Piperacillin, ein halbsynthetisches Breitband-Penicillin, übt eine bakterizide Wirkung aus, indem es sowohl die Septum- als auch die Zellwandsynthese hemmt.
Tazobactam, ein in seiner Struktur mit den Penicillinen verwandtes Beta-Laktam, ist ein Hemmer vieler Beta-Laktamasen, die häufig zu einer Resistenz gegenüber Penicillinen und Cephalosporinen führen. Es hemmt nicht die AmpC-Enzyme oder Metallo-Beta-Laktamasen.
Tazobactam erweitert das antibiotische Spektrum von Piperacillin, so dass viele Beta-Laktamase-bildende Bakterien mit eingeschlossen werden, die eine Resistenz gegen Piperacillin allein gebildet haben.
Keimspektrum
Üblicherweise sensibel: Aerobe Gram-positive Mikroorganismen: Enterococcus faecalis, Listeria monocytogenes, Staphylococcus aureus, Staphylococcus aureus (Methicillin-sensibel), Staphylokokken-Spezies - Koagulase-negativ, Methicillin-empfindlich, Streptococcus pneumoniae, Streptococcus pyogenes, Streptokokken der Gruppe B, Streptococcus der „Viridans“-Gruppe"; aerobe Gram-negative Mikroorganismen: Citrobacter koseri, Escherichia coli, Haemophilus influenzae, Moraxella catarrhalis, Morganella morganii, Proteus mirabilis, Proteus vulgaris, Serratia marcescens; anaerobe Mikroorganismen: Bacteroides fragilis-Gruppe, Fusobacterium-Spezies, Porphyromonas-Spezies, Prevotella-Spezies
Potentiell resistent: Aerobe Gram-positive Mikroorganismen: Enterococcus faecium; aerobe Gram-negative Mikroorganismen: Acinetobacter baumannii, Acinetobacter pittii, Burkholderia cepacia, Citrobacter freundii, Enterobacter cloacae, Klebsiella pneumoniae, Klebsiella oxytoca, Pseudomonas aeruginosa
Nicht wirksam/resistent: Aerobe Gram-positive Mikroorganismen: Corynebacterium jeikeium; aerobe Gram-negative Mikroorganismen: Legionella-Spezies, Stenotrophomonas maltophilia; andere Mikroorganismen: Chlamydia pneumoniae, Mycoplasma pneumoniae
Es wurden folgende pharmakokinetische Parameter ermittelt [Li 2013, SmPC, Reed 1994]:
Alter | t½ (PIP) | t½ (PIP-TAZ) | Vd | Cl (PIP) | Cl (PIP-TAZ) |
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<2 Monate | 0,13 l/kg/Stunde | 0,15 l/kg/Stunde | |||
2 bis 5 Monate | 1,4 Stunden | 1,6 Stunden | 0,24 l/kg | ||
6 bis 23 Monate | 0,9 Stunden | 1,0 Stunden | 0,24 l/kg | ||
2 bis 12 Jahre | 0,7 Stunden | 0,8-0,9 Stunden | 0,24 l/kg | 0,27 l/kg/Stunde |
Vd: Verteilungsvolumen
Infusionslösung (als Natriumsalz) 2 g/0,25 g, 4 g/0,5 g
Die im Handel befindlichen Präparate enthalten Piperacillin in Form von Piperacillin-Natrium und Tazobactam in Form von Tazobactam-Natrium. Die Angabe der Wirkstoffkonzentration und Dosierung ist jeweils auf Piperacillin und Tazobactam bezogen.
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
Präparat | Darreichungsform | Stärke (Piperacillin/Tazobactam) |
Natriumgehalt | Problematische Hilfsstoffe |
Altersangabe |
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Piperacillin/Tazobactam Kabi | Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung | 2 g/0,25 g 4 g/0,5 g |
112 mg 224 mg |
- | ab 2 Jahren |
Piperacillin-Tazobactam-Teva® | Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung | 4 g/0,5 g | 216 mg | - | ab 2 Jahren |
Die Fachinformationen wurden am 02.08.2023 aufgerufen.
Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)
Febrile Neutropenie; komplizierte Infektionen der Harnwege, des Bauchraums oder der Haut/Weichteile; schwere Pneumonie (einschließlich nosokomialer und beatmungsassoziierter Pneumonie sowie Lungeninfektionen bei CF) |
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Infektionen (ohne klinischen Verdacht auf Meningitis) durch Mikroorganismen, die bei erhöhter Exposition sensibel sind ("I") |
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Anpassung bei Nierenfunktionsstörung wie angegeben:
Bei hohen parenteralen Dosen kann u.a. Neurotoxizität auftreten (z.B. Konvulsionen).
Der Hersteller gibt an, dass bei Dialysepatienten 50 % der normalen Einzeldosis mit einem Intervall von 8 Stunden zwischen 2 Dosen angewendet werden können. Nach jeder Dialyse 1 zusätzliche Verabreichung von 50 % der normalen Einzeldosis.
Thrombophlebitis und Schmerzen an der Injektionsstelle, Thrombozytenaggregationsstörungen, Diarrhö, Erbrechen, Übelkeit, Hautausschlag, Erythem, Juckreiz, Urtikaria und allergische Reaktionen anaphylaktoider Art. Piperacillin wurde mit einer erhöhten Inzidenz von Fieber und Hautausschlag bei Mukoviszidose-Patienten in Verbindung gebracht.
