Isoniazid

Wirkstoff
Isoniazid
Handelsname
Isozid®
ATC-Code
J04AC01

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Isoniazid ist ein Antibiotikum aus der Gruppe der Tuberkulostatika.

Pharmakokinetik bei Kindern

Es sind keine spezifischen Informationen für Kinder vorhanden.

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Tuberkulose, (Verdacht auf) Tuberkulöse Meningitis/ Miliartuberkulose/ Gelenk- oder Knochentuberkulose
    • oral
      • ≥1 Monat bis <3 Monate: off-label
      • ≥3 Monate bis <18 Jahre: zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Oral/Intravenös zur Chemotherapie aller Formen und Stadien der Tuberkulose mit Erregerempfindlichkeit gegen Isoniazid, immer in Kombination mit anderen antimykobakteriell wirksamen Chemotherapeutika

Oral/Intravenös zur Chemoprophylaxe der Tuberkulose bei nicht-infizierten, tuberkulin-negativen Exponierten

Oral/Intravenös zur Chemoprävention der Tuberkulose bei gefährdeten Patienten mit festgestellter Tuberkulinkonversion oder bei Tuberkulin-Positivität ohne klinische oder sonstige tuberkulose-spezifische Befunde

Die Dosierung von Isoniazid erfolgt körpergewichtsbezogen.

Kinder von 0 bis 3 Monaten:
Aufgrund unzureichender Daten für den Wirkstoff Isoniazid kann für Kleinkinder unter 3 Monaten keine Dosierungsempfehlung gegeben werden. In der klinischen Praxis werden Dosierungen von 10-15 mg/kg KG/Tag häufig verwendet.

Kinder von 3 Monaten bis 12 Jahren (KG ≤ 30 kg): Täglich 10-15 mg/kg KG, max. Tagesdosis 300 mg. Für Kinder unter 6 Jahren wird die Einnahme der ermittelten Dosis in von der Apotheke aus Isoniazid Tabletten fachgerecht abgeteilter Menge und Form (zerkleinert und in einer geeigneten Einzeldosis abgefüllt) in Flüssigkeit, breiiger oder halbfester Nahrung empfohlen. Mögliche Interaktion von Isoniazid mit Getränken bzw. sind der Fachinformation zu entnehmen. Zur Orientierung gelten folgende Dosierungsempfehlungen:

Gewichtsbereich (kg) Empfohlene Dosis (1-mal täglich)
>3,5 bis ≤5 50 mg
>5 bis ≤7,5 75 mg
>7,5 bis ≤10 100 mg
>10 bis ≤15 150 mg
>15 bis ≤20 200 mg
>20 bis ≤25 250 mg
>25 bis ≤30 300 mg

Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahre (KG >30 kg):
Täglich 4–6 mg/kg KG, max. Tagesdosis 300 mg.

[Ref.]

Präparate im Handel

Tabletten 50 mg, 100 mg, 200 mg
Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung 50 mg/ml

Allgemein

Isoniazid ist einzig von der Firma Riemser (Generika) als Tabletten und Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung und als Kombinationspräparat mit Rifampicin bzw. Pyridoxin als (Film-)Tabletten erhältlich.

Orale Anwendung

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke
Isozid® Tabletten 50 mg M / 100 mg M / 200 mg M


M: mörserbar

Anwendungshinweise:
Um eine optimale Resorption zu gewährleisten, soll Isoniazid auf nüchternen Magen, d.h. am besten mindestens ½ Stunde vor dem Frühstück eingenommen werden. Bei starken gastrointestinalen Beschwerden wie Erbrechen und Übelkeit kann Isoniazid mit einer leichten Mahlzeit eingenommen werden. Isoniazid soll in beiden Fällen mit reichlich Flüssigkeit eingenommen werden. [Ref.]

Intravenöse Anwendung

Zur Therapie der Tuberkulose bei Patienten angewendet, bei denen eine orale Einnahme nicht möglich oder eine Resorptionsstörung bekannt ist. Es sollte auf die orale Gabe umgestellt werden, sobald dies möglich ist. [Ref.]

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke
Isozid® 0,5 N Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung 50 mg/ml


Zubereitungshinweise:

Das Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung wird in 10 ml Wasser für Injektionszwecke gelöst, die entstehende Isoniazid-Lösung hat eine Konzentration von 50 mg Isoniazid/ml. Anschließend werden 100 - 250 ml isotonische Natriumchloridlösung mit der erforderlichen Menge an Isoniazid-Lösung (50 mg Isoniazid/ml) versetzt, entsprechend der angegebenen Tagesdosis. Die Infusionslösung muss unter aseptischen Bedingungen hergestellt werden. Die Dauer der Infusion sollte 1 Stunde betragen. [Ref.]

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

DZK (Deutsche Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose) Behandlungshilfe Dosierungsrechner Kinder

Dosierungsempfehlungen

Tuberkulose, (Verdacht auf) Tuberkulöse Meningitis/ Miliartuberkulose/ Gelenk- oder Knochentuberkulose
  • Oral
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [2] [3] [4] [5] [6]
      • 10 - 15 mg/kg/Tag in 1 Dosis. Max: 300 mg/Tag.
      • Behandlungsdauer:

        Tuberkulose: 6 Monate;
        (Verdacht auf) Tuberkulöse Meningitis/ Miliartuberkulose/ Gelenk- oder Knochentuberkulose: 9-12 Monate

      • Kinder unter 5 Jahren, die mit einem Patienten mit offenem und (noch) negativem Tuberkulin-Hauttest in Berührung gekommen sind, sind unverzüglich prophylaktisch zu behandeln. Ist der Tuberkulintest nach zwei Monaten noch immer negativ, kann die Prophylaxe beendet werden.

        <3 Monate: off-label

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.

GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Hepatotoxizität und Neuropathien

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Folgende UAW wurden sehr häufig, häufig oder gelegentlich beobachtet (≥0,1 %):

  • periphere Polyneuropathie mit Parästhesien, Sensibilitätsstörungen, Kopfschmerzen, Schwindel
  • gastrointestinale Störungen (Diarrhoe, Obstipation, Aufstoßen, Völlegefühl, Erbrechen)
  • Anstieg der Transaminasenaktivität, Hepatitis
  • Muskelzittern

Folgende schwerwiegende UAW wurden zudem selten, sehr selten (<0,1 %) oder mit unbekannter Häufigkeit beobachtet:

  • Eosinophilie, Knochenmarksdepression mit z.B. Granulozytopenie, Thrombozytopenie, Agranulozytose, sideroachrestische, hämolytische und megaloblastäre Anämie, Pyridoxinmangel-Anämie, Auftreten einer hämorrhagischen Diathese durch Vasculitiden, Immunthrombopenien und humorale Gerinnungsstörungen, Panmyelopathie (aplastische Anämie)
  • Stevens-Johnson-Syndrom, anaphylaktische Reaktionen, anaphylaktischer Schock, Lupus erythematodes, Asthma
  • Hypoglykämie
  • Acute respiratory distress syndrome (ARDS)
  • Pankreatitis
  • akute Hepatitis (in schweren Fällen tödlicher Verlauf möglich)
  • Glomerulonephritis
  • Vaskulitis

[Ref.]

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

  • vorausgegangene medikamenteninduzierte Hepatitis durch Isoniazid
  • schwere Leberfunktionsstörungen wie Verschlussikterus, akute Hepatitis, Leberzirrhose (Child Pugh C)
  • Polyneuropathien
  • Störungen der Hämostase und Hämatopoese

[Ref.]

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Eine regelmäßige klinische Kontrolle der Leberfunktion wird empfohlen. Die gleichzeitige Gabe von 20 mg Pyridoxin einmal täglich mit Isoniazid zur Prävention von Neuropathien ist nur bei Kindern erforderlich, die gestillt werden, sowie bei Kindern und Jugendlichen mit einer einseitigen Diät.
Cave: Krämpfe

Die Bestimmung der Plasmakonzentration ist bei Patienten mit Polyneuropathien und/oder Leberfunktionsstörungen möglich:
T=0: <0,5 mg/l

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

  • Nierenfunktionsstörungen: Bei leichter bis schwer eingeschränkter Nierenfunktion (GFR <90 ml/min) kann Isoniazid unter der Voraussetzung, dass die Leberfunktion normal ist, in unveränderter Dosierung und mit unverändertem Dosierungsintervall verabreicht werden.
  • Leberfunktionsstörungen: Unter der Therapie mit Isoniazid kann es aufgrund des lebertoxischen Potenzials von Isoniazid zu Leberfunktionsstörungen kommen.
    • Generell muss bei der Kombinationstherapie der Tuberkulose die additive hepatotoxische Wirkung der eingesetzten Kombinationspartner beachtet werden. Klinische Konsequenzen, wie mögliche Therapieabbrüche oder Therapieanpassungen müssen im Einzelfall entsprechend eingeschätzt werden.
    • Während der Behandlung mit Isoniazid sollten Patienten keinen Alkohol zu sich nehmen.
    • Folgende Patientengruppen haben ein erhöhtes Risiko für Leberschädigungen (wie z.B. Hepatitis):
      • unterernährte Patienten
      • Patienten, die täglich Alkohol konsumieren
      • Patienten mit vorbestehenden bzw. chronischen Leberschäden
    • Des Weiteren sollten folgende Patienten genauestens überwacht werden:
      • Patienten, die gleichzeitig andere leber- bzw. pankreasschädigende Medikamente einnehmen
      • Patienten mit Nierenschäden
      • Patienten mit neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen
      • Diabetiker
    • Die Patienten sollten genau über das Auftreten früher Zeichen von Lebertoxizität oder Pankreastoxizität (Schwächegefühl, Appetitlosigkeit, Übelkeit oder Erbrechen) oder anderer Nebenwirkungen informiert werden. Bei Hinweisen auf Leberschädigungen ist Isoniazid sofort abzusetzen. Ist eine weitere Behandlung mit Isoniazid erforderlich, darf diese erst nach dem vollständigen Abklingen der Symptomatik und Normalisierung der Parameter erneut begonnen werden. In diesem Fall muss Isoniazid zunächst einschleichend dosiert werden.
    • Während der Behandlung mit Isoniazid sollten regelmäßig Leberenzym- (einschließlich Cholestaseparameter) und Bilirubinkontrollen durchgeführt werden, um eine Schädigung der Leber frühzeitig zu erkennen. Ein Anstieg der Leberblutwerte während der Therapie mit Isoniazid ist möglich. Verbleiben die Transaminasenwerte <100 U/l, kann es trotz Fortsetzung der Therapie zu einer Normalisierung der Werte kommen. Bei Zunahme der Transaminasen über 100 U/l, einem Anstieg der Bilirubinkonzentration und entsprechender klinischer Symptomatik ist ein sofortiges Absetzen von Isoniazid geboten, da schwere Hepatitiden mit beschriebenen Todesfällen unter Isoniazid beobachtet wurden.

[Ref.]

Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Wechselwirkungen

Diese Informationen werden im Moment recherchiert und baldmöglichst zur Verfügung gestellt.
Bitte beachten Sie die aktuellen Fachinformationen.

MITTEL ZUR BEHANDLUNG DER TUBERKULOSE

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Antibiotika

Rifabutin

Mycobutin®
J04AB04

Rifampicin

Eremfat®
J04AB02
Andere Mittel zur Behandlung der Tuberkulose

Bedaquilin

Sirturo®
J04AK05

Delamanid

Deltyba®
J04AK06

Ethambutol

EMB Fatol®
J04AK02

Pyrazinamid

Pyrafat®; Syn.: PZA, Pyrazincarboxamid
J04AK01

Referenzen

  1. Hartwig NC, et al, Vademecum Pediatrische antimicrobiële Therapie [Vademecum pädiatrische antimikrobielle Therapie], 2005
  2. NVALT, Richtlijn Medicamenteuze behandeling van tuberculose [Leitlinie Medizinische Behandlung von Tuberkulose], www.nvalt.nl, 2014
  3. Pharmachemie BV, SPC Isoniazide (RVG 52072), www.cbg-meb.nl, aufgerufen 14. Juli 2010, http://db.cbg-meb.nl/IB-teksten/h52072.pdf
  4. RIEMSER, SmPC ISOZID® 200 mg, Tabletten (6192548.02.00), 10/2015
  5. RIEMSER, SmPC ISOZID® 100 mg, Tabletten (6192548.01.00), 10/2015
  6. RIEMSER, SmPC ISOZID® 50 mg, Tabletten (6192548.00.00), 10/2015
  7. RIEMSER, SmPC ISOZID 0,5 N, Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung (6192577.00.00), 10/2018
  8. Online GL. Gelbe Liste Online, https://www.gelbe-liste.de/, Accessed June 4, 2018

Änderungsverzeichnis

  • 20 Mai 2019 13:50: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung