Desfluran

Wirkstoff
Desfluran
Handelsname
Suprane
ATC-Code
N01AB07

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Desfluran gehört zur Familie der halogenierten Methylethylether, die pulmonal durch Inhalation verabreicht werden und in Abhängigkeit von der Dosierung reversibel eine Ausschaltung des Bewusstseins und der Schmerzempfindung, eine Unterdrückung der Willkürmotorik, eine Beeinflussung von vegetativen Reflexen sowie eine Dämpfung von Atmung und Herz-Kreislauf-System bewirken.

Pharmakokinetik bei Kindern

Der MAC-Wert (minimale alveoläre Konzentration) nimmt mit zunehmendem Alter ab. [SmPC Suprane]

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Erhaltung Anästhesie
    • inhalativ
      • ≥2 Wochen bis <18 Jahre: zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Inhalativ als Inhalationsanästhetikum zur Aufrechterhaltung einer Narkose bei Kleinkindern und Kindern

Die minimale alveoläre Konzentration (MAC) von Desfluran ist altersabhängig. Sie ist umso niedriger, je älter der Patient ist. Dies ist bei der Dosierung von Desfluran zu berücksichtigen, um die gewünschte Wirkung zu erzielen.

Kinder und Jugendliche

Narkoseeinleitung bei Kindern:
Desfluran ist nicht zur Narkoseeinleitung bei Kindern und Kleinkindern indiziert aufgrund des häufigen Auftretens von Husten, Anhalten des Atems, Apnoe, Laryngospasmus und verstärkter Sekretion.

Aufrechterhaltung der Narkose bei Kindern:
Desfluran eignet sich zur Aufrechterhaltung einer Narkose bei Kleinkindern und Kindern. Die für chirurgische Eingriffe ausreichende Narkosetiefe kann bei Kindern mit endtidalen Konzentrationen von 5,2 – 10 Vol. % Desfluran – mit oder ohne gleichzeitige Anwendung von Lachgas – aufrechterhalten werden. Es wurden zwar kurzzeitig endtidale Konzentrationen von bis zu 18 Vol. % Desfluran verabreicht, doch muss bei höheren Konzentrationen in Kombination mit Lachgas sichergestellt werden, dass das inspiratorische Gasgemisch mindestens 25 Vol. % Sauerstoff enthält.

MAC-Wert für Desfluran in Abhängigkeit von Patientenalter und Inhalationsgemisch (Durchschnittswert ± Standardabweichung)
Alter N* 100 % Sauerstoff N* 60 % Lachgas/
40 % Sauerstoff
2 Wochen 6 9,2 ± 0,0 - -
10 Wochen 5 9,4 ± 0,4 - -
9 Monate 4 10,0 ± 0,7 5 7,5 ± 0,8
2 Jahre 3 9,1 ± 0,6 - -
3 Jahre - - 5 6,4 ± 0,4
4 Jahre 4 8,6 ± 0,6 - -
7 Jahre 5 8,1 ± 0,6 - -
25 Jahre 4 7,3 ± 0,0 4 4,0 ± 0,3

* N = Anzahl der Crossover-Paare (unter Anwendung der Up-and-down-Methode)

weitere zugelassene Indikationen:

Inhalativ zur Einleitung und/oder Aufrechterhaltung einer Narkose bei stationären und ambulanten Eingriffen an Erwachsenen:

  • nur für Erwachsene zugelassen
  • Dosierungsempfehlung siehe Fachinformation

[Ref.]

Präparate im Handel

Flüssigkeit zur Herstellung eines Dampfs zur Inhalation 100 % (V/V)

Präparate im Handel:

Präparat Darreichungsform Stärke (Desfluran) Applikationsweg Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe Anwendungshinweis Altersangabe
Suprane Flüssigkeit zur Herstellung eines Dampfs zur Inhalation 100 % (v/v) inhalativ - - - ab 2 Wochen
Desfluran Piramal 100 % (v/v) Flüssigkeit zur Herstellung eines Dampfs zur Inhalation 100 % (v/v) inhalativ - - - ab 2 Wochen

 

Die Fachinformationen wurden am 13.12.2023 aufgerufen.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Erhaltung Anästhesie
  • Inhalativ
    • 2 Wochen bis 4 Wochen
      [2] [4]
      • Minimale alveoläre Konzentration (MAC)

        Alter 100 % Sauerstoff
        2 Wochen 9,2 ± 0,0

         

      • Blutdruck und Herzfrequenz überwachen.

