Quetiapin

Wirkstoff
Quetiapin
Handelsname
Seroquel®
ATC-Code
N05AH04

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Quetiapin ist eine atypische antipsychotisch wirksame Substanz. Quetiapin und N-Desalkylquetiapin (aktiver menschlicher Plasmametabolit von Quetiapin) besitzen Affinität zu zerebralen serotonergen (5HT2)- und dopaminergen D1- und D2-Rezeptoren. Es wird angenommen, dass diese Kombination eines Rezeptorantagonismus mit höherer Selektivität für 5HT2- verglichen mit D2-Rezeptoren für die klinischen antipsychotischen Eigenschaften und das gering ausgeprägte extrapyramidale Nebenwirkungsprofil (EPS) von Quetiapin im Vergleich zu typischen Antipsychotika mitverantwortlich ist.

Pharmakokinetik bei Kindern

Metabolisierung: vorwiegend in der Leber über CYP3A4 zum aktiven Metaboliten N-Desalkyl-Quetiapin und inaktiven Metaboliten.

Die folgenden kinetischen Parameter wurden beobachtet (Findling et al. ’06, McConville et al. ’00 und Winter et al. ’08):

 Studie Findling et al. ´06
(n=17)
Winter et al. ´08
(n=9)
Winter et al. ´08
(n=12) + McConville  et al. ´00
(n=10)
Winter  et al. ´08
(n=29)
 
Alter 6-12 Jahre 10-12 Jahre 13-17 Jahre Erwachsene
Dosis MW 4.4 mg/kg/Tag 800 mg/Tag 800 mg/Tag 800 mg/Tag
Cmax (ng/ml) - 1426.3 ± 33.9 924.7–991.9 1124.6 ± 31.9
Tmax (h) 1.0 ± 0.5 (0.5–2) 1.50 (1–2) 0.55–3 1.23 (0.5–3)
t½ (h) 2.9 ± 0.9 (1.8–4.3) 5.52 ± 1.38 5.3–5.52 5.10 ± 0.91
Cl (l/h/kg) 3.0 ± 1.3 (1.4–4.9) - - -
Vd (l/kg) 11.8 ± 3.7 (4.9–17.3) - - -


h: Stunde; Cmax: max. Plasmakonzentration;

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Psychose
    • oral
      • ≥12 Jahre bis <18 Jahre: off-label
  • Bipolare Störung Typ 1
    • oral
      • ≥12 Jahre bis <18 Jahre: off-label

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Die Sicherheit und Wirksamkeit von Quetiapin bei Kindern unter 18 Jahren ist nicht erwiesen. Es liegen keine Daten vor.

Die folgenden Auszüge aus Fachinformationen beziehen sich ausschließlich auf Erwachsene.

  • Zur Behandlung von Schizophrenie
    • oral [Ref.]
      • Erwachsene ab 18 Jahren:
        • Filmtabletten: Einnahme 2-mal täglich. Die Tagesgesamtdosis für die ersten 4 Behandlungstage ist 50 mg (1. Tag), 100 mg (2. Tag), 200 mg (3. Tag) und 300 mg (4. Tag). Nach dem 4. Tag sollte die Dosis bis zur üblichen wirksamen Dosis von 300-450 mg pro Tag angepasst werden. Die Dosis kann je nach individuellem Ansprechen des Patienten und der Verträglichkeit zwischen 150 mg und 750 mg Quetiapin pro Tag liegen.
        • Retardtabletten: Einnahme mindestens eine Stunde vor einer Mahlzeit. Zu Behandlungsbeginn beträgt die Tagesdosis 300 mg am 1. Tag und 600 mg am 2. Tag. Die empfohlene Tagesdosis beträgt 600 mg. In medizinisch begründeten Fällen kann die Dosis jedoch auf 800 mg täglich erhöht werden. Für die Erhaltungstherapie bei Schizophrenie ist keine Dosisanpassung erforderlich.
  • Zur Behandlung von mittelschweren bis schweren manischen Phasen bei bipolaren Störungen
    • oral [Ref.]
      • Erwachsene ab 18 Jahren: 
        • Filmtabletten: Einnahme 2-mal täglich. Die Tagesgesamtdosis für die ersten 4 Tage ist 100 mg (1. Tag), 200 mg (2. Tag), 300 mg (3. Tag) und 400 mg (4. Tag). Weitere Dosisanpassungen bis zur Tagesdosis von 800 mg Quetiapin am 6. Tag sollten in Schritten nicht größer als 200 mg pro Tag erfolgen. Die Dosis kann je nach individuellem Ansprechen des Patienten und der Verträglichkeit zwischen 200 mg und 800 mg Quetiapin pro Tag liegen. Die üblich wirksame Dosis liegt zwischen 400 mg und 800 mg pro Tag.
        • Retardtabletten: Einnahme mindestens eine Stunde vor einer Mahlzeit. Zu Behandlungsbeginn beträgt die Tagesdosis 300 mg am 1. Tag und 600 mg am 2. Tag. Die empfohlene Tagesdosis beträgt 600 mg. In medizinisch begründeten Fällen kann die Dosis jedoch auf 800 mg täglich erhöht werden. Für die Erhaltungstherapie bei Schizophrenie ist keine Dosisanpassung erforderlich.
  • Zur Behandlung von schweren depressiven Episoden bei bipolaren Störungen
    • oral [Ref.]
      • Erwachsene ab 18 Jahren: 
        • Film- und Retardtabletten: Einnahme 1-mal täglich vor dem Schlafengehen. Die Tagesgesamtdosis für die ersten vier Behandlungstage ist 50 mg (1. Tag), 100 mg (2. Tag), 200 mg (3. Tag) und 300 mg (4. Tag). Die empfohlene Tagesdosis ist 300 mg. Einzelne Patienten können von einer 600-mg-Dosis oder einer Dosisverringerung auf ein Minimum von 200 mg profitieren.
  • Zur Rückfallprävention bei bipolaren Störungen
    • oral [Ref.]
      • Erwachsene ab 18 Jahren: Patienten, die auf Quetiapin zur Akutbehandlung der bipolaren Störung angesprochen haben, sollten die Behandlung mit gleicher Dosis fortsetzen. Die Dosis kann an das individuelle Ansprechen des Patienten und die Verträglichkeit im Bereich von 300 und 800 mg pro Tag angepasst werden. Es ist wichtig, dass die niedrigste wirksame Dosis zur Erhaltungstherapie angewendet wird.
        • Filmtabletten: Einnahme 2-mal täglich
        • Retardtabletten: Einnahme 1-mal täglich vor dem Schlafengehen.
  • Zur Zusatztherapie bei depressiven Erkrankungen (Episoden einer Major Depression)
    • oral [Ref.]
      • Erwachsene ab 18 Jahren: 
        • Filmtabletten: nicht zugelassen
        • Retardtabletten: Einnahme 1-mal täglich vor dem Schlafengehen. Zu Behandlungsbeginn beträgt die Tagesdosis 50 mg am 1. und 2. Tag und 150 mg am 3. und 4. Tag. Es zeigte sich eine antidepressive Wirkung bei 150 mg und 300 mg pro Tag in Kombinationstherapie und bei 50 mg pro Tag in Monotherapie.

Präparate im Handel

Filmtabletten 25 mg, 50 mg, 100 mg, 150 mg, 200 mg, 300 mg, 400 mg
Retardtabletten 50 mg, 150 mg, 200 mg, 300 mg, 400 mg

Orale Anwendung

Für die orale Anwendung stehen Filmtabletten sowie Retardtabletten zur Verfügung.

