Ataluren

Wirkstoff
Ataluren
Handelsname
Translarna™
ATC-Code
M09AX03

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Ataluren ist ein Oxadiazol- und Benzoesäure-Derivat. Eine Nonsense-Mutation der DNS führt zu einem frühzeitigen Stopcodon in der mRNS. Dieses frühzeitige Stopcodon in der mRNS verursacht Erkrankungen (Duchenne-Muskeldystrophie ), indem es den Translationsprozess beendet, bevor ein Protein voller Länge generiert ist. Ataluren ermöglicht ein ribosomales Durchlesen der mRNS, die ein derartiges Stopcodon enthält, und infolgedessen wird ein Protein voller Länge erzeugt.

Pharmakokinetik bei Kindern

BV: 55 %

T1/2: 2 - 6 Stunden

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Duchenne-Muskeldystrophie bei gehfähigen Patienten
    • oral
      • ≥2 Jahre (≥12 kg) bis <18 Jahre: zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Oral für die Behandlung der Duchenne-Muskeldystrophie infolge einer Nonsense-Mutation im Dystrophin-Gen bei gehfähigen Patienten im Alter ab 2 Jahren

als Granulat zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen:

Kinder (<12 kg, ≥6 Monate bis <2 Jahre):

  • Die Sicherheit und Wirksamkeit von Ataluren bei Kindern <12 kg und im Alter von 6 Monaten bis 2 Jahren ist bisher noch nicht erwiesen. Es liegen keine Daten vor.

Kinder und Jugendliche ( ≥12 kg, ≥2 Jahre):

  • Ataluren sollte jeden Tag in 3 Dosen eingenommen werden.
  • Kinder und Jugendliche mit einem Körpergewicht von ≥12 kg werden gemäß den Dosierungsempfehlungen entsprechend dem Gewichtsbereich behandelt.
  • Die empfohlene Dosis ist für alle Altersbereiche dieselbe, d.h. 10 mg/kg Körpergewicht morgens, 10 mg/kg Körpergewicht mittags und 20 mg/kg Körpergewicht abends (für eine tägliche Gesamtdosis von 40 mg/kg Körpergewicht).

[Ref.]

Präparate im Handel

Granulat zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen 125 mg, 250 mg, 1000 mg

In Deutschland ist derzeit kein Präparat mit diesem Wirkstoff im Handel.

Orale Anwendung

Präparat im Handel in Österreich:

Präparat Darreichungsform Stärke
Problematische Hilfsstoffe Aroma
Translarna™ Granulat zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen 125 mg/Beutel
250 mg/Beutel
1000 mg/Beutel
Propylenglykol Vanille

 

Anwendungshinweis:

  • Ataluren sollte jeden Tag in 3 Dosen eingenommen werden. Zwischen der morgendlichen und mittäglichen Dosis sollten 6 Stunden Abstand liegen, zwischen der mittäglichen und abendlichen Dosis sollten ebenfalls 6 Stunden Abstand liegen, zwischen der abendlichen und der ersten Dosis des nächsten Tages sollten 12 Stunden Abstand liegen. 
  • Ataluren sollte in Flüssigkeit oder halbfester Nahrung zu einer Suspension gemischt und anschließend eingenommen werden.
  • Die Beutel sollten erst geöffnet werden, wenn die Dosis zubereitet wird. Der vollständige Inhalt jedes einzelnen Beutels sollte mit mindestens 30 ml Flüssigkeit (Wasser, Milch, Fruchtsaft), oder 3 Esslöffeln halbfester Nahrung (Joghurt oder Apfelmus) gemischt werden.
  • Die zubereitete Dosis sollte vor der Einnahme gut vermischt werden. Die Menge der Flüssigkeit oder halbfester Nahrung kann je nach Vorlieben des Patienten erhöht werden. Die Dosis ist vollständig einzunehmen.
  • Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu beseitigen.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Duchenne-Muskeldystrophie bei gehfähigen Patienten
  • Oral
    • ≥ 2 Jahre und ≥ 12 kg
      [1]
      • 40 mg/kg/Tag aufgeteilt in 3 ungleiche Dosen: 10 - 10 - 20 mg/kg/Dosis.
      • Ataluren wird angewendet für die Behandlung der Duchenne-Muskeldystrophie infolge einer Nonsense-Mutation im Dystrophin-Gen bei gehfähigen Patienten. Bei nicht gehfähigen Patienten wurde keine Wirksamkeit nachgewiesen. Das Vorliegen einer Nonsense-Mutation im Dystrophin-Gen ist durch Gentest nachzuweisen.

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

  • GFR ≥30 ml/min/1.73 m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.
  • GFR 10-30 ml/min/1.73 m2: Eine generelle Empfehlung kann nicht gegeben werden. Es sollte abgewogen werden, ob der gewünschte Effekt von Ataluren die möglichen Risiken überwiegt.
  • GFR <10 ml/min/1.73 m2: Eine generelle Empfehlung kann nicht gegeben werden. Es sollte abgewogen werden, ob der gewünschte Effekt von Ataluren die möglichen Risiken überwiegt.
Klinische Konsequenzen

Bei eingeschränkter Nierenfunktion steigt die Exposition gegenüber Ataluren und dem Acylglucuronid-Metaboliten. Dadurch erhöht sich das Risiko von Nebenwirkungen.

Klinische Folgen:
Die Toxizität des Metaboliten ist nicht bekannt. In einer Studie mit einer einmaligen Gabe Ataluren war die Ataluren-Exposition bei Probanden mit einer CrCl <30 ml/min im Vergleich zu Probanden mit normaler Nierenfunktion um 61 % höher. Die Exposition des Acylglucuronid-Metaboliten war 3-8 x höher.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Das Nebenwirkungsprofil von Kindern entspricht dem Nebenwirkungsprofil von Erwachsenen.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Sehr häufig (>10 %): Erbrechen 

Häufig (1-10 %): verminderter Appetit, Hypertriglyceridämie, Kopfschmerzen, Hypertonie, Husten, Epistaxis, Übelkeit, Oberbauchschmerzen, Flatulenz, Obstipation, erythematöser Hautausschlag, Schmerzen in den Extremitäten, muskuloskeletale Schmerzen in der Brust, Hämaturie, Einnässen
Pyrexie, Gewichtsverlust

Häufigkeit nicht bekannt: Veränderungen bei Nierenfunktionstests (erhöhte Werte für Kreatinin, Harnstoff-Stickstoff im Blut, Cystatin C)

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

  • gleichzeitige Anwendung intravenöser Aminoglykoside

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

Die standardisierte Wechselwirkungsrecherche des Kinderformulariums hat folgende klinisch relevante Wechselwirkungen ergeben:

Interaktionspartner Grund Handlungsempfehlung
Aminoglykoside (z.B. Amikacin, Gentamicin, Tobramycin) Bei gleichzeitiger Behandlung mit Ataluren und Aminoglykosid-Antiobiotika i.v. kann eine verstärkte Nephrotoxizität auftreten. Kombination vermeiden. Ataluren kann 2 Tage nach Ende der Aminoglykosid-Behandlung wieder angewandt werden.

 

Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

ANDERE MITTEL GEGEN STÖRUNGEN DES MUSKEL- UND SKELETTSYSTEMS

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Andere Mittel gegen Störungen des Muskel- und Skelettsystems

Nusinersen

Spinraza®
M09AX07
M09AX09

Risdiplam

Evrysdi®
M09AX10

Referenzen

  1. PTC Therapeutics International Limited, SmPC Translarna (EU/1/13/902/003), 31-08-2018
  2. NKFK Workinggroup Acute Kidney Impairment, Extrapolation of KNMP risk analysis "Impaired renal function" for adults to children, 20 Dec 2021
  3. PTC Therapeutics International Limited, SmPC Translarna™ 125/250/1.000 mg, Granulat zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen (EU/1/13/902/001), 03/2023

Änderungsverzeichnis

  • 13 Januar 2021 13:22: Aktualisierung

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung