Nusinersen

Wirkstoff
Nusinersen
Handelsname
Spinraza®
ATC-Code
M09AX07

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen

Überdosierung
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Nusinersen ist ein synthetisches Antisense-Oligonukleotid, das bei der spinalen Muskelatrophie (SMA) eingesetzt wird. Die SMA ist auf einen Gendefekt des Chromosoms 5q (SMN1-Gen), das für das Protein "Survival Motor Neuron (SMN)" codiert, zurückzuführen. Nusinersen erhöht die SMN-Produktion durch das intakte SMN2-Gen.

Pharmakokinetik bei Kindern

Tmax (Median): 1,7 - 6,0 h
T1/2 (MW): 135 - 177 Tage

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • 5q-assoziierte spinale Muskelatrophie
    • intrathekal
      • ≥0 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Intrathekal zur Behandlung der 5q-assoziierten spinalen Muskelatrophie

Die empfohlene Dosis beträgt 12 mg (5 ml) pro Anwendung.
Die Behandlung sollte so früh wie möglich nach der Diagnose mit 4 Aufsättigungsdosen an Tag 0, 14, 28 und 63 begonnen werden. Anschließend sollte alle 4 Monate eine Erhaltungsdosis verabreicht werden.

Die Sicherheitsbeurteilung basierte auf zwei klinischen Phase-3-Studien an Säuglingen (CS3B) und Kindern (CS4) mit SMA sowie auf einer Phase-2-Studie an Säuglingen und Kindern mit SMA (CS7) und auf unverblindeten Studien an präsymptomatischen Säuglingen (CS5) mit genetisch diagnostizierter SMA und Säuglingen und Kindern mit SMA.

[Ref.]

Präparate im Handel

Injektionslösung 12 mg/5 ml

Präparat im Handel:

Präparat Darreichungsform Stärke als Nusinersen
Applikationsweg
Spinraza®
Injektionslösung
12 mg/5 ml (≙ Durchstechflasche) intrathekal


Die Fachinformationen wurden am 12.07.2021 aufgerufen.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

5q-assoziierte spinale Muskelatrophie
  • Intrathekal
    • Neugeborene
      [1]
      • Initialdosis: An Tag 0, 14, 28 und 63: 12 mg/Dosis
      • Erhaltungsdosis: 12 mg/Dosis alle 4 Monate.
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [1]
      • Initialdosis: An Tag 0, 14, 28 und 63: 12 mg/Dosis
      • Erhaltungsdosis: 12 mg/Dosis alle 4 Monate.

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

Keine Informationen zur Dosisanpassung bei Nierenfunktionsstörung vorhanden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Sehr häufig: Post-Lumbalpunktion-Syndrom (Kopfschmerz, Erbrechen, Rückenschmerzen)

Häufigkeit unbekannt: Meningitis, kommunizierender Hydrozephalus, aseptische Meningitis und Überempfindlichkeit (z. B. Angioödem, Urtikaria und Ausschlag)

Bildung (bei ca. 4 % der Probanden) von antigenen Arzneimittel-Antikörpern (ADAs), ohne Einfluss auf Nebenwirkungen. Bei der Bildung von ADAs ist die Reaktion in einigen Fällen anhaltend und in anderen vorübergehend.

[SmPC Spinraza]

Kontraindikationen allgemein

Neben Überempfindlichkeiten gegen den Wirkstoff oder einen sonstigen Bestandteil sind keine weiteren Gegenanzeigen bekannt.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Laboruntersuchungen (Thrombozyten, Gerinnungsfunktion) sollten vor der Verabreichung durchgeführt werden, wenn dies klinisch indiziert ist, angesichts der Berichterstattung über Thrombozytopenie (einschließlich akuter schwerer Thrombozytopenie) und Anomalien der Gerinnung mit anderen Antisense-Oligonukleotiden.

Verabreichung: Je nach dem klinischen Zustand des Patienten kann eine Sedierung um die Verabreichung herum angezeigt sein. Ziehen Sie Ultraschall oder andere bildgebende Verfahren in Betracht, insbesondere bei jüngeren Patienten oder bei Vorliegen einer Skoliose. Es besteht das Risiko von Nebenwirkungen im Zusammenhang mit der Punktion (Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Erbrechen, Infektionen wie Meningitis).

Liquoransammlung: Während der Behandlung können Symptome auftreten, die mit einem (kommunizierenden) Hydrocephalus assoziiert sind, wie z. B. anhaltendes Erbrechen oder Kopfschmerzen, unerklärliche Bewusstseinsveränderungen (lustlos, viel schlafen, weniger wach). Lassen Sie den Patienten sofort berichten, wenn diese Symptome auftreten und schließen Sie einen erhöhten Liquordruck und eine Infektion aus, bevor Sie die Diagnose Hydrozephalus stellen. Ziehen Sie die Notwendigkeit eines ventrikuloperitonealen Shunts (VPS) in Betracht. Die Wirksamkeit und Sicherheit von Nusinersen bei Patienten mit einem VPS ist nicht erwiesen; daher sollten solche Patienten engmaschig überwacht werden, wenn eine Entscheidung zur Fortsetzung der Behandlung getroffen wird.

Nusinersen wurde nicht bei Patienten mit signifikanter Hypotonie und respiratorischer Insuffizienz bei der Geburt untersucht; bei diesen Patienten könnte aufgrund eines schweren Mangels des SMN-Proteins kein klinisch bedeutsamer Nutzen auftreten.

Nierentoxizität wurde bei der Verabreichung von anderen Antisense-Oligonukleotiden beobachtet. Bei klinischer Indikation wird empfohlen, den Proteingehalt des Urins zu bestimmen (vorzugsweise an einer Probe des ersten Morgenurins). Ziehen Sie bei anhaltend erhöhten Urinproteinkonzentrationen weitere Untersuchungen in Betracht.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

Die standardisierte Wechselwirkungsrecherche des Kinderformulariums führte zu keiner klinisch relevanten Interaktion.

ANDERE MITTEL GEGEN STÖRUNGEN DES MUSKEL- UND SKELETTSYSTEMS

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Andere Mittel gegen Störungen des Muskel- und Skelettsystems

Ataluren

Translarna™
M09AX03
M09AX09

Risdiplam

Evrysdi®
M09AX10

Referenzen

  1. Biogen Netherlands B.V., SmPC Spinraza 12 mg solution for injection (EU/1/17/1188/001) 02-02-2022, www.ema.europa.eu
  2. Gesellschaft für Neuropädiatrie e.V. (GNP), S1-Leitlinie "Spinale Muskelatrophie (SMA), Diagnostik und Therapie" (Registernummer 022 - 030), AWMF, Stand: 02.12.2020 , gültig bis 01.12.2025

Änderungsverzeichnis

  • 12 Juli 2023 12:53: Dosierungsempfehlung für Neugeborene und verständlichere Initial-/Erhaltungsdosis hinzugefügt
  • 06 Oktober 2021 15:58: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung

Fälle von Überdosierung, die mit Nebenwirkungen verbunden waren, wurden in klinischen Studien nicht berichtet.