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Vancomycin ist ein trizyklisches Glykopeptid-Antibiotikum, das die Synthese der Zellwand in empfindlichen Bakterien durch hochaffine Bindung an das endständige D-Alanyl-D-Alanin von Vorläufereinheiten der Zellwand hemmt. Das Arzneimittel ist bakterizid für sich teilende Mikroorganismen. Es beeinträchtigt darüberhinaus die Permeabilität der Bakterien-Zellmembran und die RNA-Synthese.
Pharmakokinetik bei Kindern
T1/2 = Neugeborene <2000 g: <1 Woche: 6-11 h 1-4 Wochen: 5-11 h Neugeborene >2000 g: <1 Woche: 6-7 h 1-4 Wochen: 5-6 Stunden. Kinder: 2,2-3 h Erwachsene: 5-11 h
≥0 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen (>2 g/Tag: off-label)
Fieber bei Neutropenie, Shunt-Infektion
intravenös
≥1 Monat bis <18 Jahre: off-label
Perioperative Prophylaxe und Endokarditis Prophylaxe bei Überempfindlichkeit gegen Penicilline und bei Behandlung mit Penicillinen 7 Tage vor dem Eingriff
intravenös
≥1 Monat bis <18 Jahre: zugelassen
Infektion des zentralen Nervensystems (intraventrikuläre Verabreichung)
Intravenös zur Behandlung folgender Infektionen: - Komplizierte Haut- und Weichgewebeinfektionen (cSSTI) - Infektionen der Knochen und Gelenke - ambulant erworbene Pneumonie (CAP) - im Krankenhaus erworbene Pneumonie (HAP), einschließlich beatmungsassoziierter Pneumonie (VAP) - infektiöse Endokarditis - Bakteriämie, die mit einer der oben genannten Infektionen assoziiert ist oder bei der eine Verbindung mit einer der oben genannten Infektionen vermutet wird
Neugeborene (von der Geburt bis zu 27 Tage nach der Entbindung) und Frühgeborene (von der Geburt bis zum erwarteten Entbindungstag plus 27 Tage) Für die Festlegung der Dosierungsregime für Neugeborene sollte ein Arzt hinzugezogen werden, der Erfahrung im Umgang mit Neugeborenen hat. Eine Möglichkeit Vancomycin bei Neugeborenen zu dosieren, ist in der folgenden Tabelle dargestellt:
PMA (Wochen)
Dosis (mg/kg)
Intervall der Verabreichung (h)
<29
15
24
29-35
15
12
>35
15
8
PMA: postmenstruelles Alter [(die Zeit zwischen dem ersten Tag der letzten Menstruation und der Geburt (Gestationsalter) plus die nach der Geburt verstrichene Zeit (postnatales Alter)].
Kleinkinder und Kinder im Alter von einem Monat bis 12 Jahre Die empfohlene Dosis beträgt 10 bis 15 mg/kg Körpergewicht alle 6 Stunden.
Patienten im Alter ab 12 Jahre Die empfohlene Dosis beträgt 15 bis 20 mg/kg Körpergewicht alle 8 bis 12 Stunden (nicht mehr als 2 g pro Dosis). Bei schwer erkrankten Patienten kann eine Dosis von 25-30 mg/kg Körpergewicht verwendet werden, um das schnelle Erreichen des Ziel-Talspiegels der Vancomycin-Serumkonzentration zu erleichtern.
Vancomycin ist auch in allen Altersgruppen für die perioperative antibakterielle Prophylaxe bei Patienten mit hohem Risiko für die Entwicklung bakterieller Endokarditis bei großen chirurgischen Eingriffen indiziert.
[Ref.]
Präparate im Handel
Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung 500 mg, 1000 mg Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung oder einer Lösung zum Einnehmen 500 mg, 1000 mg
Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung oder einer Lösung zum Einnehmen
500 mg 1000 mg
intravenös
-
-
ab 0 Jahren
Vancomycin Kabi
Pulver für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung
500 mg 1000 mg
intravenös
-
-
ab 0 Jahren
Vancosan
Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung
500 mg 1000 mg
intravenös
-
-
ab 0 Jahren
Anwendungshinweis:
Intravenöses Vancomycin wird üblicherweise als intermittierende Infusion verabreicht.
Vancomycin darf nur als ausreichend verdünnte (mindestens 100 ml pro 500 mg oder mindestens 200 ml pro 1000 mg), langsame intravenöse Infusion für mindestens eine Stunde oder mit einer Maximalgeschwindigkeit von 10 mg/min (je nachdem, was länger dauert), verabreicht werden.
Patienten, deren Flüssigkeitsaufnahme begrenzt werden muss, können auch eine Lösung von 500 mg/50 ml oder 1000 mg/100 ml erhalten, obwohl das Risiko von infusionsbedingten unerwünschten Nebenwirkungen mit diesen höheren Konzentrationen ansteigen kann.
Das Pulver muss rekonstituiert und das resultierende Konzentrat vor der Anwendung weiter verdünnt werden.
Herstellung des Konzentrats: Der Inhalt einer Durchstechflasche mit 500 mg Vancomycin wird in 10 ml sterilem Wasser für Injektionszwecke aufgelöst. Der Inhalt einer Durchstechflasche mit 1000 mg Vancomycin wird in 20 ml sterilem Wasser für Injektionszwecke aufgelöst. Ein ml der gebrauchsfertigen Lösung enthält 50 mg Vancomycin.
Herstellung der Infusionslösung: Das Konzentrat kann mit sterilem Wasser für Injektionszwecke, 9 mg/ml Natriumchlorid oder 50 mg/ml Glukose verdünnt werden. Durchstechflasche mit 500 mg Vancomycin: Um eine Infusionslösung mit 5 mg/ml herzustellen, werden 10 ml Konzentrat mit 90 ml des Lösungsmittels verdünnt. Durchstechflasche mit 1000 mg Vancomycin: Um eine Infusionslösung mit 5 mg/ml herzustellen, werden 20 ml Konzentrat mit 180 ml des Lösungsmittels verdünnt. Die Vancomycinkonzentration in der Infusionslösung darf 2,5 - 5 mg/ml nicht überschreiten.
Spiegelbestimmung, bitte "Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)" beachten
langsame Infusion, bitte "Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern" beachten
Dosierungsempfehlungen
Gehe zu:
Bakterielle Infektionen
Intravenös
<
1 Woche
und
Geburtsgewicht
<
2,5 kg
Initialdosis:
20
mg/kg/Tag
in 2
Dosen. Infusionsdauer 1 - 2 Stunden. Anschließend Dosisanpassung nach Spiegel.
Derzeit besteht noch kein Konsens über die Dosierung bei Früh- und Reifgeborenen. Sobald aktuelle Untersuchungen abgeschlossen sind, werden die Dosierungen entsprechend angepasst.
<
1 Woche
und
Geburtsgewicht
≥ 2,5 kg
Initialdosis:
32
mg/kg/Tag
in 4
Dosen. Infusionsdauer 1 - 2 Stunden. Anschließend Dosisanpassung nach Spiegel.
Derzeit besteht noch kein Konsens über die Dosierung bei Früh- und Reifgeborenen. Sobald aktuelle Untersuchungen abgeschlossen sind, werden die Dosierungen entsprechend angepasst.
1 Woche
bis
4 Wochen
und
Geburtsgewicht
<
2,5 kg
Initialdosis:
30
mg/kg/Tag
in 3
Dosen. Infusionsdauer 1 - 2 Stunden. Anschließend Dosisanpassung nach Spiegel.
Derzeit besteht noch kein Konsens über die Dosierung bei Früh- und Reifgeborenen. Sobald aktuelle Untersuchungen abgeschlossen sind, werden die Dosierungen entsprechend angepasst.
1 Woche
bis
4 Wochen
und
Geburtsgewicht
≥ 2,5 kg
Initialdosis:
48
mg/kg/Tag
in 4
Dosen. Infusionsdauer 1 - 2 Stunden. Anschließend Dosisanpassung nach Spiegel.
Derzeit besteht noch kein Konsens über die Dosierung bei Früh- und Reifgeborenen. Sobald aktuelle Untersuchungen abgeschlossen sind, werden die Dosierungen entsprechend angepasst.
Initialdosis:
60
mg/kg/Tag
in 4
Dosen. Max: 4 g/Tag.
Infusionsdauer 1 - 2 Stunden. Anschließend Dosisanpassung nach Spiegel.
Tagesgesamtdosis kann alternativ auch in 3 Dosen verabreicht werden.
off-label
Perioperative Prophylaxe und Endokarditis Prophylaxe bei Überempfindlichkeit gegen Penicilline und bei Behandlung mit Penicillinen 7 Tage vor dem Eingriff
1 - 2 h vor dem Eingriff:
15
mg/kg/Dosis
. Falls der Eingriff länger als 12 h dauert, die Dosis wiederholen.
Maximale Einzeldosis:
1 g/Dosis.
Infektion des zentralen Nervensystems (intraventrikuläre Verabreichung)
Intraventrikulär
1 Monat
bis
18 Jahre
10
mg/Dosis
1 Dosis oder 1x alle 2 Tage.
Ausschließlich nach Rücksprache mit einem Bakteriologen/Infektiologen.
off-label
Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate
GFR
Initialdosis
Nachfolgende Dosierungen
50 - 80 mL/min/1.73 m2
15 mg/kg/Dosis alle 8 h
Talspiegel unmittelbar vor der 4. Dosis bestimmen. Nachfolgende Dosierungen nach Spiegel.
30 - 50 mL/min/1.73 m2
15 mg/kg/Dosis alle 8 - 12 h
Talspiegel unmittelbar vor der 3. Dosis bestimmen. Nachfolgende Dosierungen nach Spiegel.
10 - 30 mL/min/1.73 m2
15 mg/kg/Dosis alle 12 - 24 h
Talspiegel unmittelbar vor der 2. Dosis bestimmen. Nachfolgende Dosierungen nach Spiegel.
<10 mL/min/1.73 m2
15 mg/kg/Dosis alle 24 h
Talspiegel unmittelbar vor der 2. Dosis bestimmen. Nachfolgende Dosierungen nach Spiegel.
Hämodialyse
15 mg/kg/Dosis nach der Dialyse
Spitzenspiegel nach der 1. Dosis bestimmen. Eine 2. Spiegelbestimmung innerhalb von 24 Stunden durchführen.
Spitzenspiegel: Bei eingeschränkter Nierenfunktion kann die Bestimmung der Spitzenspiegel (Bestimmung 1 h nach Infusion) erforderlich sein.
[Le 2014; Zhang 2016; Smit 2021; Chung 2021]
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern
Thrombozytopenie, Neutropenie, Phlebititis, Hauterkrankungen, Ototoxizität, DRESS-Syndrom, Nephrotoxizität. Red-Man-Syndrom (RMS) tritt bei Kindern häufig auf (ca. 14%). Risikofaktoren sind: Alter über 2 Jahren, RMS in der Anamnese, Dosierung Vancomycin≥ 10 mg/kg, Vancomycin-Konzentration: ≥5 mg/ml und frühere Verwendung von Antihistaminen. Talspiegel bis 20 µg/ml führen im Vergleich zu Talspiegeln bis 15 µg/ml nicht zu einem erhöhten Risiko für Nephrotoxizität. Risikofaktoren für das Auftreten von Nephrotoxizität sind: längere Behandlungsdauer, Verwendung von Vasopressoren, Verwendung von AV-ECMO.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein
Häufig (1-10 %): Blutdruckabfall, Dyspnoe, Stridor, Rötung des Oberkörpers („Red-Man-Syndrom“), Exanthem, Schleimhautentzündung, Juckreiz, Nesselfieber; Nierenschädigung, manifestiert vor allem durch erhöhte Serumkreatinin- und Serumharnstoff-Konzentrationen; Venenentzündung, Rötung von Oberkörper und Gesicht
Gelegentlich (0,1-1 %): vorübergehende oder bleibende Verschlechterung des Hörvermögens
Häufigkeit nicht bekannt: Erbrechen, Diarrhö, Eosinophilie und systemische Symptome (DRESS-Syndrom), AGEP (Akute generalisierte exanthematische Pustulose), akute Tubulusnekrose
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Kontraindikationen allgemein
Vancomycin darf nicht intramuskulär verabreicht werden, da das Risiko einer Nekrose am Verabreichungsort besteht
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern
Die Infusionsgeschwindigkeit sollte 1-2 Stunden betragen. Bei zu schneller Verabreichung kann das ‚Red-Man-Syndrom‘ auftreten. Kreatinin mindestens 2 x pro Woche bestimmen. Bei Frühgeburten/Kindern müssen zusätzlich die Nieren auf ihre Reife kontrolliert werden. Die Verwendung von Vancomycin ist ein Risiko für die Kolonisation des Magen-Darm-Trakt von Neugeborenen mit ESBL-produzierenden Klebsiellen. Die gleichzeitige Verwendung von Anästhetika bei Kindern wurde mit Erythem und anaphylaktischen Reaktionen in Verbindung gebracht. Ist die Verabreichung von Vancomycin als chirurgische Prophylaxe erforderlich, wird empfohlen, die Anästhetika nach der Infusion mit Vancomycin zu verabreichen. Cave: Adipöse/übergewichtige Kinder weisen häufiger einen erhöhten Spiegel auf.
Wenn Patienten die gewünschte Serumkonzentration mit der intermittierenden intravenösen (i.i.v.) Therapie nicht erreichen, kann auf eine intravenöse Dauerinfusion (c.i.v.) umgestellt werden. Achtung: die gesamte Tagesdosis von Vancomycin ist bei c.i.v. niedriger als bei i.i.v.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein
Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
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MIP Pharma GmbH, SmPC Vanco-saar® 500mg / 1g Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung oder einer Lösung zum Einnehmen (39981.00.00, 49101.01.00), 12/2020
Fresenius Kabi Deutschland GmbH, SmPC Vancomycin Kabi 500 mg / 1g Pulver für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung oder einer Lösung zum Einnehmen (78731.00.00, 78732.00.00), 06/2021
CNP Pharma GmbH, SmPC Vancosan 500 mg / 1g Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung (81574.00.00, 81575.00.00), 12/2020
Änderungsverzeichnis
20 Dezember 2023 17:57: Die wissenschaftliche Literatur über die Anwendung von Vancomycin bei Kindern mit Nierenfunktionsstörungen wurde überprüft. Dies hat zu einer Änderung der Empfehlungen bei Nierenfunktionsstörungen geführt.
26 Juli 2023 09:45: In den Indikationen "Bakterielle Infektionen" und "Fieber bei Neutropenie, Shunt-Infektion" für Kinder von 1 M.-18 J. wurde hinzugefügt, dass eine Aufteilung der Tagesgesamtdosis alternativ auch in 3 Dosen gemäß NAK möglich ist.
Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)
Neugeborene, Kinder ab 3 Monaten: Spiegelbestimmung in der Indikation Bakterielle Infektionen, bei normaler Nierenfunktion und der Tagesdosis aufgeteilt in 4 Dosen:
Ziel-Talspiegel: 10 - 15 mg/L; Ziel: AUC/MIC ≥ 400 bei MIC ≤ 1 mg/L Spiegelbestimmung: 1. Talspiegel im Steady-State (24 - 48 h nach Beginn der Therapie oder vor der 5. Dosis bei Patienten mit normaler Nierenfunktion)
Hintergrund: Die Überwachung des Talspiegels von Vancomycin ist angezeigt, um subtherapeutische Spiegel und Resistenzbildungen zu vermeiden. Der Talspiegel dient als Surrogatmarker für die Gesamtexposition (AUC0-24). Eine Notwendigkeit der Bestimmung eines Spitzenspiegels besteht laut Literatur nicht, da toxische Reaktionen konzentrationsunabhängig aufzutreten scheinen.