Pharmakodynamik
Kalium ist das wichtigste Kation des Intrazellulärraumes. 98 % des Kaliumbestands des Organismus befinden sich intrazellulär. Der Kaliumspiegel im Plasma ist eng mit dem Säuren-Basen-Haushalt verknüpft. Eine Alkalose geht häufig mit einer Hypokaliämie und eine Acidose mit einer Hyperkaliämie einher. Bei bestehender Acidose ist ein Kaliumspiegel im Normbereich ein Hinweis auf Kaliummangel. Der tägliche Kaliumbedarf liegt bei 1 – 1,5 mmol/kg KG. Zu einem Kaliummangel kann es durch gesteigerte renale Ausscheidung, erhöhte gastrointestinale Verluste (Erbrechen, Diarrhö, Fisteln), vermehrte intrazelluläre Kaliumaufnahme (Acidosebehandlung, Glucose-Insulin-Therapie) oder unzureichende Zufuhr kommen.
Pharmakokinetik bei Kindern
Es sind keine spezifischen Informationen für Kinder vorhanden.
Zulassung der Dosierungsempfehlungen
- Hypokaliämie
- oral
- ≥1 Monat bis <18 Jahre: off-label
- intravenös
- ≥1 Monat bis <18 Jahre: unklar
Auszug aus Fachinformation
Auszug aus Fachinformation
Textauszug aus Fachinformation
Oral zur Behandlung von Kaliummangelzuständen/ausgeprägter Hypokaliämie
- nur für Erwachsene zugelassen
- Dosierungsempfehlung siehe Fachinformation
[Ref.]
Intravenös bei Kaliummangelzuständen, insbesondere bei hypochlorämischer Alkalose
Kinder:
- Die Dosierung richtet sich nach den Werten des Serumionogramms und dem Säuren-Basen-Status.
- Ein Kaliumdefizit errechnet sich nach folgender Formel:
- Kaliumdefizit (mmol) = kg KG × 0,2 × 2 × (4,5 mmol/l – Serumkalium, aktuell)
- Das extrazelluläre Volumen errechnet sich aus KG in kg × 0,2
- Maximale Tagesdosis: Zufuhr von 2 – 3 mmol Kalium/kg KG
- Maximale Infusionsgeschwindigkeit: 0,3 mmol Kalium/kg KG und Stunde
[Ref.]
Intravenös als Erhaltungsdosis bei ausschließlich parenteraler Ernährung
Für diese Indikation hat Kaliumchlorid keine Zulassung in Deutschland.
weitere zugelassene Indikationen:
Oral zur vorbeugenden Anwendung bei Diuretika, die zu einer vermehrten Kaliumausscheidung führen
- nur für Erwachsene zugelassen
- Dosierungsempfehlung siehe Fachinformation
[Ref.]
Präparate im Handel
Retardkapseln 600 mg (8 mmol)
Filmtabletten 1000 mg (13,4 mmol)
Infusionslösungskonzentrat 7,45 % (74,5 mg/ml, 1 mmol), 14,90 % (149 mg/ml, 2 mmol)
Orale Anwendung
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
Präparat |
Darreichungsform |
Stärke
|
Problematische Hilfsstoffe |
Anwendungshinweis |
KALINOR®-retard P |
Retard-Kapseln |
600 mg (8 mmol)T0,M0,S |
- |
Zu den Mahlzeiten unzerkaut mit reichlich Flüssigkeit einnehmen. Bei Schluckbeschwerden kann die Kapsel geöffnet werden. Der Inhalt (retardierte Mikropellets) wird in flüssiger bzw. halbfester Nahrung suspendiert eingenommen. |
Rekawan® retard |
Retard-Kapseln |
600 mg (8,04 mmol) |
Polysorbat 80 |
Unzerkaut mit reichlich Flüssigkeit während oder nach der Mahlzeit einnehmen. Die Einnahme sollte nicht im Liegen erfolgen. |
Rekawan® |
Filmtabletten |
1000 mg (13,4 mmol) |
- |
Unzerkaut mit reichlich Flüssigkeit und nur auf vollen Magen nach den Mahlzeiten einnehmen.Die Einnahme sollte nicht im Liegen erfolgen. |
T0: nicht teilbar, M0: nicht mörserbar, S: suspendierbar
Die Fachinformationen wurden am 30.04.2021 aufgerufen.
Parenterale Anwendung
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
Präparat |
Darreichungsform |
Stärke
|
Kaliumchlorid Braun |
Infusionslösungskonzentrat |
7,45 % (74,5 mg/ml, 1 mmol) 14,9 % (149 mg/ml, 2 mmol) |
Die Fachinformationen wurden am 30.04.2021 aufgerufen.
Neben den aufgeführten Präparaten befinden sich diverse Generika im Handel.
Anwendungshinweis:
- Zur intravenösen Anwendung.
- Nur verdünnt als Zusatz zu Infusionslösungen in einer Konzentration von maximal 40 mmol Kalium/l anzuwenden.
- Detaillierte Angaben zur Verdünnung und Anwendung sind den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Lieferengpässe/weitere praktische Informationen
Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)
Dosierungsempfehlungen
Hypokaliämie |
- Oral
- Intravenös
-
1 Monat
bis
18 Jahre
[2]
Dosis entsprechend der Kalium Serumkonzentration, maximal 2-3 mmol/kg/Tag. Nicht unverdünnt als Bolus verabreichen. Gefahr von Arrhythmien bei zu schneller Infusion: maximale Konzentration der Infusion: 0,08 mmol/ml, d.h. max. 40 mmol pro 500 ml.
|
Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate
GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.
GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern
Hyperkaliämie, Magen-Darm-Störungen (oral), Darmulcera (oral)
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein
Folgende schwerwiegende UAW wurden selten, sehr selten (<0,1 %) oder mit unbekannter Häufigkeit beobachtet:
- gastrointestinale Blutungen
- Acidose, Hyperkaliämie
- Herzrhythmusstörungen
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Kontraindikationen allgemein
- Hyperkaliämie
- Hyperchlorämie
- Krankheiten, die häufig mit einer Hyperkaliämie verbunden sind:
- Dehydratation
- eingeschränkte exkretorische Nierenfunktion
- Morbus Addison
- Adynamia episodica hereditaria (familiäre periodische hyperkaliämische Lähmung, Gamstorp-Syndrom)
- Sichelzellanämie
Die vollständige Auflistung aller Gegenanzeigen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern
Intravenös: Nicht unverdünnt als Bolus verabreichen. Gefahr von Arrhythmien bei zu schneller Infusion: maximale Konzentration der Infusion: 0,08 mmol/ml, d.h. max. 40 mmol pro 500 ml.
Cave bei gleichzeitiger Anwendung kaliumsparender Diuretika und bei Niereninsuffizienz.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein
Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.
Wechselwirkungen
Interaktionspartner |
Grund |
Handlungsempfehlung |
Arzneimittel, die das Serum-Kalium erhöhen können, z.B. Aldosteronantagonisten (z.B. Canrenon, Spironolacton), kaliumsparende Diuretika (z.B. Triamteren), ACE-Hemmer (Captopril, Enalapril), Sartane (z.B. Candesartan, Valsartan) |
Erhöhte Hyperkaliämie-Gefahr. |
Kalium-Serumkonzentrationen und die Nierenfunktion sorgfältig überwachen. |
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.
KALIUM
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Referenzen
-
Rademaker C.M.A. et al, Geneesmiddelen-Formularium voor Kinderen [Arzneimittel-Formularium für Kinder], 2007
-
Centrafarm Services BV, SmPC Kaliumchloride (RVG 55104) 04-04-2018, www.cbg-meb.nl, aufgerufen 21. Oktober 2010, http://db.cbg-meb.nl/IB-teksten/h55104.pdf
-
Riemser, SmPC Rekawan® Kapseln retard 600 mg/Filmtabletten 1000 mg (6118055.00.01), 10/2017
-
Desma, SmPC KALINOR-retard P 600 mg Hartkapseln, retardiert (4215.00.00), 12/2018
-
Braun, SmPC Kaliumchlorid 14,90 % Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung (6698182.00.00), 07/2014
-
Braun, SmPC Kaliumchlorid 7,45 % Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung (6698182.01.00), 04/2014
Änderungsverzeichnis
- 24 Mai 2022 14:57: Informationen zu Dosisanpassungen bei Patienten mit Nierenfunktionsstörungen hinzugefügt
- 05 Juli 2021 18:22: Die Indikation "Erhaltungsdosis bei ausschließlich parenteraler Ernährung" wurde entfernt
- 31 Mai 2021 09:10: Neue Recherche zu Zulassungsstatus, Präparate, unerwünschten Arzneimittelwirkungen, Warnhinweisen und Interaktionen
Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)
Überdosierung
- Bei Überdosierung kann es zur Hyperkaliämie kommen, insbesondere bei gleichzeitiger Azidose oder Niereninsuffizienz.
- Plasmakaliumkonzentrationen ab 6,5 mmol/l sind bedrohlich, über 8 mmol/l oft tödlich.
- Symptome:
- Vor allem kardiovaskuläre Störungen: Bradykardie, AV-Blockierung, u.U. Kammerflimmern und diastolischer Herzstillstand. Im EKG kommt es zu hohen Spitzen, symmetrischen T-Wellen und bei sehr hohem Kalium zur Verbreiterung des QRS-Komplexes. Die Folgen für den Kreislauf sind Hypotonie und Zentralisation.
- Neuromuskuläre Symptome: Parästhesien, aufsteigende Paralyse, Verwirrtheitszustände.
- Therapie orale Überdosierung:
- Parenterale Verabreichung von 10 %igem Calciumglukonat, Infusion einer 10-25%-igen Glukoselösung zusammen mit Insulin (10 I.E./20 g Glukose) in einer Menge von 300-500 ml/Std. oder orale Zufuhr bzw. Einläufe mit Ionenaustauschern, ggf. Acidoseausgleich
- Unter Umständen ist eine rasche Hämodialyse lebensrettend.
[Ref.]