Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen

Überdosierung
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Phenobarbital

Wirkstoff
Phenobarbital
Handelsname
Luminaletten®, Luminal®
ATC-Code
N03AA02

Pharmakodynamik

Phenobarbital gehört zu den Barbituraten. Der Wirkmechanismus der Barbiturate ist noch nicht vollständig bekannt. Es wird eine Verstärkung der GABA-vermittelten Hemmung der synaptischen Übertragung durch Angriff am GABA-Rezeptor-Chloridkanal-Komplex angenommen. Daneben unterdrücken Barbiturate präsynaptisch die Freisetzung exzitatorischer Transmitter und hemmen – vor allem in höherer Konzentration – die Entladung der Nervenzellen. Synchrone Entladungen werden stärker gehemmt als Einzelimpulse, was für die antikonvulsiven Eigenschaften von Bedeutung ist. Es wird diskutiert, dass Barbiturate postsynaptisch Glutamat-Rezeptorkanäle inhibieren. Die Unterdrückung der ZNS-Aktivität ist dosisabhängig. Mit ansteigender Dosis wird aus der hemmenden eine hypnotische und narkotische Wirkung. Daneben besitzt Phenobarbital eine ausgeprägte antikonvulsive Wirkung.

Pharmakokinetik bei Kindern

Die folgenden pharmakokinetischen Parameter wurden bei Neugeborenen ermittelt [Gonzalez 1993, Marsot 2014 und Touw 2000]:

t1/2 (h)  
114,2 ± 43 (1-10 Tage PNA)
73,19 ± 24,17 (11-30 Tage PNA)
41,23 ± 13,95 (31-70 Tage PNA)
Cl (ml/kg/h) 4,3 (2,1-6,4)
Vd (l/kg)  
0,71 (0,34-1,24)


Hypothermie beeinflusst die Pharmakokinetik von Phenobarbital bei Neugeborenen nicht [van den Broek 2012, Filippi 2011, Shellhaas 2013 und Šíma 2015], obwohl die Schwere der Asphyxie zu einer Abnahme der Clearance von Phenobarbital zu führen scheint [Pokorna et al. 2019].
Die Phenobarbital-Clearance ist bei Neugeborenen und Säuglingen [Median 6,5-8,1 ml/h/kg bzw.) bei der ECMO erhöht [Pokorna et al. 2018].

Erwachsene:

t1/2 (h) 75 – 120
Cl (ml/kg/h) -
Vd (l/kg) 0,66 – 0,88
tmax 0,5 – 4 h (oral)
20 – 60 min (i.v.)
Elimination/Tag 10 – 20 %
Die Eliminationsgeschwindigkeit von Phenobarbital ist altersabhängig. Bei Kindern und Jugendlichen ist sie höher, bei Neugeborenen ist die Elimination deutlich langsamer. Daher sollte das Alter der Patienten bei der Festlegung der Dosis berücksichtigt werden.

[Ref.]

Allgemeine Anmerkungen

Keine erste Wahl bei Epilepsie aufgrund von Hyperreaktivität. Erste Wahl bei Neugeborenen.

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Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Neonatale Konvulsionen; Status epilepticus
    • intravenös
      • Frühgeborene: off-label
      • Reifgeborene bis <18 Jahre: zugelassen*
  • Epilepsie (alle Anfälle), Erhaltung nach neonatalen Konvulsionen/Status epilepticus
    • oral
      • Frühgeborene: off-label
      • Reifgeborene bis <18 Jahre: zugelassen*
    • intravenös
      • Frühgeborene: off-label
      • Reifgeborene bis <18 Jahre: zugelassen*
  • Nicht-opioid-assoziiertes Neonatales Abstinenzsyndrom (NAS)
    • intravenös
        • Früh- und Reifgeborene: off-label
  • Sedierung
    • intravenös
      • Früh- und Reifgeborene: off-label

*<6 Wochen: Dosis >4 mg/kg/Tag: off-label, ≥6 Wochen bis <1 Jahr: Dosis >8 mg/kg/Tag: off-label

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Intravenös/intramuskulär bei

  • Epilepsie
  • Status epilepticus

Neugeborene und Säuglinge bis zu 6 Wochen:

  • Neugeborene und Säuglinge bis zu 6 Wochen benötigen eine höhere Initialdosis von 10(– 20) mg/kg Körpergewicht i. v., die üblicherweise als langsame i. v.-Infusion gegeben wird. Erhaltungsdosen von 3 – 4 mg i. v. oder p.o./kg Körpergewicht/Tag sind zur Aufrechterhaltung der Serumkonzentrationen in Höhe von 15 – 40 μg/ml in dieser Altersgruppe ausreichend.

Säuglinge von 6 Wochen bis zu 1 Jahr:

  • Bei Säuglingen von 6 Wochen bis zu 1 Jahr kann die Anfangsdosis von 3 – 4 mg/kg Körpergewicht/Tag aufgrund des höheren Grundumsatzes auf eine Erhaltungsdosis von bis zu 8 mg/kg Körpergewicht/Tag erhöht werden.

Kinder:

  • Bei Kindern beträgt die Anfangsdosis insgesamt 3 – 4 mg/kg Körpergewicht/Tag. Aufgrund der hohen interindividuellen Variabilität des Metabolismus kann eine Anpassung der Erhaltungsdosis im weiteren Verlauf der Behandlung erforderlich werden

[Ref.]

Oral

  • bei verschiedenen Formen der Epilepsie (Grand-mal, Impulsiv-Petit-mal)
  • als Grand-mal-Schutz bei Petit-mal-Anfällen im Kindesalter

Neugeborene und Säuglinge bis zu 6 Wochen:

  • Neugeborene und Säuglinge bis zu 6 Wochen benötigen eine höhere Initialdosis von 10(– 20) mg/kg Körpergewicht i. v., die üblicherweise als langsame i. v.-Infusion gegeben wird. Erhaltungsdosen von 3 – 4 mg i. v. oder p.o./kg Körpergewicht/Tag sind zur Aufrechterhaltung der Serumkonzentrationen in Höhe von 15 – 40 μg/ml in dieser Altersgruppe ausreichend.

Säuglinge von 6 Wochen bis zu 1 Jahr:

  • Bei Säuglingen von 6 Wochen bis zu 1 Jahr kann die Anfangsdosis von 3 – 4 mg/kg Körpergewicht/Tag aufgrund des höheren Grundumsatzes auf eine Erhaltungsdosis von bis zu 8 mg/kg Körpergewicht/Tag erhöht werden.

Kinder:

  • Bei Kindern beträgt die Anfangsdosis insgesamt 3 – 4 mg/kg Körpergewicht/Tag. Aufgrund der hohen interindividuellen Variabilität des Metabolismus kann eine Anpassung der Erhaltungsdosis im weiteren Verlauf der Behandlung erforderlich werden

[Ref.]

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Präparate im Handel

Tabletten 15 mg, 100 mg
Injektionslösung 200 mg/mL

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke (Phenobarbital) Applikationsweg Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe Anwendungshinweis Altersangabe
Luminaletten® Tabletten 15 mgT1, M oral k.A. Lactose (40 mg/Tbl.) Die Tabletten sind auf zwei Dosen über den Tag verteilt mit etwas Flüssigkeit (ca. ½ Glas Wasser) einzunehmen. ab 0 Jahren
Luminal® Tabletten 100 mgT2, T14, M oral k.A. Lactose (36 mg/Tbl.) ab 0 Jahren
Phenobarbital-neuraxpharm® Tabletten 15 mgT2, M
100 mgT4, M
oral k.A. Lactose Kinder
Luminal® Injektionslösung 200 mg/mL intramuskulär, intravenös natriumfrei Ethanol (83 mg/Ampulle)
Propylenglykol (700 mg/Ampulle)
- ab 0 Jahren


T4: teilbar in vier gleiche Dosen, T2: teilbar in zwei gleiche Dosen, T14: nur viertelbar zur erleichterten Einnahme, T1: nur teilbar zur erleichterten Einnahme, M: mörserbar, k.A.: keine Angabe, „natriumfrei“: weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Einheit

Die Fachinformationen wurden am 03.01.2023 aufgerufen.

Neben den aufgeführten Präparaten befinden sich diverse weitere Fertigarzneimittel im Handel.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

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Dosierungsempfehlungen

Neonatale Konvulsionen; Status epilepticus
  • Intravenös
    • Frühgeborene, Gestationsalter < 36 Wochen
      [15] [16]
      • 20 mg/kg/Dosis, einmalig. Falls notwendig, nach 1 Stunde eine zweite Dosis von 10 mg/kg verabreichen. Bei persistierenden Anfällen: Falls notwendig, weitere 10 mg/kg/Dosis verabreichen.
      • Bei persistierenden Anfällen: Midazolam verabreichen
        Serumkonzentration: 10-40 microg./ml
        Wegen des Akkumulationsrisikos: Serumkonzentration am Tag 3 nach Therapiebeginn bestimmen. Dosis-Titration je nach klinischem Bild und Serumkonzentration.
        off-label

    • Reifgeborene, Gestationsalter ≥ 36 Wochen
      [15] [16]
      • 20 mg/kg/Dosis, einmalig. Falls notwendig, nach 1 Stunde eine zweite Dosis von 10 mg/kg verabreichen. Bei persistierenden Anfällen: Falls notwendig, weitere 10 mg/kg/Dosis verabreichen.
      • Bei persistierenden Anfällen: Midazolam verabreichen
        Serumkonzentration: 10-40 microg./ml
        Wegen des Akkumulationsrisikos: Serumkonzentration am Tag 3 nach Therapiebeginn bestimmen. Dosis-Titration je nach klinischem Bild und Serumkonzentration.

    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [1] [23] [24]
      • 20 mg/kg/Dosis, bei Bedarf wiederholen.
      • Langsam über 15 min verabreichen.

Epilepsie (alle Anfälle), Erhaltung nach neonatalen Konvulsionen/Status epilepticus
  • Oral
    • Frühgeborene, Gestationsalter < 36 Wochen
      [2] [13] [14] [15] [16] [20]
      • Postnatales Alter 1 bis 14 Tage: 2,5 - 5 mg/kg/Tag in 1 - 2 Dosen
        Postnatales Alter 14 bis 28 Tage: 6 mg/kg/Tag in 1 - 2 Dosen

      • Die Fortführung von Antiepileptika nach der Akutphase (Asphyxie) scheint bei strukturellen Auffälligkeiten im MRT, die epileptogen sein können, angezeigt.
        Talspiegel: 10-40 microg./ml
        off-label

    • Neugeborene, Gestationsalter ≥ 36 Wochen und ≥ 2,5 kg
      [2] [13] [14] [15] [16] [20]
      • Mit und ohne Hypothermie:
        Postnatales Alter 1 bis 14 Tage: 2,5-5 mg/kg/Tag in 1-2 Dosen
        Postnatales Alter 14 bis 28 Tage: 6 mg/kg/Tag in 1-2 Dosen

      • Die Fortführung von Antiepileptika nach der Akutphase (Asphyxie) scheint bei strukturellen Auffälligkeiten im MRT, die epileptogen sein können, angezeigt.
        Talspiegel: 10-40 microg./ml

    • 1 Monat bis 2 Jahre
      [1] [3]
      • 7 - 10 mg/kg/Tag in 1 - 2 Dosen.
      • Talspiegel: 10-40 microg./ml

    • 2 Jahre bis 10 Jahre
      [1] [3]
      • 3 - 7 mg/kg/Tag in 1 - 2 Dosen.
      • Talspiegel: 10-40 microg./ml

    • 10 Jahre bis 18 Jahre
      [1] [3]
      • 2 - 3 mg/kg/Tag in 1 - 2 Dosen.
      • Talspiegel: 10-40 microg./ml

  • Intravenös
    • Frühgeborene, Gestationsalter < 36 Wochen
      [13] [14] [15] [16] [20]
      • Postnatales Alter 1 bis 14 Tage: 2,5 - 5 mg/kg/Tag in 1 - 2 Dosen
        Postnatales Alter 14 bis 28 Tage: 6 mg/kg/Tag in 1 - 2 Dosen

      • Die Fortführung von Antiepileptika nach der Akutphase (Asphyxie) scheint bei strukturellen Auffälligkeiten im MRT, die epileptogen sein können, angezeigt.
        Talspiegel: 10-40 microg./ml
        off-label

    • Neugeborene, Gestationsalter ≥ 36 Wochen und ≥ 2,5 kg
      [13] [14] [15] [16] [20]
      • Mit und ohne Hypothermie:
        Postnatales Alter 1 bis 14 Tage: 2,5-5 mg/kg/Tag in 1 - 2 Dosen
        Postnatales Alter 14 bis 28 Tage: 6 mg/kg/Tag in 1 - 2 Dosen

      • Die Fortführung von Antiepileptika nach der Akutphase (Asphyxie) scheint bei strukturellen Auffälligkeiten im MRT, die epileptogen sein können, angezeigt.
        Talspiegel: 10-40 microg./ml

    • 1 Monat bis 2 Jahre
      [1] [3]
      • 7 - 10 mg/kg/Tag in 1 - 2 Dosen.
      • Talspiegel: 10-40 microg./ml

    • 2 Jahre bis 10 Jahre
      [1] [3]
      • 3 - 7 mg/kg/Tag in 1 - 2 Dosen.
      • Talspiegel: 10-40 microg./ml

    • 10 Jahre bis 18 Jahre
      [1] [3]
      • 2 - 3 mg/kg/Tag in 1 - 2 Dosen.
      • Talspiegel: 10-40 microg./ml

Nicht-opioid-assoziiertes Neonatales Abstinenzsyndrom (NAS)
  • Intravenös
    • Frühgeborene, Gestationsalter < 37 Wochen
      [15] [17]
      • Initialdosis: 10 mg/kg/Dosis, bei Bedarf wiederholen. Erhaltungsdosis: nach Finnegan Score:

        Finnegan Score Dosis
        8-10 6 mg/kg/Tag in 3 Dosen
        11-13 8 mg/kg/Tag in 3 Dosen
        14-16 10 mg/kg/Tag in 3 Dosen
        >17 12 mg/kg/Tag in 3 Dosen

        Wenn der FS bei 3 aufeinanderfolgenden Scores gestiegen ist, die Dosis erhöhen.
        Auch wenn der FS für 48 Stunden im gleichen Bereich bleibt (d.h. nicht abnimmt), die Dosis erhöhen.
        Wenn der FS innerhalb von 48 Stunden in einen niedrigeren Bereich fällt, die Dosis verringern.
        Wenn der FS für 48 Stunden <8 ist, die Dosis nach folgendem Schema ausschleichen: 6 mg/kg/24 Stunden in 3 Dosen
        4 mg/kg/24 Stunden in 2 Dosen
        2 mg/kg/24 Stunden in 1 Dosis und dann absetzen.
      • off-label

    • Reifgeborene, Gestationsalter ≥ 37 Wochen
      [15] [17]
      • Initialdosis: 10 mg/kg/Dosis, bei Bedarf herhalen. Erhaltungsdosis: nach Finnegan Score:

        Finnegan Score Dosis
        8-10 6 mg/kg/Tag in 3 Dosen
        11-13 8 mg/kg/Tag in 3 Dosen
        14-16 10 mg/kg/Tag in 3 Dosen
        >17 12 mg/kg/Tag in 3 Dosen

        Wenn der FS bei 3 aufeinanderfolgenden Scores gestiegen ist, die Dosis erhöhen.
        Auch wenn der FS für 48 Stunden im gleichen Bereich bleibt (d.h. nicht abnimmt), die Dosis erhöhen.
        Wenn der FS innerhalb von 48 Stunden in einen niedrigeren Bereich fällt, die Dosis verringern.
        Wenn der FS für 48 Stunden <8 ist, die Dosis nach folgendem Schema ausschleichen: 6 mg/kg/24 Stunden in 3 Dosen
        4 mg/kg/24 Stunden in 2 Dosen
        2 mg/kg/24 Stunden in 1 Dosis und dann absetzen.
      • off-label

Sedierung
  • Intravenös
    • Frühgeborene, Gestationsalter < 37 Wochen
      [15]
      • 5 - 10 mg/kg/Dosis, einmalig.
      • Für diese Indikation gibt es keine Belege in der Literatur. Phenobarbital wird gelegentlich in dieser Indikation eingesetzt, wenn Midazolam (aufgrund von Schleimbildung) und Morphin (aufgrund von Apnoe) weniger geeignet sind.
        off-label

    • Reifgeborene, Gestationsalter ≥ 37 Wochen
      [15]
      • 5 - 10 mg/kg/Dosis, einmalig.
      • Für diese Indikation gibt es keine Belege in der Literatur. Phenobarbital wird gelegentlich in dieser Indikation eingesetzt, wenn Midazolam (aufgrund von Schleimbildung) und Morphin (aufgrund von Apnoe) weniger geeignet sind.
        off-label

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Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.

GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.

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Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Stark sedierend (jedoch mit Gewöhnungseffekt). Bei Kindern können paradoxe Erregung und Hyperaktivität auftreten.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Sehr häufig (>10 %): Verwirrtheit, Schwindelgefühl, Kopfschmerz, Störung der Koordination von Bewegungsabläufen (Ataxie), kognitive Störungen, unerwünscht starke Beruhigung, Störung der Sexualfunktion (verminderte Libido, Impotenz), Müdigkeit (Schläfrigkeit, Mattigkeit, Benommenheit, verlängerte Reaktionszeit)

Häufig (1-10 %): paradoxe Erregungszustände bei älteren Patienten

Gelegentlich (0,1-1 %): Knochenmarkschäden, Störung der Blutbildung (Megaloblastenanämie) nach Langzeitanwendung, Unverträglichkeitsreaktionen [Fieber, Leberfunktionsstörungen, Hepatitis, Lymphknotenschwellung, Leukozytose (Vermehrung
der weißen Blutkörperchen), Lymphozytose, erhöhte Lichtempfindlichkeit (Photosensibilisierung), Hautausschlag, schwere Hautreaktionen ( z. B. exfoliative Dermatitis, Erythema multiforme)], depressive Verstimmungszustände, Kreislaufstörungen (einhergehend mit erniedrigtem Blutdruck, bis hin zum Schock), Übelkeit, Erbrechen, Obstipation, Oberbauchbeschwerden, Leberschäden, Nierenschäden

Sehr selten (<0,01 %): Stevens-Johnson-Syndrom (SJS), toxische epidermale Nekrolyse (TEN), Dupuytrensche Kontraktur (die üblicherweise beidseitig auftritt und häufig mit einer Verdickung der Fingergelenke und Bindegewebsvermehrung an den Fußsohlen vergesellschaftet ist), Periarthritis humeroscapularis („frozen shoulder“)

Häufigkeit nicht bekannt: Blutbildveränderungen wie Leukozytose, Lymphozytose, Leukopenie, Agranulozytose oder Thrombozytopenie (Vermehrung oder Verminderung weißer Blutkörperchen, Verminderung von Blutplättchen), allergische Kreuzreaktionen
mit anderen Antiepileptika, Atemdepression, Arzneimittelexanthem mit Eosinophilie und systemischen Symptomen (DRESS-Syndrom), Pemphigus vulgaris (schwere blasenbildende Hauterkrankung), allgemeiner Gelenkschmerz, Minderung der Serumkonzentration der Schilddrüsenhormone (insbesondere bei einer kombinierten Therapie mit anderen Antiepileptika), Absinken des Folsäurespiegels

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

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Kontraindikationen bei Kindern

Hyperkinesie bei Kindern.

