Pravastatin

Wirkstoff
Pravastatin
Handelsname
Mevalotin protect®
ATC-Code
C10AA03

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Pravastatin ist ein kompetitiver Inhibitor der 3-Hydroxy-3-methylglutaryl-Coenzym-A-(HMG-CoA)-Reduktase, des Enzyms, das den frühen, geschwindigkeitsbestimmenden Schritt in der Cholesterinbiosynthese katalysiert, und entfaltet seine lipidsenkende Wirkung in 2-facher Hinsicht. Zum Einen bewirkt es aufgrund der reversiblen und spezifischen kompetitiven Hemmung der HMG-CoA-Reduktase eine mäßige Verringerung der Synthese intrazellulären Cholesterins. Daraus resultiert ein Anstieg der Zahl der LDL-Rezeptoren auf der Zelloberfläche und ein verstärkter Rezeptor-vermittelter Abbau und eine erhöhte Clearance von zirkulierendem LDL-Cholesterin. Zum Anderen hemmt Pravastatin die LDL-Bildung, indem es die Synthese von VLDL-Cholesterin, der Vorstufe des LDL-Cholesterins, in der Leber hemmt.
Sowohl bei Gesunden als auch bei Patienten mit Hypercholesterinämie verringert Pravastatin-Natrium folgende Lipidwerte: Gesamtcholesterin, LDL-Cholesterin, Apolipoprotein B, VLDL-Cholesterin und Triglyceride, während HDL-Cholesterin und Apolipoprotein A erhöht werden. 

Pharmakokinetik bei Kindern

Die mittleren Cmax- und AUC-Werte für Pravastatin bei Kindern und Jugendlichen - gemittelt über Alter und Geschlecht - waren vergleichbar zu den Werten bei Erwachsenen nach Einnahme von 20 mg Pravastatin. [Ref.]

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Heterozygote familiäre Hypercholesterinämie
    • oral
      • ≥8 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Oral bei Heterozygote familiäre Hypercholesterinämie

Kinder (<8 Jahre):

  • Die Sicherheit und Wirksamkeit von Pravastatin bei Kindern unter 8 Jahren ist nicht erwiesen. Es liegen keine Daten vor.

Kinder (≥8 Jahre bis  ≤13 Jahre):

  • 1-mal täglich 10-20 mg Pravastatin-Natrium

Jugendliche (≥14 Jahre bis <18 Jahre):

  • 1-mal täglich 10-40 mg Pravastatin-Natrium

[Ref.]

Präparate im Handel

Tabletten 10 mg, 20 mg, 30 mg, 40 mg
Filmtabletten 20 mg, 40 mg

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke (Pravastatin-Natrium) Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe Altersangabe
Pravastatin-ratiopharm® Tabletten 10 mgT2
20 mgT2
40 mgT2
natriumfrei Lactose ab 8 Jahren
Pravastatin - 1 A Pharma® Tabletten 10 mgT1
20 mgT2
30 mgT1
40 mgT2
natriumfrei - ab 8 Jahren

T2: teilbar in zwei gleiche Dosen, T1: nur teilbar zur erleichterten Einnahme, „natriumfrei“: weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Einheit

Die Fachinformationen wurden am 07.03.2023 aufgerufen.

Neben den aufgeführten Präparaten befinden sich diverse weitere Fertigarzneimittel im Handel.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Heterozygote familiäre Hypercholesterinämie
  • Oral
    • 8 Jahre bis 14 Jahre
      [1] [2]
      • 10 - 20 mg/Tag in 1 Dosis
    • 14 Jahre bis 18 Jahre
      [1] [2]
      • 10 - 40 mg/Tag in 1 Dosis

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

Für Patienten mit mäßiger oder schwerer Nierenfunktionsstörung liegt die empfohlene Initialdosis bei 10 mg/Tag.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Gelegentlich (0,1-1 %): Schwindel, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Schlaflosigkeit, Sehstörungen (einschließlich verschwommenes Sehen und Doppeltsehen), Dyspepsie/Sodbrennen, abdominale Schmerzen, Übelkeit/Erbrechen, Verstopfung, Durchfall, Flatulenz, Juckreiz, Ausschlag, Urtikaria, Abnormalitäten des Haaransatzes/der Haare (einschließlich Alopezie), Miktionsstörungen (einschließlich Dysurie, Häufigkeit, Nykturie), sexuelle Dysfunktion, Müdigkeit, Sehnenstörungen (besonders Sehnenentzündungen, manchmal durch Ruptur kompliziert)

Selten (0,01-0,1 %): Lichtempfindlichkeitsreaktion

Sehr selten (<0,01 %): Überempfindlichkeitsreaktionen: Anaphylaxie, Angioödem, Lupus erythematodes-ähnliches Syndrom, periphere Polyneuropathie (insbesondere bei Einnahme über einen langen Zeitraum), Parästhesie, Pankreatitis, Gelbsucht, Hepatitis, fulminante Lebernekrose, Dermatomyositis, Rhabdomyolyse (die mit akutem Nierenversagen infolge von Myoglobinurie assoziiert sein kann), Myopathie, Myositis, Polymyositis

Häufigkeit nicht bekannt: Leberversagen mit tödlichem und nicht-tödlichem Ausgang, Ausschlag einschließlich Lichenoid-Hautausschlag, immunvermittelte nekrotisierende Myopathie

Die folgenden Nebenwirkungen wurden bei einigen Statinen (Klasseneffekte) berichtet: Albträume, Gedächtnisverlust, Depressionen, in Ausnahmefällen und besonders bei Langzeittherapie eine interstitielle  Lungenkrankheit, Diabetes mellitus (Häufigkeit abhängig von dem Vorhandensein von Risikofaktoren)

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

  • akute Lebererkrankung, einschließlich nicht abgeklärter, persistierender Erhöhungen der Transaminasespiegel über das 3-fache des oberen Normwertes
  • Schwangerschaft und Stillzeit

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

  • Fibrate: es besteht ein erhöhtes Risiko für muskelbezogene unerwünschte Ereignisse einschließlich Rhabdomyolyse bei gleichzeitiger Anwendnung. Die gleichzeitige Anwendung sollte vermieden werden. [Ref.]
  • Colestyramin/Coletipol: Bei gleichzeitiger Gabe war die Bioverfügbarkeit von Pravastatin um ungefähr 40-50 % verringert. Pravastatin sollte 1 Stunde vor oder 4 Stunden nach Colestyramin oder 1 Stunde vor Colestipol verabreicht werden. [Ref.]
  • Fusidinsäure (systemisch): es besteht ein erhöhtes Risiko einer Myopathie einschließlich Rhabdomyolyse bei gleichzeitiger Anwendung von systemischer Fusidinsäure und Statinen. Die gleichzeitige Anwendung ist kontraindiziert. Frühestens 7 Tage nach Beendigung der Therapie mit Fusidinsäure dürfen Statine angesetzt werden. [Ref.]
  • Ciclosporin: Die gleichzeitige Gabe führt zu einem ungefähr 4-fachen Anstieg der systemischen Verfügbarkeit von Pravastatin. Bei einigen Patienten kann der Anstieg der Verfügbarkeit von Pravastatin jedoch höher sein.
    Die klinische und biochemische Überwachung von Patienten, die diese Kombination erhalten, wird empfohlen. [Ref.]
  • Vitamin-K-Antagonisten: zu Beginn, bei Dosisumstellung und bei Absetzen der Therapie mit Pravastatin kann es zur Veränderung der INR-Werte kommen. Diese sollten ausreichend überwacht werden. [Ref.]
  • Makrolid-Antibiotika: Bei gleichzeitiger Anwendung von Makroliden und Statinen haben Makrolide das Potenzial, die Statin-Exposition zu erhöhen. Pravastatin sollte mit Makrolidantibiotika vorsichtig angewendet werden aufgrund eines potenziell erhöhten Risikos für Myopathien. [Ref.]
    • Erythromycin
    • Clarithromycin
    • Roxithromycin
  • Colchicin: Infolge des erhöhten Risikos des Auftretens von Myopathien/Rhabdomyolyse wird eine klinische und biologische Überwachung, insbesondere bei der Einleitung einer gleichzeiten Therapie von Pravastatin und Colchicin, empfohlen. [Ref.]
  • Nicotinsäure (Niacin): Bei gleichzeitiger Anwendung von Statinen mit Nikotinsäure ist das Risiko des Auftretens von Muskeltoxizitäten erhöht. Die gemeinsame Anwendung sollte mit Vorsicht durchgeführt werden. [Ref.]
  • Rifampicin: gleichzeitige Verabreichung führte zu einer dreifachen Zunahme der Pravastatin-AUC und der Cmax. Daher sollte die gleichzeitige Verabreichung von Pravastatin und Rifampicin mit der gebotenen Vorsicht erfolgen. Eine Interaktion ist nicht zu erwarten, wenn die Einzelverabreichungen beider Arzneimittel um mindestens zwei Stunden zeitversetzt erfolgen. [Ref.]
  • Lenalidomid: Bei einer Kombination von Statinen mit Lenalidomid besteht ein erhöhtes Rhabdomyolose-Risiko. Eine verstärkte klinische und biologische Überwachung ist daher geboten, insbesondere in den ersten Behandlungswochen. [Ref.]
  • Roter Reis (fermentiert): das im roten Reisextrakt enthaltene Lovastation verstärkt den Effekt von Pravastatin und dessen Nebenwirkungen. Die gemeinsame Anwendung ist kontraindiziert. [Ref.]
  • Antihepacivirale Arzneistoffe: können die Serumkonzentration von Pravastatin erhöhen. Patienten sollten auf Anzeichen von Muskeltoxizität überwacht werden. [Ref.]
    • Ombitasvir, Paritaprevir, and Ritonavir
    • Ombitasvir, Paritaprevir, Ritonavir, and Dasabuvir
    • Glecaprevir
    • Pibrentasvir
  • Daptomycin: bei gleichzeitiger Anwendung kann das Risiko für adverse Effekte, besonders der Muskeltoxizität erhöht sein. Die Gabe von Pravastatin sollte unter Daptomycin-Therapie pausiert werden.[Ref.]
  • Phenytoin: kann zu einer Absenkung der Serumkonzentration von Pravastatin führen. Eine Dosisanpassung kann erforderlich werden. [Ref.]
  • Tolvaptan (nur hohe Dosierungen): können die Serumkonzentration von Pravastatin erhöhen. Die gemeinsame Anwednung sollte vermieden werden. [Ref.]

Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenabnken zu entnehmen.

MITTEL, DIE DEN LIPIDSTOFFWECHSEL BEEINFLUSSEN, REIN

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

HMG-CoA-Reduktasehemmer

Atorvastatin

Atoris®, Lipitor®, Sortis®
C10AA05

Rosuvastatin

Crestor®, Rosuvador®
C10AA07

Simvastatin

Zocor®
C10AA01
Gallensäure bindende Mittel

Colestyramin

Quantalan®, Vasosan®, Lipocol®
C10AC01
Andere Mittel, die den Lipidstoffwechsel beeinflussen

Ezetimib

Ezetrol®
C10AX09

Referenzen

  1. Bristol Meyers Squibb BV, SPC Selektine (RVG 13755) 17-04-2015, www.geneesmiddeleninformatiebank.nl
  2. 1 A Pharma GmbH, SmPC, Pravastatin-1A Pharma® 10 mg, 20 mg, 30 mg, 40 mg Tabletten (59144.00.00), 05/18
  3. Uptodate®, Pediatric Drug information: Pravastatin Topic 12913 Version 252.0, accessed 09/19
  4. ratiopharm GmbH, SmPC, Pravastatin-ratiopharm® 10 mg, 20 mg, 40 mg Tabletten (80703.00.00), 09/2018

Änderungsverzeichnis

  • 19 April 2023 14:18: Überprüfung und Aktualisierung. Mevalotin protect® aus Präparate entfernt (Zulassung erloschen).

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung