Topiramat ist ein Sulfamat-substituiertes Monosaccharid. Der genaue Mechanismus, durch den Topiramat seine antiepileptischen und Migräne-prophylaktischen Eigenschaften ausübt, ist unbekannt. Elektrophysiologische und biochemische Studien an kultivierten Neuronen haben drei Eigenschaften identifiziert, die möglicherweise zur antiepileptischen Wirksamkeit von Topiramat beitragen.
Aktionspotentiale, die durch anhaltende Depolarisation der Neuronen ausgelöst wurden, wurden durch Topiramat in einer zeitabhängigen Art geblockt, was auf eine zustandsabhängige Blockade des Natriumkanals hinweist. Topiramat erhöhte die Häufigkeit, mit der γ-Aminobutyrat (GABA) GABAA-Rezeptoren aktivierte, und erhöhte die Fähigkeit von GABA, den Fluss von Chloridionen in die Neuronen zu induzieren, was darauf hinweist, dass Topiramat die Aktivität dieses inhibitorischen Neurotransmitters erhöht.
Des Weiteren inhibiert Topiramat einige Isoenzyme der Carboanhydrase. Dieser pharmakologische Effekt ist deutlich schwächer als der von Acetazolamid, einem bekannten Carboanhydrase-Inhibitor und wird nicht als Hauptkomponente der antiepileptischen Aktivität von Topiramat angesehen.
Die Pharmakokinetik von Topiramat bei Kindern ist linear, ebenso wie bei Erwachsenen, die eine adjuvante Therapie erhielten. Die Clearance erfolgt unabhängig von der Dosis und den Steady-state-Plasmakonzentrationen, die dosisabhängig ansteigen. Bei Kindern erfolgt jedoch eine stärkere Clearance und die Eliminationshalbwertszeit ist kürzer. Aus diesem Grund kann die Plasmakonzentration von Topiramat bei derselben mg/kg-Dosis niedriger sein als bei Erwachsenen. Ebenso wie bei Erwachsenen senken enzyminduzierende Anti-Epileptika die Steady-state-Plasmakonzentrationen.
Rosenfeld et al. 1999 ermittelten ein Tmax von 1-3 Stunden und die folgenden Halbwertszeiten bei einer Dosis von 3-9 mg/kg/Tag:
Alter |
n= |
T1/2 |
4-7 Jahre |
11 |
7,7-8 Stunden |
8-11 Jahre |
12 |
11,3-11,7 Stunden |
12-17 Jahre |
12 |
12,3-12,8 Stunden |
Ferrari et al. 2003 ermittelten die folgende Clearance:
Alter |
n= |
Mittlere Dosis |
Cl/F |
< 10 Jahre |
14 |
6,5±2,2 mg/kg/Tag |
112±82 ml/kg/Stunde |
10-15 Jahre |
11 |
7,2±2,0 mg/kg/ Tag |
66±22 ml/kg/ Stunde |
16-30 Jahre |
17 |
4,7±1,9 mg/kg/ Tag |
42±16 ml/kg/ Stunde |
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*negatives Nutzen-Risiko-Verhältnis nach Beurteilung der Off-Label-Expertengruppe des BfArM (AMRL Anlage VI, Teil B)
Auszug aus Fachinformation Auszug aus FachinformationBitte wählen Sie eine zweite Monographie aus.
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Filmtabletten 25 mg, 50 mg, 100 mg, 200 mg
Hartkapseln 25 mg, 50 mg
Filmtabletten und Kapseln können gemäß G-BA Arzneimittel-Richtlinie, Anlage VII: Aut idem ausgetauscht werden.
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
Präparat | Darreichungsform | Stärke (Topiramat) | Applikationsweg | Natriumgehalt | Problematische Hilfsstoffe | Anwendungshinweis | Schulungsmaterial |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Topamax® | Filmtabletten | 25 mgT0 50 mgT0 100 mgT0 200 mgT0 |
oral | natriumfrei | Lactose (30,85 mg/Tbl.) Lactose (61,70 mg/Tbl.) Lactose (123,40 mg/Tbl.) Lactose (43,50 mg/Tbl.) |
- | Leitfaden für Fachkreise Leitfaden für Patient:Innen |
Topiramat STADA® | Filmtabletten | 25 mgT4,M,S 50 mgT0,M,S 100 mgT0,M,S 200 mgT0,M,S |
oral | k.A. | Lactose (16,6 mg/Tbl.) Lactose (33,25 mg/Tbl.) Lactose (66,5 mg/Tbl.) Lactose (133,0 mg/Tbl.) |
- | |
Topamax® | Hartkapseln | 25 mg 50 mg |
oral | k.A. | - | Die Hartkapseln können als Ganzes geschluckt oder verabreicht werden, indem der gesamte Inhalt auf eine kleine Menge (Teelöffel) von weicher Nahrung gestreut wird. Diese Mischung ist sofort zu schlucken und nicht zu kauen. |
T4: teilbar in vier gleiche Dosen, T0: nicht teilbar, M: mörserbar, S: suspendierbar, k.A.: keine Angabe, „natriumfrei“: weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Einheit
Die Fachinformationen wurden am 01.09.2022 aufgerufen.
Neben den aufgeführten Präparaten befinden sich diverse Generika im Handel.
Anwendungshinweis: Topiramat kann unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen werden.
Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)
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CAVE: Schwangerschaftsverhütungsprogramm für dieses Arzneimittel |
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Epilepsie, adjuvante Therapie |
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Epilepsie, Monotherapie |
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Migräne-Prophylaxe |
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Anpassung bei Nierenfunktionsstörung wie angegeben:
Bei eingeschränkter Nierenfunktion erhöhen sich die Halbwertszeit und die AUC von Topiramat. Dies erhöht das Risiko von unerwünschten Arzneimittelwirkungen.
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Folgende unerwünschte Arzneimittelwirkungen wurden bei Kindern häufiger (≥2 x) als bei Erwachsenen beobachtet: Veränderter Appetit, hyperchlorämische Azidose, Hypokaliämie, Verhaltensänderungen, Aggression, Apathie, Schlafstörungen, suizidales Verhalten, Aufmerksamkeitsstörung, Lethargie, gesteigerte Tränenbildung, Sinusbradykardie, gestörter Gang.
Folgende unerwünschte Arzneimittelwirkungen wurden nur bei Kindern beobachtet: Eosinophilie, psychomotorische Hyperaktivität, Schwindel, Erbrechen, Hyperthermie, Fieber, Lernschwierigkeiten.
Sehr häufig (>10 %): Nasopharyngitis, Depression, Parästhesie, Somnolenz, Schwindel, Nausea, Diarrhö, Fatigue, Gewichtsabnahme
Häufig (1-10 %): Verschwommensehen, Diplopie, Sehstörung, Vertigo, Tinnitus, Ohrenschmerzen, Dyspnoe, Epistaxis, verstopfte Nase, Rhinorrhoe, Husten, Erbrechen, Obstipation, Oberbauchschmerz, Dyspepsie, abdominaler Schmerz, Mundtrockenheit, Magenbeschwerden, orale Parästhesie, Gastritis, abdominale Beschwerden, Alopezie, Hautausschlag, Pruritus, Arthralgie, Muskelspasmen, Myalgie, Muskelzittern, Muskelschwäche, muskuloskelettaler Brustschmerz, Nephrolithiasis, Pollakisurie, Dysurie, Nephrokalzinose, Pyrexie, Asthenie, Gereiztheit, Gangstörung, anomales Gefühl, Malaise, Gewichtszunahme
Gelegentlich (0,1-1 %): verminderte Sehschärfe, Skotom, Myopie, Fremdkörpergefühl im Auge, trockenes Auge, Photophobie, Blepharospasmus, erhöhter Tränenfluss, Photopsie, Mydriasis, Presbyopie, Taubheit, unilaterale
Taubheit, neurosensorische Taubheit, Ohrenbeschwerden, eingeschränktes Hören, Bradykardie, Sinusbradykardie, Palpitationen, Hypotension, orthostatische Hypotension, Flush, Hitzewallungen, Belastungsdyspnoe, paranasale Sinushypersekretion, Dysphonie, Pankreatitis, Flatulenz, gastroösophageale Refluxkrankheit, Unterbauchschmerz, orale Hypästhesie, Zahnfleischbluten, geblähter Bauch, epigastrische Beschwerden, schmerzhafte Bauchspannung, vermehrter Speichelfluss, oraler Schmerz, Mundgeruch, Glossodynie, Anhidrose, faziale Hypästhesie, Urtikaria, Erythem, generalisierter Pruritus, makulärer Hautausschlag, Hautverfärbung, allergische Dermatitis, Gesichtsschwellung, Gelenkschwellung, muskuloskelettale Steifheit, Flankenschmerz, Muskelermüdung, Harnstein, Harninkontinenz, Hämaturie, Inkontinenz, Harndrang, Nierenkolik, Nierenschmerz, erektile Dysfunktion, sexuelle Dysfunktion, Hyperthermie, Durst, Influenza-ähnliche Krankheit, Trägheit, periphere Kälte, Gefühl der Trunkenheit, nervöses Gefühl, Kristalle im Urin präsent, anomaler Zehen-Fersen-Gehtest, verminderte Zahl weißer Blutzellen, Anstieg der Leberenzyme, Lernschwäche
Selten (0,01-0,1 %): unilaterale Blindheit, transiente Blindheit, Glaukom, Akkommodationsstörung, veränderte visuelle Tiefenwahrnehmung, Flimmerskotom, Augenlidödem, Nachtblindheit, Amblyopie, Raynaud-Phänomen, Hepatitis, Leberversagen, Stevens-Johnson-Syndrom, Erythema multiforme, anomaler Hautgeruch, periorbitales Ödem, lokalisierte Urtikaria, Beschwerden in den Extremitäten, Harnleiterstein, renale tubuläre Azidose, Gesichtsödem, verminderte Bicarbonatwerte im Serum
Häufigkeit nicht bekannt: Engwinkelglaukom, Makulopathie, Störung der Augenbewegung, konjunktivales Ödem, Uveitis, toxische epidermale Nekrolyse
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
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Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Bei Symptomen einer metabolischen Azidose (Kussmaul-Atmung, Dyspnoe, Anorexie, Übelkeit, Erbrechen, extremer Müdigkeit, Tachykardie oder Arrhythmie) und eventuell bei Krankheiten oder Behandlungen, die eine metabolische Azidose begünstigen (wie z.B. Nierenerkrankung, Status epilepticus, Diarrhö, Operation, ketogene Diät), wird die Bestimmung der Serum-Bikarbonat-Werte während der Behandlung empfohlen. Eine chronische metabolische Azidose bei Kindern kann Osteomalazie verursachen und das Wachstum verlangsamen. Die Auswirkungen auf das Wachstum und das Knochengerüst sind jedoch nicht systematisch untersucht worden.
Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr wird empfohlen, um das Risiko von Nierensteinen und hitzebedingten Nebenwirkungen zu verringern. Über vermindertes Schwitzen und Hyperthermie wurde insbesondere bei kleinen Kindern und hohen Temperaturen berichtet.
Bei Erwachsenen gab es Berichte über eine Verschlechterung der kognitiven Funktionen, die es notwendig machte, die Dosis zu reduzieren oder zu stoppen; bei Kindern ist die Datenlage in diesem Bereich noch immer unzureichend.
Die Behandlung soll nicht plötzlich abgebrochen werden. Die Dosisreduktion soll schrittweise über 2-8 Wochen erfolgen [SmPC].
Beachte: Rote-Hand-Brief vom 02.11.2023 (Neue Beschränkungen zur Verhinderung einer Exposition während der Schwangerschaft):
Topiramat kann bei Anwendung während der Schwangerschaft schwere angeborene Fehlbildungen und fetale Wachstumsbeeinträchtigungen verursachen. Aktuelle Daten deuten auch auf ein möglicherweise erhöhtes Risiko für neurologische Entwicklungsstörungen, einschließlich Autismus Spektrum-Störungen, geistiger Behinderung und Aufmerksamkeitsdefizit Hyperaktivitätsstörung (ADHS), nach der Anwendung von Topiramat während der Schwangerschaft hin.
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Interaktionspartner | Grund | Handlungsempfehlung |
Valproat | erhöhtes Risiko einer hyperammonämischen Enzephalopathie | Überwachung auf Anzeichen einer Enzephalopathie und des Plasma-Ammoniaks. Treten Symptome einer Enzephalopathie auf, soll Valproinsäure, eventuell auch Topiramat, abgesetzt werden. |
Johanniskraut | verminderte Wirkung von Topiramat möglich | Kontrolle der Topiramatkonzentration in den ersten Wochen nach An- und Absetzen der Kombination. |
Phenytoin | erhöhte Phenytoin- und verminderte Topiramat-Serumkonzentration möglich | Sorgfältige Überwachung und Kontrolle der Serumkonzentrationen. |
Phenobarbital | verminderte Wirkung von Topiramat möglich | Kontrolle der Topiramatkonzentration und ggf. Dosisanpassung notwendig. |
Carbamazepin | verminderte Wirkung von Topiramat möglich | Kontrolle der Topiramatkonzentration und ggf. Dosisanpassung notwendig. |
Lithium | verminderte Serumkonzentration von Lithium möglich | In den ersten Tagen nach An- und Absetzen der Kombination sollten die Lithium-Spiegel kontrolliert werden. |
Hydrochlorthiazid | erhöhte Topiramatkonzentration möglich | Überwachen auf unerwünschte Nebenwirkungen durch Topiramat und verringerte Kaliumspiegel, ggf. Dosisreduktion. |
hormonelle Kontrazeptiva | verminderte kontrazeptive Wirksamkeit möglich | Eine zusätzliche Verhütungsmethode sollte angewendet werden. |
Alkohol | verstärkte zentraldämpfende Wirkungen | Alkohol (auch in Arzneimitteln) sollte gemieden werden. |
Metformin | verminderte Plasmakonzentration von Metformin möglich | Kontrolle der Blutzuckerkonzentration. |
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.
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Barbiturate und Derivate | ||
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Luminaletten®, Luminal®
|
N03AA02 | |
Liskantin®, Mylepsinum®
|
N03AA03 |
Hydantoin-Derivate | ||
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Phenhydan®
|
N03AB02 |
Succinimid-Derivate | ||
---|---|---|
Petnidan®, Suxilep®
|
N03AD01 |
Benzodiazepin-Derivate | ||
---|---|---|
Antelepsin®, Rivotril®
|
N03AE01 |
Carboxamid-Derivate | ||
---|---|---|
Tegretal®, Timonil®
|
N03AF01 | |
Trileptal®, Apydan®, Timox®
|
N03AF02 | |
Inovelon®
|
N03AF03 |
Fettsäure-Derivate | ||
---|---|---|
Convulex®, Ergenyl®, Orfiril®, Depakine; Syn: Natriumvalproat
|
N03AG01 | |
Sabril®, Kigabeq®
|
N03AG04 |
Andere Antiepileptika | ||
---|---|---|
Briviact®
|
N03AX23 | |
Epidyolex®, Syn: CBD
|
N03AX24 | |
Taloxa®
|
N03AX10 | |
Fintepla®
|
N03AX26 | |
Neurontin®, GabaLiquid GeriaSan®
|
N03AX12 | |
Vimpat®
|
N03AX18 | |
Lamictal®
|
N03AX09 | |
Keppra®, Kevesy®
|
N03AX14 | |
Fycompa®
|
N03AX22 | |
Lyrica®, Algecia®, PregaTab®
|
N03AX16 | |
Diacomit®
|
N03AX17 | |
Ospolot®
|
N03AX03 | |
Zonegran®, Zonisol®
|
N03AX15 |
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