Primidon

Wirkstoff
Primidon
Handelsname
Liskantin®, Mylepsinum®
ATC-Code
N03AA03

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Primidon ist ein Desoxybarbiturat und besitzt wie seine Metaboliten Phenobarbital und Phenylethylmalonamid (PEMA) antikonvulsive Wirkungen. Der Wirkungsmechanismus der antikonvulsiven Eigenwirkung ist noch nicht vollständig geklärt; es wird eine Hyperpolarisation der Membranen angenommen. Neurophysiologisch hat Primidon - im Gegensatz zu Phenobarbital - keinen Effekt auf die postsynaptische Wirkung/postsynaptische Hemmung von GABA. Neurochemisch verändert Primidon die Gehirnkonzentration und den Stoffwechsel von GABA nicht.

Pharmakokinetik bei Kindern

Es sind keine spezifischen Informationen für Kinder vorhanden.

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Epilepsie
    • oral
      • ≥1 Monat bis <18 Jahre: zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Oral bei
- epileptischen Anfällen, besonders Grandmal-Anfällen, fokalen Anfällen (Jackson-Anfälle, Adversivkrämpfe, psychomotorische Anfälle u. a.), myoklonischen Anfällen des Jugendalters (Impulsiv-Petit-mal)
- Absencen und anderen kindlichen Petit-mal-Epilepsien bei entsprechenden EEG-Anzeichen als Grandmal-Prophylaxe

Die Therapie wird einschleichend bis zur optimal wirksamen Dosis aufgebaut. Es empfiehlt sich, mit Tagesdosen von 60 - 125 mg zu beginnen und individuell die Dosis um im Mittel 125 mg zu erhöhen. Die Gabe der durchschnittlichen Erhaltungsdosis erfolgt üblicherweise in 2 - 3 Einzeldosen und beträgt bei Kindern 20 mg/kg Körpergewicht/Tag, bei Erwachsenen 15 mg/kg Körpergewicht/Tag. Das entspricht einer Tagesgesamtdosis von 125 - 250 mg für Kinder bis zu 2 Jahren, 250 - 500 mg für Kinder von 2 - 5 Jahren, 500 - 750 mg für Kinder von 6 - 9 Jahren bzw. 750 - 1500 mg für Kinder ab 9 Jahre sowie Erwachsene.

Kinder ab 6 Jahren sollten mit Primidon Tabletten behandelt werden.

[Ref.]

Präparate im Handel

Suspension zum Einnehmen 25 mg/mL
Tabletten 250 mg

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke (Primidon) Applikationsweg Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe Aroma Anwendungshinweis Altersangabe
Liskantin® Saft Suspension zum Einnehmen 25 mg/mL oral „natriumfrei“ Methyl-4-hydroxybenzoat
Propyl-4-hydroxybenzoat
Natriumcyclamat
keine Geschmacksangabe Der Liskantin® Saft kann während der Mahlzeiten eingenommen werden (z. B. Einrühren in den Milchbrei). Vor Gebrauch kräftig schütteln! ab Säuglingsalter
Liskantin® Tabletten 250mgT2
oral „natriumfrei“ - - Einnahme mit oder nach den Mahlzeiten. Nicht im Liegen einnehmen. ab 2 Jahren
Mylepsinum® Tabletten 250mgT2, T4, M, S
oral „natriumfrei“ - - Einnahme mit oder nach den Mahlzeiten. Nicht im Liegen einnehmen. ab 2 Jahren


T4: teilbar in 4 gleiche Dosen, T2: teilbar in zwei gleiche Dosen, M: mörserbar, S: suspendierbar, „natriumfrei“: weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Einheit

Die Fachinformationen wurden am 20.02.2023 aufgerufen.

Neben den aufgeführten Präparaten befinden sich diverse Generika im Handel.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Epilepsie
  • Oral
    • 1 Monat bis 2 Jahre
      [1] [2] [3]
      • Initialdosis: 60 - 125 mg/Tag in 1 Dosis
      • Erhaltungsdosis: Tagesdosis individuell erhöhen um im Mittel 125 mg (in Abhängigkeit vom klinischen Ansprechen) auf durchschnittlich 20 mg/kg/Tag in 2 Dosen. Max: 500 mg/Tag.
      • Anwendungshinweis:

        Bei nächtlichen Anfällen ist die gesamte Tagesdosis oder ein größerer Teil der Tagesdosis abends zu verabreichen.

    • 2 Jahre bis 5 Jahre
      [1] [2] [3]
      • Initialdosis: 60 - 125 mg/Tag in 1 Dosis
      • Erhaltungsdosis: Tagesdosis individuell erhöhen um im Mittel 125 mg (in Abhängigkeit vom klinischen Ansprechen) auf durchschnittlich 20 mg/kg/Tag in 2 Dosen. Max: 750 mg/Tag.
      • Anwendungshinweis:

        Bei nächtlichen Anfällen ist die gesamte Tagesdosis oder ein größerer Teil der Tagesdosis abends zu verabreichen.

    • 5 Jahre bis 9 Jahre
      [1] [2] [3]
      • Initialdosis: 60 - 125 mg/Tag in 1 Dosis
      • Erhaltungsdosis: Tagesdosis individuell erhöhen um im Mittel 125 mg (in Abhängigkeit vom klinischen Ansprechen) auf durchschnittlich 20 mg/kg/Tag in 2 Dosen. Max: 1.000 mg/Tag.
      • Anwendungshinweis:

        Bei nächtlichen Anfällen ist die gesamte Tagesdosis oder ein größerer Teil der Tagesdosis abends zu verabreichen.

    • 9 Jahre bis 18 Jahre
      [1] [2] [3]
      • Initialdosis: 125 mg/Tag in 1 Dosis
      • Erhaltungsdosis: Tagesdosis individuell erhöhen um im Mittel 125 mg (in Abhängigkeit vom klinischen Ansprechen) auf durchschnittlich 15 mg/kg/Tag in 2 Dosen. Max: 1.500 mg/Tag.
      • Anwendungshinweis:

        Bei nächtlichen Anfällen ist die gesamte Tagesdosis oder ein größerer Teil der Tagesdosis abends zu verabreichen.

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.

GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Vor allem bei Kindern können Störungen des emotionalen Verhaltens im Sinne einer vermehrten Reizbarkeit und Verstimmung vorkommen.
Kinder zeigen nach Primidon-Gabe manchmal paradoxe Reaktionen mit Unruhe- und Erregungszuständen. [SmPC Liskantin Saft]

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Sehr häufig (>10 %): Teilnahmslosigkeit, Schwindel, Somnolenz, Ataxie, Akkommodationsstörungen, Übelkeit, Erbrechen, Müdigkeit, Gleichgewichtsstörungen

Häufig (1-10 %): megaloblastische Anämie (reversibel bei Gabe von Folsäure oder Vitamin B12), Veränderungen im Schilddrüsenhormonsystem (Erniedrigung der gesamten und der freien Thyroxinkonzentration (T4 und FT4)), Veränderungen im Calcium- und Vitamin D-Stoffwechsel (Hypocalcämien, Erhöhung der alkalischen Phosphatase), erhöhte Serumkonzentration der γ-Glutamyltransferase (γ-GT) und der alkalischen Phosphatase (AP), makulopapulöses Exanthem

Gelegentlich (0,1-1 %): metaphysäre Osteodystrophien, „Rachitis antiepileptica“, Schulterbeschwerden

Selten (0,01-0,1 %): Störungen des Blutbildes (Leukopenie, Thrombozytopenie), Porphyrie, Dupuytren’sche Kontraktur

Häufigkeit nicht bekannt: Agranulozytose (ein Fall), systemischer Lupus erythematodes, paradoxe Reaktionen mit Unruhe- und Erregungszuständen, Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen, Wesensänderungen, psychische Reaktionen, Ophtalmoplegia externa, Polyradikulitis, Nystagmus, Sehen von Doppelbildern, Dermatitis bullosa, Stevens-Johnson-Syndrom, Lyell-Syndrom, Dermatitis exfoliativa, DRESS-Syndrom, Abnahme der Knochendichte, pathologische Frakturen, Impotenz, verminderte Libido, Appetitlosigkeit, Anorexie, Gewöhnung, Abhängigkeit, Entzugserscheinungen bei abruptem Absetzen

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen bei Kindern

  • Hyperkinesie bei Kindern [NL_SmPC Mysoline]

Kontraindikationen allgemein

  • akute Vergiftung mit zentral dämpfend wirksamen Pharmaka (wie z. B. Schlafmittel, Analgetika, Psychopharmaka) sowie Alkohol
  • akute hepatische Porphyrie
  • schweren Leber- und Nierenfunktionsstörungen
  • schweren Myokardschäden

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

Diese Informationen werden im Moment recherchiert und baldmöglichst zur Verfügung gestellt.
Bitte beachten Sie die aktuellen Fachinformationen.

ANTIEPILEPTIKA

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Barbiturate und Derivate

Phenobarbital

Luminaletten®, Luminal®
N03AA02
Hydantoin-Derivate

Phenytoin

Phenhydan®
N03AB02
Succinimid-Derivate

Ethosuximid

Petnidan®, Suxilep®
N03AD01
Benzodiazepin-Derivate

Clonazepam

Antelepsin®, Rivotril®
N03AE01
Carboxamid-Derivate

Carbamazepin

Tegretal®, Timonil®
N03AF01

Oxcarbazepin

Trileptal®, Apydan®, Timox®
N03AF02

Rufinamid

Inovelon®
N03AF03
Fettsäure-Derivate

Valproinsäure

Convulex®, Ergenyl®, Orfiril®, Depakine; Syn: Natriumvalproat
N03AG01

Vigabatrin

Sabril®, Kigabeq®
N03AG04
Andere Antiepileptika

Brivaracetam

Briviact®
N03AX23

Cannabidiol

Epidyolex®, Syn: CBD
N03AX24

Felbamat

Taloxa®
N03AX10

Fenfluramin

Fintepla®
N03AX26

Gabapentin

Neurontin®, GabaLiquid GeriaSan®
N03AX12

Lacosamid

Vimpat®
N03AX18

Lamotrigin

Lamictal®
N03AX09

Levetiracetam

Keppra®, Kevesy®
N03AX14

Perampanel

Fycompa®
N03AX22

Pregabalin

Lyrica®, Algecia®, PregaTab®
N03AX16

Stiripentol

Diacomit®
N03AX17

Sultiam

Ospolot®
N03AX03

Topiramat

Topamax®
N03AX11

Zonisamid

Zonegran®, Zonisol®
N03AX15

Referenzen

  1. SERB, SmPC Mysoline (RVG 00379) 19-04-2019, www.geneesmiddeleninformatiebank.nl
  2. Sanova Pharma GesmbH (Wien), SmPC Mysolin (7.676), 11/2021
  3. Desitin Arzneimittel GmBH, SmPC Liskantin Saft (Zulassung 6001169.00.01), 07/2021
  4. Desitin Arzneimittel GmbH, SmPC Liskantin® , 250 mg Tablette (6001169.00.00) , 07/2021
  5. Teva GmbH, SmPC Mylepsinum® (6328812.00.00), 09/2021

Änderungsverzeichnis

  • 10 März 2023 09:04: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung