Desmopressin

Wirkstoff
Desmopressin
Handelsname
Minirin®, Nocutil®, Nocdurna®, Niwinas®
ATC-Code
H01BA02

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Das Antidiuretikum Desmopressin ist ein Analogon des Hypophysenhinterlappenhormons Adiuretin (Vasopressin) mit gesteigerter antidiuretischer Wirkung. Die Substanz ist ein Vasopressin-2-Rezeptor-Agonist und hemmt dadurch die Ausscheidung von Harn, während die vasopressorische Wirkung und damit der Einfluss auf den Blutdruck vernachlässigbar ist. Weiterhin steigert Desmopressin die endogen vorhandene Freisetzung von Faktor VIII, des Plasminogenaktivators und des Von-Willebrand-Faktors und fördert so die Hämostase. [Ref.]

Pharmakokinetik bei Kindern

Es liegen keine speziellen Daten für Kinder vor.

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Behandlung leichter bis mittelschwerer Blutungen und Vorbeugung von Blutungen bei leichten Eingriffen bei leichter Hämophilie A und Von-Willebrand-Syndrom
    • intravenös
      • ≥0 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
    • nasal
      • ≥0 Jahre bis <4 Jahre: off-label
      • ≥4 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
  • Enuresis nocturna
    • oral
      • ≥5 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
    • sublingual
      • ≥5 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
  • Diabetes insipidus
    • oral
      • ≥1 Jahr bis <2 Jahre: off-label
      • ≥2 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
    • sublingual
      • ≥2 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
    • intravenös / subkutan
      • ≥1 Monat bis <18 Jahre: zugelassen
    • nasal
      • ≥1 Monat bis <1 Jahr: off-label
      • ≥1 Jahr bis <18 Jahre: zugelassen
  • Als Diagnostikum zur Differentialdiagnose des Diabetes insipidus
    • intravenös
      • ≥1 Monat bis <18 Jahre: zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Intravenös zur Steigerung der Faktor-VIII-Gerinnungsaktivität bei leichter bis mittelschwerer Hämophilie A und von-Willebrand-Jürgens-Syndrom / angeborene und medikamentös induzierte Thrombozytendysfunktion

Kinder und Jugendliche:
siehe Dosierung für Erwachsene: 0,3 Mikrogramm/kg Körpergewicht subkutan injizieren oder gelöst in 50-100 ml physiologischer Kochsalzlösung über 15-30 Minuten infundieren.
Wird eine positive Wirkung erzielt, kann die Initialdosis 1-2 mal im Abstand von 12-24 Stunden wiederholt werden. Weitere Wiederholungen der Dosis können zu einer reduzierten Wirkung führen.

[Ref.]

Nasal bei ausreichender Wirksamkeit zur Kontrolle von Blutungen sowie zur Blutungsprophylaxe vor kleineren chirurgischen Eingriffen oder Zahnextraktionen im ambulanten Bereich bei Patienten mit
– leichter Hämophilie A (Faktor-VIII-Aktivität > 5%),
– leichtem bis mittelschwerem von-Willebrand-Jürgens-Syndrom (ausgenommen Typ IIB, III)
– Thrombozytendysfunktion (Störung der Blutplättchenfunktion)

Bei Säuglingen und Kindern unter 4 Jahren sollte Desmopressin Dosierspray nicht angewendet werden, es sei denn, die Behandlung wird vom Arzt als zwingend notwendig angesehen.
Bei Kindern im Alter von 4 bis 12 Jahren zeigte eine Dosis von 150 μg Desmopressinacetat (1 × 0,1 ml Lösung, ein Sprühstoß) ausreichende Wirksamkeit.
300 μg Desmopressinacetat (2 × 0,1 ml Lösung, ein Sprühstoß in jedes Nasenloch) 1 – 2 Stunden vor dem Eingriff oder bei Auftreten einer Blutung.
Die Anwendung kann alle 12 Stunden wiederholt und über maximal 3 Tage fortgesetzt werden. Ist eine Behandlung über mehr als 3 Tage erforderlich, muss ein Arzt aufgesucht werden. Bei mehrfacher Desmopressin-Gabe in kurzen Zeitabständen kann ein Wirkungsverlust (Tachyphylaxie) auftreten.

[Ref.]

Behandlung der primären Enuresis nocturna nach dem 5. Lebensjahr nach Ausschluss organischer Störungen der Harnorgane

Oral als Tablette:
Nach dem 5. Lebensjahr:
Zur Therapie einer Enuresis nocturna wird eine Anfangsdosierung von 0,2 mg Desmopressinacetat vor dem Zubettgehen empfohlen. Bei nicht ausreichendem Therapieerfolg kann die Dosis auf 0,4 mg [Desmopresssinacetat] gesteigert werden. Desmopressin ist für einen Behandlungszeitraum von bis zu 3 Monaten vorgesehen. Die Notwendigkeit für eine weitere Behandlung sollte durch eine Unterbrechung der Einnahme von mindestens einer Woche überprüft werden.

[Ref.]

Oral als Lösung:
Erwachsene und Kinder ab 5 Jahren:
Die empfohlene Anfangsdosis beträgt 180 Mikrogramm Desmopressin (0,5 ml) vor dem Schlafengehen. Bei nicht ausreichendem Therapieerfolg kann die Dosis bis auf 360 Mikrogramm (1 ml) gesteigert werden.

[Ref.]

Sublingual
Nach dem 5. Lebensjahr:
Anfangsdosierung von 120 Mikrogramm Desmopressin vor dem Zubettgehen. Bei nicht ausreichendem Therapieerfolg kann diese auf 240 Mikrogramm gesteigert werden. Desmopressin ist für einen Behandlungszeitraum von bis zu 3 Monaten vorgesehen. Die Notwendigkeit für eine weitere Behandlung sollte nach einer Unterbrechung der Einnahme von mindestens einer Woche überprüft werden.

[Ref.]

Oral bei zentralem Diabetes insipidus sowie Polyurie und Polydipsie

Oral als Tablette:
Erwachsene und Kinder:

Die Dosierung ist individuell anzupassen. Die klinische Erfahrung zeigt, dass die Tagesdosis normalerweise zwischen 0,2 und
1,2 mg liegt. Die Dosierung zu Beginn sollte bei Erwachsenen und Kindern bei 3-mal täglich 0,1 mg liegen, und dann individuell an das Ansprechen des Patienten angeangepasst werden. Die Erhaltungsdosis für die  meisten Patienten liegt bei 3-mal täglich 0,1 – 0,2 mg.

[Ref.]

Oral als Lösung:
Erwachsene und Kinder:

Die Anfangsdosis sollte bei Erwachsenen und Kindern bei dreimal täglich 90 Mikrogramm (0,25 ml) liegen. Beim Diabetes insipidus centralis sollte die Dosierung individuell angepasst werden, aber die klinische Erfahrung hat gezeigt, dass die gesamte Tagesdosis normalerweise im Bereich zwischen 180 Mikrogramm (0,5 ml) und 1080 Mikrogramm (3 ml) Desmopressin liegt. Danach sollte das Dosierungsschema dem Ansprechen des Patienten angepasst werden. Die Erhaltungsdosis der meisten Patienten liegt bei dreimal täglich 90–180 Mikrogramm (0,25–0,5 ml).

[Ref.]

Sublingual bei zentralem Diabetes insipidus

Kinder und Erwachsene:
Die Dosierung ist beim Diabetes insipidus individuell anzupassen. Die Tagesdosis liegt normalerweise zwischen 120 Mikrogramm und 720 Mikrogramm. Die Dosierung sollte zu Beginn bei Erwachsenen und Kindern bei 3-mal täglich 60 Mikrogramm liegen. Die Dosierung sollte individuell an das Ansprechen des Patienten angepasst werden. Die Erhaltungsdosis der meisten Patienten liegt bei 3-mal täglich 60 – 120 Mikrogramm.

[Ref.]

Parenteral (intravenös, subkutan, intramuskulär) als Antidiuretikum bei zentralem Diabetes insipidus sowie zentral traumatisch bedingte Polyurie und Polydipsie

Die Injektionslösung kann angewendet werden, wenn die intranasale oder orale Anwendung als ungeeignet angesehen wird.

Kinder unter 1 Jahr: Die Erfahrungen aus der Behandlung von Kindern unter 1 Jahr sind begrenzt. Einzelfälle deuten darauf hin, dass 0,05 Mikrogramm (0,0125 ml) eine geeignete Initialdosis sind. Die Dosis wird anschließend entsprechend der
Diurese und dem Elektrolytstatus des Patienten titriert.
Kinder ab 1 Jahr: 0,1 – 1 Mikrogramm (0,025 – 0,25 ml) 1 – 2 mal täglich.
Erwachsene: Normale Dosierung: 1 – 4 Mikrogramm (0,25 – 1 ml) 1 – 2 mal täglich.