Kontraindikationen allgemein

  • akute Alkohol-, Schlafmittel- und Schmerzmittelvergiftung sowie bei Vergiftung durch Anregungsmittel oder dämpfende Psychopharmaka
  • akute hepatische Porphyrie
  • schwere Leberfunktionsstörungen
  • schwere Atemdepression

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

BEI KINDERN UNTER 5 JAHREN: Die i.v. zu verabreichende Flüssigkeit enthält Propylenglykol und Alkohol. Es gibt keine Alternativprodukte, die diese Hilfsstoffe nicht oder in geringerem Maße enthalten. Bei Säuglingen und Kleinkindern mit unerklärlicher metabolischer Azidose muss eine mögliche Propylenglykol-Intoxikation in Betracht gezogen werden.

Kontrollieren Sie zu Therapiebeginn und bei Beschwerden die Leber- und Nierenfunktion. Bei Leberfunktionsstörungen Dosierung anpassen. Zu Beginn der Erhaltungsdosierung kann - insbesondere bei Kindern unter 1 Jahr - der Wirkstoff kumulieren. Die Dosierung muss je nach klinischem Bild und Messung der Serumkonzentration (an Tag 3 nach Beginn) angepasst werden. Erste Anzeichen einer Überdosierung: Sedierung.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

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Wechselwirkungen

Die standardisierte Wechselwirkungsrecherche des Kinderformulariums hat folgende klinisch relevante Wechselwirkungen ergeben:

Phenobarbital ist ein Induktor diverser CYP-Enzyme, darunter CYP2B6, CYP2C8, CYP2C9 und CYP3A4 (Abschnitt in Fachinformation zu Biotransformation beachten). Daneben induziert Phenobarbital das P-Glykoprotein, UDP- und UGT-Glucuronosyltransferasen und beeinflusst weitere Stoffwechselwege, über teils ungeklärte Mechanismen. Ebenso kann der Metabolismus von Phenobarbital durch diverse Interaktionspartner beeinflusst werden.

Phenobarbital zeichnet sich durch ein hohes Interaktionspotential aus. Aus diesem Grund muss die Medikation individuell auf Wechselwirkungen überprüft und ggf. durch geeignete Maßnahmen wie Drug Monitoring überwacht werden.

Interaktionspartner Grund Handlungsempfehlung
CYP3A4-Substrate Steigerung des Metabolismus der Interaktionspartner durch CYP-Induktion. Erniedrigte Serumkonzentration und (stark) verringerte Wirkung der Interaktionspartner möglich. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis erhöhen und Monitoring auf ausreichende Wirkung der Interaktionspartner.
Wirkstoffe, die die Phenobarbital-Wirkung erhöhen, z.B. Oxcarbazepin, Valproinsäure, Phenytoin Hemmung des Phenobarbital-Metabolismus möglich. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis von Phenobarbital verringern und Monitoring auf Nebenwirkungen von Phenobarbital .
Wirkstoffe, die die Phenobarbital-Wirkung senken, z.B. Folsäure, Johanniskraut Verstärkung des Phenobarbital-Metabolismus möglich. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis von Phenobarbital erhöhen und Monitoring auf ausreichene Wirkung von Phenobarbital .
Zentral dämpfenden Arzneimittel und Stoffe, z.B. 4-Codein, Ethanol, Pethidin Additive zentraldämpfende Wirkung. Kombination vermeiden.


Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

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Barbiturate und Derivate

Primidon

Liskantin®, Mylepsinum®
N03AA03
Hydantoin-Derivate

Phenytoin

Phenhydan®
N03AB02
Succinimid-Derivate

Ethosuximid

Petnidan®, Suxilep®
N03AD01
Benzodiazepin-Derivate

Clonazepam

Antelepsin®, Rivotril®
N03AE01
Carboxamid-Derivate

Carbamazepin

Tegretal®, Timonil®
N03AF01

Oxcarbazepin

Trileptal®, Apydan®, Timox®
N03AF02

Rufinamid

Inovelon®
N03AF03
Fettsäure-Derivate

Valproinsäure

Convulex®, Ergenyl®, Orfiril®, Depakine; Syn: Natriumvalproat
N03AG01

Vigabatrin

Sabril®, Kigabeq®
N03AG04
Andere Antiepileptika

Brivaracetam

Briviact®
N03AX23

Cannabidiol

Epidyolex®, Syn: CBD
N03AX24

Felbamat

Taloxa®
N03AX10

Fenfluramin

Fintepla®
N03AX26

Gabapentin

Neurontin®, GabaLiquid GeriaSan®
N03AX12

Lacosamid

Vimpat®
N03AX18

Lamotrigin

Lamictal®
N03AX09

Levetiracetam

Keppra®, Kevesy®
N03AX14

Perampanel

Fycompa®
N03AX22

Pregabalin

Lyrica®, Algecia®, PregaTab®
N03AX16

Stiripentol

Diacomit®
N03AX17

Sultiam

Ospolot®
N03AX03

Topiramat

Topamax®
N03AX11

Zonisamid

Zonegran®, Zonisol®
N03AX15

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Referenzen

  1. Malamiri RA et al., Efficacy and safety of intravenous sodium valproate versus phenobarbital in controlling convulsive status epilepticus and acute prolonged convulsive seizures in children: a randomised trial, Eur J Paediatr Neurol, 2012, 16 (5), 536-41
  2. NICE, Epilepsies: diagnosis and management, www.nice.org.uk , 2012, January
  3. Smit LS et al, Richtlijnen voor behandeling van neonatale epileptische aanvallen [Leitlinie für die Behandlung von Neonatalen Epileptischen Anfällen], Nederlands Vlaamse Werkgroep Neonatale Neurologie van de sectie Neonatologie van de NVK en van de Nederlandse Vereniging voor Kinderneurologie , Neue überarbeitete Version Juni 2012
  4. Gonzalez AC et al. , Dosage programming of phenobarbital in neonatal seizures., J Clin Pharm Ther., 1993, Aug;18(4), 267-70
  5. Marsot A et al. , Pharmacokinetics and absolute bioavailability of phenobarbital in neonates and young infants, a population pharmacokinetic modelling approach., Fundam Clin Pharmacol., 2014, Aug;28(4), 465-71
  6. Filippi L et al. , Phenobarbital for neonatal seizures in hypoxic ischemic encephalopathy: a pharmacokinetic study during whole body hypothermia., Epilepsia, 2011, Apr;52(4), 794-801
  7. Völler S et al. , Model-based clinical dose optimization for phenobarbital in neonates: An illustration of the importance of data sharing and external validation., Eur J Pharm Sci., 2017, Nov 15;109S, S90-S97
  8. Waardenburg van DA, et al, Richtlijn status epilepticus kinderen ouder dan één maand. [Richtlinie Status Epilepticus Kinder, älter als einen Monat.], Nederlandse Vereniging voor Kindergeneeskunde [Niederländische Gesellschaft für Pädiatrie], August 2005
  9. Werkgroep Richtlijnen Epilepsie. [Arbeitsgruppe Epilepsie Leitlinien], Epilepsie. Richtlijnen voor diagnostiek en behandeling. [Epilepsie. Leitlinien zur Diagnose und Behandlung. ], Nederlandse Vereniging voor Neurologie en de Nederlandse Liga tegen Epilepsie , Überarbeitet, zweite Version, Januar 2006
  10. Arbeitsgruppe neonatale Pharmakologie (Neonatale Farmacologie NVK sectie Neonatologie), Expertenmeinung 13 Nov 2018
  11. DESITIN Arzneimittel , SmPC Luminal®/Luminaletten® (3699.98.99/3699.99.99), 07/2021
  12. DESITIN Arzneimittel , SmPC Luminal® Injektionslösung (6245807.00.00), 08/2021
  13. neuraxpharm Arzneimittel , SmPC Phenobarbital-neuraxpharm® (3699.99.99/ 3699.98.99), 03/2015
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  • 16 September 2021 15:26: Informationen zum TDM hinzugefügt
  • 01 Februar 2021 11:19: Aktualisierung und neue Recherche zu unerwünschten Arzneimittelwirkungen, Warnhinweisen und Interaktionen
  • 10 Juli 2020 14:56: Neue Überarbeitung.

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