Codein

Wirkstoff
Codein
Handelsname
Tryasol®, Bronchicum® Mono Codein, Tussoret® Tag/Nacht, Codicompren®, Codicaps mono®
ATC-Code
R05DA04

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen

Überdosierung
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Codein ist ein Phenanthren-Alkaloid mit opiatagonistischen Eigenschaften, das früher aus Schlafmohn gewonnen wurde. Es wirkt dosisabhängig zentral analgetisch und antitussiv. Die Wirkungen werden zum Teil über die Bindung an supraspinale Opiatrezeptoren (μ-Rezeptoren) vermittelt, wobei Codein eine außergewöhnlich niedrige Affinität zu den Opiatrezeptoren besitzt. Ein Teil der Wirkungen wird über den Metaboliten Morphin vermittelt.

Pharmakokinetik bei Kindern

Es sind keine speziellen Daten für Kinder verfügbar.

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Reizhusten
    • oral
      • ≥12 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
  • Schmerzen
    • oral
      • ≥12 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Oral zur symptomatischen Therapie von Reizhusten (unproduktiver, trockener Husten) 

Jugendliche ab 12 Jahren und Erwachsene:
Einzeldosis: 15 - 45 mg Codein, kann alle 6 - 8 Stunden wiederholt werden, Tagesmaximaldosis: 180 mg Codein

[Ref.]

Oral zur Behandlung von akuten mäßig starken Schmerzen, für die angenommen wird, dass sie durch andere Analgetika wie z. B. Paracetamol oder Ibuprofen (alleine) nicht gelindert werden

Kinder im Alter von 12 bis 18 Jahren:
Die empfohlene Codein-Dosis für Kinder im Alter von 12 Jahren und älter sollte 28,3 - 56,6 mg alle 6 Stunden falls erforderlich bis zu einer Maximaldosis von 240 mg Codein pro Tag betragen. Die Dosis ist abhängig vom Körpergewicht (0,5 - 1 mg/kg).

[Ref.]

Präparate im Handel

Sirup 2,5 mg/mL
Tropfen 0,5 mg/Tropfen, 0,8 mg/Tropfen, 1 mg/Tropfen
Kapseln 28,3 mg, 30 mg, 50 mg
Tabletten 22,1 mg, 36,8 mg, 56,6 mg
Retard-Tabletten 50 mg

Die im Handel befindlichen Präparate enthalten Codein in Form von Codeinphosphathemihydrat oder als wasserfreie Base. Die Angaben sind auf Codein bezogen.

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke als Codein Problematische Hilfsstoffe Aroma
Tryasol Codein mite Sirup 2,5 mg/mL Saccharose, Propylenglykol Himbeere
Codeintropfen-CT Tropfen 1 mg/Tropfen Sorbitol, Sulfit, Propylenglykol -
Tussoret Tag-/Nacht Kapseln 30 mg + 50 mg Saccharose, Gelatine -
Codeinum phosphoricum Berlin-Chemie Tabletten 22,1 mgT2 Sorbitol, Lactose -
codi OPT® Tabletten 56,59 mgT2 Lactose -


T2: teilbar in zwei gleiche Dosen

Die Fachinformationen wurden am 25.01.2022 aufgerufen.

Neben den aufgeführten Präparaten befinden sich diverse weitere Präparate im Handel.

Anwendungshinweis: Einnahme bevorzugt zur Nacht.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Reizhusten
  • Oral
    • Tablette
      • 12 Jahre bis 18 Jahre
        [2] [3]
        • 5 - 30 mg/Dosis, bei Bedarf 4 x täglich. Max: 120 mg/Tag.
        • Nicht bei Kindern mit reduzierter Atemfunktion verwenden.

Schmerzen
  • Oral
    • Tablette
      • 12 Jahre bis 18 Jahre
        [3] [9]
        • 0,5 - 1 mg/kg/Dosis, bei Bedarf max. 4 x täglich. Max: 240 mg/Tag.
        • Verwendung bei chronischen Schmerzen als Ergänzung zu Paracetamol. Mit einem Abführmittel kombinieren.

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.

GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Obstipation. Insbesondere bei Kleinkindern: Konvulsionen und Hypotension. Atemdepression, vor allem bei hoher Dosierung und bei Kleinkindern. Unterdrückung des Hustenreizes (relevant bei chronischen Schmerzen oder Durchfallerkrankung)

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Sehr häufig (>10 %): Übelkeit, unter Umständen bis zum Erbrechen (insbesondere zu Therapiebeginn), Obstipation

Häufig (1-10 %): leichte Kopfschmerzen, leichte Schläfrigkeit

Gelegentlich (0,1-1 %): Pruritus, urtikarielles Exanthem, Mundtrockenheit, Schlafstörungen, Kurzatmigkeit

Selten (0,01-0,1 %): schwere allergische Reaktionen einschließlich Steven-Johnson-Syndrom

Häufigkeit nicht bekannt: Verschlechterung der visuomotorischen Koordination und der Sehleistung (bei höheren Dosierungen), Atemdepression, Euphorie, Erhöhung des Muskeltonus der glatten Muskulatur (bei Einzeldosen >60 mg), Synkopen und Blutdruckabfall (bei hohen Dosierungen oder Intoxikationen), Lungenödeme

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen bei Kindern

  • Kinder <12 Jahre
  • Als Analgetikum bei Kindern und Jugendlichen (0 – 18 Jahre) unmittelbar nach Tonsillektomie und/oder Adenektomie zur Behandlung von obstruktiver Schlafapnoe, aufgrund des erhöhten Risikos einer schweren und lebensbedrohlichen Atemdepression.

Kontraindikationen allgemein

  • Ateminsuffizienz, Atemdepression, Pneumonie, akuter Asthmaanfall
  • Koma, tiefe Bewusstlosigkeit
  • nahende Geburt, drohende Frühgeburt, Frauen während der Stillzeit
  • ultraschnelle Metabolisierer (ultra-rapid metabolizer) vom CYP2D6 Phänotyp

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Bei ultraschnellen Metabolisierern (ultra-rapid metabolizer) vom CYP2D6 Phänotyp kann es aufgrund der beschleunigten Metabolisierung von Codein in Morphin zu Somnolenz und unter Umständen zu Atemdepression kommen. Dieses Risiko scheint besonders bei sehr jungen Patienten und bei eingeschränkter Nierenfunktion erhöht zu sein.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

Interaktionspartner Grund Handlungsempfehlung
Zentraldämpfende Stoffe





Additive zentraldämpfende Wirkung. Erhöhtes Risiko einer verstärkten/verlängerten Atemdepression und Sedation.



Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, vorsichtige Dosistitration, ggf. Dosis eines oder beider Arzneimittel verringern und Monitoring auf zentraldämpfende Nebenwirkungen. Ethanolfreie Arzneimittel als Alternative erwägen.
Opioid-Antagonisten, z.B. Naltrexon




Antagonistische Wirkungen bei gleichzeitiger Behandlung möglich. Erhöhte Opioid-Sensitivität nach Dauertherapie mit Opioid-Antagonisten möglich.

Kombination vermeiden.
Ausnahme: Therapie von Opioid-Intoxikationen oder Kombinationsarzneimittel zur Reduktion von UAW und Vermeidung von Missbrauch. 
Opioid-Partialagonisten, z.B. Buprenorphin, Nalbuphin



Durch Antagonisierung verringerte Wirkung von Codein möglich. Zudem additive zentraldämpfende Effekte durch partialagonistische Wirkung möglich.

Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, Monitoring auf verringerte Wirksamkeit von Codein, Entzugssymptomatik und zentraldämpfende Nebenwirkungen.
CYP-Inhibitoren: CYP2D6



Hemmung des Metabolismus von Codein zur Morphin. Erniedrigte Morphinkonzentration und verminderte opioide Wirkung möglich.

Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, Monitoring auf verringerte Wirksamkeit von Codein, Entzugssymptomatik und zentraldämpfende Nebenwirkungen.
Starke und mittelstarke und CYP-Induktoren: CYP3A4

Steigerung des Metabolismus des aktiven Metaboliten.  Erniedrigte Serumkonzentration und (stark) verringerte Wirkung des aktiven Metaboliten möglich. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis erhöhen und Monitoring auf ausreichende Wirkung von Codein.
MAO-Hemmer, z.B. Selegilin, Linezolid






Lebensbedrohliche erregende oder depressive Wirkungen auf das ZNS und die Atem- bzw. Kreislauffunktion möglich. Vermutlich zurückzuführen auf übermäßige serotonerge Aktivität (Serotonin-Syndrom) oder Potenzierung der ZNS-Effekte (depressiv). Kombination vermeiden. Auftreten der Interaktion bis zu 14 Tage nach Absetzen der MAO-Hemmer möglich. 





Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

ANTITUSSIVA, EXKL. KOMBINATIONEN MIT EXPEKTORANZIEN

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Opium-Alkaloide und Derivate

Dextromethorphan

Silomat®; Syn.: DMP, DXM
R05DA09

Noscapin

Capval®
R05DA07

Referenzen

  1. Rademaker C.M.A. et al, Geneesmiddelen-Formularium voor Kinderen [Arzneimittel-Formularium für Kinder], 2007
  2. Novum Pharma BV, SPC Melrosum Extra sterk (RVG 03732) 09-12-2015, aufgerufen 30.06.2014
  3. Pharmachemie BV, SmPC Codeinefosfaat (RVG 55441) 02-03-2016
  4. Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e.V. (DEGAM), S3-Leitlinie "Akuter und chronischer Husten" (Registernummer 053 - 013), AWMF, Stand: 01.02.2021 , gültig bis 31.12.2025
  5. Aristo Pharma GmbH, SmPC Tryasol Codein mite (3000073.00.00), 07/2020
  6. AbZ-Pharma GmbH, SmPC Codeintropfen-CT 1 mg/Tropfen (6298815.00.00), 09/2018
  7. MaxMedic Pharma GmbH, SmPC Tussoret® Tag-/Nacht-Kapseln (6023395.00.01), 01/2022
  8. Berlin-Chemie AG, SmPC Codeinum phosphoricum Berlin-Chemie (3001016.00.00), 06/2018
  9. Optimed Pharma GmbH, SmPC codi OPT® (6758435.00.00), 05/2018

Änderungsverzeichnis

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung

Symptome: Depression des Zentralnervensystems sowie eine extreme Atemdepression, extreme Somnolenz bis zu Stupor und Koma, Miosis, Erbrechen, Kopfschmerzen sowie Harn- und Stuhlverhalt, Zyanose, Hypoxie, kalte Haut, Skelettmuskel-Tonus-Verlust, Areflexie, Bradykardie, Blutdruckabfall.

Gelegentlich treten, vor allem bei Kindern, nur Krämpfe auf.

Antidot: Naloxon