen: Wachstumsverzögerung und Osteoporose, Magen-Darm-Ulcera, reduzierte Immunabwehr, Adipositas und Unterdrückung der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse.
Bei Langzeitanwendung von Corticosteroiden ist das Risiko eines erhöhten intrakraniellen Drucks bei Säuglingen und Kindern erhöht. Hohe Dosen von Corticosteroiden können bei Kindern eine Pankreatitis verursachen.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein
Bei der Substitutionstherapie bei Nebenniereninsuffizienz sind keine Nebenwirkungen zu erwarten. Eine Überdosierung über längere Zeit kann zu den für Glucocorticoide typischen unerwünschten Wirkungen (Symptome eines Cushing-Syndroms) führen, die in unterschiedlicher Ausprägung zu erwarten sind. [Ref.]
Psychiatrische Erkrankungen:
Psychose mit Halluzinationen und Delirium, Manie, Euphorie (Häufigkeit unbekannt) [Ref.]
Die vollständige Auflistung aller Nebenwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Kontraindikationen allgemein
Bei Injektions- oder Infusionslösung:
nicht zur intrathekalen und epiduralen Verabreichung n
bei Patienten, die immunsupprimierende Dosen von Corticosteroiden erhalten: Verabreichung von Lebendimpfstoffen oder attenuierten Lebendimpfstoffen
[Ref.]
Bei oralen Präparaten:
Patienten mit Dysphagie oder frühgeborene Säuglinge, bei denen die orale Nahrungsaufnahme noch nicht etabliert ist.
[Ref.]
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern
Beachte: Rote Handbrief vom 04.02.2021 (Risiko einer akuten Nebenniereninsuffizienz bei Umstellung von zerkleinerten oder als Rezeptur hergestellten oralen Hydrocortison-Formulierungen auf Alkindi):
Bei der Umstellung von löslichen Hydrocortison-Tabletten auf Alkindi-Granulat wurde bei einem Säugling ein Fall von schwerer Nebenniereninsuffizienz (adrenale Krise) berichtet.
Es kann eine akute Nebenniereninsuffizienz auftreten, da bei anderen, zerkleinerten oder als Rezeptur hergestellten, oralen Hydrocortison-Formulierungen das Risiko einer ungenauen Dosierung besteht.
Bei Umstellung ist das Kind in den ersten Wochen auf Symptome einer Nebenniereninsuffizienz wie Müdigkeit, Kopfschmerzen, Temperaturschwankungen und Erbrechen zu beobachten.
Bei Auftreten von Symptomen einer Nebenniereninsuffizienz sollten zusätzliche Dosen Alkindi-Granulat verabreicht und sofort ärztlichen Rat eingeholt werden.
Durch zu schnelles Absetzen von Corticosteroiden kann eine arzneimittelinduzierte sekundäre Nebenniereninsuffizienz (adrenale Krise) auftreten; das Risiko hierfür kann durch eine allmähliche Dosisreduktion reduziert werden. Eine solche relative Insuffizienz kann nach Absetzen der Therapie noch mehrere Monate fortbestehen. Wenn in dieser Zeit Stresssituationen auftreten, sollte die Corticosteroidtherapie daher wieder aufgenommen werden. [SmPC Alkindi]
Das Wachstum und die Entwicklung von Säuglingen und Kindern ist bei Langzeitanwendung von Corticosteroiden sorgfältig zu kontrollieren. Zur Prävention von Wachstumsverzögerungen sollte eine alternierende Gabe bevorzugt werden. Die Anwendung von Corticosteroiden bei nicht-immunen Patienten kann zu einem schwereren oder sogar fatalen Verlauf von Windpocken und Masern führen. Exponierte Patienten sollten sofort medizinisch behandelt werden.
Benzylalkohol kann bei Säuglingen und Kindern unter 3 Jahren toxische Reaktionen und anaphylaktoide Reaktionen hervorrufen.
Nach Verabreichung von Hydrocortison an Frühgeborene wurde über hypertrophe Kardiomyopathie berichtet. Daher sollte eine angemessene diagnostische Bewertung und Überwachung der Herzfunktion und -struktur durchgeführt werden.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein
Bei der Therapie mit Hydrocortison ist es erforderlich, den Patienten sorgfältig individuell auf das Arzneimittel einzustellen, einschließlich entsprechender Kontrolluntersuchungen z. B. von Gewicht, Blutdruck, Elektrolyten (bei AGS auch der Hormonparameter). [Ref.]
Sehstörung: Bei der systemischen und topischen Anwendung von Corticosteroiden können Sehstörungen auftreten. Wenn ein Patient mit Symptomen wie verschwommenem Sehen oder anderen Sehstörungen vorstellig wird, sollte eine Überweisung des Patienten an einen Augenarzt zur Bewertung möglicher Ursachen in Erwägung gezogen werden; diese umfassen unter anderem Katarakt, Glaukom oder seltene Erkrankungen, wie z. B. zentrale seröse Chorioretinopathie (CSC), die nach der Anwendung systemischer oder topischer Corticosteroide gemeldet wurden. [Ref.]
Eine besondere ärztliche Überwachung ist bei Magen-Darm-Ulzera, schwerer Osteoporose, Corticoid-induzierter Psychose sowie starker Hypertonie und Herzinsuffizienz erforderlich. [Ref.]
Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Wechselwirkungen
CYP3A4-Inhibitoren: bei einer gleichzeitigen Behandlung ist mit einem erhöhten Risiko systemischer Nebenwirkungen von Hydrocortison zu rechnen. Die Kombination sollte vermieden werden. [Ref.]
CYP-3A4-Induktoren: bei einer gleichzeitigen Behandlung ist die Corticoidwirkung vermindert. [Ref,]
Rifampicin
Phenytoin
Barbiturate
Primidon
NSAR, Salicylate und Indometacin: bei gemeinsamer Anwendung ist die Gefahr von Magen-Darm-Ulzera und -Blutungen erhöht. [Ref.]
Atropin, andere Anticholinergika: führen zu einer zusätzlichen Augeninnendrucksteigerung. Die gleichzeitige Anwendung wird nicht empfohlen. [Ref.]
Nicht-depolarisierende Muskelrelaxanzien: die muskelrelaxierende Wirkung kann länger anhalten. [Ref.]
Chloroquin, Hydroxychloroquin, Mefloquin: Es besteht ein erhöhtes Risiko des Auftretens von Myopathien, Kardiomyopathien. [Ref.]
Ciclosporin: Die Blutspiegel von Ciclosporin werden erhöht: Es besteht eine erhöhte Gefahr zerebraler Krampfanfälle. [Ref.]
Saluretika: Die Kaliumausscheidung wird vermehrt. Ref.]
Antidiabetika: Die blutzuckersenkende Wirkung wird vermindert. [Ref.]
Cumarin-Derivate/orale Antikoagulanzien: Die Antikoagulanzienwirkung wird abgeschwächt. Bei gleichzeitiger Anwendung wird eine Dosisanpassung der Antikoagulanzien erforderlich. [Ref.]
Praziquantel: Durch Corticosteroide ist ein Abfall der Praziquantel-Konzentration im Blut möglich. [Ref.]
Somatropin: Die Wirkung von Somatropin kann bei Überdosierung von Hydrocortison vermindert werden. [Ref.]
andere Immunsuppressiva: der immunsupprimierende Effekt verstärkt sich, das Risiko für Infektionen ist erhöht. [Ref.]
Pimecrolimus
Tacrolimus
Natalizumab
Antazida: Antazida können die orale Bioverfügbarkeit von Corticosteroiden vermindern. Die Einnahme sollte mindestens 2 Stunden voneinander getrennt sein. [Ref.]
Echinacea: kann den therapeutischen Effekt von Immunsuppressiva vermindern. Echinacea sollte nur mit Vorsicht bei Patienten mit immunsuppressiver Therapie angewendet werden. [Ref.]
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
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BfArM, Rote-Hand-Brief zu Alkindi (Hydrocortisongranulat zur Entnahme aus Kapseln): Risiko einer akuten Nebenniereninsuffizienz bei Umstellung von zerkleinerten oder als Rezeptur hergestellten oralen Hydrocortison-Formulierungen auf Alkindi, 04.02.2021
Änderungsverzeichnis
25 März 2021 10:43: Dosierungsanpassung basierend auf der Zulassung von Alkindi®
04 Februar 2021 16:37: Rote Handbrief vom 04.02.2021 (Risiko einer akuten Nebenniereninsuffizienz bei Umstellung von zerkleinerten oder als Rezeptur hergestellten oralen Hydrocortison-Formulierungen auf Alkindi)
04 Dezember 2020 17:03: Präzisierung der intravenösen Stressdosierung
09 September 2020 14:55: Neue Überarbeitung
01 September 2020 09:20: Die Indikationen und Dosierungen bei Nebennierenrindeninsuffizienz (normale Substitution, akute Krise und Reduktion) wurden auf der Grundlage der NVK-Leitlinie (Niederländische Vereinigung für Kinderheilkunde) zur Reduktion von Glucocorticoiden angepasst. Die Indikationen Kongenitale Nebennierenhyperplasie und Adrenogenitales Syndrom (AGS)- Addison Krise sind nun in der allgemeinen Indikation Akute Nebennierenkrise enthalten.