Pharmakodynamik
Mivacurium ist ein nicht-depolarisierendes Muskelrelaxans mit kurzer Wirkungsdauer. Mivacurium wirkt als kompetitiver Antagonist zu Acetylcholin und besetzt die cholinergen Rezeptoren an der motorischen Endplatte, unterbricht die physiologische Impulsübertragung von der Nerven- auf die Muskelzelle und führt zu einer schlaffen Lähmung (neuromuskuläre Blockade). Dieser Vorgang ist durch die Gabe von Cholinesterase-Hemmstoffen wie Neostigmin vollständig umkehrbar.
Pharmakokinetik bei Kindern
Es sind keine spezifischen Informationen für Kinder vorhanden.
Zulassung der Dosierungsempfehlungen
- Neuromuskuläre Blockade
- intravenös
- ≥2 Monate bis <18 Jahre: zugelassen
- Neuromuskuläre Blockade während einer endotrachealen Intubation
- intravenös
- ≥2 Monate bis <18 Jahre: zugelassen
Auszug aus Fachinformation
Auszug aus Fachinformation
Textauszug aus Fachinformation
Intravenös zur Anwendung bei Allgemeinanästhesien, bei der Intubation und bei der künstlichen Beatmung von Erwachsenen, Kindern und Säuglingen über 2 Monaten
Anwendung als Injektionslösung:
Säuglinge im Alter von 2 bis 6 Monaten:
Initial werden Bolusinjektionen im Bereich von 0,1 bis 0,15 mg Mivacurium/kg KG, die über einen Zeitraum von 5 bis 15 Sekunden verabreicht werden sollen, empfohlen. Höhere Dosen sollten nicht verabreicht werden.
Für eine Trachealintubation wird eine Mivacurium-Dosis von 0,15 mg/kg KG empfohlen. Ca. 1,4 Minuten (84 Sekunden) nach Verabreichung dieser Dosis wird eine maximale neuromuskuläre Blockade erzielt. Eine Intubation sollte innerhalb dieses Zeitraums erfolgen können.
Altersgruppen von 7 Monaten bis 12 Jahren:
Initial werden Bolusinjektionen im Bereich von 0,1 bis 0,2 mg Mivacurium/kg KG, die über einen Zeitraum von 5 bis 15 Sekunden verabreicht werden sollen, empfohlen. Höhere Dosen sollten nicht verabreicht werden. Bei Gabe während einer stabilen balancierten Allgemeinanästhesie mit Narkotika bewirken Dosen von 0,2 mg Mivacurium/kg KG eine klinisch wirksame neuromuskuläre Blockade von ca. 9 Minuten.
Für eine Trachealintubation wird eine Mivacurium-Dosis von 0,2 mg/kg KG empfohlen. Ca. 2 Minuten nach Verabreichung dieser Dosis wird eine maximale neuromuskuläre Blockade erzielt (½ bis 1 Minute schneller als bei Erwachsenen). Eine Erhaltungsdosis von 0,1 mg/kg KG verlängert die klinisch wirksame neuromuskuläre Blockade während einer Allgemeinanästhesie mit Narkotika um ca. 6 bis 9 Minuten.
Erhaltungsdosen sind bei Säuglingen, Kleinkindern und Kindern im Allgemeinen häufiger erforderlich als bei Erwachsenen.
Bei Säuglingen, Kleinkindern und Kindern ist die Spontanerholung ca. 10 Minuten nach ihrem Einsetzen vollständig abgeschlossen.
Anwendung als Infusionslösung:
Säuglinge im Alter von 2 bis 6 Monaten:
Säuglinge benötigen im Allgemeinen höhere Infusionsraten von Mivacurium als Erwachsene.
Während einer Steady-State Anästhesie mit Isofluran kann eine Reduzierung um bis zu 70 % verglichen mit der Infusionsrate während einer Anästhesie mit Narkotika erforderlich sein.
Altersgruppen von 7 Monaten bis 12 Jahren:
Kinder benötigen im Allgemeinen höhere Infusionsraten von Mivacurium als Erwachsene.
Während einer Allgemeinanästhesie mit Narkotika beträgt die zur Aufrechterhaltung einer 89 bis 99 %igen neuromuskulären Blockade erforderliche Infusionsrate für Säuglinge/Kleinkinder (7 bis 23 Monate) im Durchschnitt ca. 11 µg Mivacurium/kg KG/min (ca. 0,7 mg Mivacurium/kg KG/Stunde). Für Kinder von 2 bis 12 Jahren beträgt die entsprechende Infusionsrate ca. 13 bis 14 µg Mivacurium/kg KG/min (ca. 0,8 mg Mivacurium/kg KG/Stunde) während einer Allgemeinanästhesie mit Narkotika.
Die neuromuskuläre Blockade von Mivacurium wird durch die Anwendung von Inhalationsanästhetika potenziert. Während einer Steady-State Anästhesie mit Isofluran kann eine Reduzierung um bis zu 70 % verglichen mit der Infusionsrate während einer Anästhesie mit Narkotika erforderlich sein. Eine Studie hat gezeigt, dass die Infusionsrate von Mivacurium bei Sevofluran bei Kindern von 2 bis 12 Jahren um bis zu 70 % reduziert werden sollte.