Sehr häufig (>10 %): Diarrhoe
Häufig (1-10 %): Candida-Infektion, Thrombozytopenie, Anämie, Insomnie, Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Erbrechen, Obstipation, Übelkeit, Dyspepsie, Ausschläge, Pruritus, Pyrexie, Reaktionen an der Injektionsstelle, Alanin-Aminotransferase erhöht, Aspartat-Aminotransferase erhöht, Gesamt-Protein erniedrigt, Albumin im Blut erniedrigt, direkter Coombs-Test positiv, Kreatinin im Blut erhöht, alkalische Phosphatase im Blut erhöht, Blutharnstoff erhöht, Verlängerung der aktivierten partiellen Thromboplastinzeit
Gelegentlich (0,1-1 %): Leukopenie, Hypokaliämie, Krampfanfälle, Hypotonie, Thrombophlebitis, Phlebitis, Hitzewallungen, Erythema multiforme, Urtikaria, makulo-papulöse Ausschläge, Arthralgie, Myalgie, Schüttelfrost, Glucosewerte im Blut erniedrigt, Bilirubinwerte im Blut erhöht, verlängerte Prothrombinzeit
Selten (0,01-0,1 %): pseudomembranöse Kolitis, Agranulozytose, Epistaxis, Stomatitis, toxische epidermale Nekrolyse
Häufigkeit nicht bekannt: Panzytopenie, Neutropenie, hämolytische Anämie, Thrombozytose, Eosinophilie, anaphylaktoider Schock, anaphylaktischer Schock, anaphylaktoide Reaktion, anaphylaktische Reaktion, Überempfindlichkeit, Delirium, eosinophile Pneumonie, Hepatitis, Ikterus, Stevens-Johnson-Syndrom, exfoliative Dermatitis, Arzneimittelreaktion mit Eosinophilie und systemischen Symptomen (DRESS), akute generalisierte exanthematische Pustulose (AGEP), bullöse Dermatitis, Purpura, Nierenversagen, tubulo-interstitielle Nephritis, verlängerte Blutungszeit, Gamma-Glutamyltransferase erhöht
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Die Bestimmung der Galactomannane im Serum (Aspergillus Antigen) kann fälschlicherweise zu einer positiven Reaktion führen. Kreuzallergien mit anderen Penicillinen und Cephalosporinen können bestehen. Schwere und anhaltende Diarrhoe während und nach einer Behandlung kann auf eine Kolitis infolge eines Antibiotikums hindeuten. In solchen Fällen ist die Behandlung unverzüglich abzusetzen.
Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.
Die standardisierte Wechselwirkungsrecherche des Kinderformulariums hat folgende klinisch relevante Wechselwirkungen ergeben:
Interaktionspartner | Grund | Handlungsempfehlung |
Nicht-depolarisierende Muskelrelaxantien (z.B. Vecuronium) | Verlängerung der neuromuskuläre Blockade | Kombination vermeiden |
Vitamin-K-Antagonisten (z.B. Phenoprocoumon) | Erhöhung des INR möglich (Einzelfälle wurden in der Literatur berichtet) | Überwachung des INR bei gleichzeitiger Anwendung |
Aminoglykoside (z.B. Gentamicin, Tobramycin) | Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz oder Hämodialyse: Inaktivierung des Aminoglykosids möglich | Monitoring der Konzentrationen des Aminoglykosids, insbesondere bei niereninsuffizienten oder Hämodialysepatienten, und ggf. Dosisanpassung |
Clozapin | erhöhtes Agranulozytoserisiko | Kombination vermeiden |
Methotrexat | Ausscheidung von Methotrexat kann verringert sein (Toxizitätserhöhung möglich) | Kombination vermeiden, andere Antibiotika sind gegenüber Betalactam-Antibiotika vorzuziehen, insbesondere bei einer Neutropenie; falls die Kombination angewendet werden muss, ist eine engmaschige klinische und laborchemische Kontrolle (mind. 2 x pro Woche) notwendig; bei einer Hochdosistherapie ist die Bestimmung des Methotrexat-Spiegel notwendig und ggf. Leucovorin-Rescue bei Zeichen einer Intoxikation |
Vancomycin | erhöhtes Risiko für Nephrotoxizität | Überwachung der Nierenfunktion bei gleichzeitiger Anwendung |
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Penicilline mit erweitertem Wirkungsspektrum | ||
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Infectomox®
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J01CA04 | |
J01CA01 | ||
J01CA12 | ||
Pivmelam®, X-SYSTO®
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J01CA08 |
Beta-Lactamase-sensitive Penicilline | ||
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Pendysin®, Tardocillin®; Syn: Benzylpenicillin-Benzathin
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J01CE08 | |
Syn: Benzylpenicillin
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J01CE01 | |
Isocillin®, Infectocillin®, Syn: Phenoxymethylpenicillin; Infectobicillin® (Phenoxymethylpenicillin-Benzathin, ATC-Code: J01CE10)
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J01CE02 |
Beta-Lactamase-resistente Penicilline | ||
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Staphylex®, Fluclox®
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J01CF05 |
Kombinationen von Penicillinen, inkl. Beta-Lactamase-Inhibitoren | ||
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AmoxClav®, AmoxiClav®, AmoxiPLUS®, Augmentan®, InfectoSupraMox®
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J01CR02 | |
Unacid®
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J01CR01 | |
Unacid® PD oral, Unasyn®, Syn: Ampicillin + Sulbactam
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J01CR04 |