    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [1] [2] [4]
      • Minimale alveoläre Konzentration (MAC)

        in 100% Sauerstoff: ∼7 % bis 10 %
        in 60 % Lachgas und 40 % Sauerstoff: ∼4 % bis 7,5 %

        Alter 100 % Sauerstoff 60 % Lachgas und 40 % Sauerstoff
        10 Wochen 9,4 ± 0,4 -
        9 Monate 10,0 ± 0,7 7,5 ± 0,8
        2 Jahre 9,1 ± 0,6 -
        3 Jahre - 6,4 ± 0,4
        4 Jahre 8,6 ± 0,6 -
        7 Jahre 8,1 ± 0,6 -
        25 Jahre 7,3 ± 0,0 4,0 ± 0,3

        Inhalation: Desfluran-Konzentrationen von 5 - 10 % v/v mit oder ohne Beifügung von Lachgas. Bei Kindern gelegentlich kurzfristige Gabe von 18 % v/v in Kombination mit Lachgas möglich, aber mit mindestens 25 % v/v Sauerstoff.

      • Blutdruck und Herzfrequenz überwachen.

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

Keine Informationen zur Dosisanpassung bei Nierenfunktionsstörung vorhanden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Bei Kindern bis 6 Jahren ist das Risiko von Nebenwirkungen wie Husten und Laryngospasmen erhöht. Diese treten insbesondere auf, wenn unter tiefer Narkose die Larynxmaske entfernt wird.

Bei Kindern wurde postoperative Agitation verzeichnet. Diese kann sich in Desorientierung, Weinerlichkeit und schlagenden Bewegungen äußern.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Sehr häufig (>10 %): Erbrechen, Übelkeit

Häufig (1-10 %): Pharyngitis, Anhalten des Atems, Kopfschmerzen, Konjunktivitis, Knotenrhythmus, Bradykardie, Tachykardie, Hypertonie, Apnoe (Atemstillstand), Husten, Laryngospasmus, übermäßige Speichelsekretion, Kreatininphosphokinase erhöht, abnormales EKG

Gelegentlich (0,1-1 %): Unruhe, Benommenheit, Myokardinfarkt, Myokardischämie, Arrhythmie, Blutgefäßerweiterung, Hypoxie, Myalgie

Häufigkeit nicht bekannt: Koagulopathie, Hyperkaliämie, Hypokaliämie, metabolische Azidose, Konvulsionen, okulärer Ikterus, Elektrokardiogramm QT verlängert, Herzstillstand, Torsade-de-pointes, Ventrikelversagen, ventrikuläre Hypokinesie, Vorhofflimmern, maligne Hypertonie, Hämorrhagie, Hypotonie, Schock, respiratorische Insuffizienz, Atemnot, Bronchospasmus, Hämoptyse, akute Pankreatitis, Bauchschmerzen, Leberversagen, Hepatitis, Leberzellnekrose, zytolytische Hepatitis, Cholestase, Ikterus, gestörte Leberfunktion, Lebererkrankung, Urtikaria, Erythem, Rhabdomyolyse, maligne Hyperthermie, Asthenie,Unwohlsein, Veränderungen der ST-T-Strecke, Inversion der T-Welle im EKG, erhöhte Transaminasen (Alanin- und Aspartat-Aminotransferase), abnormale Gerinnungswerte, erhöhte Ammoniak-Werte, Bilirubin im Blut erhöht, postoperative Unruhe (Agitation), Benommenheit, Migräne, Tachyarrhythmie, Herzklopfen, Augenbrennen, vorübergehende Blindheit, Enzephalopathie, ulzerative Keratitis, okuläre Hyperämie, verringerte Sehschärfe, Augenreizung, Augenschmerzen, Müdigkeit, versehentliche Exposition, brennendes Gefühl auf der Haut, Fehler bei der Medikamentenverabreichung

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen bei Kindern

Einleitung einer Inhalationsnarkose bei Kindern, da es dabei häufig zu Husten, Atemanhalten, Atemstillstand, Laryngospasmus und Sekretionssteigerung kommt.
Aufgrund der eingeschränkten verfügbaren Daten in nicht-intubierten pädiatrischen Patienten ist Desfluran nicht indiziert für die Aufrechterhaltung der Narkose bei nicht-intubierten Kindern [SmPC Suprane].

 

Kontraindikationen allgemein

  • Kontraindikation einer Allgemeinnarkose
  • Überempfindlichkeit gegenüber halogenierten Substanzen
  • bekannte bzw. erblich bedingte Neigung zu maligner Hyperthermie
  • (zur Narkoseeinleitung), Risiko für eine Koronararterienerkrankung oder wenn ein Anstieg der Herzfrequenz oder des Blutdrucks vermieden werden muss
  • bestätigte Hepatitis oder eine unklare mittelschwere bis schwere Leberfunktionsstörung (z. B. Ikterus in Verbindung mit Fieber und/oder Eosinophilie) in der Vorgeschichte nach einer Inhalationsnarkose mit halogenierten Anästhetika

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Anwendung bei Kindern mit bronchialer Hyperreagibilität:
Desfluran sollte bei Kindern mit Asthma oder kürzlich aufgetretenen Infekten der oberen Atemwege unbedingt mit besonderer Vorsicht angewendet werden, da das Risiko einer Verengung der Atemwege und eines erhöhten Atemwegswiderstands besteht.

Aufrechterhaltung der Narkose bei Kindern:
Vorsicht ist geboten bei der Verwendung von Desfluran besonders bei Kindern bis zu 6 Jahren zur Aufrechterhaltung der Narkose mit einer Larynxmaske (LMA), da hier ein erhöhtes Risiko für respiratorische Komplikationen besteht, wie z. B. Husten und Laryngospasmus, vor allem nach dem Absetzen der Larynxmaske unter tiefer Narkose.

Bei Kindern kann das Aufwachen aus der Narkose einen kurzen Zustand der Unruhe (Agitation) auslösen, der die Kooperation erschwert.

[SmPC Suprane]

Mittelohr-Operationen:
Desfluran, wie auch andere volatile Anästhetika, führen zu einer Druckerhöhung im Mittelohr, vor allem bei Kindern. Während einer Narkose mit Desfluran wird daher eine Überwachung des Drucks im Mittelohr empfohlen.

[SmPC Desfluran Piramal]

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

Diese Informationen werden im Moment recherchiert und baldmöglichst zur Verfügung gestellt.
Bitte beachten Sie die aktuellen Fachinformationen.

ALLGEMEINANÄSTHETIKA

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Halogenierte Kohlenwasserstoffe

Sevofluran

Sevorane®
N01AB08
Barbiturate, rein

Thiopental

Pentothal®
N01AF03
Opioidanästhetika

Alfentanil

Rapifen®
N01AH02
N01AH01

Remifentanil

Ultiva®
N01AH06

Sufentanil

Sufenta®
N01AH03
Andere Allgemeinanästhetika

Esketamin

Ketanest® S, Syn: S-Ketamin
N01AX14

Natriumoxybat - intravenös

Somsanit®; Syn: 4-Hydroxybutansäure, γ-Hydroxybuttersäure, GHB, Gamma-Hydroxybuttersäure
N01AX11

Referenzen

  1. Baxter BV, SmPC Suprane (RVG 17364) 25-05-2016
  2. Piramal Critical Care B.V, SmPC Desfluraan Piramal 100 % vloeistof voor inhalatiedamp (RVG 131310) 03-08-2023
  3. Piramal Critical Care B.V., SmPC Desfluran Piramal 100 % (v/v) Flüssigkeit zur Herstellung eines Dampfs zur Inhalation (90394.00.00), 04/2022
  4. Baxter Deutschland GmbH, SmPC Suprane (31552.00.00), 12/2018

Änderungsverzeichnis

  • 08 Januar 2024 09:31: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung