Ethambutol

Wirkstoff
Ethambutol
Handelsname
EMB Fatol®
ATC-Code
J04AK02

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Ethambutol wird eingesetzt zur Therapie der Tuberkulose, verursacht durch Mykobakterien des Mycobacterium tuberculosis-Komplexes mit Mycobacterium tuberculosis als dem häufigsten Erreger der Tuberkulose neben den seltener auftretenden Mycobacterium bovis, Mycobacterium microti und Mycobacterium africani.
Die antibakterielle Wirksamkeit von Ethambutol ist in Abhängigkeit von der Wirkstoffkonzentration bakteriostatisch bis bakterizid. In Konzentrationen von 6 – 8 μg/ml und mehr wirkt Ethambutol bakterizid, geringere Konzentrationen zeigen bakteriostatische Wirksamkeit. Ethambutol wirkt auf proliferierende extrazelluläre und in Makrophagen gelegene, proliferierende intrazelluläre Mykobakterien. Die intrazellulär wirksamen Konzentrationen liegen 7-fach über den extrazellulären.
Der Wirkungsmechanismus von Ethambutol ist nicht genau bekannt, beruht aber höchstwahrscheinlich auf der Inhibierung der Arabinosyltransferase EmbB, wodurch der Aufbau der bakteriellen Zellwand gehemmt wird. Trotz rascher Diffusion von Ethambutol in die Bakterienzelle tritt eine signifikante Wachstumshemmung erst 24 Stunden später auf.

Pharmakokinetik bei Kindern

Es sind keine spezifischen Informationen für Kinder vorhanden.

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Tuberkulose
    • oral
      • ≥1 Monat bis <2 Jahre: off-label
      • ≥2 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
    • intravenös
      • ≥1 Monat bis <18 Jahre: zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Oral
- bei allen Formen und Stadien der pulmonalen und extrapulmonalen Tuberkulose mit Erregerempfindlichkeit gegen Ethambutol, immer in Kombination mit weiteren antimykobakteriell wirksamen Chemotherapeutika,
- zur empirischen Therapie in der Initialphase der Standardtherapie der Tuberkulose bei zunächst unklaren Resistenzsituationen bzw. in Wiederbehandlungsfällen,
- bei modifizierten Therapieregimen der Tuberkulose bei nachgewiesener Resistenz gegen einen oder mehrere Standardkombinationspartner.

Zur täglichen Therapie wird Ethambutol im Rahmen der Standardtherapie der Tuberkulose in der Initialphase zusammen mit Isoniazid, Rifampicin und Pyrazinamid über 2 Monate eingesetzt.

Kinder bis 12 Jahre (bei denen eine Kontrolle des Sehvermögens zuverlässig durchgeführt werden kann):
20 (15 – 25) mg/kg/Tag
Jede Tuberkulose im Kindesalter sollte in enger Abstimmung mit erfahrenen Fachzentren versorgt werden.

Erwachsene und Jugendliche:
15 (15 – 20) mg/kg/Tag
maximale Tagesdosis: 1.600 mg

[Ref.]

Intravenös
- zur Behandlung aller Formen und Stadien der pulmonalen und extrapulmonalen Tuberkulose mit Erregerempfindlichkeit gegen Ethambutol, immer in Kombination mit weiteren antimykobakteriell wirksamen Chemotherapeutika.
– zur empirischen Therapie in der Initialphase der Standardtherapie der Tuberkulose bei zunächst unklaren Resistenzsituationen bzw. in Wiederbehandlungsfällen.
– zum Einsatz in modifizierten Therapieregimen der Tuberkulose bei nachgewiesener Resistenz gegen einen oder mehrere Standardkombinationspartner.

Zur täglichen Therapie wird Ethambutol im Rahmen der Standardtherapie der Tuberkulose in der Initialphase zusammen mit Isoniazid, Rifampicin und Pyrazinamid über 2 Monate eingesetzt.

Kinder bis 12 Jahre (bei denen eine Kontrolle des Sehvermögens zuverlässig durchgeführt werden kann):
20 (15 – 25) mg/kg/Tag
Jede Tuberkulose im Kindesalter sollte in enger Abstimmung mit erfahrenen Fachzentren versorgt werden.
Die intravenöse Gabe von Ethambutol in dieser Altersgruppe erfolgt nur bei lebenswichtiger Indikation und unter Kontrolle der Wirkstoffkonzentrationen im Serum.

Erwachsene und Jugendliche:
15 (15 – 20) mg/kg/Tag
maximale Tagesdosis: 1600 mg

[Ref.]

Präparate im Handel

Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung 1,0 g
Filmtabletten 100 mg, 250 mg, 400 mg, 500 mg

Präparate im Handel:

Präparat Darreichungsform Stärke (Ethambutoldihydrochlorid) Applikationsweg Natriumgehalt Anwendungshinweis Problematische Hilfsstoffe Altersangabe
EMB-Fatol® 1,0 g Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung 0,1 g/mL intravenös - Für die Zubereitung der Infusionslösung sollte die benötigte Tagesdosis mit 500 mL isotonische Natriumchlorid- oder Glucoselösung verdünnt werden.
Infusionsdauer mindestens 2 Stunden.
- Kinder
EMB-Fatol® Filmtabletten 100 mgT0
250 mgT2
400 mgT2
500 mgT2
oral - Einnahme in einer morgendlichen Einzelgabe auf nüchternen Magen zusammen mit den weiteren Kombinationsarzneimitteln. Lactose Kinder


T2: teilbar in zwei gleiche Dosen, T0: nicht teilbar

Die Fachinformationen wurden am 14.09.2023 aufgerufen.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

DZK (Deutsche Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose) Behandlungshilfe Dosierungsrechner Kinder

Dosierungsempfehlungen

Tuberkulose
  • Oral
    • 1 Monat bis 12 Jahre
      [2] [5]
      • 15 - 25 mg/kg/Tag in 1 Dosis. Max: 1,6 g/Tag.
      • <2 Jahre: off-label

    • 12 Jahre bis 18 Jahre
      [1] [4]
      • 15 - 20 mg/kg/Tag in 1 Dosis. Max: 1.600 mg/Tag.
  • Intravenös
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [4]
      • 15 - 25 mg/kg/Tag in 1 Dosis. Max: 1,6 g/Tag.

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

  • GFR ≥ 50: Dosisanpassung nicht erforderlich.
  • GFR 10-30: 100 % der Einzeldosis, 3 x pro Woche, je nach Ethambutolspiegel.
  • GFR <10: 100 % der Einzeldosis, 3 x pro Woche, je nach Ethambutolspiegel.
Klinische Konsequenzen

Bei eingeschränkter Nierenfunktion verlängert sich die Halbwertszeit von Ethambutol. Dies erhöht das Risiko von unerwünschten Wirkungen.

Eine Opticus-Neuritis kann, insbesondere bei Tagesdosen ab 25 mg/kg Körpergewicht (dosisabhängige Toxizität), bei längerer Anwendung, bei Nierenfunktionsstörungen oder bei Diabetikern mit Retinopathie auftreten. Die Symptome sind verminderte Sehschärfe, gestörter Farbsinn (insbesondere Rot-Grün) und teilweiser Verlust des Gesichtsfeldes. Diese Symptome sind in der Regel bei sofortigem Absetzen der Therapie reversibel. Wird die Therapie nicht rechtzeitig abgesetzt, kann dies zur Erblindung führen.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Hepatotoxizität und Neuropathien.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Sehr häufig (>10 %): dosisabhängige Nervus opticus-Neuritis mit Verlust der Rot-Grün-Diskrimination, Visusminderung, Zentralskotom bzw. Einschränkung der Gesichtsfeldaußengrenzen, erhöhte Harnsäurewerte (insbesondere bei Gichtpatienten)

Häufig (1-10 %): Parästhesie (v. a. in den Extremitäten), Kopfschmerzen, Schwindel, Fingerzittern, Verwirrtheitszustände, Desorientiertheit, Halluzinationen

Gelegentlich (0,1-1 %): nephrotoxische Effekte, allergische Reaktionen wie Exanthem, Juckreiz, Fieber und/oder Leukopenie, Lichen, Störungen der Leberfunktion (Transaminasen erhöht, Hepatitis), Leukopenie (im Rahmen allergischer Reaktionen)

Selten (0,01-0,1 %): schwere akute Überempfindlichkeitsreaktionen (anaphylaktischer Schock), Blutbildveränderungen wie Thrombozytopenie

Häufigkeit nicht bekannt: irreversible Sehschäden (Blindheit) bei nicht rechtzeitiger Unterbrechung der Therapie, Pneumonitis, Neutropenie mit Eosinophilie, Steven-Johnson-Syndrom, Blähungen, Völlegefühl, abdominale Beschwerden, Übelkeit, Neutropenie mit Eosinophilie (im Rahmen allergischer Reaktionen), Pneumonitis (im Rahmen allergischer Reaktionen)

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

  • vorbestehende Schädigung des Nervus opticus
  • andere vorbestehende schwerwiegende Augenerkrankungen (z. B. ausgeprägte diabetische Retinopathie)
  • Augenschäden, die eine Visuskontrolle behindern
  • Patienten, bei denen aus anderen Gründen eine zuverlässige Visuskontrolle nicht oder nicht mehr möglich ist

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Aufgrund des Risikos für eine Optikusneuritis wird eine regelmäßige Untersuchung des Sehvermögens empfohlen.
Bei Kindern unter 6 Jahren, bei denen eine zuverlässige Visuskontrolle noch nicht möglich ist, sollte Ethambutol nur nach strenger Abwägung des Nutzen-Risiko-Profils verordnet werden.[SmPC Ethambutol]
In mehreren Studien wurde beobachtet, dass der Ethambutolspiegel bei Kindern im Durchschnitt niedriger ist als bei Erwachsenen, die die gleiche Dosis pro kg Körpergewicht erhalten. Dies kann auf eine geringere Resorption bei Kindern im Vergleich zu Erwachsenen zurückzuführen sein. Bei der Behandlung von Kindern ist eine Überwachung des Ethambutolspiegels wünschenswert. [SmPC Myambutol]

 

 

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

Diese Informationen werden im Moment recherchiert und baldmöglichst zur Verfügung gestellt.
Bitte beachten Sie die aktuellen Fachinformationen.

MITTEL ZUR BEHANDLUNG DER TUBERKULOSE

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Antibiotika

Rifabutin

Mycobutin®
J04AB04

Rifampicin

Eremfat®
J04AB02
Hydrazide

Isoniazid

Isozid®
J04AC01
Andere Mittel zur Behandlung der Tuberkulose

Bedaquilin

Sirturo®
J04AK05

Delamanid

Deltyba®
J04AK06

Pyrazinamid

Pyrafat®; Syn.: PZA, Pyrazincarboxamid
J04AK01

Referenzen

  1. Teofarma, SmPC Myambutol (RVG 06455), 28-12-2015, www.geneesmiddeleninformatiebank.nl
  2. NVALT, Richtlijn medicamenteuze behandeling van tuberculose [Leitlinie zur medikamentösen Behandlung der Tuberkulose], 2 Okt 2014
  3. NKFK working group Acute Kidney impairment, Extrapolation of KNMP risk analysis "Impaired renal function" for adults to children, 20 Dec 2021
  4. Esteve Pharmaceuticals GmbH, SmPC EMB-Fatol (6193016.00.02), 11/2021
  5. Esteve Pharmaceuticals GmbH, SmPC EMB-Fatol® (6193016.00.01), 11/2021

Änderungsverzeichnis

  • 18 Juli 2024 21:33: Dosierung für "Infektion durch atypische Mykobakterien (z.B. Lymphadenitis colli)" entfernt aufgrund von mangelnder Evidenz
  • 12 Oktober 2023 12:05: Neue i.v. Dosierungsempfehlung gemäß Fachinformation hinzugefügt
  • 05 Oktober 2023 13:35: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung