Terbutalin - inhalativ

Wirkstoff
Terbutalin - inhalativ
Handelsname
Aerodur®
ATC-Code
R03AC03

Terbutalin - inhalativ


Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen

Überdosierung
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Terbutalin ist ein direkt wirkendes Betasympathomimetikum mit vorwiegender Beta-2-Selektivität; eine Stimulation der Beta-1-Rezeptoren kommt erst bei höheren Dosen zum Ausdruck. Terbutalin verursacht eine Erschlaffung der glatten Muskulatur in den Bronchien und Blutgefäßen sowie eine Relaxation der Uterusmuskulatur. Terbutalin hemmt auch die Freisetzung von Mediatoren aus den Mastzellen. Ferner ist eine Steigerung der mukoziliären Clearance im Bronchialsystem nachweisbar, wobei der Wirkmechanismus noch nicht eindeutig geklärt ist. Nach Inhalation von Terbutalin tritt die bronchodilatatorische Wirkung nach wenigen Minuten ein. Nach langzeitiger Anwendung von Terbutalin kann ein Verlust der Wirksamkeit eintreten (Toleranzentwicklung).

Pharmakokinetik bei Kindern

Es sind keine spezifischen Informationen für Kinder vorhanden.

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Bronchienerweiterung bei intermittierendem Asthma oder obstruktiver Bronchitis
    • inhalativ
      • ≥4 Jahre bis <5 Jahre: off-label
      • ≥5 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Inhalativ bei Atemwegserkrankungen mit Verengung der Atemwege durch Krämpfe der Bronchialmuskulatur (obstruktive Atemwegserkrankungen), wie z.B. Asthma bronchiale, chronische Bronchitis und Blählunge (Lungenemphysem)

  • Die Behandlung von Bronchialasthma sollte dem Schweregrad entsprechend stufenweise erfolgen.
  • Zeitpunkt und Dosis der jeweiligen Einzelanwendung sollten entsprechend der Häufigkeit und Schwere der Atemnot (symptomorientiert) gewählt werden.
  • Insbesondere bei Bronchialasthma sollte Terbutalin in Ergänzung zu einer Dauertherapie mit entzündungshemmend wirkenden Substanzen (z.B. Kortikoiden) zur Inhalation angewendet werden.

Kinder ab 5 Jahren:

  • Akutbehandlung:
    • Einzeldosis bei Auftreten von Atemnot: 0,5 mg
    • Bei einem akuten Anfall von Luftnot führt in den meisten Fällen bereits das einmalige Inhalieren zu einer raschen Erleichterung der Atmung.
    • Sollte sich die Atemnot 15 Minuten nach Inhalation des ersten Hubes nicht spürbar gebessert haben, kann ein weiterer Hub genommen werden.
    • Kann ein schwerer Anfall von Luftnot auch durch eine zweite Anwendung nicht behoben werden, können weitere Hübe erforderlich werden. In diesen Fällen muss unverzüglich ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.
  • Vorbeugung:
    • Zur gezielten Vorbeugung bei Anstrengungsasthma oder vorhersehbarem Allergenkontakt werden 0,5 mg, wenn möglich 10 – 15 Minuten vorher, inhaliert.
  • Dauerbehandlung:
    • 0,5 mg 3-mal/Tag
    • Der Abstand der einzelnen Inhalationen soll mindestens 3 Stunden betragen.
    • Die Gesamttagesdosis soll 8 Hübe nicht überschreiten.

[Ref.]

Präparate im Handel

Pulver zur Inhalation 0,5 mg

Allgemein

Terbutalin wird daneben zur oralen bzw. parenteralen Anwendung in der ATC-Gruppe R03CC03 gelistet.

Inhalative Anwendung

Präparat im Handel:

Präparat Darreichungsform Stärke (Terbutalinsulfat) Applikationsweg Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe Altersangabe
Aerodur® Turbohaler® Pulver zur Inhalation 0,5 mg/Hub inhalativ k.A. Lactose ab 5 Jahren

k.A.: keine Angabe

Die Fachinformation wurden am 29.01.2024 aufgerufen.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Bronchienerweiterung bei intermittierendem Asthma oder obstruktiver Bronchitis

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.

GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

sehr selten: atypische Psychosen bei Kindern [SmPC Aerodur]

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Sehr häufig (>10 %): Tremor, Kopfschmerzen

Häufig (1-10 %): Tachykardie, Palpitationen, tonische Muskelkrämpfe, Hypokaliämie

Selten (0,01-0,1 %): pektanginöse Beschwerden, Herzrhythmusstörungen wie z. B. Vorhofflimmern, supraventrikuläre Tachykardie und Extrasystolen, Übelkeit, Schlafstörungen und Verhaltensstörungen wie Unruhe, Hyperaktivität und Rastlosigkeit, Bronchospasmus, Urtikaria und Exantheme

Sehr selten (<0,01 %): Irritationen von Mund und Hals, Sodbrennen, Überempfindlichkeitsreaktionen (z. B. Anaphylaxie, Quincke-Ödem, Blutdruckabfall), Miktionsstörungen

Häufigkeit nicht bekannt: Myokardischämie, metabolische Veränderungen wie Hyperglykämie, Anstieg des Blutspiegels von Insulin, freien Fettsäuren, Glycerol und Ketonkörpern

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist der aktuellen Fachinformation zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

  • Hyperthyreose/Thyreotoxikose
  • Tachykardie
  • idiopathische hypertrophe subvalvuläre Aortenstenose
  • Phäochromozytom

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Kurzwirksame Sympathomimetika werden bei akuter Atemnot eingesetzt. Als Monotherapie haben sie keinen oder eventuell einen ungünstigen Effekt auf die bronchiale Hyperreaktivität. Bei einer Anwendung >3 x pro Woche sollte eine antiinflammatorische Therapie kombiniert werden.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

Interaktionspartner Grund Handlungsempfehlung
Linezolid In Einzelfällen Blutdruckanstieg möglich. Laut Fachinformationen von Linezolid-haltigen Präparaten kontraindiziert.
Betarezeptorenblocker (einschließlich Augentropfen), z.B. Atenolol, Metoprolol, Carvedilol, Propranolol Verminderte Wirkung von Terbutalin möglich. Bei Asthma bronchiale sind sowohl nicht-selektive als auch kardioselektive Beta-Blocker in der Regel kontraindiziert; alternative Antihypertonika bzw. Koronartherapeutika sind zu bevorzugen. Bei COPD können kardioselektive Beta-Blocker in möglichst niedriger Dosis eingesetzt werden, wenn der erwartete Nutzen die Risiken überwiegt. Die Patienten sollen sorgfältig überwacht werden: Höhere Dosen Terbutalin können erforderlich werden.
Halogenierte Kohlenwasserstoffe, z.B. Desfluran, Isofluran Erhöhtes Risiko von Herzrhythmusstörungen. Wenn eine Narkose mit Inhalationsnarkotika geplant ist, soll Terbutalin möglichst vorher abgesetzt werden. Umgekehrt soll das Inhalationsnarkotikum abgeatmet sein, bevor Terbutalin eingesetzt wird.


Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

INHALATIVE SYMPATHOMIMETIKA

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Alpha- und Beta-Adrenozeptoragonisten

Adrenalin - inhalativ

Infectokrupp®, Syn: Epinephrin
R03AA01
Selektive Beta2-Adrenozeptoragonisten

Formoterol

Foradil®, Forair®, Formatris®, Oxis®
R03AC13
R03AC02

Salmeterol

Serevent®
R03AC12
Sympathomimetika in Kombination mit Corticosteroiden oder anderen Mitteln, exkl. Anticholinergika

Beclometason + Formoterol

Foster®, Inuvair®, Kantos®
R03AK08
R03AK11

Fluticason + Vilanterol

Relvar Ellipta®, Revinty Ellipta®
R03AK10

Formoterol + Budesonid

Bufori Easyhaler®, Duoresp®, Symbicort®
R03AK07

Salmeterol + Fluticason

Viani®, atmadisc®, Airflusal®, Aerivio Spiromax®, Seretide®, Serkep®, Serroflo®
R03AK06
Sympathomimetika in Kombination mit Anticholinergika
R03AL01

Referenzen

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  2. Orhan F, et al, The bronchodilatory effects of loratadine, terbutaline, and both together versus placebo in childhood asthma, J Investig Allergol Clin Immunol, 2003, 13(3), 189-92
  3. Stahl E, et al, Dose response to inhaled terbutaline powder and peak inspiratory flow through Turbuhaler in children with mild to moderate asthma, Pediatr Pulmonol, 1996 , Aug;22(2), 106-10
  4. Lin YZ, et al, Terbutaline nebulization and epinephrine injection in treating acute asthmatic children, Pediatr Allergy Immunol, 1996, May;7(2), 95-9
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  6. Drblik S, et al, Comparative efficacy of terbutaline sulphate delivered by Turbuhaler dry powder inhaler or pressurised metered dose inhaler with Nebuhaler spacer in children during an acute asthmatic episode. , Arch Dis Child. , 2003 , Apr;88(4), 319-23
  7. Hancox RJ, et al , Randomised trial of an inhaled beta2 agonist, inhaled corticosteroid and their combination in the treatment of asthma, Thorax, 1999 , Jun;54(6), 482-7
  8. Oldaeus G, et al, Comparison of Bricanyl Turbuhaler and Ventolin Rotahaler in children with asthma, Ann Allergy Asthma Immunol, 1995, Jan;74(1), 34-7
  9. Goren A, et al, Assessment of the ability of young children to use a powder inhaler device (Turbuhaler). , Pediatr Pulmonol, 1994, Aug;18(2), 77-80
  10. Phanichyakarn P, et al, A comparison of different intervals of administration of inhaled terbutaline in children with acute asthma, Asian Pac J Allergy Immunol, 1992, Dec;10(2), 89-94
  11. Pedersen S, The importance of a pause between the inhalation of two puffs of terbutaline from a pressurized aerosol with a tube spacer, J Allergy Clin Immunol, 1986 , Mar;77(3), 505-9
  12. Hidinger KG, et al, Childhood asthma: improved efficacy of pressurized terbutaline aerosol by use of a 750-ml spacer, Respiration, 1984, 45(2), 157-6
  13. Zarkovic JP, et al, One-year safety study with bambuterol once daily and terbutaline three times daily in 2-12-year-old children with asthma. The Bambuterol Multicentre Study Group, Pediatr Pulmonol, 2000, Jun;29(6), 424-9
  14. Closa RM, et al. , Efficacy of bronchodilators administered by nebulizers versus spacer devices in infants with acute wheezing, Pediatr Pulmonol, 1998 , Nov;26(5), 344-8
  15. NHG, Standaard Astma bij Kinderen [NHG-Standard Asthma bei Kindern], Okt 2006, M24, http://nhg.artsennet.nl/kenniscentrum/k_richtlijnen/k_nhgstandaarden/Samenvattingskaartje-NHGStandaard/M24_svk.htm
  16. AstraZeneca GmbH, SmPC Aerodur® Turbohaler® 0,5 mg, Pulver zur Inhalation (13662.00.00), 02/2023

Änderungsverzeichnis

  • 19 November 2020 18:14: Neue Recherche: Auszug aus Fachinformation, Unerwünschte Arzneimittelwirkungen und Interaktionen
  • 19 November 2020 18:14: Anpassung der Dosierungseinheit von Mikrogramm (µg) zu Milligramm (mg), da das Inhalationsdevice Milligramm angibt.

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung

  • Gegen Ende der Lebensdauer des Turbohalers besteht das Risiko einer progressiven Ansammlung des Pulvers im Bereich des Turbohaler-Mundstücks. Dieses könnte durch einen Fall (z.B. von einem Tisch) freigesetzt werden. Um die unnötige systemische Exposition von Terbutalin zu minimieren, sollte dem Patienten geraten werden, nach Möglichkeit den Mund nach jeder Anwendung mit Wasser auszuspülen.
  • Symptome:
    • Im Falle einer Überdosierung treten die bereits bekannten Nebenwirkungen sehr schnell und ggf. in verstärktem Umfang in Erscheinung
    • Typische Symptome sind: Kopfschmerzen, Tachykardie, Palpitationen, Arrhythmien, Ruhelosigkeit, Angstzustände, tonische Muskelkrämpfe, Schlafstörungen, systolische Blutdrucksteigerung, Brustschmerzen und heftiger Tremor insbesondere an den Händen, aber auch am ganzen Körper. Ein Blutdruckabfall kann auftreten.
    • Vor allem nach oraler Intoxikation können gastrointestinale Beschwerden einschließlich Übelkeit und Erbrechen auftreten.
    • Laborbefunde: Hyperglykämie und Laktatazidose können auftreten. Beta-2-Agonisten können aufgrund einer Umverteilung des Kaliums eine Hypokaliämie verursachen.
  • Therapie:
    • Die Behandlung erfolgt hauptsächlich symptomatisch.
    • Insbesondere bei oraler Überdosierung sollte eine Magenspülung erwogen werden, Aktivkohle und Abführmittel können die unerwünschte Resorption des Betamimetikums günstig beeinflussen.
    • Die kardialen Symptome können mit einem selektiven Betablocker behandelt werden, jedoch beinhaltet dies bei Asthmatikern das Risiko der Auslösung eines Bronchialmuskelkrampfes.
    • Zur Überwachung der Arrhythmien ist EKG-Monitoring angezeigt.
    • In schweren Fällen ist eine Überwachung des Blutzuckerspiegels, der Elektrolyte (z.B. Serumkaliumkonzentration) und des Säure-Basen-Status ratsam. Bei ausgeprägtem Blutdruckabfall sollte ein Plasmaexpander gegeben werden.

[Ref.]