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke Problematische Hilfsstoffe Schulungsmaterial
Seroquel® Filmtabletten 25 mg
100 mg
200 mg
300 mg
Lactose Blaue Hand
Quetiapin HEXAL Filmtabletten 25 mg S
50 mg T2, S
100 mg T4, S
150 mg T2, S
200 mg T4, S
300 mg T2, S
400 mg T4, S
Lactose Blaue Hand
Quetiapin-neuraxpharm Filmtabletten 25 mg M, S
50 mg T2, M, S
100 mg T2, M, S
150 mg M, S
200 mg T2, M, S
300 mg T2, M, S
Lactose Blaue Hand
Seroquel Prolong® Retardtabletten 50 mg
150 mg
200 mg
300 mg
400 mg
Lactose Blaue Hand
Quetiapin AbZ Retardtabletten 50mg
150mg
200mg
300mg
400mg
Polysorbat 80
Polysorbat 80
Polysorbat 80
Blaue Hand
Quetiapin AL Retardtabletten 50 mg
150 mg
200 mg
300 mg
400 mg
Lactose Blaue Hand


T2: teilbar in 2 gleiche Dosen, T4: teilbar in 4 gleiche Dosen, M: mörserbar, S: suspendierbar

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Psychose
  • Oral
    • Schnellfreisetzendes Präparat
      • 12 Jahre bis 18 Jahre
        [6] [7] [8] [9] [11] [13] [17]
          • Woche 1: 50 mg/Tag in 2 Dosen
          • Woche 2: 100 mg/Tag in 2 Dosen
          • Woche 3: 200 mg/Tag in 2 Dosen
          • Woche 4: 300 mg/Tag in 2 Dosen
          • Danach je nach klinischem Ansprechen und Verträglichkeit weiter erhöhen auf eine Erhaltungsdosis von meist 400 mg/Tag in 2 Dosen.
          • In der Literatur finden sich Dosen bis zu 800 mg/Tag.
          • Falls nötig, kann ein schnelleres Aufdosierungsschema angewendet werden, bei dem die Dosis pro Tag oder pro mehrere Tage erhöht wird.
          • Aufgrund des Risikos akuter Entwöhnungserscheinungen muss die Behandlung langsam ausgeschlichen werden.
        • Quetiapin muss von einem Spezialisten für Kinder- und Jugendpsychiatrie verordnet werden. Die Dosierung sollte individuell festgelegt und die niedrigstmögliche Dosis angewendet werden.

          off-label

Bipolare Störung Typ 1
  • Oral
    • Schnellfreisetzendes Präparat
      • 12 Jahre bis 18 Jahre
        [1] [2] [3] [5] [12] [14] [15] [16]
          • Woche 1: 100 mg/Tag in 2 Dosen
          • Woche 2: 200 mg/Tag in 2 Dosen
          • Woche 3: 300 mg/Tag in 2 Dosen
          • Woche 4: 400 mg/Tag in 2 Dosen
          • Normalerweise sind 400 mg/Tag ausreichend. Falls nötig, kann die Dosis je nach klinischem Ansprechen und Verträglichkeit weiter erhöht werden.
          • In der Literatur finden sich Dosen bis zu 600 mg/Tag.
          • Falls nötig, kann ein schnelleres Aufdosierungsschema angewendet werden, bei dem die Dosis pro Tag oder pro mehrere Tage erhöht wird.
          • Aufgrund des Risikos akuter Entwöhnungserscheinungen muss die Behandlung langsam ausgeschlichen werden.
        • Quetiapin muss von einem Spezialisten für Kinder- und Jugendpsychiatrie verordnet werden. Die Dosierung sollte individuell festgelegt und die niedrigstmögliche Dosis angewendet werden.

          off-label

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.

GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Sedierung, Rhinitis, Agitation, Müdigkeit, Schlaflosigkeit.
Bei Kindern im Alter von 10-17 Jahren sehr häufig beobachtet: Bluthochdruck. Häufiger als bei Erwachsenen kommen vor: Erhöhter Appetit, Hyperprolaktinämie, extrapyramidale Störungen, Erbrechen, Reizbarkeit, Synkope. [SmPC]

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Folgende UAW wurden sehr häufig, häufig oder gelegentlich beobachtet (≥0,1 %):

  • erniedrigte Hämoglobinwerte, Leukopenie, Verringerung der neutrophilen Granulozyten, Eosinophilie, Thrombozytopenie, Neutropenie, Anämie, Verringerung der Blutplättchenzahl
  • Suizidgedanken und suizidales Verhalten, anormale Träume und Albträume
  • Hyperprolaktinämie, Abnahme von Gesamt-T4/freiem T4/Gesamt-T3/freiem T3, Zunahme von TSH, Hypothyreose
  • Gewichtszunahme, Erhöhung des Blutzuckerspiegels auf hyperglykämische Werte, Diabetes mellitus, Verschlimmerung eines vorbestehenden Diabetes, Erhöhung der Serumtriglyceridspiegel und des Gesamtcholesterins, Abnahme HDL-Cholesterin, gesteigerter Appetit, Hyponatriämie
  • Schwindel, Somnolenz, Kopfschmerzen, extrapyramidale Symptome, Dysarthrie, Krampfanfälle, Synkope
  • Mundtrockenheit, Obstipation, Erbrechen
  • Verschwommensehen
  • Tachykardie, Palpitationen, QT-Verlängerung, Bradykardie
  • orthostatische Hypotonie
  • Dyspnoe, Rhinitis
  • Erhöhung der ALT/AST-Spiegel, Erhöhung Gamma-GT-Spiegel
  • Harnretention
  • Sexuelle Dysfunktion
  • Absetzsymptome (beim Beenden der Behandlung), leichte Asthenie, periphere Ödeme, Gereiztheit, Pyrexie

Folgende schwerwiegende UAW wurden zudem selten, sehr selten (<0,1 %) oder mit unbekannter Häufigkeit beobachtet:

  • Agranulozytose
  • Angioödeme, Stevens-Johnson-Syndrom, toxische epidermale Nekrolyse, Erythrema multiforme, Arzneimittelexanthem mit Eosinophilie und systemischen Symptomen (DRESS)
  • Rhabdomyolyse
  • anaphylaktische Reaktionen
  • venöse Thromboembolie, Schlaganfall
  • Pankreatitis, Darmverschluss/Ileus
  • metabolisches Syndrom
  • Somnambulismus
  • Gelbsucht, Hepatitis
  • malignes neuroleptisches Syndrom

[Ref.]

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

  • gleichzeitige Anwendung von Cytochrom-P450-3A4-Inhibitoren wie HIV-Proteaseinhibitoren, Antimykotika vom Azoltyp, Erythromycin, Clarithromycin und Nefazodon

[Ref.]

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Ebenso wie bei anderen Antipsychotika muss bei Quetiapin das Auftreten des sog. malignen neuroleptischen Syndroms berücksichtigt werden, dessen zentrale Symptome folgende sind: Hyperthermie, extreme Muskelrigidität und eine autonome Instabilität.

Bei Kindern und Jugendlichen ist die Wahrscheinlichkeit des Auftretens suizidbezogener Ereignisse höher als bei Erwachsenen.

Quetiapin muss von einem Spezialisten für Kinder- und Jugendpsychiatrie verordnet werden. Die Dosierung sollte individuell festgelegt und die niedrigstmögliche Dosis angewendet werden.

Empfohlene Kontrolluntersuchungen finden Sie hier.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

  • Depression bei bipolaren Störungen ist mit einem erhöhten Risiko für die Auslösung von Suizidgedanken, selbstschädigendem Verhalten und Suizid (Suizid-bezogenen Ereignissen) verbunden. Dieses erhöhte Risiko besteht, bis eine signifikante Remission eintritt. Da eine Besserung nicht unbedingt schon während der ersten Behandlungswochen auftritt, sollten die Patienten daher bis zum Eintritt einer Besserung engmaschig überwacht werden. Die bisherige klinische Erfahrung zeigt, dass das Suizidrisiko zu Beginn der Genesung ansteigen kann. Bei Behandlung von depressiven Erkrankungen (Episoden einer Major Depression) sollten die gleichen Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden wie bei der Behandlung von anderen psychiatrischen Erkrankungen.
  • Außerdem müssen Ärzte das durch die bekannten, mit der behandelten Erkrankung verbundenen Risikofaktoren bedingte potenzielle Risiko für das Auftreten Suizid-bezogener Ereignisse nach abrupter Beendigung der Behandlung mit Quetiapin berücksichtigen.
  • Bei Patienten mit suizidalem Verhalten in der Vorgeschichte oder solchen, die vor der Therapie ausgeprägte Suizidabsichten hatten, ist das Risiko für die Auslösung von Suizidgedanken oder -versuchen erhöht. Sie sollten daher während der Behandlung besonders sorgfältig überwacht werden.
  • Angesichts des in klinischen Studien beobachteten Risikos für die Verschlechterung des Stoffwechselprofils, einschließlich Änderungen des Gewichts, des Blutzuckerspiegels (siehe Hyperglykämie) und der Lipide, sollten die Stoffwechselparameter der Patienten zum Zeitpunkt des Behandlungsbeginns bewertet und Änderungen dieser Parameter während der Behandlung regelmäßig kontrolliert werden.
  • Falls Anzeichen und Symptome einer Spätdyskinesie auftreten, sollte eine Dosisreduktion oder die Beendigung der Quetiapin-Behandlung erwogen werden. Nach dem Ende der Behandlung können die Symptome einer Spätdyskinesie schlimmer werden oder sogar erstmalig auftreten.
  • Patienten, die unter Somnolenz mit hoher Intensität leiden, sollten engmaschiger kontrolliert werden, mindestens für die ersten 2 Wochen nach Auftreten der Somnolenz oder bis sich die Symptome bessern bzw. bis ein Abbruch der Behandlung in Betracht gezogen wird.
  • Das maligne neuroleptische Syndrom wurde mit einer antipsychotischen Therapie einschließlich Quetiapin in Verbindung gebracht. Zu den klinischen Anzeichen gehören Hyperthermie, veränderter mentaler Zustand, Muskelrigidität, autonome Instabilität und ein Anstieg der Kreatinphosphokinase-Werte. In einem derartigen Fall sollte Quetiapin abgesetzt und eine geeignete medizinische Behandlung eingeleitet werden.
  • Patienten sollte geraten werden, das Auftreten von Anzeichen/Symptomen, die auf eine Agranulozytose oder eine Infektion hinweisen (z.B. Fieber, Schwächegefühl, Lethargie oder Halsschmerzen), zu jeglichem Zeitpunkt während der Behandlung mit Quetiapin umgehend zu melden. Die Anzahl weißer Blutzellen und neutrophiler Granulozyten sollte bei diesen Patienten unverzüglich untersucht werden, insbesondere wenn keine prädisponierenden Faktoren vorliegen.
  • Bei Patienten, die Arzneimittel erhalten, die Leberenzyme induzieren, sollte die Behandlung mit Quetiapin nur begonnen werden, wenn der behandelnde Arzt den möglichen Nutzen einer Behandlung mit Quetiapin als größer ansieht als das Risiko des Absetzens des Leberenzym-induzierenden Arzneimittels. Es ist wichtig, dass jede Veränderung der Leberenzym-induzierenden Arzneimittel ausschleichend erfolgt und dieses Arzneimittel, falls erforderlich durch eine nicht Leberenzym-induzierende Substanz (z.B. Natriumvalproat) ersetzt wird.
  • Patienten, die mit einem antipsychotischen Arzneimittel, einschließlich Quetiapin, behandelt werden, sollten auf Anzeichen und Symptome einer Hyperglykämie (wie Polydipsie, Polyurie, Polyphagie und Schwäche) hin beobachtet werden. Patienten mit Diabetes mellitus oder Risikofaktoren für Diabetes mellitus sollten regelmäßig auf eine Verschlechterung der glykämischen Regulation untersucht werden. Das Körpergewicht sollte regelmäßig kontrolliert werden.
  • Die Behandlung mit Quetiapin sollte bei Patienten mit Verdacht auf eine Kardiomyopathie oder Myokarditis überdacht werden.
  • Quetiapin sollte bei Patienten, bei denen ein Risiko für eine Aspirationspneumonie besteht, mit Vorsicht angewendet werden.
  • Im Zusammenhang mit der Anwendung von Antipsychotika sind Fälle von venösen Thromboembolien (VTE) berichtet worden. Da Patienten, die mit Antipsychotika behandelt werden, häufig erworbene Risikofaktoren für VTE aufweisen, sollten alle möglichen Risikofaktoren für VTE vor und während der Behandlung mit Quetiapin identifiziert und Präventivmaßnahmen ergriffen werden.
  • Über Fälle von Fehlgebrauch und Missbrauch wurde berichtet. Quetiapin sollte mit Vorsicht, bei Patienten mit bekanntem Alkohol- oder Drogenmissbrauch in der Vorgeschichte, verschrieben werden.
  • Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, völligem Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten dieses Arzneimittel nicht einnehmen.
  • Es gibt Berichte über falsch positive Ergebnisse beim Nachweis von Methadon und trizyklischen Antidepressiva mittels enzymatischer Immunoassays bei Patienten, die Quetiapin eingenommen haben. Eine Bestätigung der fraglichen Ereignisse aus den Screenings mit Immunoassays durch eine angemessene chromatographische Methode wird empfohlen.
  •  

[Ref.]

Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Wechselwirkungen

Die standardisierte Wechselwirkungsrecherche des Kinderformulariums hat folgende klinisch relevante Wechselwirkungen ergeben:

Quetiapin wird über CYP3A4-Enzyme metabolisiert. (Abschnitt in Fachinformation zu Biotransformation beachten.)

Interaktionspartner Grund Handlungsempfehlung
CYP3A4/CYP2D6-Inhibitoren Hemmung des Metabolismus von Quetiapin durch CYP-Inhibition. Erhöhte Serumkonzentration und (stark) erhöhte Wirkung von Quetiapin möglich. Erhöhtes Nebenwirkungspotential von Quetiapin möglich. Teilweise kontraindiziert. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis von Quetiapin verringern und auf Nebenwirkungen überprüfen.
CYP3A4-Induktoren Steigerung des Metabolismus von Quetiapin durch CYP-Induktion. Erniedrigte Serumkonzentration und (stark) verringerte Wirkung von Quetiapin möglich. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis von Quetiapin erhöhen.
QT-Zeit-verlängernde Arzneimittel Additive (QT verlängernde/sedative) Wirkung. Erhöhtes Risiko für Torsade de pointes Tachykardien/Nebenwirkungen. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, genaue Überwachung des QT-Intervalls empfohlen. 
Phenobarbital Die Plasmakonzentration von Quetiapin kann deutlich - bis hin zum Therapieversagen - verringert sein.  Kombination vermeiden. Es sollte die Anwendung anderer Antiepileptika, wie Valproat oder Levetiracetam, erwogen werden.
Dopaminagonisten (z.B. Levodopa) Kompetitiver Antagonismus zwischen z.B. Levodopa und Quetiapin am Dopamin-Rezeptor. Die Wirksamkeit von z.B. Levodopa kann vermindert werden. Umgekehrt kann die antipsychotische Wirkung von Quetiapin beeinträchtigt sein.  Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, soll auf verminderte Wirksamkeit von Quetiapin und z.B. Levodopa geachtet werden. 
Anticholinerg wirkende Arzneimittel (z.B. Atropin, Biperiden) Additive anticholinerge Wirkung. Erhöhtes Risiko für Nebenwirkungen (z.B. Mundtrockenheit, Obstipation, Tachykardie). Die gleichzeitige Behandlung sollte in möglichst niedriger Dosis erfolgen. Die Therapie soll sorgfältig überwacht und die Notwendigkeit des Anticholinergikums regelmäßig überprüft werden. 
Valproinsäure Die Inzidenz und Schwere von Neutropenien bzw. Leukopenien kann erhöht sein.  Bei gleichzeitiger Behandlung mit Quetiapin und Valproinsäure soll das Blutbild regelmäßig kontrolliert werden. 
Lamotrigin Die Plasmakonzentration von Quetiapin vermindert sich möglicherweise um 50%.  Bei gleichzeitige Behandlung mit Quetiapin und Lamotrigin soll die Plasmakonzentration von Quetiapin überwacht werden. 
Ethanol in Arzneimitteln Verstärkte zentraldämpfende Wirkung möglich. Bei gleichzeitiger Behandlung mit Quetiapin und alkoholhaltigen Arzneimitteln sollen die Patienten sorgfältig auf eventuell verstärkte zentraldämpfende, sedative Effekte und extrapyramidalmotorische Bewegungsstörungen hin beobachtet werden. 

 

Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

ANTIPSYCHOTIKA

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Butyrophenon-Derivate

Haloperidol

Haldol®
N05AD01

Pipamperon

Dipiperon®
N05AD05
Diphenylbutylpiperidin-Derivate

Pimozid

Orap®
N05AG02
Diazepine, Oxazepine, Thiazepine und Oxepine

Clozapin

Leponex®
N05AH02

Olanzapin

Zyprexa®
N05AH03
Lithium

Lithium

Quilonum® retard, Hypnorex retard®
N05AN01
Andere Antipsychotika

Aripiprazol

Abilify®, Abilify Maintena®, Aripipan, Arpoya, Arpilif
N05AX12

Risperidon

Risperdal®
N05AX08

Referenzen

  1. DelBello MP, et al, A 12-week single-blind trial of quetiapine for the treatment of mood symptoms in adolescents at high risk for developing bipolar I disorder., J Clin Psychiatry., 2007, 68, 789-95
  2. DelBello MP, et al, A double-blind randomized pilot study comparing quetiapine and divalproex for adolescent mania, J Am Acad Child Adolesc Psychiatry, 2006, 45, 305-13
  3. Delbello MP, et al, A double-blind, randomized, placebo-controlled study of quetiapine as adjunctive treatment for adolescent mania, Am Acad Child Adolesc Psychiatry, 2002, 41, 1216-23
  4. Findling RL, et al, Effectiveness, safety, and pharmacokinetics of quetiapine in aggressive children with conduct disorder., J Am Acad Child Adolesc Psychiatry.;:., 2006, 45, 792-800
  5. Marchand WR, et al, Quetiapine adjunctive and monotherapy for pediatric bipolar disorder: a retrospective chart review, J Child Adolesc Psychopharmacol.;, 2004, 14, 405-11
  6. McConville BJ, et al, Pharmacokinetics, tolerability, and clinical effectiveness of quetiapine fumarate: an open-label trial in adolescents with psychotic disorders, J Clin Psychiatry., 2000, 61, 252-60
  7. McConville B, et al, Long-term safety, tolerability, and clinical efficacy of quetiapine in adolescents: an open-label extension trial., J Child Adolesc Psychopharmacol, 2003, 13, 73–80
  8. Schimmelmann BG, et al, A prospective 12-week study of quetiapine in adolescents with schizophrenia spectrum disorders, J Child Adolesc Psychopharmacol, 2007, 17, 768-78
  9. Shaw JA, et al, A study of quetiapine: efficacy and tolerability in psychotic adolescents, J Child Adolesc Psychopharmacol, 2001, 11, 415–424
  10. Winter HR, et al, Steady-state pharmacokinetic, safety, and tolerability profiles of quetiapine, norquetiapine, and other quetiapine metabolites in pediatric and adult patients with psychotic disorders, J Child Adolesc Psychopharmacol, 2008, 18, 81-98
  11. Arango C, et al, , Olanzapine compared to quetiapine in adolescents with a first psychotic episode., Eur Child Adolesc Psychiatry., 2009 , Jul;18(7), 418-28
  12. DelBello MP, et al, A double-blind, placebo-controlled pilot study of quetiapine for depressed adolescents with bipolar disorder., Bipolar Disord. , 2009 , Aug;11(5), 483-93
  13. Findling RL et al, Efficacy and safety of quetiapine in adolescents with schizophrenia investigated in a 6-week, double-blind, placebo-controlled trial, J Child Adolesc Psychopharmacol, 2012 , Oct;22(5), 327-42
  14. Findling RL et al, Efficacy and safety of extended-release quetiapine fumarate in youth with bipolar depression: an 8 week, double-blind, placebo-controlled trial., J Child Adolesc Psychopharmacol, 2014 , Aug;24(6), 325-35
  15. Masi G et al, Efficacy and Safety of Risperidone and Quetiapine in Adolescents With Bipolar II Disorder Comorbid With Conduct Disorder, J Clin Psychopharmacol, 2015 , Oct;35(5), 587-90
  16. Pathak S, et al, , Efficacy and safety of quetiapine in children and adolescents with mania associated with bipolar I disorder: a 3-week, double-blind, placebo-controlled trial., J Clin Psychiatry. , 2013 , Jan;74(1), e100-9
  17. Swadi HS, et al , A trial of quetiapine compared with risperidone in the treatment of first onset psychosis among 15- to 18-year-old adolescents, Int Clin Psychopharmacol., 2010 , Jan;25(1), 1-6
  18. Loy JH et al , Atypical antipsychotics for disruptive behaviour disorders in children and youths., Cochrane Database Syst Rev, 2017 , Aug 9;8, CD008559
  19. Kenniscentrum Kinder- en Jeugdpsychiatrie [Wissenszentrum für Kinder- und Jugendpsychiatrie], Expertenmeinung, 17. März, 2018
  20. neuraxpharm, SmPC Quetiapin 25mg/50mg/100mg/150mg/200mg/300mg (76806.00.00), 02/2017
  21. Astra, SmPC Seroquel 25mg/100mg/200mg/300mg Filmtabletten (47291.00.00), 01/2018
  22. Astra, SmPC Seroquel Prolong 50mg/150mg/200mg/300mg/400mg Retardtabletten (70561.00.00), 01/2018
  23. AL, SmPC Quetiapin 50mg/150mg/200mg/300mg/400mg Retardtabletten (92819.00.00), 11/2016
  24. AbZ, SmPC Quetiapin 50mg/150mg/200mg/300mg/400mg Retardtabletten (83076.00.00), 09/2017
  25. Hexal, SmPC Quetiapin 25mg/50mg/100mg/150mg/200mg/300mg/400mg Filmtabletten (71238.00.00), 11/2019
  26. Online GL. Gelbe Liste Online, https://www.gelbe-liste.de/, Accessed June 12, 2018

Änderungsverzeichnis

  • 25 Januar 2021 10:07: Die Evidenz für die Indikation "Schlafstörungen" wurde als nicht ausreichend beurteilt und deshalb pausiert.
  • 25 Januar 2021 09:01: Aktualisierung der Interaktionen
  • 02 Juni 2020 12:19: Die verfügbare wissenschaftliche Literatur über die Anwendung von Quetiapin bei Kindern und Jugendlichen wurde neu bewertet. Dies hat zur Streichung der Indikation Verhaltensstörungen und Aggression und zur Hinzufügung der Indikation Schlafstörungen geführt.

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung