Natroparin ist ein niedermolekulares Heparin mit einem mittleren Molekulargewicht von etwa 4.500 Dalton. Nadroparin hemmt vor allem den Faktor Xa sowie in geringerem Ausmaß Thrombin. Die Hemmung wird teilweise über den Plasmaproteasehemmer Antithrombin III vermittelt. Nadroparin hat im Vergleich zu Heparin eine geringere Wirkung auf die Thrombozytenfunktion und -aggregation und nur einen geringen Einfluss auf die primäre Blutstillung.
Alter Mittelwert (± SD) |
Gewicht [kg] Mittelwert (± SD) |
Cl (L/h/kg)b | Vd (L/kg)c | T1/2 (h) | Referenz |
Erwachsene | 3,5 | SmPC Fraxiparine | |||
Kinder (n=154a) 30 (±27) Monate |
10 (± 5,5) | 0,037 | 0,355 | 6,5 | Laporte et al. 1999* |
Säuglinge (n=40) 58,4 (±60,4) Tage; GA 35,2 (±4,3) Wochen |
3,7 (± 2) | 0,068 | Chen et al. 2024* |
a Alle Kinder hatten einen angeborenen Herzfehler oder eine Herzerkrankung
b Cl/F
c Vd/F
* Daten abgeleitet aus einem popPK-Modell
GA = Gestationsalter
Injektionslösung in Fertigspritze 9.500 IE/mL
9.500 I.E. anti-Xa Nadroparin-Calcium, entsprechend 95 bis 130 I.E. anti-Xa/mg, ein niedermolekulares Heparin mit einem mittleren Molekulargewicht von 4.500 Dalton.
Präparate im Handel:
Präparat | Darreichungsform | Stärke (anti-Xa Nadroparin-Calcium) | Applikationsweg | Natriumgehalt | Problematische Hilfsstoffe | Anwendungshinweis | Altersangabe |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Fraxiparine® | Fertigspritze | 1.900 IE/0,2 mL 2.850 IE/0,3 mL 3.800 IE/0,4 mL 5.700 IE/0,6 mL 7.600 IE/0,8 mL 9.500 IE/1,0 mL |
subkutan | - | - | Injektion in die seitliche Bauchwand; alternativ dem Oberschenkel. Einstich der Injektionsnadel senkrecht in eine mit Daumen und Zeigefinger gebildete Hautfalte; diese bis zum Abschluss der Injektion festhalten. Die Einstichstelle nicht massieren. |
Erwachsene |
Die Fachinformationen wurden am 25.06.2025 aufgerufen.
Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)
Dosis auf Basis des Anti-F-Xa-Spiegels titrieren, siehe Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen.
Prophylaxe thromboembolischer Komplikationen |
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Therapie von Thromboembolien |
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Therapeutische Dosis:
- GFR ≥50 ml/min/1.73 m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.
- GFR 30-50 ml/min/1.73 m2: 1. Dosis 100 % der normalen Einzeldosis, dann 75 % der normalen Einzeldosis, Dosierungsintervall: 12 h; bei einer Anwendung länger als 3 Tage: Dosierung entsprechend der Anti-Xa-Spiegel.
- GFR 10-30 ml/min/1.73 m2: 1. Dosis 100 % der normalen Einzeldosis, dann 50 % der normalen Einzeldosis, Dosierungsintervall: 12 h; bei einer Anwendung länger als 3 Tage: Dosierung entsprechend der Anti-Xa-Spiegel.
- GFR <10 ml/min/1.73 m2: Eine generelle Empfehlung kann nicht gegeben werden.
Prophylaktische Dosis:
- GFR ≥10 ml/min/1.73 m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.
- GFR <10 ml/min/1.73 m2: Eine generelle Empfehlung kann nicht gegeben werden.
Bei eingeschränkter Nierenfunktion kann die Clearance von niedermolekularen Heparinen verzögert sein. Dies lässt sich anhand der Creatinin-Clearance nicht vollständig vorhersagen.
Klinische Folgen:
Blutungen
Sehr häufig (>10 %): hämorrhagische Manifestationen an verschiedenen Stellen (inklusive Fälle von spinalen Hämatomen), häufiger bei Patienten mit anderen Risikofaktoren; leichte Hämatome an der Injektionsstelle; In einigen Fällen kann das Auftreten von festen Knötchen bemerkt werden, was nicht auf eine Verkapselung von Heparin hinweist. Diese Knötchen verschwinden normalerweise nach wenigen Tagen.
Häufig (1-10 %): offene oder versteckte Blutungskomplikationen (insbesondere an Haut, Schleimhäuten, Wunden sowie im Bereich des Gastrointestinal- und Urogenitaltraktes) die zu hämorrhagischen Anämien führen können, Reaktionen an der Injektionsstelle, Anstieg der Serum-Kalium-Konzentration, Anstieg der Gamma-GT-, LDH- und Lipase-Konzentration, Anstieg der Transaminasen (normalerweise vorübergehend)
Gelegentlich (0,1-1 %): leichte vorübergehende Thrombozytopenie (Typ I)
Selten (0,01-0,1 %): Thrombozytopenie (einschließlich Antikörper-vermittelter Heparin-induzierter Thrombozytopenien (Typ II), Thrombozytose, Eosinophilie (die nach Absetzen reversibel ist), anaphylaktischer Schock, anaphylaktoide Reaktionen, Angioödem, reversibler Hypoaldosteronismus, Priapismus, Hautausschlag, Urtikaria, Erythem, Pruritus, Alopezie, Hautnekrosen (normalerweise an der Injektionsstelle), Kalzifikation an der Injektionsstelle (Kalzifikation tritt häufiger bei Patienten mit gestörtem Calcium-Phosphat-Produkt auf, wie in einigen Fällen von chronischer Niereninsuffizienz), allergische Reaktionen mit Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen, Temperaturanstieg, Kopfschmerz, Urtikaria, Pruritus, Dyspnoe, Bronchospasmus, Hypotonie
Sehr selten (<0,01 %): Thrombozythämie über 1.000.000/mm3 (hauptsächlich postoperativ beobachtet), Überempfindlichkeitsreaktionen (einschließlich kutane Reaktionen), reversible Hyperkaliämie in Zusammenhang mit Heparin-induzierter Aldosteron-Suppression (insbesondere bei Risikopatienten)
Häufigkeit nicht bekannt: Kopfschmerz, Migräne
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Grundsätzlich erhalten Kinder unter 12 Jahren keine Thromboseprophylaxe, es sei denn, sie haben bereits eine Thromboembolie erlitten und/oder weisen multiple Risikofaktoren für eine Thrombose auf.
6 mg Protaminsulfat neutralisieren etwa 950 IE Anti-FXa-Nadroparin.
Anti-FXa-Spiegel und Monitoring:
Anti-FXa-Spiegel, gemessen 4 h nach einer Dosis, erste Anti-FXa-Messung nach 3 Dosen.
Ziel-Anti-FXa-Spiegel
therapeutisch:
bei 2 x täglicher Dosierung von LMWH: 0,5 - 1,0 IE/mL
bei 1 x täglicher Dosierung LMWH: 1,0 - 2,0 IE/mL
prophylaktisch: 0,1 - 0,4 IE/mL
Bei COVID-19-Patienten, die auf der Intensivstation aufgenommen werden: <0,7 IE/mL
>40 kg: im Allgemeinen keine Anti-FXa-Überwachung erforderlich, außer bei kranken Kindern, Co-Medikation und/oder schlechter Nierenfunktion
Nach einer eventuellen Dosisanpassung ist es nicht notwendig, 3 Dosen abzuwarten. Dies kann in Absprache mit dem lokalen Labor vereinbart werden. Nach Erreichen des therapeutischen Niveaus ist eine weitere Überwachung nur bei Neugeborenen, schwer kranken Patienten und bei Patienten während der Anwendung von Asparaginase (aufgrund des abnehmenden Antithrombins) erforderlich.
Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.
Nadroparin sollte mit Vorsicht angewendet werden bei Patienten, die Arzneimittel mit Einfluss auf die Blutgerinnung anwenden, da diese das Risiko für eine Blutung erhöhen können.
Interaktionspartner | Grund | Handlungsempfehlung |
Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR), z.B. Ibuprofen, Diclofenac | Additive hyperkaliämische und blutgerinnungshemmende Effekte | Überwachung bzw. Anpassung nötig |
Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), z.B. Fluoxetin, Venlafaxin, Tramadol, Citalopram | Additiver antikoagulativer Effekt | Vorsichtshalber überwachen |
Direkte Faktor-Xa -Inhibitoren, z.B. Rivaroxaban, Apixaban | Additive Effekte auf die Homöostase. Blutungsrisiko erhöht. | Kombination vermeiden |
Thrombozytenaggregationshemmer, z.B. Acetylsalicylsäure | Additiver antikoagulativer Effekt | Überwachung bzw. Anpassung nötig |
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Vitamin-K-Antagonisten | ||
---|---|---|
Falithrom®, Marcumar®, Marcuphen®, Phenprogamma®
|
B01AA04 |
Heparingruppe | ||
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Fragmin®
|
B01AB04 | |
Orgaran®
|
B01AB09 | |
Clexane®, Crusia®, Hepaxane®, Inhixa®
|
B01AB05 | |
Innohep®
|
B01AB10 | |
B01AB01 |
Thrombozytenaggregationshemmer, exkl. Heparin | ||
---|---|---|
Aspirin®, Godamed®, Alka-Seltzer classic®, Acesal®; Syn: ASS
|
B01AC06 | |
Plavix®, Iscover®
|
B01AC04 | |
Veletri®
|
B01AC09 |
Enzyme | ||
---|---|---|
Actilyse®
|
B01AD02 |
Direkte Thrombin-Inhibitoren | ||
---|---|---|
Pradaxa®
|
B01AE07 |
Direkte Faktor-Xa-Inhibitoren | ||
---|---|---|
Xarelto®
|
B01AF01 |
Andere antithrombotische Mittel | ||
---|---|---|
Defitelio®
|
B01AX01 |
ANTITHROMBOTISCHE MITTEL | ||
---|---|---|
Aspirin®, Godamed®, Alka-Seltzer classic®, Acesal®; Syn: ASS
|
B01AC06 | |
Actilyse®
|
B01AD02 | |
Plavix®, Iscover®
|
B01AC04 | |
Pradaxa®
|
B01AE07 | |
Fragmin®
|
B01AB04 | |
Orgaran®
|
B01AB09 | |
Defitelio®
|
B01AX01 | |
Clexane®, Crusia®, Hepaxane®, Inhixa®
|
B01AB05 | |
Veletri®
|
B01AC09 | |
Falithrom®, Marcumar®, Marcuphen®, Phenprogamma®
|
B01AA04 | |
Xarelto®
|
B01AF01 | |
Innohep®
|
B01AB10 | |
B01AB01 |