Nitrofurantoin ist ein Harnwegstherapeutikum aus der Gruppe der Nitrofurane. Nitrofurantoin hat keine eigene antimikrobielle Aktivität. Es wird von bakteriellen Nitroreduktasen zur aktiven Verbindung metabolisiert. Die Reduktionsmetaboliten führen durch Adduktbildung mit der DNS zu teilweise deletären Strangbrüchen bzw. hemmen zahlreiche Stoffwechselaktivitäten durch Elektronenentzug.
In der Regel empfindliche Keime sind: Enterococcus faecalis, Staphylococcus saprophyticus, Escherichia coli
Von Natur aus resistente Spezies: Morganella morganii, Proteus mirabilis, Proteus vulgaris, Pseudomonas aeruginosa, Serratia marcescens
Bei Neugeborenen im ersten bis dritten Lebensmonat wird Nitrofurantoin aufgrund der Enzymunreife schlechter verstoffwechselt, sodass hämolytische Anämien vermehrt auftreten können.
Überzogene Tabletten 20 mg
Tabletten 50 mg, 100 mg
Tabletten (makrokristallines Nitrofurantoin) 50 mg
Retardierte Hartkapseln (makrokristallines Nitrofurantoin) 50 mg, 100 mg
Als Nitrofurantoin-Monohydrat oder Nitrofurantoin in makrokristalliner Form (verzögerte Freisetzung). Durch die Verwendung von makrokristallinem Wirkstoff (Uro-Tablinen, Furadantin Retard, RP) verzögert sich die Resorption von Nitrofurantoin, wodurch hohe Initialkonzentrationen im Serum vermieden werden und die ZNS Nebenwirkungen abnehmen.
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
Präparat | Darreichungsform | Stärke (Nitrofurantoin) | Problematische Hilfsstoffe | Altersangabe |
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Uro-Tablinen® | Tabletten | als makrokristallines Nitrofurantoin: 50 mgT4 |
Lactose | Kinder |
Nifuretten® | Überzogene Tabletten | 20 mgT0 |
Lactose Sucrose Sorbitol |
Kinder |
Nifurantin® 50 mg | Tabletten | 50 mgT0 | Lactose | Erwachsene |
Nifurantin® 100 mg | Tabletten | 100 mgT0 | Lactose | Erwachsene |
Furadantin® RP | Retard-Kapsel | als makrokristallines Nitrofurantoin: 50 mg |
Lactose | Kinder |
Furadantin® Retard | Retard-Kapsel | als makrokristallines Nitrofurantoin: 100 mg |
Lactose | Kinder |
T0: nicht teilbar, T4: teilbar in 4 gleiche Dosen
Anwendungshinweis: Einnahme während oder nach einer Mahlzeit.
Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)
Behandlung unkomplizierter Harnwegsinfektionen |
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Prophylaxe bei rezidivierenden Harnwegsinfektionen |
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Kurzzeitprophylaxe bei Harnwegseingriffen (Katheterisierung oder Diagnostik) |
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Anpassung bei Nierenfunktionsstörung wie angegeben:
Aufgrund der Akkumulation im Blut und im Gewebe können periphere Neuropathien auftreten. Es wurden Parästhesien (mit Kribbel- oder Taubheitsgefühl) und Schwäche, meist einige Tage nach Behandlungsbeginn, berichtet. In diesem Fall sollte die Behandlung beendet werden. Gelegentlich tritt eine periphere Polyneuropathie auf, in der Regel innerhalb von 2 Monaten. Sie kann irreversibel und sogar tödlich sein. Nitrofurantoin reichert sich im Urin an, wodurch dort antibakterielle Konzentrationen entstehen. Bei einer Creatinin-Clearance von weniger als 50 ml/min nimmt diese bakterizide Konzentration bereits ab, und bei einer Clearance von weniger als 30 ml/min wird keine bakterizide Konzentration im Urin erreicht, was zu einem Therapieversagen führt.
Kontraindiziert.
Sehr häufig (>10 %): Arzneimittelfieber (allergische Reaktion), Kopfschmerzen (besonders zu Therapiebeginn), Schwindel, Ataxie, Nystagmus; zentralnervös bedingte gastrointestinale Beschwerden wie Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen (besonders zu Therapiebeginn); allergische Hautveränderungen wie Exanthem, Pruritus, Urtikaria; Angioödem
Häufig (1-10 %): allergisches Lungenödem, Lungeninfiltrationen („Nitrofurantoin-Pneumonie“), interstitielle Pneumonie, Pleuritis, Atemnot, Husten und Brustkorbschmerz
Gelegentlich (0,1-1 %): reversible Cholestase bis zur lebensbedrohlichen chronisch aktiven oder granulomatösen Hepatitis, Anstieg der Transaminasen
Selten (0,01-0,1 %): Verwirrtheit, Depression, Euphorie, psychotische Reaktionen, Diarrhö (besonders zu Therapiebeginn)
Sehr selten (<0,01 %): Blutbildveränderungen (z. B. Eosinophilie, Thrombozytopenie, Agranulozytose, Neutropenie, Leukozytopenie, Panzytopenie, akute hämolytische Anämie), Autoimmunreaktionen (sog. lupusähnliche Syndrome, „lupus-likesyndromes“, mit Symptomen wie Exanthem, Arthralgie, Eosinophilie, Fieber, positiver Coombs-Test, antinukleäre Antikörper, Antikörper gegen glatte Muskulatur oder gegen Glomeruli); anaphylaktische oder anaphylaktoide Reaktionen inkl. anaphylaktischer Schock (z. T. lebensbedrohlich); periphere Polyneuropathien (inkl. optische Neuritis) mit teilweise irreversiblen Symptomen wie Muskelschwäche, Parästhesie und Sensibilitätsminderung (Hypästhesie, Hypothermästhesie); Benommenheit, Lungenfibrose (irreversibel), Asthmaanfälle, Pankreatitis, Parotitis, Erythema nodosum, Erythema multiforme, Stevens-Johnson-Syndrom, Lyell-Syndrom (z. T. lebensbedrohlich), transitorische Alopezie, Kristallurie, reversible Hemmung der Spermatogenese, Kreislaufkollaps
Häufigkeit nicht bekannt: Superinfektionen durch Pseudomonas- oder Candidaspezies (auf den Urogenitaltrakt begrenzt), megaloblastäre Anämie, kutane Vaskulitis, Erhöhung des intrakraniellen Drucks, Lebernekrosen mit tödlichem Leberversagen, autoimmune Hepatitis, interstitielle Nephritis, harmlose Gelb- oder Braunfärbung des Urins
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Im Zuge einer europaweiten Harmonisierung von Fachinformationen wurde die Angabe: Kontraindiziert bei Neugeborenen <1 Monat aufgrund der noch nicht ausgereiften Erythrozyt-Enzymsysteme [Furadantin® (nitrofurantoin) Oral Suspension (FUR-PI-4)] geändert in: Kontraindiziert bei Frühgeborenen und Säuglingen <3 Monate wegen der Gefahr einer hämolytischen Anämie [SmPC Nifurantin].
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Eine makrokristalline Verabreichungsform ist vorzuziehen. Die makrokristalline Form (=MC) hat eine niedrigere Auflöse- und Resorptionsgeschwindigkeit als die mikrokristalline Form und verursacht daher weniger Magenbeschwerden.
Wenn eine periphere Neuropathie auftritt (normalerweise innerhalb von 2 Monaten), ist die Behandlung sofort abzubrechen.
Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.
Interaktionspartner | Grund | Handlungsempfehlung |
Clozapin | Erhöhung des Risikos und/oder der Schwere von Granulozytopenien/Agranulozytosen. | Kombination vermeiden. |
Metoclopramid | Die Plasmakonzentration von Nitrofurantoin kann bis zu 50 % verringert sein. | Kombination vermeiden. |
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Glycopeptid-Antibiotika | ||
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Xydalba®
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J01XA04 | |
Targocid®
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J01XA02 | |
Vanco-saar®, Vancosan®
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J01XA01 |
Polymyxine | ||
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ColistiFlex®, ColiFin®, Colist®
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J01XB01 |
Andere Antibiotika | ||
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Cubicin®
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J01XX09 | |
Monuril®, Fosfuro®, Infectofos®
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J01XX01 | |
Zyvoxid®
|
J01XX08 |