[Ref.]

Nasal als Antidiuretikum bei zentralem Diabetes insipidus sowie zentral traumatisch bedingte Polyurie und Polydipsie

Kinder über 1 Jahr: Tagesdosis: 10 Mikrogramm
Erwachsene:
Tagesdosis: 10 –20 Mikrogramm

Tagesdosis verteilt auf 1 – 2 Einzeldosen. Zur optimalen Einstellung der Dosis sollten die Menge und die Osmolalität des ausgeschiedenen Harns bestimmt werden. Die Therapie sollte sich an zwei Parametern ausrichten: einer adäquaten Schlafdauer und einer ausgewogenen Wasserbilanz.

[Ref.]

Parenteral (intravenös, subkutan, intramuskulär) als Diagnostikum zur Untersuchung der Nierenkonzentrationsfähigkeit
und zur Differentialdiagnose des Diabetes insipidus

Kinder unter 1 Jahr: 0,4 Mikrogramm (0,1 ml) als Einzeldosis.
Kinder ab 1 Jahr: 1 – 2 Mikrogramm (0,25 – 0,5 ml) als Einzeldosis.
Der innerhalb von einer Stunde nach Gabe gewonnene Sammelurin wird verworfen. Während der nächsten 8 Stunden wird für die Messung der Osmolalität zweimal Urin gesammelt. Die Einschränkung der Flüssigkeitsaufnahme muss beachtet werden.
Für Kinder wird empfohlen, zur Untersuchung der Nierenkonzentrationsfähigkeit vorzugsweise die intranasale Formulierung zu verwenden.

[Ref.]

Nasal als Diagnostikum Kurztest zur Untersuchung der Nierenkonzentrationsfähigkeit und zur Differentialdiagnose des Diabetes insipidus

Kinder unter 1 Jahr: Dosis: 1× 10 Mikrogramm
Kinder über 1 Jahr: Dosis: 1× 20 Mikrogramm
Erwachsene: Dosis: 1× 40 Mikrogramm

[Ref.]

Präparate im Handel

Lösung zum Einnehmen 400 μg/mL
Tabletten 0,1 g, 0,2 g
Lyophilisat zum Einnehmen 67 μg, 135 μg, 270 μg
Nasenspray 10 µg/0,1 mL, 150 µg/0,1 mL
Nasentropfen 10 µg/0,1 mL
Injektionslösung 4 µg/mL

Orale Anwendung

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke (Desmopressinacetat) Applikationsweg Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe Altersangabe
Niwinas® Lösung zum Einnehmen 400 μg/mL (≙ 360 μg/mL Desmopressin) oral natriumfrei Natriummethyl-4-hydroxybenzoat (2,1 mg/mL),
Natriumpropyl-4-hydroxybenzoat (0,22 mg/mL)
Diabetes insipidus: Kinder
Enuresis: Kinder ab 5 Jahren
Minirin® Tabletten 0,1 mgT1
0,2 mgT1
oral k.A. Lactose Kinder
Nocutil® Tabletten 0,1 mgT1
0,2 mgT1
oral k.A. Lactose Kinder ab 5 Jahren
Minirin® Lyophilisat zum Einnehmen 67 μg (≙ 60 μg Desmopressin)
135 μg (≙ 120 μg Desmopressin)
270 μg (≙ 240 μg Desmopressin)
sublingual k.A. - Diabetes insipidus: Kinder
Enuresis: Kinder ab 5 Jahren

 

T1: nur teilbar zur erleichterten Einnahme, k.A.: keine Angabe

Anwendungshinweis: Die Einnahme der Tabletten und Sublingualtabletten sollte möglichst immer im gleichen zeitlichen Abstand zu den Mahlzeiten erfolgen, da die Nahrungsaufnahme die Resorption von Desmopressin vermindert.

Nasale Anwendung

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke (Desmopressinacetat) Applikationsweg Problematische Hilfsstoffe Altersangabe
Minirin Nasenspray 10 µg/0,1 mL (≙ 1 Sprühstoß) nasal Benzalkoniumchlorid (0,1 mg/mL) als Antidiuretikum: Kinder ab 1 Jahr
als Diagnostikum: Kinder unter 1 Jahr
Octostim Nasenspray 150 µg/0,1 mL (≙ 1 Sprühstoß) nasal Benzalkoniumchlorid (0,1 mg/mL) Blutungskontrolle/-prophylaxe: Kinder ab 4 Jahren
Minirin Rhinyle® Nasentropfen 10 µg/0,1 mL nasal - als Antidiuretikum: Kinder ab 1 Jahr
als Diagnostikum: Kinder unter 1 Jahr



k.A.: keine Angabe

Parenterale Anwendung

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke (Desmopressinacetat) Applikationsweg Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe Altersangabe
Minirin parenteral Injektionslösung 4 µg/mL intravenös, intramuskulär, subkutan natriumfrei - als Antidiuretikum: Kinder ab 1 Jahr
als Antihämorrhagikum: Kinder
als Diagnostikum: Kinder unter 1 Jahr

 

„natriumfrei“

Die Fachinformationen wurden am 11.05.2023 aufgerufen.

Neben den aufgeführten Präparaten befinden sich diverse weitere Fertigarzneimittel im Handel.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Gehe zu:

Behandlung leichter bis mittelschwerer Blutungen und Prävention von Blutungen bei kleineren Eingriffen bei leichter Hämophilie A und dem Von-Willebrand-Syndrom
  • Intravenös
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [2] [10]
      • Desmopressinacetat: 0,3 microg./kg/Dosis, einmalig.
        • Je nach Puls und Blutdruck über 30 Minuten verabreichen. Bei Bedarf nach 12 - 24 Stunden wiederholen.
        • Cave: Hyponatriämie (siehe Warnhinweise). An Kinder unter 3 Jahren ausschließlich unter klinischer Beobachtung über 24 Stunden verabreichen.
        • Behandlung nach Rücksprache mit fachärztlichem Personal der Hämatologie.
        • Vor der Verwendung in dieser Indikation sollte ein Desmopressin-Test mittels Kurzinfusion durchgeführt werden, um festzustellen, ob der Patient mit leichter bis mittelschwerer Hämophilie eine adäquate Steigerung des Faktor VIII zeigt und keine übermäßigen Nebenwirkungen hat. Der Faktor VIII Spiegel sollte nach Gabe von Desmopressin um etwa das 3- bis 4-Fache ansteigen (siehe Warnhinweise).
  • Nasal
    • 20 bis 40 kg
      [2]
      • Desmopressinacetat: 150 microg./Dosis, einmalig.
        • Bei Bedarf nach 12 - 24 Stunden wiederholen.
        • Cave: Hyponatriämie (siehe Warnhinweise)

        <4 Jahre: off-label

    • ≥ 40 kg
      [2]
      • Desmopressinacetat: 300 microg./Dosis, einmalig.
        • Bei Bedarf nach 12 - 24 Stunden wiederholen.
        • Cave: Hyponatriämie (siehe Warnhinweise)
Enuresis nocturna
  • Oral
    • 5 Jahre bis 18 Jahre
      [1] [3]
      • Desmopressinacetat: 1 - 2 Stunden vor dem Zubettgehen 0,2 mg/Tag in 1 Dosis. Max: 0,4 mg/Tag.
        • Bei Kindern unter 12 Jahren nur zur Überbrückung kurzer spezifischer Phasen einsetzen, in denen die Enuresis ein schwerwiegendes Problem darstellt, wie z.B. bei Klassenfahrten und Übernachtungen.
        • Cave: Hyponatriämie (siehe Warnhinweise)
        • Bei älteren Kindern sollte die Behandlung alle 3 Monate für 1 Woche unterbrochen werden, um festzustellen, ob die Behandlung noch indiziert ist.
  • Sublingual
    • 5 Jahre bis 18 Jahre
      [3] [4]
      • Desmopressin: Unmittelbar vor dem Zubettgehen: 120 microg./Tag in 1 Dosis. Max: 240 microg./Tag.
        • Bei Kindern unter 12 Jahren nur zur Überbrückung kurzer spezifischer Phasen einsetzen, in denen die Enuresis ein schwerwiegendes Problem darstellt, wie z.B. bei Klassenfahrten und Übernachtungen.
        • Cave: Hyponatriämie (siehe Warnhinweise)
        • Bei älteren Kindern sollte die Behandlung alle 3 Monate für 1 Woche unterbrochen werden, um festzustellen, ob die Behandlung noch indiziert ist.
Diabetes insipidus
  • Oral
    • 1 Jahr bis 12 Jahre
      [3] [7]
      • Initialdosis: Desmopressinacetat: 25 - 50 microg./Tag in 1 - 2 Dosen.
      • Erhaltungsdosis: Dosierung je nach klinischem Ansprechen anpassen auf: 100 - 600 microg./Tag in 2 - 3 Dosen. Max: 1.200 microg./Tag.
      • Dosierung nach Rücksprache mit Fachpersonal der Endokrinologie/Nephrologie.
        Cave: Hyponatriämie (siehe Warnhinweise)

        <2 Jahre: off-label

    • 12 Jahre bis 18 Jahre
      [7]
      • Initialdosis: Desmopressinacetat: 50 - 100 microg./Tag in 1 - 2 Dosen.
      • Erhaltungsdosis: Dosierung je nach klinischem Ansprechen anpassen auf: 200 - 600 microg./Tag in 2 - 3 Dosen. Max: 1.200 microg./Tag.
      • Dosierung nach Rücksprache mit Fachpersonal der Endokrinologie/Nephrologie.
        Cave: Hyponatriämie (siehe Warnhinweise)

  • Sublingual
    • 2 Jahre bis 18 Jahre
      [4] [7]
      • Initialdosis: Desmopressin: 60 - 180 microg./Tag in 1 - 3 Dosen.
      • Erhaltungsdosis: Dosierung je nach klinischem Ansprechen anpassen auf: 180 - 360 microg./Tag in 1 - 3 Dosen. Max: 720 microg./Tag.
      • Dosierung nach Rücksprache mit Fachpersonal der Endokrinologie/Nephrologie.
        Cave: Hyponatriämie (siehe Warnhinweise)

  • Intravenös
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [6] [7]
      • Initialdosis: Desmopressinacetat: 0,005 - 0,01 microg./kg/Tag in 1 - 2 Dosen.
      • Erhaltungsdosis: Dosierung je nach klinischem Ansprechen anpassen auf: 0,4 microg./Tag in 1 - 2 Dosen.
        • Nur wenn die nasale Verabreichung nicht möglich ist. 
        • Dosierung nach Rücksprache mit Fachpersonal der Endokrinologie/Nephrologie.
        • Cave: Hyponatriämie (siehe Warnhinweise)
  • Subkutan
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [6] [7]
      • Initialdosis: Desmopressinacetat: 0,005 microg./kg/Tag in 1 - 2 Dosen.
      • Erhaltungsdosis: Dosierung je nach klinischem Ansprechen um Schritte von 50 % anpassen auf: 0,4 microg./Tag in 1 - 2 Dosen.
        • Nur wenn die nasale Verabreichung nicht möglich ist. 
        • Dosierung nach Rücksprache mit Fachpersonal der Endokrinologie/Nephrologie.
  • Nasal
    • 1 Monat bis 2 Jahre
      [5]
      • Desmopressinacetat: Eine Testdosis verabreichen von 1 - 2,5 microg./Dosis, einmalig. danach je nach Volumen der Harnproduktion innerhalb von 24 Stunden sowie nach der Urin-Osmolalität anpassen.
      • Dosierung nach Rücksprache mit Fachpersonal der Endokrinologie/Nephrologie.
        Cave: Hyponatriämie (siehe Warnhinweise)

        <1 Jahr: off-label

    • 2 Jahre bis 18 Jahre
      [5]
      • Desmopressinacetat: Eine Testdosis verabreichen in Höhe von 5 microg./Dosis, einmalig. danach je nach Volumen der Harnproduktion innerhalb von 24 Stunden sowie nach der Urin-Osmolalität anpassen.
      • Dosierung nach Rücksprache mit Fachpersonal der Endokrinologie/Nephrologie.
        Cave: Hyponatriämie (siehe Warnhinweise)

