Pharmakodynamik
Eisen ist ein Cofaktor verschiedener Enzyme, die zur Energieübertragung nötig sind, und Eisen ist Bestandteil von Hämoglobin und Myoglobin, die für Transport und Nutzung von Sauerstoff unerlässlich sind. Eisenmangel kann somit den Muskelstoffwechsel beeinträchtigen, unabhängig von der Wirkung einer Anämie auf die Sauerstoffversorgung. Eisenmangel wird auch in Verbindung gebracht mit Verhaltens- und Lernproblemen bei Kindern und mit Abnormalitäten des Catecholaminstoffwechsels.
Pharmakokinetik bei Kindern
Es sind keine spezifischen Informationen für Kinder vorhanden.
Zulassung der Dosierungsempfehlungen
- Eisenmangelanämie
- oral
- ≥1 Monat bis <2 Jahre, <25 kg: off-label
- ≥2 Jahre bis <18 Jahre, ≥25 kg: zugelassen
- Eisensupplementation nach Geburt
- oral
- Früh- und Neugeborene: off-label
Auszug aus Fachinformation
Auszug aus Fachinformation
Textauszug aus Fachinformation
Oral bei Eisenmangelzuständen
als Filmtabletten
Kinder und Jugendliche:
Kinder ab einem Körpergewicht von 25 kg nehmen 3 mal täglich eine Filmtablette Eisensulfat 50 mg bzw. 1 - 2 mal täglich eine Filmtablette Eisensulfat 65 mg ein.
Die Anwendung bei Kindern mit einem Körpergewicht unter 25 kg ist nicht vorgesehen.
Die Dauer der Behandlung richtet sich nach Art und Schwere der Erkrankung. Grundsätzlich ist eine Eisentherapie, um einen Therapieerfolg zu erzielen, über einen Zeitraum von mindestens 8 Wochen erforderlich. Nach Normalisierung des Hb-Wertes sollte zum Auffüllen des Eisen-Depots noch 6 - 8 Wochen weiter behandelt werden.
[Ref.]
als Retardtabletten
Kinder <10 Jahre:
Eisensulfat darf bei Kindern unter 10 Jahren nicht angewendet werden. Eine tägliche Dosis von 5 mg Fe2+/kg Körpergewicht sollte nicht überschritten werden.
Kinder und Jugendliche ≥10 Jahre:
Leichte Eisenmangelzustände: 1 × täglich 1 Retardtablette 80 mg.
Schwere Eisenmangelzustände:
Bei einem Körpergewicht <32 kg: 1 × täglich 1 Retardtablette 80 mg.
Bei einem Körpergewicht ≥32 kg: 2 × täglich 1 Retardtablette 80 mg morgens und abends.
Nach 3 Wochen kann die Dosis auf 1-mal täglich 1 Retardtablette 80 mg reduziert werden.
[Ref.]
Präparate im Handel
Kapseln 100 mg
Filmtabletten 50 mg, 65 mg, 100 mg
Retardkapseln 55 mg
Retardtabletten 80 mg
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
Präparat |
Darreichungsform |
Stärke (Fe2+) |
Applikationsweg |
Natriumgehalt |
Problematische Hilfsstoffe |
Altersangabe |
Eryfer 100 |
Hartkapseln |
100 mgT0 |
oral |
- |
- |
ab 12 Jahren |
Eisensulfat Lomapharm |
Filmtabletten |
50 mgT0 65 mgT0 |
oral |
- |
Lactose Sucrose |
Kinder ab 25 kgKG |
100 mgT0 |
Erwachsene |
Eisen STADA |
Retardkapseln |
55 mgT0 |
oral |
- |
Sucrose |
ab 12 Jahren |
Tardyferon® Depot |
Retardtabletten |
80 mgT0 |
oral |
natriumfrei |
- |
ab 10 Jahren |
T0: nicht teilbar, „natriumfrei“: weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Einheit
Die Fachinformationen wurden am 28.08.2023 aufgerufen.
Neben den aufgeführten Präparaten befinden sich diverse weitere Fertigarzneimittel im Handel.
Anwendungshinweis:
Einnahme morgens nüchtern bzw. jeweils 1 Stunde vor den Mahlzeiten mit ausreichend Flüssigkeit, um mögliche Schädigungen der Schleimhaut durch stecken gebliebene Tabletten zu verhindern.
Sie dürfen nicht gelutscht, zerkaut oder länger im Mund gelassen werden, sondern sind unzerkaut mit Wasser zu schlucken.
Je nach gastrointestinaler Verträglichkeit vor oder zu den Mahlzeiten einzunehmen.
Lieferengpässe/weitere praktische Informationen
Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)
Dosierungsempfehlungen
Eisensupplementation nach Geburt |
- Oral
-
Frühgeborene
Geburtsgewicht
<
2000 g
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-
Ab 2-6 Wochen nach der Geburt.
Elementares Eisen (Fe2+):
2
- 3
mg/kg/Tag
in 1
- 3
Dosen. Max: 5 mg/kg/Tag.
- Behandlungsdauer:
6 - 12 Monate
- 1 mg elementares Eisen (Fe2+) = 2,72 mg Eisensulfat
- Während der stationären Aufnahme Gabe mit jeder Art von Nahrung, nach der Entlassung nur mit dem Stillen oder mit normaler Säuglingsnahrung, aber nicht mit Spezialnahrung (enthält eventuell zusätzliches Eisen) verabreichen.
- Eine Empfehlung für die optimale Eisensupplementation ist bei Frühgeborenen und Säuglingen schwierig.
off-label
-
Frühgeborene
Geburtsgewicht
2000
bis
2500 g
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[10]
[11]
[12]
[14]
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-
Ab 2-6 Wochen nach der Geburt, ausschließlich beim Stillen, bis zum korrigierten Alter von 6 Monaten.
Elementares Eisen (Fe2+)
2
- 3
mg/kg/Tag
in 1
- 3
Dosen. Max: 5 mg/kg/Tag.
- 1 mg elementares Eisen (Fe2+) = 2,72 mg Eisensulfat
- Eine Empfehlung für die optimale Eisensupplementation ist bei Frühgeborenen und Säuglingen schwierig.
off-label
-
Früh- und Neugeborene
Geburtsgewicht
≥ 2500 g
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[6]
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Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate
Keine Informationen zur Dosisanpassung bei Nierenfunktionsstörung vorhanden.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern
Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe, Obstipation, Schmerzen im Unterbauch, Appetitlosigkeit und Schwarzfärbung des Stuhls. Verfärbung der Zähne.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein
Häufig (1-10 %): Verstopfung, Durchfall, aufgeblähter Bauch, Bauchschmerzen, verfärbte Stühle, Übelkeit
Gelegentlich (0,1-1 %): Kehlkopfödeme, abnormale Stühle, Dyspepsie, Erbrechen, Gastritis, Pruritus, erythematöser Ausschlag
Häufigkeit nicht bekannt: Hypersensibilität, Lungennekrosen (Bronchialnekrosen), Lungengranulome, Bronchostenosen, Rachengeschwüre, Zahnverfärbungen, Mundulzera, ösophageale Läsionen, gastrointestinale Melanose Magen-Blutung, Magengeschwür, Blutung aus einem Magengeschwür, erosive Gastritis, Urtikaria
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Kontraindikationen allgemein
- Eisenverwertungsstörungen (sideroachrestische Anämie, Bleianämie, Thalassämie)
- Eisenkumulation (Hämochromatose, chronische Hämolysen)
- Anämien, die nicht auf einem Eisenmangel beruhen
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern
- Kleine Kinder sind sehr empfindlich gegenüber den toxischen Nebenwirkungen von Eisenpräparaten. Bei der Kombination mit Nahrungsergänzungsmitteln oder anderen Eisensalzpräparaten ist wegen der Gefahr einer möglichen Eisenüberdosierung Vorsicht geboten.
- Es wird empfohlen, die Dosen über den Tag verteilt einzunehmen, um das Risiko von Magenverstimmungen zu verringern. Die Einnahme sollte nach Möglichkeit zwischen den Mahlzeiten erfolgen, um eine bessere Aufnahme zu erreichen. Die Einnahme sollte vorzugsweise 30 Minuten vor dem Essen erfolgen. Dies liegt daran, dass Essen die Aufnahme von Eisen reduziert. Das Medikament sollte nicht mit Milchprodukten kombiniert werden. Die Absorption wird durch viele Substanzen verringert: Antazida, Phosphate, Kalziumsalze, Chinolone, Tetracycline und Penicillamin. Zwischen der Einnahme des Eisenpräparats und diesen Medikamenten sollte ein Abstand von 2-3 Stunden eingehalten werden. Orangensaft und Vitamin C verbessern die Resorption.
- Während der Behandlung mit Eisensalzen kann es zu Verfärbungen der Zähne kommen. Laut Literatur kann diese Verfärbung nach Beendigung der Behandlung von selbst wieder verschwinden, oder sie sollte mit einer abrasiven Zahnpasta entfernt werden, eventuell durch einen Zahnarzt. Um eine Verfärbung der Zähne zu vermeiden, sollten flüssige Darreichungsformen mit Wasser verdünnt und durch einen Strohhalm getrunken werden.
- Der Stuhlgang kann schwarz verfärbt sein.
- Nach Normalisierung des Hämoglobins wird die Therapie zwei bis drei Monate lang fortgesetzt, um die Eisenspeicher wieder aufzufüllen.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein
Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.
Wechselwirkungen
Eisensalze können mit einer Vielzahl von Wirkstoffen Komplexe bilden, welche zu einer verminderten Resorption und Wirksamkeit sowohl von Eisen als auch dem komplexierten Wirkstoff führen. Dazu gehören:
- Tetrazykline (u.a. Tetracyclin, Doxycyclin, Minocyclin)
- Chinolonantibiotika (u.a. Ciprofloxacin, Enoxacin, Moxifloxacin, Ofloxacin)
- Levothyroxin, Liothyronin
- Methyldopa
- Penicillamin
- Cholestyramin
- Antazida auf Aluminiumbasis (u.a. Sucralfat, Magaldrat, Hydrotalcid)
- andere Mineralstoffe wie Calcium und Magnesium (auch in Lebensmitteln)
- Lebensmittel, die reich an Gerbstoffen sind wie Kaffee und Tee
- Dolutegravir
- Bisphosphonate (Alendronat, Etidronat, Ibandronat, Pamidronat, Risedronat)
- Levodopa, Carbidopa
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.
EISEN-HALTIGE ZUBEREITUNGEN
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Eisen zweiwertig, orale Zubereitungen |
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B03AA02
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B03AA03
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B03AA01
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Eisen dreiwertig, orale Zubereitungen |
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Eisen(III)polymaltose - oral
Ferrum Hausmann® Tropfen/Sirup; Syn.: Eisen(III)-hydroxid-Polymaltose-Komplex, IPC, Eisen(III)-Carboxymaltose, Eisenpolymaltose
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B03AB05
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Eisen, parenterale Zubereitungen |
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B03AC01
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B03AC02
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Referenzen
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Pierre Fabre Pharma GmbH, SmPC Tardyferon® Depot-Eisen(II)-sulfat 80 mg Retardtabletten (6190839.00.00), 05/2023
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Lomapharm GmbH, SmPC Eisensulfat Lomapharm 50 mg Filmtablette (65425.00.00), 03/2019
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Lomapharm GmbH, SmPC Eisensulfat Lomapharm 65 mg Filmtablette (6541285.00.00), 06/2022
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Lomapharm GmbH, SmPC Eisensulfat Lomapharm 100 mg Filmtablette (65428.00.00), 03/2019
-
STADA Consumer Health Deutschland GmbH, SmPC Eisen STADA® 55 mg Hartkapseln, retardiert (268.00.00), 07/2020
-
CHEPLAPHARM Arzneimittel GmbH, SmPC Eryfer® 100 mg Hartkapseln (6626099.00.00), 09/2018
Änderungsverzeichnis
- 06 September 2023 10:52: Neue Monographie
Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)
Überdosierung
Die Vergiftung mit oralen Eisenpräparaten ist selten; meist sind Kinder betroffen.
Eisen führt lokal zu schweren Korrosionen des Magen-Darm-Trakts, das resorbierte Eisen zu schweren Schädigungen im Nervensystem und in der Leber. 30 bis 120 Minuten nach der Einnahme kommt es zu Erbrechen, Magenschmerzen und Durchfall, gefolgt von einem Schock. Nach ungefähr 20 Stunden entwickelt sich ein schwerer Kreislaufkollaps, dann treten Cheyne-Stokesssche Atmung, Konvulsionen und manchmal eine toxische Hepatitis auf.
Therapiemaßnahmen: spezifisches Antidot: Deferoxamin
[Ref.]