Das Antidiuretikum Desmopressin ist ein Analogon des Hypophysenhinterlappenhormons Adiuretin (Vasopressin) mit gesteigerter antidiuretischer Wirkung. Die Substanz ist ein Vasopressin-2-Rezeptor-Agonist und hemmt dadurch die Ausscheidung von Harn, während die vasopressorische Wirkung und damit der Einfluss auf den Blutdruck vernachlässigbar ist. Weiterhin steigert Desmopressin die endogen vorhandene Freisetzung von Faktor VIII, des Plasminogenaktivators und des Von-Willebrand-Faktors und fördert so die Hämostase. [Ref.]
Es liegen keine speziellen Daten für Kinder vor.
Lösung zum Einnehmen 400 μg/mL
Tabletten 0,1 g, 0,2 g
Lyophilisat zum Einnehmen 67 μg, 135 μg, 270 μg
Nasenspray 10 µg/0,1 mL, 150 µg/0,1 mL
Nasentropfen 10 µg/0,1 mL
Injektionslösung 4 µg/mL
Orale Anwendung
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
Präparat | Darreichungsform | Stärke (Desmopressinacetat) | Applikationsweg | Natriumgehalt | Problematische Hilfsstoffe | Altersangabe |
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Niwinas® | Lösung zum Einnehmen | 400 μg/mL (≙ 360 μg/mL Desmopressin) | oral | natriumfrei | Natriummethyl-4-hydroxybenzoat (2,1 mg/mL), Natriumpropyl-4-hydroxybenzoat (0,22 mg/mL) |
Diabetes insipidus: Kinder Enuresis: Kinder ab 5 Jahren |
Minirin® | Tabletten | 0,1 mgT1 0,2 mgT1 |
oral | k.A. | Lactose | Kinder |
Nocutil® | Tabletten | 0,1 mgT1 0,2 mgT1 |
oral | k.A. | Lactose | Kinder ab 5 Jahren |
Minirin® | Lyophilisat zum Einnehmen | 67 μg (≙ 60 μg Desmopressin) 135 μg (≙ 120 μg Desmopressin) 270 μg (≙ 240 μg Desmopressin) |
sublingual | k.A. | - | Diabetes insipidus: Kinder Enuresis: Kinder ab 5 Jahren |
T1: nur teilbar zur erleichterten Einnahme, k.A.: keine Angabe
Anwendungshinweis: Die Einnahme der Tabletten und Sublingualtabletten sollte möglichst immer im gleichen zeitlichen Abstand zu den Mahlzeiten erfolgen, da die Nahrungsaufnahme die Resorption von Desmopressin vermindert.
Nasale Anwendung
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
Präparat | Darreichungsform | Stärke (Desmopressinacetat) | Applikationsweg | Problematische Hilfsstoffe | Altersangabe |
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Minirin | Nasenspray | 10 µg/0,1 mL (≙ 1 Sprühstoß) | nasal | Benzalkoniumchlorid (0,1 mg/mL) | als Antidiuretikum: Kinder ab 1 Jahr als Diagnostikum: Kinder unter 1 Jahr |
Octostim | Nasenspray | 150 µg/0,1 mL (≙ 1 Sprühstoß) | nasal | Benzalkoniumchlorid (0,1 mg/mL) | Blutungskontrolle/-prophylaxe: Kinder ab 4 Jahren |
Minirin Rhinyle® | Nasentropfen | 10 µg/0,1 mL | nasal | - | als Antidiuretikum: Kinder ab 1 Jahr als Diagnostikum: Kinder unter 1 Jahr |
k.A.: keine Angabe
Parenterale Anwendung
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
Präparat | Darreichungsform | Stärke (Desmopressinacetat) | Applikationsweg | Natriumgehalt | Problematische Hilfsstoffe | Altersangabe |
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Minirin parenteral | Injektionslösung | 4 µg/mL | intravenös, intramuskulär, subkutan | natriumfrei | - | als Antidiuretikum: Kinder ab 1 Jahr als Antihämorrhagikum: Kinder als Diagnostikum: Kinder unter 1 Jahr |
„natriumfrei“
Die Fachinformationen wurden am 11.05.2023 aufgerufen.
Neben den aufgeführten Präparaten befinden sich diverse weitere Fertigarzneimittel im Handel.
Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)
Gehe zu:
Behandlung leichter bis mittelschwerer Blutungen und Prävention von Blutungen bei kleineren Eingriffen bei leichter Hämophilie A und dem Von-Willebrand-Syndrom |
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Enuresis nocturna |
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Diabetes insipidus |
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Als Diagnostikum zur Differentialdiagnose des Diabetes insipidus |
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Kurztest zur Untersuchung der Nierenkonzentrationsfähigkeit |
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Keine Informationen zur Dosisanpassung bei Nierenfunktionsstörung vorhanden.
Bei Kindern kann in Kombination mit starker Flüssigkeitszufuhr eine sehr schwere Hyponatriämie entstehen, die zu Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Gewichtszunahme, Schwindel, Verwirrtheit, Unwohlsein, Gedächtnisstörungen, Benommenheit, Stürze und in schweren Fällen zu Konvulsionen, Koma und Tod führen kann. Eine Hyponatriämie bei Kindern wird häufig in Zusammenhang mit einer Änderung der täglichen Routine und/oder Schwitzen gebracht.
Bei oraler Anwendung:
Häufig (>1 %): Kopfschmerzen
Gelegentlich (0,1-1 %): Affektlabilität, Aggression, Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö, periphere Ödeme, Müdigkeit, Beschwerden der Blase und Harnröhre
Selten (<0,1 %): Angstzustände, Alpträume, Stimmungsschwankungen, Schläfrigkeit, Hypertonie, Reizbarkeit
Nebenwirkungen mit unbekannter Häufigkeit: Anaphylaktische Reaktionen, Hyponatriämie, abnormes Verhalten, emotionale Störungen, Depressionen, Halluzinationen, Insomnie, Aufmerksamkeitsstörungen, psychomotorische Hyperaktivität, Konvulsionen, Nasenbluten, allergische Dermatitis, Hautausschlag, Schwitzen, Urtikaria
Bei nasaler Anwendung vor allem bei Kindern und Jugendlichen beobachtet:
Sehr häufig (>10%): Erhöhte Körpertemperatur
Häufig (>1 %): Schlafstörungen, Affektlabilität, Alpträume, Nervosität, Aggression, Infektionen der oberen Atemwege
Sehr häufig (>10 %): Kopfschmerzen
Häufig (1-10 %): Hyponatriämie, Benommenheit, Hypertonie, Nausea, Abdominalschmerzen, Diarrhoe, Obstipation, Erbrechen, Beschwerden der Blase und der Harnröhre, Ödeme, Fatigue
Gelegentlich (0,1-1 %): Insomnie, Somnolenz, Parästhesie, Sehbehinderung, Vertigo, Palpitationen, orthostatische Hypotonie, Dyspnoe, Dyspepsie, Flatulenz, Blähungen, Völlegefühl, Schwitzen, Pruritus, Hautausschlag, Urtikaria, Muskelspasmen,
Myalgie, Malaise, Schmerzen in der Brust, grippeähnliche Symptome, Gewichtszunahme, Erhöhung der Leberwerte, Hypokaliämie
Selten (0,01-0,1 %): Verwirrtheitszustände, allergische Dermatitis
Häufigkeit nicht bekannt: anaphylaktische Reaktionen, Dehydratation, Hypernatriämie, Konvulsionen, Asthenie, Koma
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Bei der Behandlung der primären Enuresis nocturna muss die Flüssigkeitsaufnahme 1 Stunde vor Einnahme bis zum nächsten Morgen (mindestens 8 Stunden nach Einnahme) auf ein Minimum beschränkt werden, und es sollte nur bei Durst Flüssigkeit aufgenommen werden. Die Behandlung mit Desmopressin kann ohne gleichzeitige Einschränkung der Flüssigkeitszufuhr zu einer Wasserretention und/oder Hyponatriämie führen. Dies kann von Symptomen wie Gewichtszunahme, Kopfschmerzen, Übelkeit/Erbrechen und Ödembildung begleitet sein. In schweren Fällen können Hirnödem, Konvulsionen und Koma auftreten. Patienten und Eltern sollten sorgfältig instruiert werden, die Einschränkung der Flüssigkeitsaufnahme einzuhalten.
Für die Indikation Hämophilie A/vWD sollte aufgrund der hohen Dosen bei Kleinkindern unter 20 kg Desmopressin ausschließlich intravenös verabreicht werden. Vor allem bei Kleinkindern ist neben Tachykardie und Flushs die Gefahr einer Hyperhydration zu berücksichtigen, weshalb in den 12 Stunden nach der Verabreichung von Desmopressin eine strenge Beschränkung der Flüssigkeitszufuhr gilt. Aus diesen Gründen wird in vielen Hämophilie-Behandlungszentren Desmopressin nicht an Kinder unter 3 Jahren verabreicht und bei Kindern zwischen 3 und 6 Jahren nur nach sorgfältiger Abwägung und unter Aufsicht hinsichtlich Trinkmenge und Ausscheidung [Pabinger 2015]. Angesichts des Risikos schwerer Nebenwirkungen (Konvulsionen, Koma infolge von Hyponatriämie) wird empfohlen, Wirkung und Nebenwirkungen bei Verabreichung von Desmopressin an Kleinkinder mit einem Gewicht unter 20 kg stationär zu beobachten, wobei das Serum-Natrium bis 24 Stunden nach der Verabreichung zu kontrollieren ist. Vor allem bei Kleinkindern oder wiederholter Verabreichung muss die Bildung einer Hyponatriämie durch die antidiuretische Wirkung von Desmopressin berücksichtigt werden.
Bei gleichzeitiger Anwendung von Arzneimitteln, die die Freisetzung von ADH beeinflussen, wie trizyklischen Antidepressiva, SSRIs, Chlorpromazin, Loperamid und Carbamazepin, besteht ein erhöhtes Risiko einer Hyperhydration. Hyponatriämie kann auch bei gleichzeitiger Anwendung von NSAIDs auftreten.
Die Wirkung von Desmopressin auf die Blutgerinnung unterliegt einer starken interindividuellen Variabilität, auf intraindividueller Ebene ist das Ansprechen jedoch konstant. Es wird empfohlen, eine Testdosis zu verabreichen und die Wirkung dieser Verabreichung auf die Faktor VIII Plasmakonzentration VWF:RCo und VWG:Ag, die Thrombozytenmenge und eventuell den PFA100 zu bestimmen, sowie die Verträglichkeit beim individuellen Patienten zu dokumentieren (Desmopressin-Test). Desmopressin wirkt nicht bei schwerer Hämophilie A, allen Formen von Hämophilie B und beim von-Willebrand-Jürgens-Syndrom Typ 3.
Der renale Konzentrationstest bei Säuglingen ist ausschließlich bei strikter Indikation und stationär auszuführen.
Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.
[Ref.]
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Vasopressin und Analoga | ||
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Empressin; Syn: Arginin-Vasopressin
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H01BA01 |