Tinzaparin

Wirkstoff
Tinzaparin
Handelsname
Innohep®
ATC-Code
B01AB10

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Tinzaparin ist ein niedermolekulares Heparin vom Schwein mit einem Anti-Xa-/Anti-IIa-Verhältnis zwischen 1,5 und 2,5. Tinzaparin wird durch enzymatische Depolymerisation aus konventionellem unfraktionierten Heparin hergestellt. Wie konventionelles Heparin wirkt Tinzaparin als Antikoagulans durch Verstärkung der Antithrombin-III-Inhibition von aktivierten Koagulationsfaktoren, in erster Linie Faktor Xa.

Pharmakokinetik bei Kindern

Vorläufige Daten vom Gebrauch von Tinzaparin weisen darauf hin, dass jüngere Kinder einschließlich Neugeborene und Kleinkinder Tinzaparin schneller abbauen und deshalb höhere Dosen benötigen als ältere Kinder [SmPC innohep® 3.500, 12/2019].

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Prophylaxe thromboembolischer Komplikationen
    • subkutan
      • ≥0 Jahre bis <18 Jahre: off-label
  • Therapie der tiefen Venenthrombose
    • subkutan
      • ≥0 Jahre bis <18 Jahre: off-label

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Subkutan zur
- Prophylaxe venöser Thromboembolien bei chirurgischen erwachsenen Patienten mit mittlerem thromboembolischen Risiko.
- Prophylaxe venöser Thromboembolien bei nicht-chirurgischen erwachsenen Patienten mit mittlerem thromboembolischen Risiko, die wegen einer akuten internistischen Erkrankung immobilisiert sind.

Die Sicherheit und Wirksamkeit von Tinzaparin bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren ist bisher nicht belegt. Es kann jedoch keine Dosierungsempfehlung gegeben werden.

[Ref.]

Präparate im Handel

Injektionslösung 
als Durchstechflasche 10.000 I.E/mL, 20.000 I.E./mL 
als Fertigspritze 3.500 I.E/0,35 mL, 4.500 I.E./0,45 mL, 8.000 I.E./0,4 mL, 10.000 I.E./0,5 mL, 12.000 I.E./0,6 mL, 14.000 I.E./0,7 mL, 16.000 I.E./0,8 mL, 18.000 I.E./0,9 mL 

Präparate im Handel:

Präparat Darreichungsform Stärke (Tinzaparin-Natrium) Applikationsweg Problematische Hilfsstoffe Altersangabe
innohep 3.500 Anti-Xa I.E Injektionslösung in Fertigspritzen 3.500 I.E./0,35 mL  subkutan - Erwachsene
innohep 4.500 Anti-Xa I.E. Injektionslösung in Fertigspritzen 4.500 I.E./0,45 mL subkutan - Erwachsene
innohep Injektionslösung, Fertigspritze Injektionslösung in Fertigspritzen 8.000 I.E./0,4 mL,
10.000 I.E./0,5 mL,
12.000 I.E./0,6 mL,
14.000 I.E./0,7 mL,
16.000 I.E./0,8 mL,
18.000 I.E./0,9 mL
subkutan Natriummetabisulfit (1,83 mg/mL) Erwachsene
innohep multi 10.000 Anti-Xa I.E./mL Injektionslösung in Durchstechflaschen 10.000 I.E./mL subkutan Benzylalkohol (10 mg/mL) Erwachsene
innohep 20.000 Anti-Xa I.E./mL Injektionslösung in Durchstechflaschen 20.000 I.E./mL subkutan Benzylalkohol (10 mg/mL) Erwachsene


Die Fachinformationen wurden am 27.09.2022 aufgerufen.

Anwendungshinweis: Die Gabe erfolgt mittels subkutaner Injektion in die Bauchhaut, in die Außenseite des Oberschenkels, den unteren Rückenbereich, den Oberschenkel oder den Oberarm. Die Injektion darf nicht im Bereich des Bauchnabels oder von Narben oder in Wunden erfolgen. Bei Injektionen in die Bauchhaut sollte der Patient auf dem Rücken liegen und die Injektion alternierend auf der rechten und auf der linken Seite vorgenommen werden. Die Luftblase in der Spritze darf nicht herausgedrückt werden. Zur Injektion sollte an der Injektionsstelle eine Hautfalte gebildet werden.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Prophylaxe thromboembolischer Komplikationen
  • Subkutan
    • 0 Monate bis 2 Monate
      [2] [3] [5]
      • 137,5 IE/kg/Tag in 1 Dosis
      • Überprüfung der Dosierung durch Messungen des Anti-F-Xa-Spiegels möglich. Siehe Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen.

        off-label

    • 2 Monate bis 1 Jahr
      [2] [3] [5]
      • 125 IE/kg/Tag in 1 Dosis
      • Überprüfung der Dosierung durch Messungen des Anti-F-Xa-Spiegels möglich. Siehe Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen.

        off-label

    • 1 Jahr bis 5 Jahre
      [2] [3] [5]
      • 120 IE/kg/Tag in 1 Dosis
      • Überprüfung der Dosierung durch Messungen des Anti-F-Xa-Spiegels möglich. Siehe Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen.

        off-label

    • 5 Jahre bis 10 Jahre
      [2] [3] [5]
      • 100 IE/kg/Tag in 1 Dosis
      • Überprüfung der Dosierung durch Messungen des Anti-F-Xa-Spiegels möglich. Siehe Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen.

        off-label

    • 10 Jahre bis 18 Jahre
      [2] [3] [5]
      • 87,5 IE/kg/Tag in 1 Dosis
      • Überprüfung der Dosierung durch Messungen des Anti-F-Xa-Spiegels möglich. Siehe Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen.

        off-label

Therapie der tiefen Venenthrombose
  • Subkutan
    • 0 Monate bis 2 Monate
      [1] [3] [5]
      • 275 IE/kg/Tag in 1 Dosis
      • Überprüfung der Dosierung durch Messungen des Anti-F-Xa-Spiegels möglich. Siehe Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen.

        off-label

    • 2 Monate bis 1 Jahr
      [1] [3] [5]
      • 250 IE/kg/Tag in 1 Dosis
      • Überprüfung der Dosierung durch Messungen des Anti-F-Xa-Spiegels möglich. Siehe Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen.

        off-label

    • 1 Jahr bis 5 Jahre
      [1] [3] [5]
      • 240 IE/kg/Tag in 1 Dosis
      • Überprüfung der Dosierung durch Messungen des Anti-F-Xa-Spiegels möglich. Siehe Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen.

        off-label

    • 5 Jahre bis 10 Jahre
      [1] [3] [5]
      • 200 IE/kg/Tag in 1 Dosis
      • Überprüfung der Dosierung durch Messungen des Anti-F-Xa-Spiegels möglich. Siehe Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen.

        off-label

    • 10 Jahre bis 18 Jahre
      [1] [3] [5]
      • 175 IE/kg/Tag in 1 Dosis
      • Überprüfung der Dosierung durch Messungen des Anti-F-Xa-Spiegels möglich. Siehe Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen.

        off-label

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

Prophylaktische Dosis:

- GFR ≥10 mL/min/1.73 m2: Dosisanpassung nicht erforderlich. 
- GFR <10 mL/min/1.73 m2: Eine generelle Empfehlung kann nicht gegeben werden.

Therapeutische Dosis:

- GFR ≥50 mL/min/1.73 m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.
- GFR 30-50 mL/min/1.73 m2: 1. Dosis 100 % der normalen Einzeldosis, dann 75 % der normalen Einzeldosis, Dosierungsintervall: 24 h; bei einer Anwendung länger als 3 Tage: Dosierung entsprechend der Anti-Xa-Spiegel.
- GFR 10-30 mL/min/1.73 m2: 1. Dosis 100 % der normalen Einzeldosis, dann 50 % der normalen Einzeldosis, Dosierungsintervall: 24 h; bei einer Anwendung länger als 3 Tage: Dosierung entsprechend der Anti-Xa-Spiegel.
- GFR <10 mL/min/1.73 m2: Eine generelle Empfehlung kann nicht gegeben werden.

Klinische Konsequenzen

Bei eingeschränkter Nierenfunktion kann die Clearance von niedermolekularen Heparinen verzögert sein. Dies lässt sich anhand der Creatinin-Clearance nicht vollständig vorhersagen.
 
Klinische Folgen:
Blutungen. Bei Patienten mit und ohne eingeschränkte Nierenfunktion wurde kein Unterschied in den Spitzenspiegeln des Anti-Xa-Faktors festgestellt. Patienten mit einem ClCr-Wert von 10-20 mL/min wurden jedoch nicht berücksichtigt.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Begrenzte Informationen aus einer Studie und Markterfahrungen weisen darauf hin, dass das Nebenwirkungs-Profil bei Kindern und Jugendlichen dem von Erwachsenen gleicht [SmPC innohep® 3.500, 12/2019].

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Häufig (1-10 %): Anämie (inkl. erniedrigtem Hämoglobinwert), Blutung, Hämatom, Reaktionen an der Einstichstelle (inkl. Hämatombildung an der Einstichstelle, Blutung, Schmerzen, Juckreiz, Knötchenbildung, Erythem und Extravasation)

Gelegentlich (0,1-1 %): Thrombozytopenie (Typ I) (inkl. reduzierter Thrombozytenzahl), Überempfindlichkeit, Blutergüsse, Ekchymose und Purpura, erhöhte Leberenzymwerte (inkl. erhöhte Transaminasen, ALT, AST und GGT), Dermatitis (inkl. allergischer und bullöser Dermatitis), Hautausschlag, Juckreiz

Selten (0,01-0,1 %): Heparin-induzierte Thrombozytopenie (Typ II), Thrombozytose, Anaphylaktische Reaktionen, Hyperkaliämie, toxische Hautausschläge (inkl. Stevens-Johnson-Syndrom), Hautnekrose, Angioödem, Urtikaria, Osteoporose (in Verbindung mit Langzeitanwendung), Priapismus

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

  • Aktuelle oder aus der Anamnese bekannte immunvermittelte Heparin-induzierte Thrombozytopenie (Typ II).
  • Akute schwere Blutungen oder Zustände, die schwere Blutungen begünstigen. Eine schwere Blutung ist dadurch definiert, dass eines der drei nachfolgenden Kriterien erfüllt ist:
    • Auftreten in einem kritischen Bereich oder Organ (z. B. intrakranial, intraspinal, intraokular, retroperitoneal, intraartikulär oder perikardial, intrauterin oder intramuskulär mit Kompartmentsyndrom),
    • Abfall des Hämoglobin Wertes um 20 g/l (1,24 mmol/l) oder mehr, oder
    • Transfusion von zwei oder mehr Einheiten von Vollblut oder roten Blutkörperchen erforderlich.
  • Septische Endokarditis

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

1 mg Protamin antagonisiert 100 IE Anti-Xa-Tinzaparin

Anti-FXa-Spiegel und Monitoring:
Anti-FXa-Spiegel sollten 4 h nach der Dosis und bei der 1. Messung nach 3 Dosen bestimmt werden.
Ziel-Anti-FXa-Spiegel:
therapeutisch: 0,5 - 1,0 IE/mL
prophylaktisch: 0,1 - 0,4 IE/mL

≥40 kg: Im Allgemeinen ist kein Anti-FXa Monitoring nötig, außer bei kranken Kindern, Co-Medikation und/oder schlechter Nierenfunktion.

Es nicht notwendig nach jeder Dosisanpassung erneut 3 Dosen abzuwarten. Dies sollte in Rücksprache mit dem Labor erfolgen. Wenn therapeutische Spiegel erreicht sind, ist ein weiteres Monitoring der Spiegel nur angezeigt bei Neugeborenen, schwerkranken Patienten und Patienten während einer Therapie mit Asparaginase (aufgrund des verminderten Antithrombins).

NMH= niedermolekulares Heparin

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

Diese Informationen werden im Moment recherchiert und baldmöglichst zur Verfügung gestellt.
Bitte beachten Sie die aktuellen Fachinformationen.

ANTITHROMBOTISCHE MITTEL

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Vitamin-K-Antagonisten

Phenprocoumon

Falithrom®, Marcumar®, Marcuphen®, Phenprogamma®
B01AA04
Heparingruppe

Dalteparin

Fragmin®
B01AB04

Danaparoid

Orgaran®
B01AB09

Enoxaparin

Clexane®, Crusia®, Hepaxane®, Inhixa®
B01AB05

Nadroparin

Fraxiparine®, Fraxodi®
B01AB06
B01AB01
Thrombozytenaggregationshemmer, exkl. Heparin

Acetylsalicylsäure

Aspirin®, Godamed®, Alka-Seltzer classic®, Acesal®; Syn: ASS
B01AC06

Clopidogrel

Plavix®, Iscover®
B01AC04

Epoprostenol

Veletri®
B01AC09
Enzyme

Alteplase (rt-PA)

Actilyse®
B01AD02
Direkte Thrombininhibitoren

Dabigatran

Pradaxa®
B01AE07
Direkte Faktor-Xa-Inhibitoren

Rivaroxaban

Xarelto®
B01AF01
Andere antithrombotische Mittel

Defibrotid

Defitelio®
B01AX01

Referenzen

  1. NVK, Werkboek kinderhematologie [Arbeitsbuch Kinderhämatologie], http://www.hematologienederland.nl, 30 sept 2012
  2. M. Cnossen. , Expertopinie profylaxe dosering sectie Benigne Hematologie [Expertenmeinung Dosierungsprophylaxe Abschnitt Benigne Hämatologie], 14 jan 2014
  3. Klaassen ILM. et al, Are low-molecular-weight heparins safe and effective in children? A systematic review., Blood Rev, 2018, DOI: 10.1016/j.blre.2018.06.003
  4. Kuhle S, et al, Dose-finding and pharmacokinetics of therapeutic doses of tinzaparin in pediatric patients with thromboembolic events, Thromb Haemost. , 2005, 94(6), 1164-71
  5. Nederlandse Vereniging voor Kindergeneeskunde, sectie kinderhematologie [Niederländische Vereinigung für Pädiatrie, Abteilung für pädiatrische Hämatologie], Richtlijn Diagnostiek en behandeling van veneuze trombo-embolische complicaties bij neonaten en kinderen tot 18 jaar [Leitlinie zur Diagnose und Behandlung venöser thromboembolischer Komplikationen bei Neugeborenen und Kindern bis zum 18. Lebensjahr], https://hematologienederland.nl/kwaliteit/werkboek-kinderhematologie/, 2020, jan, 1. Überarbeitung
  6. NKFK Workinggroup Acute Kidney Impairment, Extrapolation of KNMP risk analysis "Impaired renal function" for adults to children, 20 Dec 2021
  7. LEO Pharma A/S, SmPC innohep® 3.500 Anti-Xa I.E. (42678.00.00), 12/2019
  8. LEO Pharma A/S, SmPC innohep® 20.000 Anti-Xa I.E./ml Durchstechflaschen Injektionslösung (37710.00.00), 12/2019
  9. LEO Pharma A/S, SmPC innohep® 4.500 Anti-Xa I.E. Injektionslösung (2200161.00.00), 12/2019
  10. LEO Pharma A/S, SmPC innohep® Injektionslösung, Fertigspritze (43857.00.00, 2200765.00.00 - 2200769.00.00), 12/2019
  11. LEO Pharma A/S, SmPC innohep® multi 10.000 Anti-Xa I.E./ml (26825.01.00), 12/2019

Änderungsverzeichnis

  • 08 November 2022 16:48: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung