Der Wirkungsmechanismus von Lithium ist noch nicht genau bekannt. Die enge Verwandtschaft von Lithium mit Natrium und Kalium ist möglicherweise für eine Reihe von pharmakologischen Wirkungen verantwortlich. Lithium wird überwiegend intrazellulär angereichert. Dadurch werden elektrophysiologische Eigenschaften von Neuronen und Membranen verändert.
Mit Hilfe eines populationspharmakokinetischen Modells [Landersdorfer 2017] wurden folgende kinetische Parameter von Lithiumcarbonat (als schnellfreisetzende Darreichungsform) bestimmt; die Clearance Cl und das Verteilungsvolumen Vd basieren auf der Lean Body Mass (Magermasse):
T½ (h) | 28.5 |
Cl (L/h/53 kg LBM)0.75 | 1,64 (Standardfehler 3 %) |
Vd (L/53 kg LBM) | 23,6 (Standardfehler 5.1 %) |
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Retardtabletten 400 mg, 450 mg
Die im Handel befindlichen Präparate enthalten Lithium in der Form von Lithiumcarbonat. In Deutschland befindet sich kein schnellfreisetzendes Präparat im Vertrieb.
Umrechnungsfaktor: 1 mmol Lithium ≙ 37 mg Lithiumcarbonat
Präparate im Handel:
Präparat | Darreichungsform | Stärke (Lithiumcarbonat) | Applikationsweg | Natriumgehalt | Problematische Hilfsstoffe | Anwendungshinweis |
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Hypnorex retard | Retardtabletten | 400 mgT2 (≙ 10,8 mmoL Lithium) | oral | natriumfrei | - | Die Retardtabletten sollen unzerkaut mit reichlich Flüssigkeit eingenommen werden. Die Lithiummedikation sollte immer zu einer festgesetzten Zeit eingenommen werden. |
Quilonum® retard | Retardtabletten | 450 mgT2 (≙ 12 mmoL Lithium) | oral | natriumfrei | Lactose (140,1 mg/Tbl.) |
T2: teilbar in zwei gleiche Dosen, „natriumfrei“: weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Einheit
Die Fachinformationen wurden am 25.10.2022 aufgerufen.
Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)
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Akute manische Episoden und als Erhaltungstherapie bei bipolarer Störung (Lithiumcarbonat) |
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• GFR 10-50 ml/min/1,73 m2:
Vorzugsweise nicht verwenden. Falls trotzdem Lithiumcarbonat angewendet wird:
- Beginn mit 50 % der normalen Dosis, keine Anpassung des Dosierungsintervalls.
- Kontrolle des Lithium-Talspiegels und bei Bedarf Dosierung anpassen. Nach dem Erreichen eines stabilen Talspiegels: alle 3-6 Monate den Talspiegel und die Nierenfunktion 2x pro Jahr kontrollieren.
• GFR <10 ml/min/1,73 m2:
- Kontraindiziert
Bei herabgesetzter Nierenfunktion nimmt die renale Clearance von Lithium ab. Hierdurch erhöht sich das Risiko von Nebenwirkungen.
Symptome eines zu hohen Lithiumspiegels sind u.a. Erbrechen, Diarrhoe, Lallen und Schwanken, Muskelzuckungen und Muskelschwäche, Schläfrigkeit und Benommenheit. Langfristige hohe Spiegel können zu einer irreversiblen Schädigung der Nieren führen.
Eine chronische Intoxikation kann bei dauerhaft mit Lithium behandelten Patienten, durch Erhöhung der Dosierung oder durch eine herabgesetzte Clearance auftreten. In diesem Fall hat sich bereits ein Gleichgewicht zwischen der Lithiummenge im Blut und den Organen gebildet, zudem gibt eine gewisse Korrelation zwischen der Lithium Serumkonzentration und klinischen Symptomen. Der Abbau von Lithium aus den Organen braucht lange, sodass die Eliminationshalbwertszeit etwa 60 Stunden beträgt.
Lithium hat eine geringe therapeutische Breite. Der prophylaktische Spiegel liegt zwischen 0.4-0.8 mmol/l, der therapeutische Spiegel zwischen 0.8-1.2 mmol/l. Toxische Symptome können ab 1.5 mmol/l auftreten, aber auch schon bei therapeutischen Spiegeln.
Weitere Hinweise:
Risikofaktoren sind Herzinsuffizienz und eine Änderung der Wasser-/Natriumeinnahme.
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Bei therapeutischen Spiegeln: Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe, Tremor, Konzentrationsstörungen, Gewichtszunahme, Psoriasis, Akne, Alopezie, Polyurie, Polydipsie, Struma, Hypothyreose, kognitive Störungen.
Häufig (1-10 %): Gewichtszunahme
Selten (0,01-0,1 %): Hyperthyreosen, Myasthenia gravis
Sehr selten (<0,01 %): Alopezie, Akne oder akneiforme Ausschläge, Follikulitiden, Pruritus, Auftreten oder Exazerbationen von Psoriasis, Hautausschläge, Hautgeschwüre oder andere Zeichen von Überempfindlichkeit, nephrotisches Syndrom
Häufigkeit nicht bekannt: Polydipsie, Muskelschwäche sowie feinschlägiger Tremor der Hände, malignes neuroleptisches Syndrom (bei gleichzeitiger Gabe von Neuroleptika), Serotoninsyndrom (bei gleichzeitiger Gabe von Arzneimitteln mit serotonerger Wirkung), Übelkeit, Brechreiz, Durchfall, Polyurie, allgemeines Unwohlsein, Schwindel, Leukozytose, euthyreote Struma, Hypothyreosen, Hyperglykämie, Hyperparathyreoidismus, Hyperkalzämie, Hypermagnesiämie, Verwirrung, Halluzinationen, Delirium, Tremor, v. a. feinschlägiger Tremor der Hände, verwaschene Sprache, Myoklonus, Faszikulationen, benigne intrakraniale Hypertension, Kopfschmerzen, Geschmacksstörungen, Gedächtnisverlust, Stupor, Koma, Schwindel, Bewusstseinseinschränkung, anormale Reflexe (z. B. anormaler Sehnenreflex), Krampfanfälle, extrapyramidalmotorische Symptome, Enzephalopathie, zerebelläres Syndrom (gewöhnlich reversibel), unwillkürliche Bewegungen der Extremitäten, Ataxie, choreoathetotische Bewegungen, Synkopen, Koordinationsstörungen, Benommenheit, Somnolenz, Stürze, periphere Neuropathie, Nystagmus, Gesichtsfeldausfälle, verschwommenes Sehen, Augenreizung (in den meisten Fällen reversibel), Exophthalmus (nicht immer in Verbindung mit Schilddrüsenerkrankungen), Schwellung der Papille durch erhöhten intrakraniellen Druck (Papillenödem) mit möglicher Sehverschlechterung (im Allgemeinen reversibel), Arrhythmien (meist Bradykardie, Sinusknotendysfunktion), EKG- Veränderungen (z. B. reversible T-Wellen-Abflachung, T-Wellen-Inversion, QT-Verlängerungen), Kardiomyopathien, AV-Block, Kreislaufversagen, Hypotonie, Raynaud-Syndrom, abdominelle Beschwerden, Anorexie, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Gastritis, Störung der Geschmacksempfindung, Mundtrockenheit sowie exzessive Speichelproduktion, lichenoide Arzneimittelreaktion, Muskelschwäche, Myalgie, Arthralgie, Rhabdomyolyse, initial Natrium- und Kaliumverlust, Symptome eines nephrogenen Diabetes insipidus wie z. B. Polyurie, Polydipsie sowie Harninkontinenz (normalerweise reversibel beim Absetzen), morphologische Nierenveränderungen (nach langjähriger Behandlung), Bildung von Mikrozysten, Onkozytomen, Karzinomen der Sammelrohre der Niere und Einschränkung der Nierenfunktion (bei Langzeitbehandlung), Impotenz/sexuelle Dysfunktion, periphere Ödeme, Urtikaria, Angioödem
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
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Nierenfunktionsstörung, schwere Herzerkrankung oder Hirnschädigung.
Brugada-Syndrom oder familiärer Hintergrund von Brugada-Syndrom, ausgeprägte Hyponatriämie [SmPC]
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Zusammenfassung:
Führt zu herabgesetztem Reaktions- und Konzentrationsvermögen, Plasmaspiegel und Kreatininkonzentration regelmäßig kontrollieren, Risiko der Intoxikation bei reduzierter Aufnahme und/oder Verlust von NaCl und Flüssigkeit, Herz- und Schilddrüsenfunktion sind ebenfalls zu kontrollieren.
Die Einnahme kann zu einem herabgesetzten Reaktions- und Konzentrationsvermögen führen. Viele alltägliche Tätigkeiten können hierdurch eingeschränkt werden.
Da die therapeutische Breite gering ist und Kumulation auftreten kann, muss der Lithium-Plasmaspiegel zu Behandlungsbeginn und nach jeder Veränderung der Dosierung ein bis zwei Mal pro Woche kontrolliert werden (bei einem akuten Manieanfall alle zwei Tage zum selben Zeitpunkt); danach einmal pro Monat, bei gut eingestellten Patienten alle 2-3 Monate. Bei einem normalen Präparat wird der Talspiegel bestimmt; bei einem Präparat mit modifizierter Wirkstofffreisetzung wird der Plasmaspiegel 12 Stunden nach der letzten eingenommenen Dosis bestimmt. Auch bei der Umstellung von einer schnellfreisetzenden Tablette auf eine Tablette mit verzögerter Wirkstofffreisetzung muss der Plasmaspiegel erneut bestimmt werden.
Umstände, bei denen es zu einer reduzierten Aufnahme oder einem erheblichen Verlust von NaCl und Flüssigkeit kommt (z.B. Erbrechen, lang anhaltende Diarrhoe, Grippe, Behandlung mit Diuretika und übermäßiges Schwitzen), können zu einem Anstieg der Lithium-Plasmaspiegel und einer Lithium-Intoxikation führen.
Die langfristige Verabreichung von Lithium in hohen Dosen kann sich nierenschädigend auswirken. Während der Lithiumtherapie muss daher regelmäßig die Kreatininkonzentration kontrolliert werden. Die Herzfunktion muss zu Behandlungsbeginn und danach in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden. Außerdem ist die Schilddrüsenfunktion drei Monate nach Therapiebeginn und danach als sechs bis zwölf Monate zu kontrollieren.
Empfohlene Kontrolluntersuchungen finden Sie hier.
Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.
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Interaktionspartner |
Grund |
Handlungsempfehlung |
ACE-Inhibitoren und Sartane |
erhöhtes Risiko einer Lithium-Intoxikation |
Sorgfältige Überwachung der Lithium-Serumkonzentration und ggf. Dosisanpassung. |
Aciclovir (i.v.) |
erhöhtes Risiko einer Lithium-Intoxikation |
Sorgfältige Überwachung der Lithium-Serumkonzentration und ggf. Dosisanpassung. |
Antiphlogistika (Prostaglandinsynthese-Inhibitoren: Coxibe, NSAIDs, Glucocorticoide) |
erhöhtes Risiko einer Lithium-Intoxikation |
Sorgfältige Überwachung der Lithium-Serumkonzentration und ggf. Dosisanpassung. |
Carbamazepin |
erhöhte Lithium-Serumkonzentration möglich, neurotoxische Symptome möglich |
Sorgfältige Überwachung auf neurotoxische Symptome. Dosierungen so wählen, dass die Carbamazepin Plasmakonzentrationen 8 µg/ml nicht überschreiten und die Lithium Plasmakonzentrationen innerhalb von 0,3 bis 0,8 mmol/L (entsprechend 2-5,5 µg/ml) liegen. Bei schwerer Neurotoxizität Lithium absetzen. Eine Behandlung mit Neuroleptika soll länger als 8 Wochen zurückliegen. |
Calcium-Antagonisten (Diltiazem, Verapamil, Nifedipin) |
neurotoxische Symptome möglich |
Sorgfältige Überwachung der Lithium-Serumkonzentration und ggf. Dosisanpassung. |
Chlortalidon |
erhöhte Lithium-Serumkonzentration möglich |
Sorgfältige Überwachung der Lithium-Serumkonzentration und ggf. Dosisanpassung. |
Diuretika (v.a. Thiazide, Kaliumsparende Schleifendiuretika, Carboanhydrase-Hemmer) |
erhöhtes Risiko einer Lithium-Intoxikation |
Sorgfältige Überwachung der Lithium-Serumkonzentration (innerhalb der ersten fünf-zehn Tagen nach Zugabe oder Absetzen eines Diuretikums) und ggf. Dosisanpassung. |
Kaliumiodid/Povidon-Iod |
Iod-Dosen über 1 mg/Tag: erhöhtes Risiko für Hypothyreose und Struma |
Überwachung der Schilddrüsenfunktion |
Muskelrelaxantien |
verlängerte Wirkung der Muskelrelaxantien |
Lithium soll 48 Stunden vor einer geplanten Operation abgesetzt werden. Anschließend kann sofort wieder mit Lithium therapiert werden, vorausgesetzt, Nierenfunktion und Elektrolythaushalt liegen im Normbereich. Werden dennoch während einer Lithiumbehandlung periphere Muskelrelaxantien eingesetzt, soll eine möglicherweise verstärkte oder verlängerte muskelrelaxierende Wirkung (Atemdepression) bedacht werden. |
Natriumbicarbonat |
erniedrigte Lithium-Serumkonzentration möglich |
Kombination vermeiden |
Neuroleptika |
neurotoxische Symptome möglich |
Sorgfältige Überwachung auf neurotoxische und kardiotoxische Symptome (EKG). Bei den ersten neurotoxischen Anzeichen (starke Benommenheit, Bewegungsstörungen) sowie bei einer Verlängerung der frequenzkorrigierten QTc-Zeit von mehr als 60 ms bzw. auf über etwa 460-500 ms sollen die gefährdenden Arzneimittel abgesetzt werden. |
Substanzen, die den Serotonin-Stoffwechsel beeinflussen können (MAO-Hemmer, SSRI, Antidepressiva, Triptane, Methadon, Levomethadon) |
erhöhtes Risiko eines Serotonin-Syndroms mit oder ohne erhöhten Lithiumspiegel |
Überwachung auf Symptome eines Serotonin-Syndroms und der Lithium-Serumkonzentration. |
Substanzen, die das QT Intervall verlängern (Tricyclische Antidepressiva, Antiarrhythmika, Makrolid-Antibiotika, Fluorchinolone, Methadon, H1-Antihistaminika) |
erhöhtes Risiko von ventrikulären Tachykardien (Torsade de pointes) |
Sorgfältige elektrokardiographische Überwachung bei möglichst niedriger Dosierung. Elektrolytstörungen sollen vor der Anwendung korrigiert werden. Bei einer Verlängerung der frequenzkorrigierten QTc-Zeit von mehr als 60 ms bzw. auf über etwa 460-500 ms sollen die gefährdenden Arzneimittel abgesetzt werden. Außerdem sollen die Patienten über das Risiko der Herzrhythmusstörung informiert werden und bei Schwindel und Ohnmachtsanfällen sowie bei Durchfall oder Erbrechen (Elektrolytstörungen) umgehend einen Arzt aufsuchen. |
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.
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Butyrophenon-Derivate | ||
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Haldol®
|
N05AD01 | |
Dipiperon®
|
N05AD05 |
Diphenylbutylpiperidin-Derivate | ||
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Orap®
|
N05AG02 |
Diazepine, Oxazepine, Thiazepine und Oxepine | ||
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Leponex®
|
N05AH02 | |
Zyprexa®
|
N05AH03 | |
Seroquel®
|
N05AH04 |
Andere Antipsychotika | ||
---|---|---|
Abilify®, Abilify Maintena®, Aripipan, Arpoya, Arpilif
|
N05AX12 | |
Risperdal®
|
N05AX08 |
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