Pharmakodynamik
Ibuprofen ist ein nicht-steroidales Antiphlogistikum und Antirheumatikum (NSAR). Durch die Hemmung der Prostaglandinsynthese reduziert Ibuprofen Entzündungsschmerzen, Schwellungen und Fieber. Ferner hemmt Ibuprofen reversibel die ADP- und die kollageninduzierte Plättchenaggregation und wirkt somit analgetisch, antipyretisch und antiphlogistisch.
Pharmakokinetik bei Kindern
Rektale Anwendung:
Nach einer einmaligen rektalen Gabe von 20 mg/kg nach Narkoseeinleitung an 24 Säuglinge von 1 bis 52 Wochen wurde die Tmax nach 1-2 Stunden erreicht. Es wurden keine Unterschiede der Cmax und T½ zwischen diesen Säuglingen und Erwachsenen ermittelt [Kyllönen et al. 2005].
Orale Anwendung:
Bei Kindern im Alter von 3 Monaten bis 17 Jahren, denen Ibuprofen oral verabreicht wurde, wurden die folgenden pharmakokinetischen Parameter gefunden [Brown et al. 1992, Rey et al. 1994, Kelley et al. 1992, Nahata et al. 1991, Gelotte et al. 2010, Tarabar et al. 2020, Kauffman und Nelson 1992, Playne et al. 2018]:
Tmax (h) |
0,5-6,1 |
T½ (h) |
1,3-2 |
Cl (ml/min/kg) |
1-1,8 |
Vd (ml/kg) |
147-217 |
Darüber hinaus wurde eine Cmax zwischen 25 und 53 mg/L bei einmaliger oraler Gabe von 7-10 mg/kg/Dosis bei Kindern im Alter von 3 Monaten bis 12 Jahren gefunden [Playne et al. 2018, Gelotte et al. 2010, Kauffman und Nelson 1992, Brown et al. 1992, Nahata et al. 1991].
Intravenöse Anwendung:
Bei Kindern im Alter von 0 Monaten bis 16 Jahren, denen 10 mg/kg Ibuprofen intravenös verabreicht wurden, wurden die folgenden pharmakokinetischen Parameter gefunden [Khalil et al. 2017]:
Alter |
N |
AUC0-t (mg*h/ml) (min;max) |
AUC0-4 (mg*h/ml) (min;max) |
Cmax (mg/ml) (min;max) |
Tmax (h) (min;max) |
T1/2 El (h) (min;max) |
Cl (ml/h) (min;max) |
Vd (ml) (min;max) |
0-6 Monate |
1 |
51,18 |
69,14 |
49,83 |
0,167 |
1,8 |
620 |
1054 |
6 Monate - 2 Jahre |
5 |
71,15 (34,67;95,20) |
70,92 (34,67;95,20) |
59,24 (38,37;92,02) |
0,234 (0,167;0,500) |
1,78 (1,06;2,35) |
1173 (845;1956) |
2806 (2036;3569) |
2-6 Jahre |
12 |
79,19 (19;110) |
80,25 (22,96;124) |
64,18 (15,91;96,31) |
0,309 (0,167;0,767) |
1,48 (0,79;2,87) |
1967 (1099;4745) |
3696 (1851;5411) |
6-16 Jahre |
25 |
80,67 (40;161) |
85,73 (39,62;162) |
61,89 (31,03;93,32) |
0,212 (0,167;667) |
1,55 (0,79;2,54) |
4878 (999;12537) |
10314 (2640;23964)) |
AUC0-t: Fläche unter der Konzentration-Zeit Kurve vom Zeitpunkt 0 bis zur letzten messbaren Konzentration unter Verwendung der linear-logarithmischen Trapezregel
AUC0-4: Fläche unter der Konzentration-Zeit Kurve vom Zeitpunkt 0 bis 4 Stunden
Cmax: Maximalkonzentration
Tmax: Zeit zum Zeitpunkt Cmax
T1/2El: Eliminationshalbwertszeit, berechnet als ln(2)/KEl
Cl: Clearance, berechnet als Dosis/AUC0-∞
Vd: Verteilungsvolumen, berechnet als Dosis/(KEl*AUC0-∞)
Zulassung der Dosierungsempfehlungen
- Fieber und Schmerzen
- oral
- ≥3 Monate bis <18 Jahre und ≥5 kg: zugelassen
- rektal
- ≥3 Monate bis <18 Jahre und ≥6 kg: zugelassen
- intravenös
- ≥3 Monate bis <6 Jahre: off-label
- ≥6 Jahre bis <18 Jahre und ≥20 kg: zugelassen
- Entzündung, Juvenile Idiopathische Arthritis (JIA)
- oral
- ≥3 Monate bis <15 Jahre: off-label
- ≥15 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
- rektal
- ≥3 Monate bis <18 Jahre: off-label
- intravenös
- ≥3 Monate bis <18 Jahre: off-label
Auszug aus Fachinformation
Auszug aus Fachinformation
Textauszug aus Fachinformation
Oral bei Fieber und leichten bis mäßig starken Schmerzen
- Die Dosierung von Ibuprofen ist abhängig von Alter und Gewicht des Kindes. Für Kinder zwischen 3 Monaten und 12 Jahren
beträgt die empfohlene Tagesdosis 20 – 30 mg pro kg Körpergewicht, verteilt auf 3 – 4 Einzeldosen.
[Ref.]
Rektal bei Fieber und leichten bis mäßig starken Schmerzen
- Dosierung in Abhängigkeit vom Körpergewicht und Alter
- Der Abstand zwischen den Einzeldosen sollte 6 Stunden nicht unterschreiten
Gewicht
|
Alter
|
Einzeldosis [mg]
|
Tagesmaximal-dosis [mg]
|
6 bis 8 kg
|
3 bis 9 Monate
|
60
|
180
|
8 bis 12,5 kg
|
9 Monate bis 2 Jahre
|
60
|
240
|
12,5 bis 17
|
2 bis 4 Jahre
|
125
|
375
|
17 bis 20,5
|
4 bis 6 Jahre
|
125
|
500
|
7,5 bis 9 kg
|
8 bis 12 Monate
|
75
|
225
|
10 bis 12 kg
|
12 Monate bis 2 Jahre
|
75
|
300
|
15 bis 19 kg
|
3 bis 5 Jahre
|
150
|
450
|
20 bis 29 kg
|
6 bis 9 Jahre
|
150
|
600
|
[Ref.]
Intravenös für die symptomatische Kurzzeitbehandlung von akuten mäßig starken Schmerzen und für die symptomatische Kurzzeitbehandlung von Fieber, wenn die intravenöse Anwendung klinisch gerechtfertigt ist und andere Arten der Anwendung nicht möglich sind.
Nicht empfohlen für Kinder unter 20 kg Körpergewicht oder unter 6 Jahren.
Kinder und Jugendliche ab einem Körpergewicht von 20 kg und ab einem Alter von 6 Jahren
Kinder mit 20 - 29 kg Körpergewicht (6 - 9 Jahre alt): 200 mg Ibuprofen bis zu 3-mal täglich, wobei eine Tageshöchstdosis von 600 mg nicht überschritten werden sollte.
Kinder mit 30 - 39 kg Körpergewicht (10 - 11 Jahre alt): 200 mg Ibuprofen bis zu 4-mal täglich, wobei eine Tageshöchstdosis von 800 mg nicht überschritten werden sollte.
Jugendliche ab 40 kg Körpergewicht (12 - 17 Jahre alt): 200 mg bis 400 mg Ibuprofen bis zu 3-mal täglich, wobei eine Tageshöchstdosis von 1200 mg nicht überschritten werden sollte.
[Ref.]
Oral zur symptomatischen Behandlung von Schmerz und Entzündung bei
— akuten Arthritiden (einschließlich Gichtanfall)
— chronischen Arthritiden, insbesondere bei rheumatoider Arthritis (chronische Polyarthritis)
— Spondylitis ankylosans (Morbus Bechterew) und anderen entzündlich-rheumatischen Wirbelsäulenerkrankungen
— Reizzuständen bei degenerativen Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen (Arthrosen und Spondylarthrosen)
— entzündlichen weichteilrheumatischen Erkrankungen
— schmerzhaften Schwellungen und Entzündungen nach Verletzungen
Ibuprofen wird in Abhängigkeit vom Alter bzw. Körpergewicht dosiert.
Der empfohlene Dosisbereich für Erwachsene und Jugendliche ab 15 Jahren liegt zwischen 1200 und 2400 mg Ibuprofen pro Tag. Die maximale Einzeldosis sollte höchstens 800 mg Ibuprofen betragen.
[Ref.]
Präparate im Handel
Suspension zum Einnehmen 20 mg/mL, 40 mg/mL
Sirup 20 mg/ml, 40 mg/mL
Granulat zur Herstellung einer Lösung 400 mg, 600 mg
Tabletten 200 mg, 400 mg, 600 mg, 800 mg
Filmtabletten 400 mg
Schmelztabletten 200 mg
Weichkapseln zum Zerbeißen 100 mg
Suppositorien 60 mg, 75 mg, 125 mg, 150 mg, 300 mg
Infusionslösung 4 mg/mL
Orale Anwendung
Es gibt NRF-Rezepturvorschriften zur Herstellung von Ibuprofen-Säfte für Kinder.
Flüssige Arzneiformen
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
Präparat |
Darreichungsform |
Stärke |
Problematische Hilfsstoffe |
Aroma |
Altersangabe |
NUROFEN Junior® Fiebersaft |
Suspension zum Einnehmen |
20 mg/ml 40 mg/ml |
Polysorbat 80, Saccharin-Natrium (Erdbeer-Aroma: Propylenglykol) |
Erdbeere, Orange |
ab 3 Monaten, ≥5 kg ab 6 Monaten, ≥7 kg |
IBU-ratiopharm® Fiebersaft für Kinder |
Sirup |
20 mg/ml 40 mg/ml |
Polysorbat 80, Saccharin-Natrium |
Mischung: Erdbeere + Sahne |
ab 6 Monaten, ≥7 kg ab 1 Jahr, ≥10 kg |
Ibuflam® Kindersaft |
Suspension zum Einnehmen |
20 mg/ml 40 mg/ml |
Sorbitol, Polysorbat 60, Saccharin-Natrium |
Himbeere |
ab 6 Monaten, ≥5 kg ab 1 Jahr, ≥10 kg |
Ibuprofen PUREN® Granulat |
Granulat zur Herstellung einer Lösung (enth. Gelatine) |
400 mg 600 mg |
Saccharin natrium-2-Wasser |
Zitrone |
ab 12 Jahren, ≥40 kg ab 15 Jahren |
Feste Arzneiformen
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
Präparat |
Darreichungsform |
Stärke |
Problematische Hilfsstoffe |
Aroma |
Altersangabe |
Ibu – 1A Pharma® |
Tabletten |
400 mgT2 600 mgT2 800 mgT2 |
- |
- |
ab 15 Jahren ab 15 Jahren ab 18 Jahren |
IbuHEXAL akut® |
Tabletten |
200 mgT0, M 400 mgT2 |
- |
- |
ab 6 Jahren, ≥20 kg |
Nurofen Immedia® |
Filmtabletten |
684 mg Ibuprofen-DL-Lysinat entspr. 400 mg IbuprofenT0 |
- |
- |
ab 12 Jahren, ≥40 kg |
Nurofen® Schmelztabletten |
Schmelztabletten |
200 mgT0 |
Aspartam |
Zitrone, Mint |
ab 6 Jahren |
Nurofen Junior Kaudragee Orange |
Weichkapseln zum Zerbeißen |
100 mg |
Sucralose, Lecithin (Sojabohne) |
Orange |
ab 7 Jahren, ≥20 kg |
Dolormin Migräne Filmtabletten |
Filmtabletten |
400 mgT2 |
- |
- |
ab 6 Jahren, ≥20 kg |
IBU-LYSIN-ratiopharm® 684 mg Filmtabletten |
Filmtabletten |
400mgT2 |
- |
- |
ab 6 Jahren, ≥20 kg |
T2: teilbar in gleiche Dosen, T0: nicht teilbar, M: mörserbar
Rektale Anwendung
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
Präparat |
Darreichungsform |
Stärke |
Altersangabe |
Nurofen Junior® |
Suppositorien |
60 mg, 125 mg |
ab 3 Monaten, ≥6 kg ab 2 Jahren, ≥12,5 kg |
Ibuprofen Pädia® Zäpfchen |
Suppositorien |
75 mg, 150 mg |
ab 8 Monaten, ≥7,5 kg ab 3 Jahren, ≥15 kg |
Ib-u-ron® aV |
Suppositorien |
75 mg, 150 mg |
ab 8 Monaten, ≥7,5 kg ab 3 Jahren, ≥15 kg |
Ibuprofen AL |
Suppositorien |
600 mg |
ab 15 Jahren |
Intravenöse Anwendung
Präparate im Handel:
Lieferengpässe/weitere praktische Informationen
Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)
Dosierungsempfehlungen
Schmerzen und Entzündung (einschließlich bei Juveniler Idiopathischer Arthritis (JIA)); Fieber |
|
Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate
Anpassung bei Nierenfunktionsstörung wie angegeben:
GFR 50-80 ml/min/1.73 m2
Es sollte abgewogen werden, ob ein NSAID Einsatz gerechtfertigt ist.
Falls Ibuprofen bei Kindern mit Risikofaktoren verschrieben wird: Nierenfunktion vor sowie innerhalb 1 Woche nach Behandlungsbeginn überprüfen.
GFR 30-50 ml/min/1.73 m2
Es sollte abgewogen werden, ob ein NSAID Einsatz gerechtfertigt ist.
Falls Ibuprofen bei Kindern mit Risikofaktoren verschrieben wird: Nierenfunktion vor sowie innerhalb 1 Woche nach Behandlungsbeginn überprüfen.
GFR 10-30 ml/min/1.73 m2
Es sollte abgewogen werden, ob ein NSAID Einsatz gerechtfertigt ist.
Falls Ibuprofen bei Kindern mit Risikofaktoren verschrieben wird: Nierenfunktion vor sowie innerhalb 1 Woche nach Behandlungsbeginn überprüfen.
GFR < 10 ml/min/1.73 m2
Eine generelle Empfehlung kann nicht gegeben werden.
Klinische Konsequenzen
Risikofaktoren sind: Herzinsuffizienz, Leberzirrhose, nephrotisches Syndrom, chronische Nierenerkrankung; Ursachen, die zu Dehydration führen (z.B. Sommerhitze); Verwendung anderer Medikamente, die die Nierenfunktion beeinträchtigen, wie Diuretika oder RAAS-Hemmer.
NSAIDs (einschließlich COX-2-Hemmer) können ein akutes Nierenversagen verursachen, indem sie die Nierenperfusion verringern (durch Hypovolämie). Im Normalfall wird eine rapide Verminderung der Nierenperfusion durch eine Erhöhung der renalen Prostaglandinsynthese verhindert. NSAIDs stören diesen Kompensationsmechanismus. Eine verminderte Nierendurchblutung führt zudem zu Wasser- und Salzretention, was wiederum eine Verschlechterung von Bluthochdruck und Herzinsuffizienz nach sich zieht.
Bei Dialyse
Hämodialyse / kontinuierliche venöse Hämodialyse oder Hämo(dia)filtration:
- Restnierenfunktion (Urinproduktion) vorhanden: Einsatz vermeiden zur Erhaltung der Restnierenfunktion.
- Restnierenfunktion (Urinproduktion) nicht vorhanden: Vermeidung ist nicht erforderlich.Dialysepatienten haben ein höheres Blutungsrisiko, wahrscheinlich im Zusammenhang mit einer abnormalen Plättchenfunktion. Durch den Einsatz von niedermolekularen Heparinen zu Beginn der Hämodialyse, um eine Koagulation im extrakorporalen Kreislauf zu verhindern, kann das Blutungsrisiko erhöht sein.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein
Die Häufigkeit des Auftretens von unerwünschten Arzneimittelwirkungen ist in der Regel dosisabhängig und/oder kann durch Interaktionen mit anderen Wirkstoffen erhöht werden.
- Systemische Anwendung:
- gastrointestinale Beschwerden wie Sodbrennen, Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Blähungen, Diarrhoe, Obstipation, geringfügige Magen-Darm-Blutverluste, die in Ausnahmefällen eine Anämie verursachen können (>10%)
- Zentralnervöse Störungen wie Kopfschmerzen, Schwindel, Müdigkeit, Reizbarkeit, Erregung, Schlaflosigkeit, geringere Inzidenz bei niedrig dosierter Anwendung (1-10%)
- gastrointestinale Ulzera (u. U. mit Blutungen und Durchbruch), ulzerative Stomatitis, Verstärkung einer Colitis und eines Morbus Crohn (1-10%)
- Rektale Anwendung, zusätzlich:
- lokale Reizerscheinungen, blutige Schleimabsonderungen oder schmerzhafte Defäkation (1-10%)
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Kontraindikationen allgemein
- 3. Trimenon der Schwangerschaft (Gefahr des frühzeitigen Verschlusses des Ductus arteriosus)
- Überempfindlichkeitsreaktionen (z.B. Bronchospasmus, Asthma, Rhinitis, Angioödem oder Urtikaria) im Zusammenhang mit der Einnahme von Acetylsalicylsäure oder anderen nicht-steroidalen Entzündungshemmern (NSAR) in der Anamnese
- Blutbildungsstörungen unklarer Ursache
- schwere Leber- oder Nierenfunktionsstörungen
- anamnestisch bekannte gastrointestinale Blutung oder Perforation im Zusammenhang mit einer vorausgegangenen NSAR-Therapie
- bestehende oder in der Vergangenheit wiederholt aufgetretene peptische Ulzera oder Hämorrhagien (mindestens 2 unterschiedliche Episoden nachgewiesener Ulzeration oder Blutung)
- schwere Herzinsuffizienz (NYHA-Klasse IV)
- schwere Dehydratation (verursacht durch Erbrechen, Diarrhoe oder unzureichende Flüssigkeitsaufnahme)
- zerebrovaskuläre oder sonstige aktive Blutung.
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern
Die Anwendung von Ibuprofen bei Neugeborenen geht mit einer Verringerung der glomerulären Filtration einher. Dies führt zu einer langsameren Ausscheidung von Medikamenten, die von der renalen Clearance abhängig sind.
Bei dehydrierten Kindern und Jugendlichen besteht das Risiko einer Beeinträchtigung der Nierenfunktion.
Bei Kindern, die älter als 5 Monate sind und Ibuprofen für länger als 3 Tage im häuslichen Umfeld benötigen, oder bei Verschlechterung der Symptome, sollte ein Arzt konsultiert werden. Bei Kindern, die 3 - 5 Monate alt sind, sollte ärztlicher Rat eingeholt werden, wenn sich die Symptome verschlechtern oder für mehr als 24 Stunden andauern.
In Ausnahmefällen können Varizellen zu schwerwiegenden infektiösen Komplikationen der Haut und des Weichgewebes führen. Bisher kann nicht ausgeschlossen werden, dass NSAIDs zur Verschlimmerung dieser Infektionen beitragen. Es wird daher empfohlen, Ibuprofen bei Varizellen-Infektionen nicht zu verwenden.
Bei adipösen Kindern wird, basierend auf begrenzten Daten, eine Dosierung basierend auf einem angepassten Körpergewicht (adjusted body weight, ABW) empfohlen [Ross et al. 2015]. Dieses kann wie folgt berechnet werden:
ABW = ideales Körpergewicht + 0,4 x (Gesamtkörpergewicht - ideales Körpergewicht)
Die Verteilung von Ibuprofen bei einem Körpergewicht über dem idealen Körpergewicht scheint tatsächlich etwa 0,44-mal größer zu sein als die Verteilung bei idealem Körpergewicht.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein
Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.
Wechselwirkungen
- Gleichzeitige Gabe anderer NSAR (z.B. Diclofenac)
- Therapieänderung in Betracht ziehen [Ref.]
- 5-Aminosalicylsäure Derivate
- Therapie-Überwachung [Ref.]
- Clozapin
- erhöhtes Granulozytopie/Agranulozytose-Risiko (kontraindiziert) [Ref.]
- Mifamurtid
- hochdosierte Gabe von NSAR kontraindiziert, da Makrophagen-aktivierende Wirkung gehemmt werden kann (vorsichtshalber kontraindiziert) [Ref.]
- Glukokortikoide
- Erhöhtes Risiko für gastrointestinale Blutungen und Ulzera: Überwachung/Anpassung [Ref.]
- Serotonin-Reuptake-Hemmer
- Erhöhte Gefahr gastrointestinaler Blutungen: Überwachung/Anpassung [Ref.]
- Calcineurin-Inhibitoren (Ciclosporin und Tacrolimus)
- Erhöhte Gefahr von Nierenschäden: Überwachung/Anpassung [Ref.]
- Folsäure-Antagonisten (Methotrexat und Pemetrexat)
- Gefahr einer Intoxikation mit Folsäure-Antagonisten (Ulzerationen der Mundschleimhaut, Fieber, Übelkeit, Blutbildschäden, Knochenmarkdepression, Hepatotoxizität; in Einzelfällen kann dies lebensbedrohlich sein): Überwachung/Anpassung (2-4). [Ref.]
- Die Nephrotoxizität kann erhöht werden. Cmax und AUC von Pemetrexed können ansteigen.
- Lithiumsalze: Verstärkte Lithium-Toxizität möglich: Überwachung/Anpassung [Ref.]
- Thrombozytenaggregationshemmer (ADP-Antagonisten, Dipyridamol, Tirofiban): Möglicherweise erhöhte Gefahr von gastrointestinalen Blutungen: Überwachung/Anpassung [Ref.]
- Beta-Blocker: Verminderte blutdrucksenkende Wirkung möglich: Bei Risikofaktor Überwachung/Anpassung [Ref.]
- Diuretika, kaliumretinierende (Triamteren und Amilorid)
- Hyperkaliämie und Nierenversagen möglich: Bei Risikofaktor Überwachung/Anpassung [Ref.]
- Schleifendiuretika, (z.B. Furosemid, Torasemid)
- Verminderte diuretische und antihypertensive Wirkung: Bei Risikofaktor Überwachung/Anpassung [Ref.]
- Phenytoin
- Verstärkte Phenytoin-Wirkungen möglich: Vorsichtshalber überwachen [Ref.]
Eine vollständige Auflistung der Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformation und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.
NICHTSTEROIDALE ANTIPHLOGISTIKA UND ANTIRHEUMATIKA
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Essigsäure-Derivate und verwandte Substanzen |
|
|
M01AB05
|
|
|
M01AB01
|
Propionsäure-Derivate |
|
Naproxen
Aleve®, Dolormin® mit Naproxen, Naprostad®, Togal® Naproxen
|
M01AE02
|
Referenzen
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ratiopharm GmbH, SmPC IBU-ratiopharm® Fiebersaft für Kinder 40 mg/ml (60523.00.00), 02/2017
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PUREN Pharma, SmPC Ibuprofen PUREN Granulat 400 mg (22155.00.00), 10/2015
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PUREN Pharma, SmPC Ibuprofen PUREN Granulat 600 mg (23294.00.00), 11/2015
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1 A Pharma GmbH, SmPC Ibu 1A Pharma 400/ 600 / 800 / 800 ret mg (14494.01.00 / 9574.01.00 / 17644.00.00 / 12142.00.00), 09/2015
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Hexal AG, IbuHEXAL® akut 200 mg / 400 mg (2129.99.99 / 2129.97.99), 08/2015
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Reckitt Benckiser Deutschland GmbH, SmPC Nurofen Immedia 400 mg Filmtabletten (43917.01.00), 08/2015
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Reckitt Benckiser Deutschland GmbH, SmPC Nurofen® 200 mg Schmelztabletten Lemon (50464.00.00), 03/2016
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Reckitt Benckiser Deutschland GmbH, SmPC Nurofen Junior Kaudragee Orange (95058.00.00), 02/2017
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Reckitt Benckiser Deutschland GmbH, SmPC Nurofen Junior 60 mg Zäpfchen (55141.01.00), 03/2015
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Reckitt Benckiser Deutschland GmbH, SmPC Nurofen Junior 125 mg Zäpfchen (55141.00.00), 03/2015
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bene-Arzneimittel GmbH, SmPC ib-u-ron® 75 mg/150 mg Zäpfchen (61309.00.00 / 61310.00.00), 09/2015
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Johnson & Johnson GmbH, SmPC Dolormin 400 mg Weichkapseln (89883.00.00), 09/2015
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UpToDate, Lexicomp® Drug Interactions Ibuprofen Version 309.0, Acessed 07/2017
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Compendium.ch, Compendium Interaktionen Ibuprofen Stand: V2017-10-19, 2017
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ABDA-Datenbank, Wirkstoffdossier Ibuprofen, accessed 11/07/2018
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ratiopharm, SmPC IBU-ratiopharm® Fiebersaft für Kinder 20 mg/ml (60522.00.00), 01/18
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bene-Arzneimittel, SmPC ib-u-ron® 75 mg/150 mg Zäpfchen (61309.00.00/61310.00.00), 03/18
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AbZ Pharma, SmPC Ibuprofen AbZ 400/600/800 mg Filmtabletten (2129.98.99), 10/2020
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ratiopharm GmbH, SmPC IBU-LYSIN-ratiopharm 684 mg Filmtabletten (79779.00.00), 01/18
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Johnson & Johnson GmbH, SmPC Dolormin Migräne Filmtabletten 400 mg (44998.00.00), Februar 2019
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Bundesgesetzblatt, Verordnung zur Änderung der Arzneimittelverschreibungsverordnung, der Apothekenbetriebsordnung und der Verordnung über apothekenpflichtige und freiverkäufliche Arzneimittel, 21. Oktober 2020
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ALIUD PHARMA®, SmPC Ibuprofen AL 600 (24792.00.00), 06/2020
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Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR) und Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), S2k-Leitlinie „Therapie der Juvenilen Idiopathischen Arthritis“ , AWMF, 30.11.2019 (3. Auflage, 2019)
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Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN), Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne, AWMF, Januar 2018
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Winthrop Arzneimittel GmbH, SmPC Ibuflam 40 mg/ml Suspension zum Einnehmen (22292.01.00), 02/2021
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B. Braun Melsungen AG, SmPC Ibuprofen B. Braun 200 mg Infusionslösung (2203479.00.00), 08/2021
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Pädia GmbH, SmPC Ibuprofen Pädia® Zäpfchen (61309.00.00), 06/2022
Änderungsverzeichnis
- 24 Juli 2023 11:47: Kennzeichnung des Zulassungsstatus in den "Dosierungsempfehlungen" vereinfacht in "teilweise off-label (siehe Zulassung)". Detaillierte Aufschlüsselung des Zulassungsstatus befindet sich weiterhin im Abschnitt "Zulassung"
- 13 März 2023 15:47: Off-label-Kennzeichnung aktualisiert
- 08 Februar 2023 13:20: Die verfügbare wissenschaftliche Literatur über die Anwendung von Ibuprofen bei Schmerzen und Fieber bei Kleinkindern <6 Monate wurde ausgewertet. Dies führte zu folgenden Neuerungen: Absenkung der unteren Altersgrenze bei der i.v.-Anwendung auf 3 Monate (zuvor: 6 Monate), Aufnahme neuer PK-Daten. Für die Anwendung bei Kindern <3 Monate liegen keine Daten vor, sodass aufgrund von Alternativen vom Editorial Board beschlossen wurde, keine Dosierung für diese Altersgruppe aufzunehmen.
- 24 Mai 2022 11:09: Die absolute maximale intravenöse Dosis für Kinder im Alter von 6 Monaten bis 12 Jahren (2400 mg/Tag) wurde gestrichen, da sie im Widerspruch zur maximalen Einzeldosis (400 mg) und zur Dosierungshäufigkeit (4 Gaben pro Tag) steht.
- 04 April 2022 10:48: Intravenöse Dosierungsempfehlung in der Indikation Schmerzen und Fieber hinzugefügt
- 15 November 2021 08:22: Änderung der Altersangabe der Nurofen Junior Suspension 20 mg/ml auf 3 Monate (zuvor 6 Monate)
- 25 August 2021 12:00: Die verfügbare wissenschaftliche Literatur zur Anwendung von Ibuprofen bei Kindern wurde überprüft. Es wurden Pharmakokinetik-Daten ergänzt. Die Indikationen "Fieber und Schmerzen; migräneartige Kopfschmerzen" und "Schmerzen, Fieber und Entzündungsaktivität, Juvenile Idiopathische Arthritis (JIA)" wurden unter einer gemeinsamen Indikation "Schmerzlinderung und Entzündungshemmung (einschließlich bei Juveniler Idiopathischer Arthritis (JIA)); Fieber" zusammengefasst. Außerdem wurden Informationen zur Anwendung bei adipösen Kindern hinzugefügt.
- 26 April 2021 10:42: Indikation Migräne hinzugefügt
- 09 Februar 2021 11:37: Anpassung des Zulassungsstatus aufgrund einer Änderung der Verschreibungspflicht: Flüssige Zubereitungen sind nun schon ab 3 Monaten (anstatt 6 Monaten) frei verkäuflich erhältlich.
- 25 Mai 2020 09:26: Ein Warnhinweis über die mögliche Maskierung von Infektionen wurde hinzugefügt, welcher durch den Ausschuss für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz (PRAC) der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) in seiner Sitzung im April 2020 empfohlen wurde.
Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)
Überdosierung
Bei Überdosierung sind bei Kindern myoklonische Anfälle möglich [SmPC].