Fentanyl ist ein Opioid-Analgetikum, das als reiner Agonist vorwiegend mit dem μ-Opioid-Rezeptor interagiert bei niedriger Affinität zu den δ- und κ-Opioid-Rezeptoren. Seine primäre therapeutische Wirkung ist die Analgesie. Die sekundären pharmakologischen Wirkungen sind Atemdepression, Bradykardie, Hypothermie, Obstipation, Miosis, physische Abhängigkeit und Euphorie.
Kinder haben eine höhere Clearance als Erwachsene. Clearance bei Neugeborenen: 0.97 l/h/kg; Säuglinge: 1.09 l/h/kg; Junge Erwachsene: 0.8 l/h/kg.
Die erhöhte Clearance bei Kindern müsste zu einer verkürzten T1/2 führen. Paut et al. berichten von einer längeren T1/2 (durchschnittlich 14,5 h). Dieser Parameter wird durch die Clearance und dem Verteilungsvolumen verzerrt.
Transdermales Pflaster 12 µg/h*, 25 µg/h, 37,5 µg/h, 50 µg/h, 75 µg/h, 100 µg/h, 150 µg/h
Nasenspray 50 μg/Sprühstoß, 100 μg/Sprühstoß, 200 μg/Sprühstoß, 400 μg/Sprühstoß
Allgemein
Fentanyl unterliegt dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG Anlage III (zu § 1 Abs. 1)).
Transdermale Anwendung
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
Präparat | Darreichungsform | Stärke (Fentanyl) | Applikationsweg | Problematische Hilfsstoffe | Altersangabe |
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Durogesic SMAT® | transdermales Pflaster | 12 μg/h* 25 μg/h 50 μg/h 75 μg/h 100 μg/h |
transdermal | - | ab 2 Jahren |
Fentanyl - 1 A Pharma® | transdermales Pflaster | 12 µg/h* 25 µg/h 37,5 µg/h 50 µg/h 75 µg/h 100 µg/h 150 µg/h |
transdermal | - | ab 2 Jahren |
Fentanyl - 1 A Pharma® S | transdermales Pflaster | 12 µg/h* 25 µg/h 50 µg/h 75 µg/h 100 µg/h |
transdermal | - | ab 2 Jahren |
Matrifen® | transdermales Pflaster | 12 μg/h* 25 μg/h 50 μg/h 75 μg/h 100 μg/h |
transdermal | - | ab 2 Jahren |
*Die niedrigste Dosis wird mit 12 μg/Stunde angegeben (die tatsächliche Dosis beträgt aber 12,5 μg/Stunde), um sie von einer Dosis von 125 μg/Stunde zu unterscheiden, die durch die Verschreibung mehrerer Pflaster erreicht werden kann.
Anwendungshinweise zur transdermalen Anwendung:
Nasale Anwendung
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
Präparat | Darreichungsform | Stärke (Fentanyl) | Applikationsweg | Problematische Hilfsstoffe | Schulungsmaterial | Anwendungshinweis | Altersangabe |
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Instanyl® | Nasenspray | 50 μg/Sprühstoß 100 μg/Sprühstoß 200 μg/Sprühstoß |
nasal | - | Schulungsmaterial Instanyl® | Es wird empfohlen, dass der Patient während der Anwendung in aufrechter Haltung steht oder sitzt. Die Reinigung des Nasensprayaufsatzes ist nach jeder Anwendung erforderlich. | Erwachsene |
PecFent | Nasenspray | 100 μg/Sprühstoß 400 μg/Sprühstoß |
nasal | Propyl-4-hydroxybenzoat (0,02 mg/Sprühstoß) | Schulungsmaterial PecFent | Erwachsene |
k.A.: keine Angabe
Die Fachinformationen wurden am 15.08.2022 aufgerufen.
Neben den aufgeführten Präparaten befinden sich diverse Generika im Handel.
Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)
Chronische Schmerzen |
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Akute Schmerzen |
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Palliativversorgung |
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GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.
GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.
Auf Grundlage von gepoolten sicherheitsrelevanten Daten aus 3 klinischen Studien mit pädiatrischen Studienteilnehmern waren die am häufigsten (d.h. ≥10 % Inzidenz) berichteten Nebenwirkungen (mit einer Inzidenz in %): Erbrechen (33,9 %), Übelkeit (23,5 %), Kopfschmerzen (16,3 %), Obstipation (13,5 %), Diarrhö (12,8 %) und Pruritus (12,8 %). Bei wiederholter Anwendung können sich Toleranz, physische und psychische Abhängigkeit entwickeln. [SmPC Durogesic]
Sehr häufig (>10 %):
bei transdermaler Anwendung: Somnolenz, Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Obstipation
Häufig (1-10 %):
bei transdermaler Anwendung: Überempfindlichkeit, Appetitlosigkeit, Schlaflosigkeit, Depression, Angstzustände, Verwirrtheitszustand, Halluzinationen, Tremor, Parästhesie, Vertigo, Palpitationen, Tachykardie, Hypertonie, Dyspnoe, Diarrhö, Mundtrockenheit, abdominale Schmerzen, Oberbauchschmerzen, Dyspepsie, Hyperhidrose, Pruritus, Hautausschlag, Erythem, Muskelkrämpfe, Harnverhalt, Erschöpfung, periphere Ödeme, Asthenie, Unpässlichkeit, Kältegefühl
bei nasaler Anwendung: Somnolenz, Schwindel, Kopfschmerzen, Flush, Hitzewallungen, Rachenreizung, Übelkeit, Erbrechen, Hyperhidrose
Gelegentlich (0,1-1 %):
bei transdermaler Anwendung: Agitiertheit, Desorientierung, Euphorie, Hypästhesie, Krampfanfälle (einschließlich klonischer und Grandmal-Anfälle), Amnesie, verminderter Bewusstseinsgrad, Bewusstlosigkeit, verschwommenes Sehen, Bradykardie, Zyanose, Hypotonie, Atemdepression, Atemnot, Ileus, Ekzem, allergische Dermatitis, Hauterkrankung, Dermatitis, Kontaktdermatitis, Muskelzucken, erektile Dysfunktion, sexuelle Dysfunktion, Reaktion an der Applikationsstelle, grippeähnliche Erkrankung, Gefühl von Körpertemperaturschwankungen, Überempfindlichkeit an der Applikationsstelle, Entzugserscheinungen, Pyrexie
bei nasaler Anwendung: Schlaflosigkeit, Sedierung, Myoklonien, Parästhesie, Dysästhesie, Geschmacksstörung, Reisekrankheit, Hypotonie, Atemdepression, Epistaxis, nasales Ulcus, Rhinorrhö, Obstipation, Stomatitis, Mundtrockenheit, Hautschmerzen, Pruritus, Pyrexie
Selten (0,01-0,1 %):
bei transdermaler Anwendung: Miosis, Apnoe, Hypoventilation, Subileus, Dermatitis an der Applikationsstelle, Ekzem an der Applikationsstelle
Häufigkeit nicht bekannt:
bei transdermaler Anwendung: anaphylaktischer Schock, anaphylaktische Reaktion, anaphylaktoide Reaktion, Androgenmangel, Androgenmangel, Bradypnoe
bei nasaler Anwendung: Halluzinationen, Arzneimittelabhängigkeit (Sucht), Arzneimittelmissbrauch, Konvulsionen, Bewusstseinsverlust, Perforation der Nasenscheidewand, Dyspnoe, Diarrhoe, Fatigue, Unwohlsein, periphere Ödeme, Entzugssyndrom, Sturz, neonatales Entzugssyndrom
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Transdermal
Nasal
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Starke CYP3A4-Inhibitoren wie Erythromycin, Ketoconazol, Itraconazol, Fluconazol oder Ritonavir können den Plasmaspiegel von Fetanyl erhöhen.
Bei Umstellung von anderen Opioiden auf Fentanyl-transdermal oder bei abruptem Abbruch der Therapie kann es bei einigen Patienten zu Entzugserscheinungen, wie z. B. Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö, Angstzuständen und Zittern, kommen.
Sehr selten wurde berichtet, dass es durch längerfristige Anwendung während der Schwangerschaft zu Entzugserscheinungen beim Neugeborenen gekommen ist. Nach gleichzeitiger Anwendung von Fentanyl mit stark serotonergen Arzneimitteln wurden Fälle von Serotonin-Syndrom berichtet. [SmPC Durogesic]
Die intranasale Anwendung führt schnell zur Abhängigkeit. Vorsicht bei längerem Gebrauch.
Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.
Die standardisierte Wechselwirkungsrecherche des Kinderformulariums hat folgende klinisch relevante Wechselwirkungen ergeben:
Interaktionspartner | Grund | Handlungsempfehlung |
Dapoxetin | Verstärkte serotoninerge Wirkung möglich — Gefahr eines Serotonin-Syndroms | Nach Absetzen von Dapoxetin sollen 7 Tage lang keine serotoninergen Arzneimittel angewandt werden. Die Anwendung von Dapoxetin innerhalb von 14 Tagen nach Absetzen von serotoninergen Arzneimitteln ist kontraindiziert. |
Linezolid | Erhöhtes Risiko eines Serotonin-Syndroms | gemeinsame Anwendung kontraindiziert |
4-Hydroxybutansäure | Verstärkte zentraldämpfende Wirkungen | gemeinsame Anwendung kontraindiziert |
Efavirenz, Saquinavir | Erhöhtes Risiko von ventrikulären Tachykardien (Torsade de pointes) | Wenn die gemeinsame Anwendung unumgänglich ist, erfolgt die Therapie unter sorgfältiger elektrokardiographischer und eventuell stationärer Überwachung sowie in niedrigster wirksamer Dosierung vorgenommen werden. |
Ceritinib, Grapefruit, Pomelo | verstärkte Wirkung von Fentanyl durch Hemmung von CYP3A4 | gleichzeitige Anwendung vermeiden |
Pitolisant | verminderte Wirkung von Fentanyl durch Induktion von CYP3A4 | gleichzeitige Anwendung vermeiden |
CYP3A4-Inhibitoren | Verstärkte Wirkungen von Fentanyl | sorgfältige Überwachung und ggf. Dosisanpassung |
CYP3A4-Induktoren | Verminderte Wirksamkeit/Entzugssyndrom | Achten auf verminderte Wirksamkeit und bei Bedarf Erhöhung der Opioid-Dosis. Beim Absetzen des Enzyminduktors Senken der Opioid-Dosis. |
MAO-Inhibitoren (Moclobemid, Phenelzin, Rasagilin, Selegilin, Tranylcypromin) | Beeinträchtigung der Atem- und Kreislauffunktionen sowie serotoninerge Reaktionen möglich | MAO-Hemmer 2 Wochen vor der Behandlung mit Fentanyl absetzen. Bei gleichzeitiger Behandlung können Dosisanpassungen nötig werden. |
Benzodiazepine, Z-Substanzen, Alkohol | Erhöhtes Risiko einer verstärkten/verlängerten Atemdepression und Sedation | Wenn die gleichzeitige Behandlung nötig ist, soll die niedrigste wirksame Dosis verwendet werden und die Behandlungsdauer so kurz wie möglich sein. |
Zusätzlich sollte bei der nasalen Anwendung von Fentanyl eine Kombination mit nasalen vasokonstriktorischen (schleimhautabschwellenden) Mitteln z.B. Oxymetazolin vermieden werden. Findet eine Kombination statt, kann die Cmax absinken und die Tmax ansteigen, sodass Patienten unter Umständen auf eine höhere Fentanyl Dosis titriert werden und die Fentanyl Wirkung verzögert eintritt.
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Natürliche Opium-Alkaloide | ||
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Palladon®, Jurnista®
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N02AA03 | |
Capros®, Morphanton®, Oramorph®, Sevredol®
|
N02AA01 | |
Oxyconoica®, Oxygesic®
|
N02AA05 |
Phenylpiperidin-Derivate | ||
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Dolantin®, Dolcontral®
|
N02AB02 |
Diphenylpropylamin-Derivate | ||
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L-Polamidon®
|
N02AC06 | |
Dipidolor®
|
N02AC03 |
Oripavin-Derivate | ||
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Temgesic®, Norspan®, Transtec®
|
N02AE01 |
Morphinan-Derivate | ||
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Nalpain®, Nubain®
|
N02AF02 |
Andere Opioide | ||
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Palexia®
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N02AX06 | |
Valoron®, Tilicomp beta
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N02AX51 | |
Tramal®, T-long®, Tramagit®
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N02AX02 |
Symptome: Verstärkung der pharmakologischen Wirkungen von Fentanyl (die Atemdepression hat dabei den schwersten Effekt)
Zu den unmittelbar erforderlichen Gegenmaßnahmen bei einer Atemdepression gehören das unverzügliche Entfernen des Pflasters und die Ansprache oder körperliche Stimulierung des Patienten. Danach kann ein spezifischer Opioid- Antagonist wie Naloxon verabreicht werden. Die Atemdepression nach einer Überdosierung kann länger anhalten als die Wirkung des Antagonisten. Das Intervall zwischen den intravenösen Gaben des Antagonisten sollte vorsichtig gewählt werden, da es nach Entfernung des Pflasters zu einer Re-Narkotisierung kommen kann. Eine wiederholte Gabe oder eine kontinuierliche Naloxon-Infusion kann erforderlich werden. Die Aufhebung der narkotischen Wirkung kann zu plötzlich einsetzenden Schmerzen und Katecholaminfreisetzung führen.
Wenn es die klinische Situation erfordert, muss eine Sicherung der Atemwege eingeleitet und erhalten werden, gegebenenfalls mit einem Oropharyngeal- oder Endotrachealtubus, mit Sauerstoffzufuhr und assistierter oder kontrollierter Beatmung, je nach Erfordernis. Auf normale Körpertemperatur und angemessene Flüssigkeitsgabe ist zu achten.
Ursache einer schweren oder andauernden Hypotonie kann eine Hypovolämie sein. Sie wird mit bedarfsorientierter parenteraler Volumengabe behandelt.
[Ref.]