Pharmakodynamik
Terbutalin ist ein direkt wirkendes Betasympathomimetikum mit vorwiegender Beta-2-Selektivität; eine Stimulation der Beta-1-Rezeptoren kommt erst bei höheren Dosen zum Ausdruck. Terbutalin verursacht eine Erschlaffung der glatten Muskulatur in den Bronchien und Blutgefäßen sowie eine Relaxation der Uterusmuskulatur. Terbutalin hemmt auch die Freisetzung von Mediatoren aus den Mastzellen. Ferner ist eine Steigerung der mukoziliären Clearance im Bronchialsystem nachweisbar, wobei der Wirkmechanismus noch nicht eindeutig geklärt ist. Nach Inhalation von Terbutalin tritt die bronchodilatatorische Wirkung nach wenigen Minuten ein. Nach langzeitiger Anwendung von Terbutalin kann ein Verlust der Wirksamkeit eintreten (Toleranzentwicklung).
Pharmakokinetik bei Kindern
Es sind keine spezifischen Informationen für Kinder vorhanden.
Zulassung der Dosierungsempfehlungen
- Bronchienerweiterung bei intermittierendem Asthma oder obstruktiver Bronchitis
- inhalativ
- ≥4 Jahre bis <5 Jahre: off-label
- ≥5 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
Auszug aus Fachinformation
Auszug aus Fachinformation
Textauszug aus Fachinformation
Inhalativ bei Atemwegserkrankungen mit Verengung der Atemwege durch Krämpfe der Bronchialmuskulatur (obstruktive Atemwegserkrankungen), wie z.B. Asthma bronchiale, chronische Bronchitis und Blählunge (Lungenemphysem)
- Die Behandlung von Bronchialasthma sollte dem Schweregrad entsprechend stufenweise erfolgen.
- Zeitpunkt und Dosis der jeweiligen Einzelanwendung sollten entsprechend der Häufigkeit und Schwere der Atemnot (symptomorientiert) gewählt werden.
- Insbesondere bei Bronchialasthma sollte Terbutalin in Ergänzung zu einer Dauertherapie mit entzündungshemmend wirkenden Substanzen (z.B. Kortikoiden) zur Inhalation angewendet werden.
Kinder ab 5 Jahren:
- Akutbehandlung:
- Einzeldosis bei Auftreten von Atemnot: 0,5 mg
- Bei einem akuten Anfall von Luftnot führt in den meisten Fällen bereits das einmalige Inhalieren zu einer raschen Erleichterung der Atmung.
- Sollte sich die Atemnot 15 Minuten nach Inhalation des ersten Hubes nicht spürbar gebessert haben, kann ein weiterer Hub genommen werden.
- Kann ein schwerer Anfall von Luftnot auch durch eine zweite Anwendung nicht behoben werden, können weitere Hübe erforderlich werden. In diesen Fällen muss unverzüglich ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.
- Vorbeugung:
- Zur gezielten Vorbeugung bei Anstrengungsasthma oder vorhersehbarem Allergenkontakt werden 0,5 mg, wenn möglich 10 – 15 Minuten vorher, inhaliert.
- Dauerbehandlung:
- 0,5 mg 3-mal/Tag
- Der Abstand der einzelnen Inhalationen soll mindestens 3 Stunden betragen.
- Die Gesamttagesdosis soll 8 Hübe nicht überschreiten.
[Ref.]
Präparate im Handel
Pulver zur Inhalation 0,5 mg
Allgemein
Terbutalin wird daneben zur oralen bzw. parenteralen Anwendung in der ATC-Gruppe R03CC03 gelistet.
Inhalative Anwendung
Präparat im Handel:
Präparat |
Darreichungsform |
Stärke (Terbutalinsulfat) |
Applikationsweg |
Natriumgehalt |
Problematische Hilfsstoffe |
Altersangabe |
Aerodur® Turbohaler® |
Pulver zur Inhalation |
0,5 mg/Hub |
inhalativ |
k.A. |
Lactose |
ab 5 Jahren |
k.A.: keine Angabe
Die Fachinformation wurden am 29.01.2024 aufgerufen.
Lieferengpässe/weitere praktische Informationen
Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)
Dosierungsempfehlungen
Bronchienerweiterung bei intermittierendem Asthma oder obstruktiver Bronchitis |
|
Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate
GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.
GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern
sehr selten: atypische Psychosen bei Kindern [SmPC Aerodur]
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein
Sehr häufig (>10 %): Tremor, Kopfschmerzen
Häufig (1-10 %): Tachykardie, Palpitationen, tonische Muskelkrämpfe, Hypokaliämie
Selten (0,01-0,1 %): pektanginöse Beschwerden, Herzrhythmusstörungen wie z. B. Vorhofflimmern, supraventrikuläre Tachykardie und Extrasystolen, Übelkeit, Schlafstörungen und Verhaltensstörungen wie Unruhe, Hyperaktivität und Rastlosigkeit, Bronchospasmus, Urtikaria und Exantheme
Sehr selten (<0,01 %): Irritationen von Mund und Hals, Sodbrennen, Überempfindlichkeitsreaktionen (z. B. Anaphylaxie, Quincke-Ödem, Blutdruckabfall), Miktionsstörungen
Häufigkeit nicht bekannt: Myokardischämie, metabolische Veränderungen wie Hyperglykämie, Anstieg des Blutspiegels von Insulin, freien Fettsäuren, Glycerol und Ketonkörpern
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist der aktuellen Fachinformation zu entnehmen.
Kontraindikationen allgemein
- Hyperthyreose/Thyreotoxikose
- Tachykardie
- idiopathische hypertrophe subvalvuläre Aortenstenose
- Phäochromozytom
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern
Kurzwirksame Sympathomimetika werden bei akuter Atemnot eingesetzt. Als Monotherapie haben sie keinen oder eventuell einen ungünstigen Effekt auf die bronchiale Hyperreaktivität. Bei einer Anwendung >3 x pro Woche sollte eine antiinflammatorische Therapie kombiniert werden.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein
Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.
Wechselwirkungen
Interaktionspartner |
Grund |
Handlungsempfehlung |
Linezolid |
In Einzelfällen Blutdruckanstieg möglich. |
Laut Fachinformationen von Linezolid-haltigen Präparaten kontraindiziert. |
Betarezeptorenblocker (einschließlich Augentropfen), z.B. Atenolol, Metoprolol, Carvedilol, Propranolol |
Verminderte Wirkung von Terbutalin möglich. |
Bei Asthma bronchiale sind sowohl nicht-selektive als auch kardioselektive Beta-Blocker in der Regel kontraindiziert; alternative Antihypertonika bzw. Koronartherapeutika sind zu bevorzugen. Bei COPD können kardioselektive Beta-Blocker in möglichst niedriger Dosis eingesetzt werden, wenn der erwartete Nutzen die Risiken überwiegt. Die Patienten sollen sorgfältig überwacht werden: Höhere Dosen Terbutalin können erforderlich werden. |
Halogenierte Kohlenwasserstoffe, z.B. Desfluran, Isofluran |
Erhöhtes Risiko von Herzrhythmusstörungen. |
Wenn eine Narkose mit Inhalationsnarkotika geplant ist, soll Terbutalin möglichst vorher abgesetzt werden. Umgekehrt soll das Inhalationsnarkotikum abgeatmet sein, bevor Terbutalin eingesetzt wird. |
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.
INHALATIVE SYMPATHOMIMETIKA
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Alpha- und Beta-Adrenozeptoragonisten |
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R03AA01
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Selektive Beta2-Adrenozeptoragonisten |
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R03AC13
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R03AC02
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R03AC12
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Sympathomimetika in Kombination mit Corticosteroiden oder anderen Mitteln, exkl. Anticholinergika |
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R03AK08
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R03AK11
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R03AK10
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R03AK07
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R03AK06
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Sympathomimetika in Kombination mit Anticholinergika |
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R03AL01
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Referenzen
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AstraZeneca GmbH, SmPC Aerodur® Turbohaler® 0,5 mg, Pulver zur Inhalation (13662.00.00), 02/2023
Änderungsverzeichnis
- 19 November 2020 18:14: Neue Recherche: Auszug aus Fachinformation, Unerwünschte Arzneimittelwirkungen und Interaktionen
- 19 November 2020 18:14: Anpassung der Dosierungseinheit von Mikrogramm (µg) zu Milligramm (mg), da das Inhalationsdevice Milligramm angibt.
Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)
Überdosierung
- Gegen Ende der Lebensdauer des Turbohalers besteht das Risiko einer progressiven Ansammlung des Pulvers im Bereich des Turbohaler-Mundstücks. Dieses könnte durch einen Fall (z.B. von einem Tisch) freigesetzt werden. Um die unnötige systemische Exposition von Terbutalin zu minimieren, sollte dem Patienten geraten werden, nach Möglichkeit den Mund nach jeder Anwendung mit Wasser auszuspülen.
- Symptome:
- Im Falle einer Überdosierung treten die bereits bekannten Nebenwirkungen sehr schnell und ggf. in verstärktem Umfang in Erscheinung
- Typische Symptome sind: Kopfschmerzen, Tachykardie, Palpitationen, Arrhythmien, Ruhelosigkeit, Angstzustände, tonische Muskelkrämpfe, Schlafstörungen, systolische Blutdrucksteigerung, Brustschmerzen und heftiger Tremor insbesondere an den Händen, aber auch am ganzen Körper. Ein Blutdruckabfall kann auftreten.
- Vor allem nach oraler Intoxikation können gastrointestinale Beschwerden einschließlich Übelkeit und Erbrechen auftreten.
- Laborbefunde: Hyperglykämie und Laktatazidose können auftreten. Beta-2-Agonisten können aufgrund einer Umverteilung des Kaliums eine Hypokaliämie verursachen.
- Therapie:
- Die Behandlung erfolgt hauptsächlich symptomatisch.
- Insbesondere bei oraler Überdosierung sollte eine Magenspülung erwogen werden, Aktivkohle und Abführmittel können die unerwünschte Resorption des Betamimetikums günstig beeinflussen.
- Die kardialen Symptome können mit einem selektiven Betablocker behandelt werden, jedoch beinhaltet dies bei Asthmatikern das Risiko der Auslösung eines Bronchialmuskelkrampfes.
- Zur Überwachung der Arrhythmien ist EKG-Monitoring angezeigt.
- In schweren Fällen ist eine Überwachung des Blutzuckerspiegels, der Elektrolyte (z.B. Serumkaliumkonzentration) und des Säure-Basen-Status ratsam. Bei ausgeprägtem Blutdruckabfall sollte ein Plasmaexpander gegeben werden.
[Ref.]