Allgemein
Teicoplanin gehört zur Gruppe der Glykopeptid-Antibiotika und hemmt das Wachstum von empfindlichen Organismen durch Beeinflussung der Zellwandsynthese an einer Angriffsstelle, die sich von jener der Beta-laktame unterscheidet. Die Peptidoglycan- Synthese wird durch spezifische Bindung an D-Alanyl-D-Alanin-Reste blockiert.
Keimspektrum
In der Regel empfindliche Keime sind: Corynebacterium jeikeium, Enterococcus faecalis, Staphylococcus aureus (inkl. Methicillin-resistenter Stämme), Streptococcus agalactiae, Streptococcus dysgalactiae subsp. equisimilis, (Streptokokken der Gruppen C und G), Streptococcus pneumoniae, Streptococcus pyogenes, Streptokokken der „Viridans“-Gruppe, Clostridium difficile, Peptostreptococcus spp.
Erworbene Resistenzen können ein Problem bei folgenden Keimen darstellen: Enterococcus faecium, Staphylococcus epidermidis, Staphylococcus haemolyticus, Staphylococcus hominis.
Unempfindlich sind: Alle Gram-negativen Mikroorganismen, Chlamydia spp., Chlamydophila spp., Legionella pneumophila, Mycoplasma spp.
Nach oraler Gabe wird Teicoplanin nicht aus dem Gastrointestinaltrakt resorbiert. [Ref.]
Aus den Studien von Reed et al. (1997) und Dufort et al. (1996) geht hervor, dass die Clearance von Teicoplanin bei Kindern unter 12 Jahren höher ist als bei Erwachsenen. Die Clearance bei Kindern unter 12 Jahren ist sehr variabel; Range 29 – 51 ml/h/kg.
Lukas et al. (2004):
Alter | Clearence (l/h) | Verteilungsvolumen (l) |
Kinder <1 Jahr (n=4) | 0,09 | 1,05 |
Kinder >1 Jahr (n=16) | 0,29 | 3,90 |
Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektions-/lnfusionslösung oder einer Lösung zum Einnehmen 100 mg, 200 mg, 400 mg
Allgemein
▼ Diese Arzneimittel unterliegen einer zusätzlichen Überwachung.
Orale/parenterale Anwendung
Teicoplanin kann nach Rekonstitution sowohl oral, als auch parenteral (intravenös oder intramuskulär) angewendet werden.
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
Präparat | Darreichungsform | Stärke |
Targocid® | Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektions-/lnfusionslösung oder einer Lösung zum Einnehmen | 100 mg 200 mg 400 mg |
Teicoplanin Ibisqus | Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektions-/lnfusionslösung oder einer Lösung zum Einnehmen | 200 mg 400 mg |
Anwendungshinweise:
Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)
Bakterielle Infektionen |
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Clostridium difficile-Infektion |
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GFR 50-80 ml/min/1.73 m2
Dosisanpassung nicht erforderlich.
GFR 30-50 ml/min/1.73 m2
Tag 1: keine Dosisanpassung: normale Anfangsdosis (1. und 2. Dosis der Anfangsdosisreihe)
Tag 2: keine Dosisanpassung: normale Anfangsdosis (3. Dosis der Anfangsdosisreihe)
Tag 3: keine Dosisanpassung: normale Erhaltungsdosis
Tag 4: 50% der normalen Erhaltungsdosis einmal täglich
GFR 10-30 ml/min/1.73 m2
Tag 1: keine Dosisanpassung: normale Anfangsdosis (1. und 2. Dosis der Anfangsdosisreihe)
Tag 2: keine Dosisanpassung: normale Anfangsdosis (3. Dosis der Anfangsdosisreihe)
Tag 3: keine Dosisanpassung: normale Erhaltungsdosis
Tag 4: 33% der normalen Erhaltungsdosis einmal täglich
GFR < 10 ml/min/1.73 m2
Eine generelle Empfehlung kann nicht gegeben werden. Für jeden einzelnen Patienten muss eine Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen, bei der das Risiko von Nebenwirkungen bei einer zu hohen Dosis und das Risiko eines Therapieversagens bei einer zu niedrigen Dosis berücksichtigt werden muss.
Schmerzen an der Injektionsstelle, Thrombophlebitis, allergische Reaktionen, hämatologische Reaktionen.
Häufig (1-10 %): Exanthem, Erythem (Rötung), Juckreiz, Schmerzen, Fieber
Gelegentlich (0,1-1 %): Leukopenie, Thrombozytopenie, Eosinophilie, anaphylaktische Reaktionen, Schwindel, Benommenheit, Kopfschmerz, Taubheit, Hörverlust, Tinnitus, vestibuläre Störung, Phlebitis, Bronchospasmus, Diarrhö, Erbrechen, Übelkeit, erhöhter Serumkreatininwert, erhöhte Transaminasenwerte (vorübergehend anomale Transaminasenwerte), Anstieg der alkalischen Phosphatase im Serum (vorübergehend anomale Serumwerte der alkalischen Phosphatase)
Selten (0,01-0,1 %): Abszess, Rötung des Oberkörpers („Red-Man-Syndrom“)
Häufigkeit nicht bekannt: Superinfektion (übermäßige Vermehrung nicht empfindlicher Mikroorganismen), Agranulozytose, Neutropenie, Panzytopenie, Arzneimittelreaktion mit Eosinophilie und systemischen Symptomen (DRESS), anaphylaktischer Schock, Krampfanfälle, Thrombophlebitis, toxische epidermale Nekrolyse, Stevens-Johnson-Syndrom, akute generalisierte exanthematische Pustulose, Erythema multiforme, Angioödem, exfoliative Dermatitis, Urtikaria, Niereninsuffizienz (einschl. akuten Nierenversagens), Abszess an der Injektionsstelle, Schüttelfrost (Rigor)
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Neben Überempfindlichkeiten gegen den Wirkstoff oder einen sonstigen Bestandteil sind keine weiteren Gegenanzeigen bekannt.
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Teicoplanin ist ein Reserveantibiotikum und sollte nur nach Rücksprache mit Fachpersonal der Infektiologie verschrieben werden. Vorsicht ist geboten bei Langzeitanwendung, Niereninsuffizienz und Kombination mit anderen neuro- oder nephrotoxischen Arzneimitteln; es werden regelmäßige Untersuchung der Blutwerte, der Leber-, Nieren- und der Gehörfunktion empfohlen.
Es wurde ein Fall einer vollständigen atrioventrikulären Blockade beschrieben [Sharif-Yakan A et al. 2013].
Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.
Interaktionspartner | Grund | Handlungsempfehlung |
Arzneistoffe mit nephro- und/oder ototoxischem Potenzial, z.B. Aminoglykoside (z.B. Amikacin, Gentamicin), Immunsuppressiva (z.B. Ciclosporin), Schleifendiuretika (z.B. Furosemid) | Verstärkte Nieren- und/oder Ototoxizität. | Kombination möglichst vermeiden. Ist die gleichzeitige Behandlung unumgänglich, muss die Nieren- und Hörfunktion sorgfältig überwacht werden. |
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Glycopeptid-Antibiotika | ||
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Xydalba®
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J01XA04 | |
Vanco-saar®, Vancosan®
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J01XA01 |
Polymyxine | ||
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ColistiFlex®, ColiFin®, Colist®
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J01XB01 |
Nitrofuran-Derivate | ||
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Furadantin®, Nifurantin®, Nifuretten®, Uro-Tablinen®
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J01XE01 |
Andere Antibiotika | ||
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Cubicin®
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J01XX09 | |
Monuril®, Fosfuro®, Infectofos®
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J01XX01 | |
Zyvoxid®
|
J01XX08 |
Neugeborene, Kinder, Erwachsene:
Komplizierte Haut- und Weichteilinfektionen, Pneumonie und komplizierte Harnwegsinfektionen:
Talspiegel (vor nächster Gabe): >15 mg/L*
Knochen- und Gelenkinfektionen:
Talspiegel (vor nächster Gabe): >20 mg/L*
Infektiöse Endokarditis:
Talspiegel (vor nächster Gabe): 30-40 mg/L*
*Referenzwerte mittels FPIA (Fluoreszenzpolarisations-Immunoassays) bestimmt. Bei Bestimmung mittels HPLC liegen die Werte tiefer.
Talspiegel sollten sowohl während der Aufdosierung, als auch in der Erhaltungsphase bestimmt werden.
Während der Aufdosierung: Talspiegel an Tag 3 und 5 der Behandlung bestimmen.
Während der Erhaltungsphase: Talspiegel mindestens einmal wöchentlich bestimmen.
Talspiegel >40 mg/L sollten aufgrund keines zusätzlichen therapeutischen Nutzen vermieden werden.
Hintergrund: Die Überwachung des Talspiegels von Teicoplanin ist angezeigt, da die Wirksamkeit gegen Gram-positive-Erreger abhängig von der Zeit, in der der Spiegel oberhalb der MHK des Erregers liegt, ist. Es scheint keine Relation zwischen dem Risiko für toxische Reaktionen und hohen Tal- oder Spitzenspiegeln zu geben.
[NVZA. TDM Monografie Teicoplanin, SmPC Targocid]
[Ref.]