Wir verwenden Cookies, um Ihnen die optimale Nutzung unserer Webseite zu ermöglichen. Es werden für den Betrieb der Seite notwendige Cookies gesetzt. Darüber hinaus können Sie Cookies für Statistikzwecke zulassen. Mehr Infos.
Lidocain ist ein Natriumkanalblocker, der als Lokalanästhetikum (vom Säureamidtyp) und Antiarrhythmikum (Klasse Ib) eingesetzt wird.Die lokalanästhetische Wirkung von Lidocain beruht auf einer Blockade der spannungsabhängigen Na+-Kanäle an den Nervenfasern. Da die Wirkung vom pH-Wert des umgebenden Milieus abhängt, ist die Wirksamkeit von Lidocain im entzündeten Gewebe herabgesetzt. Als Klasse Ib Antiarrhythmikum hemmt Lidocain spannungsabhängige Natriumkanäle, führt somit zu einer verminderten Anstiegsgeschwindigkeit des Aktionspotentials und einer Reduktion der Fortleitungsgeschwindigkeit. Im Unterschied zu anderen Klasse I Antiarrhythmika führt es zu einer verkürzten Aktionspotentialdauer. Lidocain bindet nur kurzfristig an Na+-Kanäle und weist deshalb eine „use dependence“ auf, d.h. je höher die Herzfrequenz, desto wirksamer. Lidocain wird bei tachykarden ventrikulären Arrhythmien gegeben.
Pharmakokinetik bei Kindern
Lidocain wird hauptsächlich durch oxidative N-Desethylierung durch CYP1A2 und in geringerem Maße durch CYP3A4 zu Monoethylglycinexylididid (MEGX*) metabolisiert. CYP1A2 tritt im Alter von 1-3 Monaten auf, CYP3A4 in der ersten Lebenswoche. In diesem Zeitraum ist CYP3A4 für einige der Metabolisierungen verantwortlich, die normalerweise von CYP1A2 durchgeführt werden. Nach anschließender N-Desethylierung wird Glycinexylidid (GX) gebildet, allerdings in geringerem Umfang als MEGX. Weniger als 10 % werden mit dem Urin in unveränderter Form ausgeschieden.
Lidocain ist ein Antikonvulsivum mit einem hohen hepatischen Extraktionsverhältnis (0,65-0,75), weshalb seine Clearance vom hepatischen Blutfluss abhängt. Daher ist die Leberperfusion während der Hypothermie mit einer um 21,8 bis 24 % verringerten Clearance verbunden. Normalerweise sind etwa 64-70 % des Lidocains an alpha-1-Glykoproteinsäure (AAG) gebunden. Bei Neugeborenen ist der AAG-Spiegel niedrig und der freie, biologisch aktive Anteil von Lidocain ist bei Neugeborenen relativ hoch. Der freie Anteil, der bei Kindern über 1 Jahr beobachtet wird, ähnelt dem bei Erwachsenen gemessenen Anteil, d. h. zwischen 30 % und 40 % für Lidocain [Mazoit et al. 2004; van den Broek et al. 2011; SmPC RVG 55119].
PK-Parameter bei Säuglingen und Kindern (0,5 - 3 Jahre) nach i.v.-Bolus von 1 mg/kg waren bei einer Allgemeinanästhesie waren ohne signifikante Unterschiede im Vergleich zu Erwachsenen [Finholt et al. 1986]:
Kinder (n=10)
Erwachsene (n=8)
Alter [Jahre]
0,5 - 3
18 - 51
Gewicht [kg]
4,5 - 14
48 - 82
T1/2 [min]
58 ± 19
43 ± 16
Vd [L/kg]
1,11 ± 0,34
0,71 ± 0,28
Cl [mL/kg/min]
11.1 ± 1,8
9,8 ± 1,4
Die Werte sind Mittelwerte ± SEM. Mittleres Alter und Gewicht sind unbekannt.
PK-Parameter bei Neugeborenen, Säuglingen und älteren Kindern (0 - 18 Jahre) nach i.v.-Bolus von 1,5 mg/kg bei einer Allgemeinanästhesie mit verlängerter T1/2 bei Früh- und Reifgeborenen im Vergleich zu älteren Altersgruppen [LeDez et al. 1987]:
Frühgeborene (n=1)
Reifgeborene (n=5)
1 Monat - 2 Jahre (n=8)
Kinder (n=9)
Jugendliche (n=6)
Alter [Jahre]
k.A.
0,025 ± 0,043
0,35 ± 0,14
3,46 ± 0,78
15,33 ± 1,47
Gewicht [kg]
0,74
3,57 ± 0,6
6,63 ± 1,4
14,78 ± 2,53
58,97 ± 10,36
T1/2 [min]
191,4
145,3 ± 31,8
77,9 ± 31,7
52,5 ± 10,9
86,2 ± 28,2
Werte sind Mittelwerte ± SD. k.A.: nicht berichtet.
PK-Parameter bei Frühgeborenen nach einer s.c.- Injektion von 1 - 2 mg/kg bei einer Lokalanästhesie mit verlängerter T1/2 bei Frühgeborenen im Vergleich zu Erwachsenen [Mihaly et al. 1978]:
Frühgeborene (n=4)
Erwachsene (n=11)
Alter: - PNA [Tage] - GA [Wochen]
18,75 (5 - 42) GA: 31,35 (26 - 38)
k.A.
Gewicht [kg]
2,03 (1,2 - 3,2)
k.A.
T1/2 [h]
3,16 (3,03 - 3,30)
1,8 (1,22 - 2,23)
Vd [L/kg]
2,75 (1,44 - 4,99)
1,11 (0,58 - 1,91)
Cl [L/kg/h]
0,61 (0,307 - 1,141)
0,55 (0,318 - 0,726)
Werte sind Mittelwerte und Range. k.A.: nicht berichtet. GA: Gestationsalter; PNA: Postnatales Alter
PK-Paramter bei Kindern (3,5 - 9 Jahre) nach intravenösem Bolus von 5 mg/kg bei einer kaudalen Anästhesie mit verlängerter T1/2 bei Kindern im Vergleich zu Erwachsenen [Ecoffey et al.1984]:
Kinder (n=11)
Erwachsene
Alter [Jahre]
5,3 ± 0,5
Die Pharmakokinetik von Lidocain nach kaudaler Anästhesie bei Kindern ist ähnlich wie bei Erwachsenen, mit Ausnahme von T1/2, die bei Kindern etwas länger ist. Die längere T1/2 wird auf eine größere Vd bei Kindern zurückgeführt, da die Cl von Lidocain bei Kindern ähnlich wie bei Erwachsenen ist [Benowitz et al. 1987; Tucker et al. 1975].
Gewicht [kg]
19,5 ± 1,8
T1/2 [min]
155 ± 27
Vd [L/kg]
3,05 ± 0,4
Cl [mL/kg/min]
15,4 ± 1,2
Werte sind Mittelwert ± SEM.
Pharmakokinetische Daten aus PopPK-Studien an Früh-/Neugeborenen mit Krampfanfällen [van den Broek et al. 2011, van den Broek et al. 2013; Favié et al. 2020]:
van den Broek et al. 2011 [2] (n=46)
van den Broek et al. 2013 [10] (n=26)
Favié et al. 2020 [11] (n=153)
Alter (Median/Mittelwert/Range/SD) - GA [Wochen]
38 (25 - 42,7)
39,4 (34,1 - 42,7)
37 ± 4,84
Cl [L/h/kg]a
0,463d
0,523d,e
0,506d,f
Proportionaler Effekt der Hypothermie auf Clearance (Cl)
0,76b
0,782c
Vd [L/kg]a
2,963d
3,114d
2,663d
T1/2 bei Normothermie [h]
4,1
T1/2 bei Hypothermie [h]
5,5
GA: Gestationsalter
a: Normotherme Bedingungen. b: CI wurde während der Hypothermie im Vergleich zur Normothermie um 24 % reduziert. c: CI wurde während der Hypothermie im Vergleich zur Normothermie um 21,8 % reduziert. d: Das Körpergewicht (BW) beeinflusst Vd und Cl signifikant. e: Hypothermie (33,5°C) beeinträchtigt Cl signifikant f : Postmenstruelles Alter (PMA) und Hypothermie (33,5°C) haben einen signifikanten Einfluss auf Cl.
Zulassung der Dosierungsempfehlungen
Arrhythmien
intravenös
≥1 Monat bis <18 Jahre: off-label
Neonatale epileptische Anfälle: Neugeborene OHNE Hypothermie
intravenös
Frühgeborene (GA ≥ 25 Wochen) und Neugeborene: off-label
Neonatale epileptische Anfälle: Neugeborene MIT Hypothermie
intravenös
Frühgeborene (GA ≥35 Wochen) und Neugeborene: off-label
Intravenös bei schwerwiegenden symptomatischen ventrikulären tachykarden Herzrhythmusstörungen, wenn diese nach Beurteilung des Arztes lebensbedrohend sind.
Kinder: Es gibt keine hinreichenden Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit der Anwendung von Lidocainhydrochlorid 1 H2O bei Kindern. Für Dosierungsempfehlungen fehlen ausreichende Untersuchungen.
Die American Heart Association empfiehlt in ihren Richtlinien für Kinder eine Initialdosis von 1 mg pro kg Körpergewicht und anschließend, falls erforderlich, eine Dauerinfusion von 20 – 50 Mikrogramm pro kg Körpergewicht und Minute. Um ausreichende Plasmaspiegel sicherzustellen, kann eine zweite Injektion mit 1 mg pro kg Körpergewicht zu Beginn der Infusion gegeben werden. Falls die Clearance von Lidocain vermindert ist, wie bei Patienten mit Schock, manifester Herzinsuffizienz oder Herzstillstand, sollte die Infusionsrate 20 Mikrogramm pro kg Körpergewicht und Minute nicht überschreiten.
[Ref.]
Intravenös, subkutan oder epidural (abhängig vom jeweiligen Eingriff) zur Infiltrationsanästhesie, zur intravenösen Regionalanästhesie, zur Nervenblockade und zur Epiduralanästhesie
Neugeborene: Bei Neugeborenen werden Lidocain-Injektionen nicht empfohlen. Bei dieser Altersgruppe ist die optimale Lidocain Serumkonzentration, die zur Vermeidung von toxischen Reaktionen wie Konvulsionen und Herzarrhythmien erforderlich ist, nicht bekannt.
Kinder: Bei Kindern und Patienten mit schlechtem Allgemeinzustand ist die Dosis zu reduzieren.Die zu injizierende Menge richtet sich nach dem Alter und Gewicht des Kindes und der Größe des Eingriffs. Die Anästhesiemethode muss sorgfältig ausgewählt werden. Schmerzhafte Anästhesieverfahren sollten vermieden werden. Das Verhalten des Kindes während der Behandlung ist sorgfältig zu überwachen.
Die durchschnittliche Dosis für einen Eingriff beträgt 20 mg bis 30 mg Lidocainhydrochlorid. Die bei Kindern anzuwendende Lidocainhydrochlorid-Dosis in mg kann auch wie folgt berechnet werden: Gewicht des Kindes (in Kilogramm) × 1,33.
Zur Anästhesie bei Kindern sollte nur eine niedrige Stärke (0,5 %) des Lokalanästhetikums angewendet werden. Um eine vollständige Blockade zu erreichen, kann eine höhere Stärke (1 % w/v) erforderlich sein.
Die maximale Dosis von 5 mg Lidocainhydrochlorid pro Kilogramm Körpergewicht darf nicht überschritten werden.
[Ref.]
Mukosal - in der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Zahnheilkunde. - zur Schmerzverhütung bei Reinigung von Schürfwunden. - zur Oberflächenanästhesie bei lokal begrenzten Verbrennungen.
Kinder unter 3 Jahre: Bei Kindern, die jünger als 3 Jahre sind, werden weniger konzentrierte Lidocainlösungen empfohlen.
Kinder von 3 bis 12 Jahre: Bei Kindern unter 12 Jahren soll eine Maximaldosis von 3 mg/kg Körpergewicht nicht überschritten werden.
Kinder über 12 Jahren und < 25 kg KG: Bei Kindern über 12 Jahren, die weniger als 25 kg wiegen, sollte die Dosis dem Körpergewicht und der körperlichen Verfassung angemessen sein.
[Ref.]
Kutan/Mukosal zur Schleimhautanästhesie und als Gleitmittel, z. B. bei – Intubation, – Endoskopie, – Katheterisierung.
Kinder: Für Kinder und Patienten in reduziertem Allgemeinzustand muss die Maximaldosis in mg Lidocainhydrochlorid/kg Körpergewicht errechnet werden (2,9 mg Lidocainhydrochlorid/kg Körpergewicht).
[Ref.]
Oromukosal zur prophylaktischen und therapeutischen Oberflächenanästhesie im Bereich der Mundhöhle, z. B.: Verhütung des Einstichschmerzes und der Einstichangst bei Injektionen, kleineren chirurgischen Eingriffen, Entfernung von losen Wurzelresten oder Milchzähnen, Zahnsteinentfernung, Parodontosebehandlung, Einpassen prothetischer oder orthodontischer Arbeiten, Aphten, Prothesendruckstellen, Brechreizverhütung bei Abdrucknahme oder Röntgenaufnahmen.
Kinder unter 3 Jahre: Bei Kindern, die jünger als 3 Jahre sind, werden weniger konzentrierte Lidocainlösungen empfohlen:
Kinder von 3 bis 12 Jahre: Bei Kindern unter 12 Jahren soll eine Maximaldosis von 4 – 5 mg/kg Körpergewicht nicht überschritten werden.
Kinder über 12 Jahre und < 25 kg KG: Bei Kindern über 12 Jahren, die weniger als 25 kg wiegen, sollte die Dosis dem Körpergewicht und der körperlichen Verfassung angemessen sein.
[Ref.]
Oromukosal zur zeitweiligen, symptomatischen Behandlung von Schmerzen an Mundschleimhaut, Zahnfleisch und Lippen.
Säuglinge, Kleinkinder und Säuglinge: Bei Kindern, Kleinkindern und Säuglingen ist die Dosierung individuell unter Berücksichtigung von Alter und Gewicht vorzunehmen (maximal 4 x täglich ein erbsengroßes Stück).
Mit sauberem Finger oder Wattestäbchen auf die betroffene Stelle des Zahnfleischs auftragen und leicht einmassieren, insbesondere nach den Mahlzeiten und vor dem Einschlafen.
Mit Vorsicht bei Patienten mit Schleimhautverletzungen im Applikationsbereich anwenden, da Schleimhautverletzungen erhöhte systemische Resorption ermöglichen.
Initialdosis:
0,5
- 1
mg/kg/Dosis
über 1 Minute.
Bei Bedarf Initialdosis nach 5-10 Minuten wiederholen (max. 2 x). Die maximale kumulative Dosis von 3 mg/kg sollte nicht überschritten werden.
Bei einer intravenösen Infusion über mehr als 24 Stunden kann die Eliminationsgeschwindigkeit abnehmen. Eine Reduktion der Infusionsgeschwindigkeit kann erforderlich sein. Behandlung durch oder nach Rücksprache mit fachärztlichem Personal (Schwerpunkt Kinderkardiologie), das Erfahrung in der Anwendung von Lidocain in dieser Indikation hat.
off-label
Neonatale epileptische Anfälle: Neugeborene OHNE Hypothermie
Intravenös
Frühgeborene,
Gestationsalter
≥ 25 Wochen
und
<
1,5 kg
Initialdosis: 2 mg/kg in 10 Minuten Erhaltungsdosis: 5 mg/kg/Stunde über 4 Stunden, dann folgendermaßen ausschleichen: 2,5 mg/kg/Stunde über 12 Stunden 1,25 mg/kg/Stunde über 12 Stunde, danach absetzen
Unter EKG-Kontrolle verabreichen, da Herzrhythmusstörungen auftreten können.
off-label
Frühgeborene,
Gestationsalter
≥ 25 Wochen
und
1,5
bis
2,5 kg
Initialdosis: 2 mg/kg in 10 Minuten Erhaltungsdosis: 6 mg/kg/Stunde über 4 Stunden, dann folgendermaßen ausschleichen: 3 mg/kg/Stunde über 12 Stunden 1,5 mg/kg/Stunde über 12 Stunden, danach absetzen
Unter EKG-Kontrolle verabreichen, da Herzrhythmusstörungen auftreten können.
off-label
Früh- und Neugeborene,
Gestationsalter
≥ 25 Wochen
und
≥ 2,5 kg
Initialdosis: 2 mg/kg in 10 Minuten Erhaltungsdosis: 7 mg/kg/ über 4 Stunden, dann folgendermaßen ausschleichen: 3,5 mg/kg/Stunde über 12 Stunden 1,75 mg/kg/Stunde über 12 Stunden, danach absetzen
Unter EKG-Kontrolle verabreichen, da Herzrhythmusstörungen auftreten können.
off-label
Neonatale epileptische Anfälle: Neugeborene MIT Hypothermie
Intravenös
Früh- und Neugeborene,
Gestationsalter
≥ 35 Wochen
und
<
2,5 kg
Initialdosis: 2 mg/kg in 10 Minuten Erhaltungsdosis: 6 mg/kg/Stunde über 3,5 Stunden, dann folgendermaßen ausschleichen: 3 mg/kg/Stunde über 12 Stunden 1,5 mg/kg/Stunde über 12 Stunde, danach absetzen
Unter EKG-Kontrolle verabreichen, da Herzrhythmusstörungen auftreten können.
off-label
Früh- und Neugeborene,
Gestationsalter
≥ 35 Wochen
und
≥ 2,5 kg
Initialdosis: 2 mg/kg in 10 Minuten Erhaltungsdosis: 7 mg/kg/Stunde über 3,5 Stunden, dann wie folgt ausschleichen: - 3,5 mg/kg/Stunde über 12 Stunden - 1,7 mg/kg/Stunde über 12 Stunden, danach absetzen
unter EKG-Kontrolle verabreichen, da Herzrhythmusstörungen auftreten können.
Spray: Max. 1 - 3 mg/kg/Dosis Bei Kindern unter 2 Jahren besteht die Gefahr einer Überdosierung. Verdünnungen von i.v.-Lösungen können verwendet werden.
Gel 3,4 mg/g Lidocainhydrochlorid + Tinktur aus Kamillenblüten + Macrogollaurylether: 2-3 x täglich ein erbsengroßes Stück auf die schmerzende Stelle des Zahnfleischs auftragen
Gel 20 mg/g Lidocainhydrochlorid: Max. 4 x täglich ein erbsengroßes Stück auf die schmerzende Stelle des Zahnfleischs auftragen
GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.
GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern
Allgemein: Schläfrigkeit, Parästhesie und Schwindel.
Eine Überdosierung kann Schläfrigkeit, Parästhesie und Schwindel auslösen, mit weiteren Wirkungen wie Unruhe, verschwommenes Sehen, kalter Schweiß, Sprachstörungen, Zittern, Krämpfe, Atemdepression, Anorexie, Hör- und Schluckstörungen, Beeinträchtigung der elektrischen Reizleitung (Bradykardie, Reentry-Arrhythmie, AV-Block) und Beeinträchtigung der Herzmuskelkontraktilität (Hypotonie). Herzrhythmusstörungen (AV-Block) und kardiovaskuläre Zusammenbrüche.
Toxische Reaktionen treten bei Lidocain-Konzentrationen ab 5 - 9 microg./mL auf. Dies hängt auch von der Art der Verabreichung und den Risikofaktoren des Patienten ab.
Im Allgemeinen liegen die therapeutischen Konzentrationen zwischen 1 (1,5) - 5 microg./mL. Für die Behandlung von Neugeborenenkonvulsionen wird jedoch ein therapeutischer Bereich von 6 bis 7 microg./mL nach Abschluss der ersten Infusionsdosis angestrebt. IV-Dosen sollten Plasmaspiegel von 9 microg./mL nicht überschreiten [van den Broek et al. 2013; Favié et al. 2020; Donald et al. 2004; Berde et al. 2002; Takasaki et al. 1984; NVZA 2022; Kituuet al. 2012].
Neugeborene, die einer therapeutischen Hypothermie unterzogen werden, sind möglicherweise sogar weniger anfällig für Kardiotoxizität als normothermische Neugeborene, da die Basalfrequenz bereits durch die Hypothermie selbst reduziert wird [van den Broek et al.2013; Favié et al.2020].
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein
Bei intravenöser Anwendung (als Antiarrhythmikum)
Folgende UAW wurden sehr häufig, häufig oder gelegentlich beobachtet (≥0,1 %):
Schläfrigkeit, Benommenheit, Schwindel, Desorientiertheit, Seh-, Sprach- und Schluckstörungen, Tinnitus, Tremor, Hitzewallungen, Kältegefühl und Parästhesien, außerdem Unruhe, Reizbarkeit, Euphorie, Halluzinationen und depressive Verstimmungen
Appetitlosigkeit, Übelkeit, Brechreiz und Erbrechen
Allergische Reaktionen in Form von Urtikaria, Ödemen, Bronchospasmen oder eines Atemnotsyndroms sowie Kreislaufreaktionen
Folgende schwerwiegende UAW wurden zudem selten, sehr selten oder mit unbekannter Häufigkeit beobachtet (<0,1 %):
Krämpfe, Bewusstlosigkeit, Atemdepression
Herzstillstand
anaphylaktischer Schock
[Ref.]
Bei Injektion (als Anästhetikum)
Unerwünschte, systemische Wirkungen, die bei Überschreiten eines Blutplasmaspiegels von 5 bis 10 Mikrogramm Lidocain pro ml auftreten können, sind methodisch (aufgrund der Anwendung), pharmakodynamisch oder pharmakokinetisch bedingt und betreffen das Zentralnerven- und das Herzkreislaufsystem.
Folgende UAW wurden sehr häufig, häufig oder gelegentlich beobachtet (≥0,1 %):
niedriger Blutdruck, Bluthochdruck
Übelkeit, Erbrechen
Parästhesien, Schwindel,Anzeichen und Symptome von ZNS-Toxizität (Krämpfe, Kribbeln um den Mund, Taubheit der Zunge, akustische und visuelle Störungen, Zittern, Tinnitus, Sprachstörungen, Unterdrückung des ZNS)
Bradykardie
Folgende schwerwiegende UAW wurden zudem selten, sehr selten oder mit unbekannter Häufigkeit beobachtet (<0,1 %):
Herzstillstand, Herzrhythmusstörungen
allergische Reaktionen
Atemdepression
[Ref.]
Bei Anwendung auf Haut und Schleimhäuten (als Anästhetikum)
Unerwünschte systemische Nebenwirkungen sind bei Lidocain-Präparaten zur Oberflächenanästhesie äußerst selten. Wie bei allen Lokalanästhetika können jedoch Nebenwirkungen auftreten, die durch hohe Plasmaspiegel bei zu großer Dosierung, rascher Resorption, durch Hypersensibilisierung, Idiosynkrasie oder eine herabgesetzte Toleranz des Patienten verursacht werden.
Folgende UAW wurden sehr häufig, häufig oder gelegentlich beobachtet (≥0,1 %):
Blässe, Hypotonie, Myokardschwäche, Bradykardie
Erregung, Depression, Nervosität, Schwindel, Sehstörungen, Kribbeln und Taubheitsgefühl im Bereich der Mund-höhle, Zittern, Abgeschlagenheit
Urtikaria, Ödeme
Bronchospasmus
Folgende schwerwiegende UAW wurden zudem selten, sehr selten oder mit unbekannter Häufigkeit beobachtet (<0,1 %):
Krämpfe, Bewusstlosigkeit, Atemstillstand
anaphylaktischer Schock
Herzstillstand
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
[Ref.]
Kontraindikationen bei Kindern
Anwendung bei neonatalen Krampfanfällen: Hypo- und Hyperkaliämie, (Verdacht auf) Kardiomyopathie (z. B. bei Mutter mit Diabetes), komplexer angeborener Herzfehler. Die Kombination mit Phenytoin ist zu vermeiden [Favié et al. 2020; Weeke et al. 2015]. Phenytoin hat einen additiven Effekt auf die kardiale depressive Wirkung von Lidocain.
Kontraindikationen allgemein
intravenös als Antiarrhythmikum: - bekannte Überempfindlichkeit gegen Lokalanästhetika vom Säureamid-Typ wie Prilocain, Mepivacain und Bupivacain - AV-Block II. und III. Grades, ohne verfügbaren Herzschrittmacher - innerhalb der ersten drei Monate nach Myokardinfarkt oder bei eingeschränkter Herzleistung (linksventrikuläres Auswurfvolumen geringer als 35 %), außer bei Patienten mit lebensbedrohenden ventrikulären Herzrhythmusstörungen
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
intravenös, subkutan oder epidural als Anästhetikum: - Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, gegen Lokalanästhetika vom Amidtyp - Patienten mit ausgeprägter Hypotonie oder bei kardiogenem oder hypovolämischem Schock: nicht zur Epiduralanästhesie anwenden - vollständiger Herzblock - bei schweren Störungen des Erregungsleitungssystems des Herzens - in der Geburtshilfe
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern
Als Antiarrhythmikum: Eine bestehende Hypokaliämie vor der Behandlung ausgleichen. Insbesondere bei anhaltender ventrikulärer Tachykardie oder Kammerflimmern, direkt nach einem Herzinfarkt, bei Leber- oder Nierenfunktionsstörung, bei struktureller Herzerkrankung und/oder schlechter Funktion der linken Herzkammer kann eine Verschlechterung der Arrhythmie auftreten. Vorsicht ist außerdem geboten, bei Älteren, schlechtem Allgemeinzustand, Sinusknotendysfunktion, AV-Reizleitungsstörungen, Konvulsionen, schwerer Atemnot, Bradykardie, Herzinsuffizienz und Hypotonie. Bei Verdacht auf maligne Hyperthermie keine Lokalanästhetika des Amidtypen verwenden. Die Kreuzhypersensitivität mit anderen Lokalanästhetika des Amidtypen ist zu berücksichtigen. Allergische Reaktionen (Asthmaanfälle, Bronchospasmen, anaphylaktischer Schock) infolge intravenöser Verabreichungen von Sulfit können auftreten. Insbesondere Asthmapatienten bilden eine Risikogruppe. Es muss Beatmungsapparatur vorhanden sein. Um Nebenwirkungen vorzubeugen, werden folgende Vorsorgemaßnahmen empfohlen: 1. Weitestgehend möglich die minimale wirksame Dosis verwenden und die maximale Dosis nicht überschreiten. 2. Verabreichen Sie die Injektion langsam und aspirieren Sie die Infiltrations- oder Nervenstammanästhesie mehrmals, um einer intravaskulären Injektion vorzubeugen.
Bei epileptischen Anfällen bei Neugeborenen: Ausschließlich auf der Intensivstation für Neugeborene unter sorgfältiger EKG-Kontrolle durchführen. Bei Änderungen von EKG-Komplexen und/oder des Herzrhythmus Lidocain unverzüglich absetzen. Nur in niedrigen Konzentrationen (< 20 mg/ml) verwenden. Stets nach Plan ausschleichen. Die Wirkung ist oft nicht direkt auf Anfälle erkennbar, aber auf dem EEG < 6 h nach Behandlungsbeginn zu sehen. Es wird eine Wartezeit von 30-60 Minuten empfohlen, um die Wirkung zu beobachten; danach sollte die Notwendigkeit einer zusätzlichen Therapie geprüft werden.
Adipositas: Aufgrund des höheren Körpergewichts (Zunahme des absoluten Verteilungsvolumens) bei adipösen Kindern sollten die Initialdosen anhand des Gesamtkörpergewichts und die kontinuierlichen Infusionsraten anhand des idealen Körpergewichts berechnet werden [Ross 2015; Heath 2022].
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein
Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.
Wechselwirkungen
Die standardisierte Wechselwirkungsrecherche des Kinderformulariums hat folgende klinisch relevante Wechselwirkungen ergeben:
Interaktionspartner
Grund
Handlungsempfehlung
Propranolol, Metoprolol
erhöhte Lidocainkonzentrationen sind möglich
Überwachung der Lidocain-Wirkung (und ggf. -Spiegel) und ggf. Dosisanpassung
CYP3A4-Inhibitoren (Cimetidin, Cobicistat)
Verstärkte Wirkungen von Lidocain durch Hemmung des Metabolismus (CYP3A4)
Überwachung, Dosisanpassung
Suxamethonium
erhöhtes Risiko für verstärkte bzw. verlängerte Muskelrelaxation (neuromuskuläre Blockade)
gleichzeitige Gabe sollte unter strenger Kontrolle der neuromuskulären Blockade und der Atemfunktion
Antiarrhythmika Klasse III (Amiodaron, Dronedaron, Sotalol)
Verstärkte kardiotoxische Effekte
Kombination vermeiden, gemeinsame Anwendung unter sorgfältiger Überwachung besonders auf kardio- und neurotoxische Symptome
Ritonavir, Atazanavir, Fosamprenavir
Herzrhythmusstörungen möglich durch Hemmung des Metabolismus (CYP3A4)
Kombination kontraindiziert, gemeinsame Anwednung unter sorgfältiger elektrokardiographischer und eventuell stationärer Überwachung sowie in niedrigst wirksamer Dosierung
Saquinavir
Erhöhtes Risiko von ventrikulären Tachykardien (Torsade de pointes)
Kombination kontraindiziert, gemeinsame Anwednung unter sorgfältiger elektrokardiographischer und eventuell stationärer Überwachung sowie in niedrigst wirksamer Dosierung
CYP1A2-Inhibitoren (Fluvoxamin, Ciprofloxacin)
Verstärkte Wirkungen von Lidocain durch Hemmung des Metabolismus
Überwachung, Dosisanpassung
Erythromycin
erhöhtes proarrhythmisches Risiko
Monitoring von Lidocain-UAW, ggf. Dosisanpassung
Phenytoin
möglicherweise Wirkungsabschwächung von Lidocain durch verstärkten Metabolismus
Überwachung der Lidocain-Wirkung (und ggf. -Spiegel) und ggf. Dosisanpassung
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Referenzen
Verschiedene Hersteller, SPC lidocaine RVG 07828/07829 (injectievloeistof) [Injektionsflüssigkeit], www.cbg-meb.nl
Rademaker C.M.A. et al, Geneesmiddelen-Formularium voor Kinderen [Arzneimittel-Formularium für Kinder], 2007
Smit LS et al, Richtlijnen voor behandeling van neonatale epileptische aanvallen [Leitlinie für die Behandlung von Neonatalen Epileptischen Anfällen], Nederlands Vlaamse Werkgroep Neonatale Neurologie van de sectie Neonatologie van de NVK en van de Nederlandse Vereniging voor Kinderneurologie [Kinderneurologie [Niederländisch-flämische Arbeitsgruppe für Neugeborenen-Neurologie], New updated version June 2012
Mihaly GW, et al., The pharmacokinetics and metabolism of the anilide local anaesthetics in neonates I. Lignocaine., Eur J Clin Pharmacol., 1978, May 17;13(2), 143-52
Wolf D, et al., Efficacy and Safety of a Lidocaine Gel in Patients from 6 Months up to 8 Years with Acute Painful Sites in the Oral Cavity: A Randomized, Placebo-Controlled, Double-Blind, Comparative Study, Int J Pediatr., 2015, 2015, 141767
Pinheiro JM, et al, Role of local anesthesia during lumbar puncture in neonates., Pediatrics, 1993, Feb;91(2), 379-82
Puri L, et al., Ketamine and lidocaine infusions decrease opioid consumption during vaso-occlusive crisis in adolescents with sickle cell disease, Curr Opin Support Palliat Care, 2019, 13(4), 402–7
Agbakwuru, U.et al., Implementation of an Intravenous Lidocaine Guideline for Children and Adolescents with Sickle Cell Vaso-Occlusive Pain, Blood, 2021, 138, 2962
Donald MJ, et al, Lignocaine toxicity; a complication of local anaesthesia administered in the community., Emerg Med J., 2004, Mar;21(2), 249-50
Favié, L. M. A.,et al., Lidocaine as treatment for neonatal seizures: Evaluation of previously developed population pharmacokinetic models and dosing regimen., British journal of clinical pharmacology, 2020, 86(1), 75–84
van den Broek, M. P., et al., Lidocaine (lignocaine) dosing regimen based upon a population pharmacokinetic model for preterm and term neonates with seizures. , Clinical pharmacokinetics, 2011, 50(7), 461–469
Sitbon, P., et al., Lidocaine plasma concentrations in pediatric patients after providing airway topical anesthesia from a calibrated device. , Anesthesia and analgesia, 1996, 82(5), 1003–1006
van den Broek, M. P., et al., Anticonvulsant treatment of asphyxiated newborns under hypothermia with lidocaine: efficacy, safety and dosing., Archives of disease in childhood Fetal and neonatal edition,, 2013, 98(4), F341–F345
Hopper, S. M., et al., Topical lidocaine to improve oral intake in children with painful infectious mouth ulcers: a blinded, randomized, placebo-controlled trial., Annals of emergency medicine, 2014, 63(3), 292–299
Miyabe M, et al., The plasma concentration of lidocaine's principal metabolite increases during continuous epidural anesthesia in infants and children., Anesth Analg., 1998, Nov;87(5), 1056-7
Berde CB, et al., Analgesics for the treatment of pain in children, N Engl J Med E, 2002, Oct 3;347(14), 1094-103. Erratum in: N Engl J Med. 2011 May 5;364(18):1782.
Menif K, et al. , Lidocaine toxicity secondary to local anesthesia administered in the community for elective circumcision., Fetal Pediatr Pathol., 2011, 30(6), 359-62
Anghelescu DL,et al., Lidocaine infusions and reduced opioid consumption-Retrospective experience in pediatric hematology and oncology patients with refractory pain. , Pediatr Blood Cancer, 2021, Nov;68(11), e29215
Takasaki M. , Blood concentrations of lidocaine, mepivacaine and bupivacaine during caudal analgesia in children. , Acta Anaesthesiol Scand., 1984, Apr;28(2), 211-4
Gunter JB. , Benefit and risks of local anesthetics in infants and children, Paediatr Drugs., 2002, 4(10), 649-72.
Weeke, L. C., et al, Lidocaine response rate in aEEG-confirmed neonatal seizures: Retrospective study of 413 full-term and preterm infants. , Epilepsia, 2016, 57(2), 233–242
Whittet HB, et al., Plasma lignocaine levels during paediatric endoscopy of the upper respiratory tract. Relationship with mucosal moistness. , Anaesthesia, 1988, Jun;43(6), 439-42
El-Deeb A, et al., The effects of intravenous lidocaine infusion on hospital stay after major abdominal pediatric surgery. A randomized double-blinded study., Egypt J Anaesth, 2013, 29, 225-230
Eyres RL, et al., Plasma lignocaine concentrations following topical laryngeal application. , Anaesth Intensive Care, 1983, Feb;11(1), 23-6
Dentinox Gesellschaft für pharmazeutische Präparate Lenk & Schuppan KG, Gebrauchsinformation: Dentinox®-Gel N Zahnungshilfe, September 2014
Änderungsverzeichnis
16 Juli 2025 15:54: Die wissenschaftliche Literatur zur Anwendung von Lidocain bei Neugeborenen und Kindern/Jugendlichen wurde ausgewertet. Dies führte zu neuen Dosisempfehlungen für "Arrythmien", "Neonatale Epileptische Anfällen (mit- und ohne Hypothermie)", "Lokalanästhesie", "Chronische Schmerzen; Sichelzellenkrise" und Ergänzung von PK-Daten, Nebenwirkungen und Warnhinweisen.