[Ref.]
Dosierungsempfehlungen
Neuromuskuläre Blockade |
- Intravenös
-
2 Monate
bis
7 Monate
[1]
- Initialdosis:
0,1
- 0,15
mg/kg/Dosis
als Bolus.
- Erhaltungsdosis:
0,1
mg/kg/Dosis,
Bolus.
- Wiederholen, wenn dies aufgrund des Train of Four (ToF) - Tests erforderlich ist.
- ALTERNATIV: 0,2 - 1,5 mg/kg/h, als Dauerinfusion
-
7 Monate
bis
2 Jahre
[1]
- Initialdosis:
0,1
- 0,2
mg/kg/Dosis
als Bolus.
- Erhaltungsdosis:
0,1
mg/kg/Dosis,
Bolus.
- Wiederholen, wenn dies aufgrund des Train of Four (ToF) - Tests erforderlich ist.
- ALTERNATIV: 0,2 - 1,6 mg/kg/h, als Dauerinfusion
-
2 Jahre
bis
12 Jahre
[1]
- Initialdosis:
0,1
- 0,2
mg/kg/Dosis
als Bolus.
- Erhaltungsdosis:
0,1
mg/kg/Dosis,
bei Bedarf wiederholen.
- Wiederholen, wenn dies aufgrund des Train of Four (ToF) - Tests erforderlich ist.
- ALTERNATIV: 0,3 - 1,9 mg/kg/h, als Dauerinfusion
-
12 Jahre
bis
18 Jahre
[1]
- Initialdosis:
0,07
- 0,25
mg/kg/Dosis
als Bolus.
- Erhaltungsdosis:
0,1
mg/kg/Dosis,
bei Bedarf wiederholen.
Wiederholen, wenn dies aufgrund des Train of Four (ToF) - Tests erforderlich ist. ALTERNATIV: 0,5 - 0,6 mg/kg/h, als Dauerinfusion Die Erhöhung der Infusionsrate muss in Schritten von etwa 0,06 mg/kg/h erfolgen.
|
Neuromuskuläre Blockade während einer endotrachealen Intubation |
- Intravenös
-
2 Monate
bis
7 Monate
[1]
[2]
-
0,15
mg/kg/Dosis
als einmaliger Bolus.
-
7 Monate
bis
12 Jahre
[1]
[2]
-
0,2
mg/kg/Dosis
als einmaliger Bolus.
-
12 Jahre
bis
18 Jahre
[1]
[2]
-
0,2
mg/kg/Dosis
als einmaliger Bolus.
ALTERNATIV: 0,25 mg/kg in 2 Dosen: 0,15 mg/kg, nach 30 sec gefolgt von 0,1 mg/kg
|
Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate
GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.
GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern
Das Sicherheitsprofil bei Kindern ist mit dem von Erwachsenen vergleichbar. [SmPC Mivacron®]
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein
Sehr häufig (>10 %): Hautrötungen (Flush)
Gelegentlich (0,1-1 %): Tachykardie, Hypotonie, Bronchospasmus, Erytheme, Urtikaria
Sehr selten (<0,01 %): schwere anaphylaktische oder anaphylaktoide Reaktionen
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Kontraindikationen allgemein
- Unmöglichkeit der künstlichen Beatmung
- Plasmacholinesterasemangel oder Patienten mit homozygot atypischer Plasmacholinesterase
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern
Monitoring der neuromuskulären Funktion. Die Wirkdauer von Muskelrelaxantien ist variabel, sodass vor der Extubation eine Muskelrelaxationsmessung in Betracht gezogen und das Muskelrelaxans gegebenenfalls antagonisiert werden sollte.
Kreuzallergien - auch gegenüber anderen Muskelrelaxantien - sind möglich. Dies kann auf die Hilfsstoffe, aber auch auf den Wirkstoff zurückzuführen sein. Es wird empfohlen, bei Verdacht auf eine allergische Reaktion auf ein Muskelrelaxans einen Fachpersonal für pädiatrische Allergologie zu konsultieren und auch alternative Muskelrelaxantien auf ihre Verträglichkeit zu prüfen.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein
Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.
Wechselwirkungen
Diese Informationen werden im Moment recherchiert und baldmöglichst zur Verfügung gestellt.
Bitte beachten Sie die aktuellen Fachinformationen.
MUSKELRELAXANZIEN, PERIPHER WIRKENDE MITTEL
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Andere quartäre Ammonium-Verbindungen |
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M03AC04
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M03AC11
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M03AC01
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M03AC09
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M03AC03
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Andere Muskelrelaxanzien, peripher wirkende Mittel |
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M03AX01
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Referenzen
-
Aspen Pharma Trading Limited, SmPC Mivacron (RVG 16146), 10/2021
-
Aspen Pharma Trading Limited, SmPC Mivacron® 10 mg/20 mg Injektionslösung (31178.00.00), 03/2022
Änderungsverzeichnis
- 30 November 2023 10:21: Neue Monographie
Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)
Überdosierung