Pharmakodynamik
Danaparoid gehört zu der Gruppe der Heparinoide und zeigt antithrombotische Wirkung. Durch selektive Faktor Xa-Hemmung wird die Umwandlung von Prothrombin zu Thrombin gehemmt.
Pharmakokinetik bei Kindern
Keine spezifischen Daten bei Kindern.
Zulassung der Dosierungsempfehlungen
- Behandlung einer tiefen Venenthrombose bei Patienten mit Heparin-induzierter Thrombozytopenie (HIT)
- intravenös
- ≥7 Monate bis <7 Jahre: off-label
- ≥7 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
- Prophylaxe einer tiefen Venenthrombose bei Heparin-induzierter Thrombozytopenie (HIT)
- subkutan
- ≥0 Jahre bis <2 Jahre: zugelassen
- ≥2 Jahre bis <7 Jahre: off-label
- ≥7 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
Auszug aus Fachinformation
Auszug aus Fachinformation
Textauszug aus Fachinformation
Intravenös oder subkutan zur Behandlung von thromboembolischen Erkrankungen bei Patienten, die eine dringende parenterale Antikoagulation benötigen und entweder eine HIT haben oder in der Anamnese aufweisen und zur Prophylaxe der tiefen Venenthrombose in Situationen, in denen Heparin nicht angewendet werden soll, einschließlich bei Patienten mit Heparin-induzierter Thrombozytopenie (HIT)
Kinder bis 17 Jahre:
- Die Dosierungsschemata basieren auf den bisherigen Erfahrungen, allerdings können selbst Kinder gleichen Alters und mit gleichem Gewicht unterschiedlich auf die verabreichte Dosis reagieren. Daher sollte sich die Dosierung nach dem Anti-Xa-Plasmaspiegel und der Abwägung von erwünschter Wirkung und Blutungsrisiko richten.
Klinische Situation |
Altersgruppe |
Dosierung |
Anti-Xa-Aktivität im Plasma |
|
|
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|
Thrombose-Prophylaxe |
≤ 2 Jahre |
8 – 144 E/kg/Tag, s. c. |
0,1 – 0,4 /ml |
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2 – 7 Jahre |
Keine Daten |
Keine Daten |
|
7 – 17 Jahre |
20 – 25 E/kg/Tag, s. c. |
0,1 – 0,4 E/ml |
Venöse okklusive Leberkrankheit |
≤ 2 Jahre |
Keine Daten |
Unzureichende Daten |
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2 – 7 Jahre |
Keine Daten |
Keine Daten |
|
7 – 17 Jahre |
30 E/kg, zweimal täglich |
Unzureichende Daten |
Thrombose-Therapie |
≤ 2 Jahre |
Keine Daten |
Keine Daten |
|
2 – 7 Jahre |
Keine Daten |
Keine Daten |
|
7 – 17 Jahre |
30 E/kg + 29 – 130 E/kg/Tag, Bolus i. v. |
0,4 – 0,7 E/ml nach i. v.-Bolus 0,4 – 0,8 E/ml im Steady-State |
Kardiale Katheterisierung |
≤ 2 Jahre |
48 – 120/kg, Bolus i. v. |
0,5 – 0,7 E/ml nach Bolus |
|
2 – 7 Jahre |
Keine Daten |
Keine Daten |
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7 – 17 Jahre |
Keine Daten |
Keine Daten |
Hämodialyse |
≤ 2 Jahre |
Keine Daten |
Keine Daten |
|
2 – 7 Jahre |
Keine Daten |
Keine Daten |
|
7 – 17 Jahre |
27 – 86 E/kg, Bolus i. v. |
0,5 – 0,8 E/ml während der Dialyse |
Kontinuierliche ambulante Peritonealdialyse |
≤ 2 Jahre |
5 – 43 U/kg. |
Unzureichende Daten |
|
2 – 7 Jahre |
Keine Daten |
Keine Daten |
|
7 – 17 Jahre |
Keine Daten |
Unzureichende Daten |
Herzoperation |
≤ 2 Jahre |
350 E/kg/Operation, |
0,8 – 2,0 E/ml intraoperativ |
|
2 – 7 Jahre |
Keine Daten |
Keine Daten |
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7 – 17 Jahre |
> 150 – 311 E/kg/ Operation |
0,8 – 2,0 E/ml intraoperativ |
[Ref.]
Präparate im Handel
Injektionslösung (i.v./s.c.) 750 Anti-Xa-Einheiten/0,6 ml
Allgemein
Danaparoid ist lediglich von der Firma Aspen unter dem Handelsnamen Orgaran® als Injektionslösung zur intravenösen oder subkutanen Applikation erhältlich.
Das im Handel befindliche Präparat enthält Danaparoid in Form von Danaparoid-Natrium. Die Angabe der Wirkstoffkonzentration ist auf Danaparoid-Natrium bezogen.
Parenterale Anwendung
Präparate im Handel:
Präparat |
Darreichungsform |
Stärke |
Natriumgehalt |
Problematische Hilfsstoffe
|
Orgaran® |
Injektionslösung |
750 Anti-Xa-Einheiten/0,6 ml |
<23 mg/0,6 ml |
Natriumsulfit |
Anwendungshinweise:
- Injektion:
- subkutan oder intravenös
- Danaparoid-Natrium sollte nicht intramuskulär verabreicht werden
- Infusion:
- intravenös
- Empfohlene Verdünnung: 3 Ampullen (2250 E) Danaparoid-Natrium in 250 ml Infusionsflüssigkeit (Kochsalzlösung, Dextrose-Kochsalzlösung, Dextrose usw.) hinzufügen, um 9 E/ml zu erhalten
[Ref.]
Lieferengpässe/weitere praktische Informationen
Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)
Dosierungsempfehlungen
Behandlung einer tiefen Venenthrombose bei Patienten mit Heparin-induzierter Thrombozytopenie (HIT) |
|
Prophylaxe einer tiefen Venenthrombose bei Heparin-induzierter Thrombozytopenie (HIT) |
- Subkutan
-
<
2 Jahre
[1]
[2]
-
2 Jahre
bis
7 Jahre
[1]
-
7 Jahre
bis
18 Jahre
[1]
|
Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate
Anpassung bei Nierenfunktionsstörung wie angegeben:
GFR 50-80 ml/min/1.73 m2
Dosisanpassung nicht erforderlich.
GFR 30-50 ml/min/1.73 m2
Monitoring der Anti-Xa Spiegel
GFR 10-30 ml/min/1.73 m2
Monitoring der Anti-Xa Spiegel
GFR < 10 ml/min/1.73 m2
Eine generelle Empfehlung kann nicht gegeben werden.
Klinische Konsequenzen
Danaparoid wird hauptsächlich mit dem Urin ausgeschieden. Bei eingeschränkter Nierenfunktion ist mit einer Akkumulation von Danaparoid zu rechnen, wodurch sich das Risiko von Blutungen erhöht.
Klinische Folgen:
Die häufigste Komplikation bei der Heparin-Therapie sind Blutungen.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein
Folgende UAW wurden häufig oder gelegentlich beobachtet (≥0,1 %):
- Thrombozytopenie, Heparin-induzierte Thrombozytopenie
- Ausschlag, Purpura, makulo-papulöser Ausschlag, erythematöser Hautausschlag, Pruritus, Urtikaria
- Reaktion an der Injektionsstelle
- Blutung nach einem Eingriff, Hämatom nach einem Eingriff, eingriffsbedingte Hämorrhagie
[Ref.]
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Kontraindikationen allgemein
- Hämorrhagische zerebrovaskuläre Ereignisse in den vergangenen drei Monaten
- schwerer, nicht eingestellter Bluthochdruck
- aktives Magen-/Zwölffingerdarmgeschwür, es sei denn, dies ist der Grund für die Operation
- Diabetische Retinopathie
- Spinal- oder Epiduralanästhesie oder Lokal-/Regionalanästhesie, wenn Danaparoid-Natrium in den vorangehenden 24 Stunden zur Behandlung angewendet wurde
Folgende Kontraindikationen gelten nicht, wenn der Patient eine HIT hat und keine alternativen antithrombotischen Behandlungen verfügbar sind:
- schwere hämorrhagische Diathese, wie z.B. Hämophilie und idiopathische thrombozytopenische Purpura
- schwere Nieren- und Leberinsuffizienz
- akute bakterielle Endokarditis
- kürzliche (<1 Woche) oder akute Blutung (z.B. intrakraniell, gastrointestinal, intraokulär, pulmonal)
- Schädigung des Zentralnervensystems oder des Gehirns, spinale oder ophthalmologische Operationen
[Ref.]
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern
Gleichaltrige und gleich schwere Kinder können auf dieselbe Dosis unterschiedlich reagieren. Aus diesem Grunde muss die Dosis auf Basis der Plasma-Anti-Xa-Spiegel und der Balance zwischen der gewünschten Wirksamkeit und dem Blutungsrisiko bestimmt werden.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein
- Postoperative Blutungen:
- Danaparoid-Natrium kann nicht durch Protamin oder andere übliche Antagonisten neutralisiert werden.
- Auftretende postoperative Blutungen lassen sich nicht einfach stillen und können schwerwiegend sein
- Daher wird die Anwendung hauptsächlich für die postoperative Prophylaxe empfohlen und sollte nur für chirurgische Eingriffe bei Patienten erfolgen, für die kein anderes geeignetes Antithrombotikum verfügbar ist und die Operation nicht aufgeschoben werden kann, bis kein HIT-Antikörper mehr im Kreislauf vorhanden ist.
- Antikoagulationsaktivität:
- Die Überwachung der Antikoagulationsaktivität von oralen Antikoagulantien anhand der Prothrombinzeit und des Thrombotests ist bis zu 5 Stunden nach Anwendung von Danaparoid-Natrium unzuverlässig.
- Kreuzreaktivität:
- Das Risiko einer Antikörperinduzierten Thrombozytopenie und Thrombose (d.h. einer klinischen Kreuzreaktivität) während der Danaparoid-Natrium-Therapie ist sehr gering.
- Trotzdem sollte die Thrombozytenzahl in der ersten Behandlungswoche jeden Tag, in der zweiten und dritten Woche jeden zweiten Tag und danach wöchentlich bis monatlich überprüft werden.
- Wenn der Test auf Kreuzreaktivität mit Danaparoid-Natrium vor der Behandlung positiv ausfällt, aber Danaparoid-Natrium dennoch angewendet wird, sollte die Thrombozytenzahl bis zum Ende der Behandlung mit Danaparoid-Natrium jeden Tag überprüft werden.
- Blutungsgefahr:
- Danaparoid-Natrium sollte mit Vorsicht angewendet werden bei Patienten mit Krankheiten, die zu erhöhter Blutungsgefahr an lebenswichtigen Organen bzw. Stellen führen können.
- Spinal-/Epiduralanästhesie, Lumbalpunktion
- Innerhalb von 24 Stunden nach der Verabreichung von Danaparoid-Natrium in therapeutischen Dosen darf keine Spinal-/Epiduralanästhesie oder Lumbalpunktion vorgenommen werden.
Überdosierung
- Im Falle einer schweren Blutung, sofern sie nicht durch einen chirurgischen Fehler bedingt ist, muss die Gabe von Danaparoid-Natrium beendet und eine Transfusion von gefrorenem Frischplasma (FFP) oder, wenn die Blutung unkontrollierbar bleibt, eine Plasmapherese in Betracht gezogen werden.
- Obwohl Protamin die antikoagulatorische Wirkung von Danaparoid-Natrium teilweise aufhebt, ist die Bedeutung für die Aufhebung einer Blutung nicht eindeutig, und somit kann die Gabe von Protamin nicht empfohlen werden.
- Die Wirkung von Danaparoid-Natrium auf die Anti-Xa-Aktivität kann zurzeit mit keinem bekannten Mittel antagonisiert werden.
- Im Falle einer Überdosierung bei Kindern und Jugendlichen sollten geeignete Maßnahmen wie für Erwachsene beschrieben in Betracht gezogen werden.
[Ref.]
Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Wechselwirkungen
Das Interaktionspotential von Danaparoid beruht maßgeblich auf einem erhöhten Blutungsrisiko bzw. einem erhöten Hyperkaliämierisiko.
Sind Kombinationen, die das Blutungsrisiko erhöhen, erforderlich, sollten die Blutgerinnungsparameter engmaschig überprüft und die Patienten sorgfältig auf Anzeichen von Bltutungen überprüft werden.
Wirkstoffe, die das Blutungsrisiko erhöhen (ausgewählte Beispiele):
- Vitamin-K-Antagonisten, z.B. Phenprocoumon, Warfarin
- Defibrotid
- Dipyridamol
- Bromelain
- NSAIDs, z.B. Acetylsalicylsäure, Celecoxib, Diclofenac, Ibuprofen
Ist die gleichzeitige Behandlung von Danaparoid und anderen hyperkaliämisch wirkenden Arzneimitteln über mehr als 3-5 Tage erforderlich, ist das Serum-Kalium besonders sorgfältig zu überwachen. Ggf. sind Maßnahmen zur Verringerung des Serum-Kaliums zu ergreifen (Verringerung der Kalium-Zufuhr, Absetzen von hyperkaliämisch wirkenden Arzneimitteln).
Wirkstoffe, die das Hyperkaliämierisiko erhöhen (ausgewählte Beispiele):
- NSAIDs, z.B. Acetylsalicylsäure, Celecoxib, Diclofenac, Ibuprofen
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.
ANTITHROMBOTISCHE MITTEL
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Vitamin-K-Antagonisten |
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B01AA04
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Heparingruppe |
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B01AB04
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B01AB05
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B01AB06
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B01AB10
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B01AB01
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Thrombozytenaggregationshemmer, exkl. Heparin |
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B01AC06
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B01AC04
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B01AC09
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Direkte Thrombininhibitoren |
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B01AE07
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Direkte Faktor-Xa-Inhibitoren |
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B01AF01
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Andere antithrombotische Mittel |
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B01AX01
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Referenzen
-
Organon, SPC Orgaran (RVG 15006), www.cbg-meb.nl, accessed 28-10-13
-
Chan VH, Novel paediatric anticoagulants: a review of the current literature., Blood Coagul Fibrinolysis. , 2010 , Mar;21(2), 144-51
-
NKFK Workinggroup Acute Kidney Impairment, Extrapolation of KNMP risk analysis "Impaired renal function" for adults to children, 20 Dec 2021
-
Aspen, SmPC Orgaran® 750 Anti-Xa-Einheiten, Injektionslösung (43761.00.00), 11/2018
Änderungsverzeichnis
- 18 Mai 2022 16:04: Informationen zu Dosisanpassungen bei Patienten mit Nierenfunktionsstörungen hinzugefügt
- 01 September 2020 17:23: Neue Monographie
Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)
Überdosierung