Als Diagnostikum zur Differentialdiagnose des Diabetes insipidus
  • Intravenös
    • 1 Monat bis 1 Jahr
      [9]
      • Desmopressinacetat: 0,4 microg./Dosis, einmalig.
    • 1 Jahr bis 18 Jahre
      [9]
      • Desmopressinacetat: 1 - 2 microg./Dosis, einmalig.
  • Nasal
    • 1 Monat bis 1 Jahr
      [8]
      • Desmopressinacetat: 10 microg./Dosis, einmalig.
    • 1 Jahr bis 18 Jahre
      [5] [8]
      • Desmopressinacetat: 20 microg./Dosis, einmalig.
Kurztest zur Untersuchung der Nierenkonzentrationsfähigkeit
  • Nasal
    • 1 Monat bis 1 Jahr
      [5]
      • Desmopressinacetat: 10 microg./Dosis, einmalig.
    • 1 Jahr bis 15 Jahre
      [5]
      • Desmopressinacetat: 20 microg./Dosis, einmalig.
    • ≥ 15 Jahre
      [5]
      • Desmopressinacetat: 40 microg./Dosis, einmalig.

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

Keine Informationen zur Dosisanpassung bei Nierenfunktionsstörung vorhanden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Bei Kindern kann in Kombination mit starker Flüssigkeitszufuhr eine sehr schwere Hyponatriämie entstehen, die zu Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Gewichtszunahme, Schwindel, Verwirrtheit, Unwohlsein, Gedächtnisstörungen, Benommenheit, Stürze und in schweren Fällen zu Konvulsionen, Koma und Tod führen kann. Eine Hyponatriämie bei Kindern wird häufig in Zusammenhang mit einer Änderung der täglichen Routine und/oder Schwitzen gebracht.

Bei oraler Anwendung:

Häufig (>1 %): Kopfschmerzen
Gelegentlich (0,1-1 %): Affektlabilität, Aggression, Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö, periphere Ödeme, Müdigkeit, Beschwerden der Blase und Harnröhre
Selten (<0,1 %): Angstzustände, Alpträume, Stimmungsschwankungen, Schläfrigkeit, Hypertonie, Reizbarkeit
Nebenwirkungen mit unbekannter Häufigkeit: Anaphylaktische Reaktionen, Hyponatriämie, abnormes Verhalten, emotionale Störungen, Depressionen, Halluzinationen, Insomnie, Aufmerksamkeitsstörungen, psychomotorische Hyperaktivität, Konvulsionen, Nasenbluten, allergische Dermatitis, Hautausschlag, Schwitzen, Urtikaria

Bei nasaler Anwendung vor allem bei Kindern und Jugendlichen beobachtet:

Sehr häufig (>10%): Erhöhte Körpertemperatur
Häufig (>1 %): Schlafstörungen, Affektlabilität, Alpträume, Nervosität, Aggression, Infektionen der oberen Atemwege

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Sehr häufig (>10 %): Kopfschmerzen

Häufig (1-10 %): Hyponatriämie, Benommenheit, Hypertonie, Nausea, Abdominalschmerzen, Diarrhoe, Obstipation, Erbrechen, Beschwerden der Blase und der Harnröhre, Ödeme, Fatigue

Gelegentlich (0,1-1 %): Insomnie, Somnolenz, Parästhesie, Sehbehinderung, Vertigo, Palpitationen, orthostatische Hypotonie, Dyspnoe, Dyspepsie, Flatulenz, Blähungen, Völlegefühl, Schwitzen, Pruritus, Hautausschlag, Urtikaria, Muskelspasmen,
Myalgie, Malaise, Schmerzen in der Brust, grippeähnliche Symptome, Gewichtszunahme, Erhöhung der Leberwerte, Hypokaliämie

Selten (0,01-0,1 %): Verwirrtheitszustände, allergische Dermatitis

Häufigkeit nicht bekannt: anaphylaktische Reaktionen, Dehydratation, Hypernatriämie, Konvulsionen, Asthenie, Koma

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

  • habituelle und psychogene Polydipsie (mit einer Urinproduktion von mehr als 40 mL/kg/24 Stunden)
  • mäßige bis schwere Niereninsuffizienz (Kreatinin-Clearance unter 50 mL/Min.)
  • bekannte oder Verdacht auf Herzinsuffizienz sowie andere Zustände, die eine Therapie mit Diuretika erforderlich machen
  • bekannte Hyponatriämie
  • Unfähigkeit des Patienten, die Flüssigkeitsaufnahme zu reduzieren, z. B. bei kognitiven Störungen, neurologischen Erkrankungen und Demenz
  • Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion (SIADH)
  • schweres klassisches von-Willebrand-Jürgens-Syndrom (Typ IIb), Patienten mit 5 % Faktor-VIII-Aktivität, Faktor VIII-Antikörper

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Bei der Behandlung der primären Enuresis nocturna muss die Flüssigkeitsaufnahme 1 Stunde vor Einnahme bis zum nächsten Morgen (mindestens 8 Stunden nach Einnahme) auf ein Minimum beschränkt werden, und es sollte nur bei Durst Flüssigkeit aufgenommen werden. Die Behandlung mit Desmopressin kann ohne gleichzeitige Einschränkung der Flüssigkeitszufuhr zu einer Wasserretention und/oder Hyponatriämie führen. Dies kann von Symptomen wie Gewichtszunahme, Kopfschmerzen, Übelkeit/Erbrechen und Ödembildung begleitet sein. In schweren Fällen können Hirnödem, Konvulsionen und Koma auftreten. Patienten und Eltern sollten sorgfältig instruiert werden, die Einschränkung der Flüssigkeitsaufnahme einzuhalten.

Für die Indikation Hämophilie A/vWD sollte aufgrund der hohen Dosen bei Kleinkindern unter 20 kg Desmopressin ausschließlich intravenös verabreicht werden. Vor allem bei Kleinkindern ist neben Tachykardie und Flushs die Gefahr einer Hyperhydration zu berücksichtigen, weshalb in den 12 Stunden nach der Verabreichung von Desmopressin eine strenge Beschränkung der Flüssigkeitszufuhr gilt. Aus diesen Gründen wird in vielen Hämophilie-Behandlungszentren Desmopressin nicht an Kinder unter 3 Jahren verabreicht und bei Kindern zwischen 3 und 6 Jahren nur nach sorgfältiger Abwägung und unter Aufsicht hinsichtlich Trinkmenge und Ausscheidung [Pabinger 2015]. Angesichts des Risikos schwerer Nebenwirkungen (Konvulsionen, Koma infolge von Hyponatriämie) wird empfohlen, Wirkung und Nebenwirkungen bei Verabreichung von Desmopressin an Kleinkinder mit einem Gewicht unter 20 kg stationär zu beobachten, wobei das Serum-Natrium bis 24 Stunden nach der Verabreichung zu kontrollieren ist. Vor allem bei Kleinkindern oder wiederholter Verabreichung muss die Bildung einer Hyponatriämie durch die antidiuretische Wirkung von Desmopressin berücksichtigt werden.

Bei gleichzeitiger Anwendung von Arzneimitteln, die die Freisetzung von ADH beeinflussen, wie trizyklischen Antidepressiva, SSRIs, Chlorpromazin, Loperamid und Carbamazepin, besteht ein erhöhtes Risiko einer Hyperhydration. Hyponatriämie kann auch bei gleichzeitiger Anwendung von NSAIDs auftreten.

Die Wirkung von Desmopressin auf die Blutgerinnung unterliegt einer starken interindividuellen Variabilität, auf intraindividueller Ebene ist das Ansprechen jedoch konstant. Es wird empfohlen, eine Testdosis zu verabreichen und die Wirkung dieser Verabreichung auf die Faktor VIII Plasmakonzentration VWF:RCo und VWG:Ag, die Thrombozytenmenge und eventuell den PFA100 zu bestimmen, sowie die Verträglichkeit beim individuellen Patienten zu dokumentieren (Desmopressin-Test). Desmopressin wirkt nicht bei schwerer Hämophilie A, allen Formen von Hämophilie B und beim von-Willebrand-Jürgens-Syndrom Typ 3.

Der renale Konzentrationstest bei Säuglingen ist ausschließlich bei strikter Indikation und stationär auszuführen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

  • Kortikosteroide können den hyponaträmischen Effekt von Desmopressin verstärken. [Ref.]
  • Schleifendiuretika verstärken den hyponaträmischen Effekt von Desmopressin. [Ref.]
  • Tolvaptan kann den therapeutischen Effekt von Desmopressin aufheben. [Ref.]
  • Arzneistoffe die SIADH (Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion) induzieren:
    • Trizyklische Antidepressiva
    • Selektive Serotonin-Reuptake-Inhibitoren
    • Chlorpromazin
    • Carbamazepin
    • Indometacin
    • Antidiabetika des Sulfonylharnstoff-Typs
  • Nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAIDs) können den antidiuretischen Effekt verstärken und eine Wasserretention und Hyponatriämie verursachen.
  • Clofibrat und Oxytocin haben eine ähnlich antidiuretische Wirkung.
  • Glibenclamid und Lithium können die antidiuretische Wirkung abschwächen.
  • Eine gleichzeitige Behandlung mit Loperamid kann zu einer 3-fachen Erhöhung der Desmopressin-Plasmakonzentration führen, welches das Risiko für eine Wasserretention und Hyponatriämie stark erhöht.
  • Eine gemeinsame Aufnahme mit der Nahrung verringert die Intensität und Dauer des antidiuretischen Effekts.

[Ref.]

Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

HYPOPHYSENHINTERLAPPENHORMONE

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Vasopressin und Analoga

Vasopressin (Argipressin)

Empressin; Syn: Arginin-Vasopressin
H01BA01

Referenzen

  1. Rademaker C.M.A. et al, Geneesmiddelen-Formularium voor Kinderen [Arzneimittel-Formularium für Kinder], 2007
  2. Nederlandse Vereniging van Hemofiliebehandelaars (NVHB) [Niederländische Gesellschaft der Hämophiliepraktiker], Richtlijn Diagnostiek en behandeling van hemofilie en aanverwante stoornissen [Leitlinie zur Diagnostik und Behandlung von Hämophilie und verwandten Störungen], 2009, ISBN: 978-90-8523-195-0, 171-175
  3. Ferring BV, SmPC Minrin tablet (RVG 12625) 12. März 2014
  4. Ferring BV, SmPC Desmopressine Melt (RVG 116910) 16-02-2016
  5. Ferring BV, SmPC Minrin neusspray (RVG 18923) 26-11-2022, www.geneesmiddeleninformatiebank.nl
  6. Ferring BV, SmPC Minrin IV (RVG 08868) 05-09-2016, www.geneesmiddeleninformatiebank.nl
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  8. Ferring GmbH, SmPC, Minirin 10 µg Nasenspray (3001921.00.00), 11/2019
  9. Ferring , SmPC Minirin-Amp (1-19335) , 03-2014
  10. Pabinger, et al., Hämophiliebehandlung in Österreich, Wien Klin Wochenschr, 2015, 127 (Suppl 3), 115–S130
  11. Ferring GmbH, SmPC, Minirin 0,1 mg Tabletten (15542.00.00), 03/2022
  12. Ferring GmbH, SmPC, Minirin 60/120/240 µg Lyophilisat zum Einnehmen (80334.00.00), 05/2016
  13. Ferring GmbH, SmPC, Minirin parenteral 4 µg/ml Injektionslösung (6079556.00.00), 08/2020
  14. Ferring GmbH, SmPC, Octostim Dosierspray 1,5 mg/ml Nasenspray (39761.00.00), 09/2014
  15. INFECTOPHARM Arzneimittel und Consilium GmbH, SmPC, Niwinas 360 µg/ml Lösung zum Einnehmen (82949.00.00), 10/2022
  16. Apogepha Arzneimittel GmbH, SmPC, Nocutil 0,1/0,2 mg Tabletten (63188.00.00), 04/2022
  17. Ferring GmbH, SmPC, Minirin rhinyle 10 µg Nasentropfen (32188.00.00), 04/2014
  18. Uptodate: UpToDate®, Pediatric Drug information: Desmopressin Lexicomp® Topic 9330 Version 228.0, accessed 01/19
  19. AVOXA, ABDA-Datenbank Wirkstoffdossier Desmopressin, Letzte Bearbeitung 04/2019, aufgerufen am 08.04.2019
  20. Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie e.V. (DGKJP), S2k-Leitlinie "Enuresis und nicht-organische (funktionelle) Harninkontinenz bei Kindern und Jugendlichen" (Registernummer 028 - 026), AWMF, Stand: 31.05.2021 , gültig bis 30.05.2026
  21. Ferring GmbH, SmPC, Minirin 0,2 mg Tabletten (15542.01.00), 03/2022

Änderungsverzeichnis

  • 03 Mai 2023 15:36: Spezifizierung der Bezugsgröße (Salz/Reinstoff). Die Dosierungen beziehen sich auf Desmopressinacetat mit Ausnahme der sublingualen Dosierungen (Desmopressin)
  • 23 April 2021 12:35: Neue Informationen zu Nebenwirkungen bei Kindern

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung