Ciprofloxacin gehört zur Gruppe der Fluorchinolon-Antibiotika. Als ein Fluorchinolon-Antibiotikum besitzt Ciprofloxacin eine bakterizide Wirkung, die auf der Hemmung der Topoisomerase II (DNS-Gyrase) und Topoisomerase IV beruht. Beide Enzyme werden für die bakterielle Replikation, Transkription, Rekombination und Reparatur der DNS benötigt. Die Wirksamkeit ist vorwiegend vom Verhältnis zwischen der Maximalkonzentration im Serum (Cmax) und der minimalen Hemmkonzentration (MHK) von Ciprofloxacin auf bakterielle Erreger und dem Verhältnis zwischen der Fläche unter der Kurve (AUC) und der MHK abhängig.
Keimsprektrum
In der Regel empfindliche Keime sind: Bacillus anthracis, Aeromonas spp., Brucella spp., Citrobacter koseri, Francisella tularensis, Haemophilus ducreyi, Haemophilus influenzae, Legionella spp., Moraxella catarrhalis, Neisseria meningitidis, Pasteurella spp., Salmonella spp., Shigella spp., Vibrio spp., Yersinia pestis, Mobiluncus,Chlamydia trachomatis, Chlamydia pneumoniae, Mycoplasma hominis, Mycoplasma pneumoniae.
Erworbene Resistenzen können ein Problem bei folgenden Keimen darstellen: Enterococcus faecalis, Staphylococcus spp., Acinetobacter baumannii, Burkholderia cepacia, Campylobacter spp., Citrobacter freundii, Enterobacter aerogenes, Enterobacter cloacae, Escherichia coli, Klebsiella oxytoca, Klebsiella pneumoniae, Morganella morganii, Neisseria gonorrhoeae, Proteus mirabilis, Proteus vulgaris, Providencia spp., Pseudomonas aeruginosa, Pseudomonas fluorescens, Serratia marcescens,P eptostreptococcus spp.,Propionibacterium acnes.
Unempfindlich sind: Actinomyces, Enterococcus faecium, Listeria monocytogenes, Stenotrophomonas maltophilia, Mycoplasma genitalium, Ureaplasma urealitycum.
Es wurden folgende pharmakokinetische Parameter ermittelt [Aggarwal, Lipman, Peltola, Rubio und Zhao]:
Alter | Dosis | Cmax ss (mg/l) | T1/2 ss (h) | Cl (l/h/kg) | V (l/kg) | |
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ORAL | > 3 Monate bis 7 Jahre | 30 mg/kg | 1,95-3,57 | 4,2-5,1 | 0,98-1,46 | - |
5 bis 17 Jahre mit CF | 40 mg/kg | 3,4-4,4 | 3,3-3,6 | 0,98-1,23 | - | |
IV | 0 bis 3 Monate | 20 mg/kg | 2,3-3 | - | 0,04-0,81 | 0,4-3,55 |
>3 Monate bis 5 Jahre | 20 mg/kg | 5,81-9,03 | 2,82-4,23 | 0,49-0,68 | 1,43-2,06 | |
5 bis 17 Jahre mit CF | 30 mg/kg | 3,6-5,5 | 2,6-2,8 | 0,81-0,91 | - |
Aus der Untersuchung von Payen et al. (N=55, 1 Tag bis 24 Jahre) geht hervor, dass die Clearance bei Kindern mit CF ca. zweifach erhöht ist im Vergleich zu Kindern ohne CF.
Trockensaft 250 mg/5 ml (5 %), 500 mg/5 ml (10 %)
Filmtabletten 100 mg, 250 mg, 500 mg, 750 mg
Infusionslösung 2 mg/ml
Orale Anwendung
Trockensaft
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
Präparat | Darreichungsform | Konzentration | Stärke | Problematische Hilfsstoffe | Aroma |
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Ciprobay® Saft | Granulat und Lösungsmittel zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen | 5 % 10 % |
250 mg/5 ml 500 mg/5 ml |
Sojalecithine, Sucrose, Polysorbat 20, Benzylalkohol |
Erdbeere |
Anwendungshinweise:
Sie enthalten Ciprofloxacin in Form von Ciprofloxacinhydrochlorid-Monohydrat. Die jeweilige Stärke bezieht sich stets auf Ciprofloxacin (Säure).
Filmtabletten
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
Präparat | Stärke (Ciprofloxacin) |
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Ciprobay® | 250 mgT2 500 mgT2 750 mgT0 |
Ciprofloxacin AL® (uro) | 100 mgT0, M 250 mgT2, M 500 mgT2, M 750 mgT2, M |
M : mörserbar; T0: nicht teilbar; T2 : teilbar in zwei gleiche Dosen
Anwendungshinweise:
Parenterale Anwendung
Infusionslösungen
Die Infusionslösungen im Handel enthalten Ciprofloxacin in Form von Ciprofloxacinlactat, Ciprofloxacinhydrogensulfat oder Ciprofloxacinhydrochlorid-Monohydrat. Die Wirkstoffangaben beziehen sich aber stets auf Ciprofloxacin.
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
Präparat | Stärke | pH-Wert | Natriumgehalt |
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Ciprobay® | 200 mg/100 ml 400 mg/200 ml |
3,9 – 4,5 | 15,4 mmol (354 mg) / 100 ml |
Ciprofloxacin Kabi® | 100 mg/50 ml 200 mg/100 ml 400 mg/200 ml |
4,0 – 4,9 | 15,1 mmol (347 mg) / 100 ml |
Ciprofloxacin Hikma® | 200 mg/100 ml 400 mg/200 ml |
3,9 – 4,5 | 15,4 mmol (354 mg) / 100 ml |
Anwendungshinweis: Bei Kindern beträgt die Infusionsdauer 60 Minuten. Die langsame Infusion in eine große Vene reduziert mögliche Beschwerden des Patienten und vermindert das Risiko venöser Irritationen. Die Infusionslösung kann entweder direkt oder nach vorherigem Mischen mit anderen kompatiblen Infusionslösungen infundiert werden.
Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)
Gehe zu:
Bronchopulmonale Infektionen bei cystischer Fibrose, verursacht durch Pseudomonas aeruginosa |
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Komplizierte Harnwegsinfektionen, Pyelonephritis, Sepsis und febrile Neutropenie |
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Postexpositionelle Prophylaxe und Therapie von Milzbrand |
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Selektive Darmdekontamination bei Patienten mit geschwächtem Immunsystem in Aplasie |
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Perianale Fisteln bei Morbus Crohn |
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Tularämie, Pest |
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Anpassung bei Nierenfunktionsstörung wie angegeben:
Magen-Darm-Störungen wie: Magenschmerzen, Bauchschmerzen, Anorexie, Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö, pseudomembranöse Colitis, Dyspepsie, Flatulenz.
Zentrale Nebenwirkungen wie: Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Schwindel, Benommenheit, Schwitzen, Parästhesie, periphere Neuropathie, Sehstörungen, Verwirrtheit, Konvulsionen, Unruhe, Panikreaktionen, Halluzinationen, Geruchs- und Geschmacksstörungen, Störungen der Farbwahrnehmung, Angst, Depression, Müdigkeit, Arthralgie, Arthropathie, Leber- und/oder Nierenfunktionsstörungen Thrombophlebitis, Blutbildabweichungen, Tachykardie, Hypotension, Anämie, Asthenie, Fieber, Schmerzen in den Extremitäten.
In der Literatur wurden des Weiteren zwei Fälle mit Zahn-Dyschromie beschrieben.
Häufig (1-10 %): Übelkeit, Diarrhö
Gelegentlich (0,1-1 %): verminderter Appetit, psychomotorische Hyperaktivität/Agitiertheit, Kopfschmerz, Benommenheit, Schlafstörungen, Geschmacksstörungen, Erbrechen, gastrointestinale und abdominale Schmerzen, Dyspepsie, Blähungen, Anstieg der Transaminasen, Bilirubinanstieg, Hautausschlag, Juckreiz, Urtikaria, Schmerzen der Skelettmuskulatur (z. B. Schmerzen der Extremitäten, Rückenschmerzen, Brustschmerzen), Gelenkschmerzen, Nierenfunktionsstörung, Asthenie, Fieber, Anstieg der alkalischen Phosphatase im Blut, mykotische Superinfektionen, Eosinophilie
Selten (0,01-0,1 %): Hyperglykämie, Hypoglykämie, Verwirrtheit und Desorientiertheit, Angstzustände, Albträume, Depressionen (die möglicherweise zu Suizidgedanken/-überlegungen oder Suizidversuchen und vollendetem Suizid führen können), Par- und Dysästhesie, Hypoästhesie, Zittern, Krampfanfälle (einschließlich Status epilepticus), Sehstörungen (z. B. Diplopie), Tinnitus, Hörverlust/beeinträchtigtes Hörvermögen, Tachykardie, Vasodilatation, Hypotonie, Synkope, Dyspnoe (einschließlich asthmatische Zustände), Antibiotika-assoziierte Kolitis (sehr selten mit möglichem tödlichen Ausgang), Leberfunktionsstörung, Gallestauung, Hepatitis, Photosensibilisierung, Leukozytopenie, Anämie, Neutropenie, Leukozytose, Thrombozytopenie, Thrombozythämie, allergische Reaktion, allergisches Ödem/Angioödem, Myalgie, Arthritis, gesteigerte Muskelspannung und Muskelkrämpfe, Nierenversagen, Hämaturie, Kristallurie, tubulointerstitielle Nephritis, Ödem, Schwitzen (übermäßige Schweißbildung), Amylaseanstieg
Sehr selten (<0,01 %): hämolytische Anämie, Agranulozytose, Panzytopenie (lebensbedrohlich), Knochenmarkdepression (lebensbedrohlich), anaphylaktische Reaktion, anaphylaktischer Schock (lebensbedrohlich), serumkrankheitsähnliche Reaktion, psychotische Reaktionen (die möglicherweise zu Suizidgedanken/-überlegungen oder Suizidversuchen und vollendetem Suizid führen können), Migräne, Koordinationsstörung, Gangstörung, Störungen des Geruchsnervs, intrakranieller Hochdruck und Pseudotumor cerebri, Störungen beim Farbensehen, Vaskulitis, Pankreatitis, Lebernekrose (sehr selten voranschreitend bis zum lebensbedrohlichen Leberversagen), Petechien, Erythema multiforme, Erythema nodosum, Stevens-Johnson-Syndrom (potenziell lebensbedrohlich), toxisch epidermale Nekrolyse (potenziell lebensbedrohlich), Myasthenie, Tendinitis, Sehnenruptur (vorwiegend Achillessehne), Verschlimmerung der Symptome einer Myasthenia gravis
Häufigkeit nicht bekannt: erhöhte INR-Werte (bei Patienten, die mit Vitamin-K-Antagonisten behandelt werden), akute generalisierte exanthematische Pustulose (AGEP), Arzneimittelexanthem mit Eosinophilie und systemischen Symptomen (DRESS), ventrikuläre Arrhythmien, Torsades de Pointes (überwiegend bei Patienten mit Risikofaktoren für eine QT-Verlängerung berichtet), QT-Intervall verlängert im EKG, periphere Neuropathie und Polyneuropathie, Manie, einschließlich Hypomanie, hypoglykämisches Koma, Syndrom der inadäquaten Sekretion des antidiuretischen Hormons (SIADH)
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Zurückhaltung ist geboten bei der Verabreichung von Chinolonen an Kinder in der Wachstumsphase. Die Verwendung muss sich auf Fälle beschränken, die keine anderen therapeutischen Möglichkeiten haben.
In Tierversuchen an jungen Hunden wurde in variierendem Maße Arthropathie bei sehr hohen Dosierungen festgestellt. Bei Menschen wurden diese Nebenwirkungen jedoch nicht verzeichnet; Fluorchinolone werden aus diesem Grunde in zunehmendem Maße bei Kindern verwendet, wenn keine therapeutischen Alternativen bestehen oder wenn bei der Verwendung bestimmter anderer Breitband-Antibiotika schwere Beschwerden aufgetreten sind.
Fluorchinolone sind "Reserve-Antibiotika". Um einer Resistenzbildung vorzubeugen, muss deren Verabreichung Situationen vorbehalten sein, in denen mit anderen antimikrobiellen Mitteln unzureichende Ergebnisse erzielt worden sind. Vorsicht ist geboten bei Kindern mit Neigung zu Konvulsionen und bei Kindern mit einem bekannten Risiko einer QT-Zeit-Verlängerung.
Bei Anwendung von Fluorchinolonen besteht ein erhöhtes Risiko für langfristige und irreversible Schäden an Muskeln, Sehnen, Knochen und dem Nervensystem. Vorsicht ist geboten bei der Verordnung von Fluorchinolonen bei Patienten mit Nierenproblemen, bei Patienten mit zurückliegender Organtransplantation, oder bei Patienten, die mit einem systemischen Corticosteroid behandelt werden. Bei diesen Patienten kann das Risiko für eine durch Fluorchinolon-induzierte Tendinitis und Sehnenverletzung erhöht sein. [Rote-Hand-Brief]
Eine langsame Infusion in eine große Vene oder über einen Zentralvenenkatheter ist wünschenswert, um die Beschwerden des Patienten aufgrund des niedrigen pH-Werts der Infusionslösung zu minimieren und das Risiko venöser Irritationen zu verringern.
Aufgrund von Wechselwirkung mit Calcium nicht zusammen mit Milchprodukten anwenden.
Beachte: Rote Handbrief vom 07.06.2023 (Systemisch und inhalativ angewendete Chinolon-und Fluorchinolon-Antibiotika: Erinnerung an die Anwendungsbeschränkung)
Aktuelle Studiendaten deuten darauf hin, dass Fluorchinolone weiterhin außerhalb der empfohlenen Anwendungsgebiete verschrieben werden.
Systemisch und inhalativ angewendete Fluorchinolone sollten NICHT verschrieben werden:
Systemisch und inhalativ angewendete Fluorchinolone sind mit sehr seltenen, schwerwiegenden, die Lebensqualität beeinträchtigenden, lang anhaltenden (über Monate oder Jahre andauernd) und möglicherweise irreversiblen Nebenwirkungen assoziiert. Diese Produkte sollten nur für die zugelassenen Indikationen (viele davon beschränkt auf die Behandlung der letzten Wahl bei Patienten und Patientinnen, für die es keine alternativen therapeutischen Optionen gibt) und nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung für den einzelnen Patienten verschrieben werden.
Beachte: Rote Handbriefe vom 29.10.2020, 08.04.2019, 26.10.2018 (Systemisch und inhalativ angewendete Chinolon-und Fluorchinolon-Antibiotika: Risiko einer Herzklappenregurgitation/-insuffizienz, Risiko von die Lebensqualität beeinträchtigenden, lang anhaltenden und möglicherweise irreversiblen Nebenwirkungen -Anwendungsbeschränkungen, Risiko für Aortenaneurysmen und Aortendissektionen):
Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.
Ciprofloxacin hemmt CYP1A2.
Antibiotika-Wechselwirkungen allgemein:
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Fluorchinolone | ||
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Tavanic®, Quinsair®
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J01MA12 | |
Barzan®
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J01MA06 | |
Oflox®
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J01MA01 |