Durch prophylaktische Zufuhr von Fluoriden lässt sich das Auftreten der Zahnkaries reduzieren. Der Mechanismus, über den Fluoride die Entstehung der Zahnkaries hemmen, ist nicht restlos geklärt. Diskutiert werden folgende Möglichkeiten:
a) Einlagerung des Fluorions in den Apatit des Zahnschmelzes (Bildung von Fluorapatit) und dadurch Erhöhung der Säureresistenz des Schmelzes,
b) Hemmwirkung auf den Stoffwechsel säureproduzierender Mikroorganismen in den Zahnbelägen,
c) Verbesserung der Remineralisation des Zahnschmelzes
T1/2: 1,5-9 Stunden
Vd: 1 l/kg
Tmax: 0,5-1 Stunden
Fluorid wird hauptsächlich über die Nieren ausgeschieden, ein kleiner Anteil wird über die Fäzes ausgeschieden [SmPC].
Tabletten 0,25 mg
Lutschtabletten 0,25 mg, 5 mg, 1 mg
Dentalsuspension (Lack) 22,62 mg/mL
Zahnpasta 1,04 mg/g, 5 mg/g
Gel 6,15 mg/g, 12,31 mg/g, 12,5 mg/g
Allgemein
Die im Handel befindlichen Präparate enthalten Fluorid als Natriumsalz. Die Angabe der Wirkstoffkonzentration und Dosierung ist jeweils auf Fluorid bezogen.
Neben den Monopräparaten gibt es Kombinationspräparate mit 500 I.E und 1000 I.E. Colecalciferol (Vitamin D3): D-Fluoretten®, Fluor-Vigantol®, Dekristol Fluor®, Zymafluor D®. Zudem gibt es fluoridhaltige, freiverkäufliche Zahnpastas (Nicht-Arzneimittel). Hier ist auf die Angabe des jeweiligen Fluorid-Gehalts (ppm) zu achten.
Oromukosal
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
Präparat | Darreichungsform | Stärke (Fluorid) |
Problematische Hilfsstoffe | Aroma | Altersangabe |
Fluoretten® | Lutschtabletten | 0,25 mgT0 | Lactose Saccharin |
Himbeere | ab 0 Jahren |
0,5 mgT0 | ab 3 Jahren | ||||
1 mgT0 | ab 6 Jahren | ||||
Zymafluor® | Lutschtabletten | 0,25 mgT0 |
Saccharin Sorbitol |
Vanille Pfefferminz |
ab 0 Jahren |
0,5 mgT0 | ab 3 Jahren | ||||
1 mgT0 | ab 6 Jahren |
T0: nicht teilbar
Die Fachinformationen wurden am 13.01.2023 aufgerufen.
Neben den aufgeführten Präparaten befinden sich weitere Präparate im Handel.
Anwendungshinweis:
Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)
Kariesprophylaxe | ||||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
|
Keine Informationen zur Dosisanpassung bei Nierenfunktionsstörung vorhanden.
Sehr selten (<0,01 %): Überempfindlichkeitsreaktionen (allergische Reaktionen)
Häufigkeit nicht bekannt: Abdominalschmerzen, Dyspepsie, Ulzerationen im Mund, Mundtrockenheit
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Fluoridhaltige Produkte sollten nicht geschluckt werden, sofern Kinder dies koordinativ beherrschen.
Die übermäßige Verwendung von Fluorid bei Kindern während der Zahnbildung kann zu einer Dentalfluorose führen (verfärbter Zahnschmelz, Zebrazähne). Besonders anfällig sind Kinder zwischen ½ und 4½ Jahren, da sich dann der später sichtbare Zahnschmelz der Schneidezähne bildet. Eine Fluorose kann erst ab einem Alter von ca. 6 Jahren bemerkt werden, wenn die bleibenden Zähne durchgebrochen sind.
Wird Wasser (Trinkwasser, Mineralwasser) mit einem Fluoridgehalt von 0,3 mg/l oder mehr zur Zubereitung von Säuglings(milch)nahrung verwendet, soll kein Fluorid gegeben werden. Dies betrifft Säuglinge, die ausschließlich oder überwiegend mit Säuglings(milch)nahrung ernährt werden [BZfE 2021].
Fluoridhaltige Zahnpasta und Fluoridtabletten sollen nicht in Kombination verwendet werden [BZfE 2021].
Bei früh- und mangelgeborenen Säuglingen sollte die Kariesprophylaxe erst nach Erreichen eines Körpergewichts von 3.000 g und bei normaler körperlicher Entwicklung eingesetzt werden [SmPC Fluoretten].
Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.
Die standardisierte Wechselwirkungsrecherche des Kinderformulariums führte bei der dentalen Anwendung zu keiner klinisch relevanten Interaktion.
orale Anwendung:
Interaktionspartner | Grund | Handlungsempfehlung |
Polyvalente Kationen aus Arznei- und Lebensmitteln, z.B. Calcium-, Aluminium-, Magnesiumsalze | Verminderte Resorption von Fluorid durch Bildung schwerlöslicher Salze. | Bei der Einnahme sollte ein Abstand von mindestens 2 Stunden gehalten werden. Die Einnahme mit Leitungswasser ist gegenüber der Einnahme mit Mineralwasser bevorzugt. |
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Bei einer Einnahme von mehr als 1 mg/kg Fluorid kann es zu toxischen Reaktionen kommen [Spörke 1980, Eichler 1982]. Erste Symptome einer Intoxikation sind meist innerhalb 1 Stunde nach Einnahme zu erwarten, können aber auch erst 6 Stunden später auftreten. Je höher die aufgenommene Menge Fluorid ist, desto stärker ausgeprägt sind die Symptome [Augenstein 1991].
Als erste Maßnahme bei der Ingestion von geringeren Mengen bis 8 mg/kg Fluorid wird angestrebt, das Fluorid abzubinden, indem man es als Calciumsalz ausfällt. Den Eltern werden dafür die Gabe von Milch und eine 6-stündige Überwachung des Kindes zu Hause empfohlen. Sobald Symptome einer Vergiftung auftreten (Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen) soll ein Arzt konsultiert werden. Dort sollen die Vitalparameter und Elektrolytspiegel überwacht werden. Eine weitere Gabe von Milch, Calciumsalzen oder Antazida auf Magnesium/Aluminium-Basis wird empfohlen, um Fluorid zu binden.
Bei Vergiftungen mit mehr als 8 mg/kg Fluorid soll Erbrechen herbeigeführt oder der Magen gespült werden, sofern die Einnahme nicht zu lange zurückliegt. Eine ärztliche Überwachung der Vitalparameter und Elektrolytspiegel ist ebenfalls indiziert [Augenstein 1991].
Zu beachten ist dabei vor allem die Dosisabhängigkeit der Symptome. Bei Dosen < 8,4 mg/kg Fluorid (rein) wurden hauptsächlich milde gastrointestinale Beschwerden, die sich innerhalb von 24 Stunden wieder besserten, beobachtet. Intoxikationen mit letalem Ausgang sind für Dosen zwischen 6 und 83 mg/kg Fluorid beschrieben [Augenstein 1991]. Diese Dosen unterscheiden sich stark von den für Säuglinge empfohlenen 0,25 mg Fluorid pro Tag.
[Auszug aus Informationsschreiben KiDSafe 2019]