Pharmakodynamik
Eisen ist ein Cofaktor verschiedener Enzyme, die zur Energieübertragung nötig sind, und Eisen ist Bestandteil von Hämoglobin und Myoglobin, die für Transport und Nutzung von Sauerstoff unerlässlich sind. Eisenmangel kann somit den Muskelstoffwechsel beeinträchtigen, unabhängig von der Wirkung einer Anämie auf die Sauerstoffversorgung. Eisenmangel wird auch in Verbindung gebracht mit Verhaltens- und Lernproblemen bei Kindern und mit Abnormalitäten des Catecholaminstoffwechsels.
Pharmakokinetik bei Kindern
Es sind keine spezifischen Informationen für Kinder vorhanden.
Zulassung der Dosierungsempfehlungen
- Eisenmangelanämie
- oral
- ≥1 Monat bis <12 Jahre: off-label
- ≥12 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
- Eisensupplementation nach Geburt
- oral
- Früh-/Neugeborene: off-label
Auszug aus Fachinformation
Auszug aus Fachinformation
Textauszug aus Fachinformation
Oral zur Behandlung von Eisenmangelzuständen
als Filmtablette:
Kinder ab 12 Jahren:
- ein bis zweimal täglich 50 mg
Erwachsene:
- zwei bis viermal täglich 50 mg
- bei Bedarf können auch 3 bis 4-mal täglich 100 mg eingenommen werden
als Retardkapseln:
Kinder ab 12 Jahren:
Erwachsene:
- einmal täglich 100 mg
- bei Bedarf können auch 2 bis 3-mal täglich 100 mg eingenommen werden
[Ref.]
Oral zur Eisensupplementation nach Geburt
Für diese Indikation ist keines der Präparate in Deutschland zugelassen.
[Ref.]
Präparate im Handel
Filmtabletten 50 mg
Retardkapseln 100 mg
Beachte: Da keine flüssigen Arzneiformen mit dem Eisensalz Eisenfumarat in Deutschland zugelassen sind, ist momentan eine Abmessung einer für Neugeborene und Kleinkinder adäquate Dosierung nicht möglich. Es sollte auf geeignete Arzneiformen mit anderen Eisensalzen ausgewichen werden.
Präparate im Handel:
Präparat |
Darreichungsform |
Stärke (Fe2+)
|
Problematische Hilfsstoffe |
Altersangabe |
Ferrum Hausmann® |
Retardkapseln |
100 mg |
- |
ab 12 Jahren |
Rulofer N |
Filmtabletten |
50 mgT0 |
Lactose |
ab 12 Jahren |
T0: nicht teilbar
Anwendungshinweise:
- Die Retardkapseln werden unzerkaut eingenommen. Die Einnahme sollte mit zeitlichem Abstand zu den Mahlzeiten erfolgen, da die Resorption durch Nahrungsbestandteile beeinträchtigt werden kann.
- Die Filmtabletten sollen morgens nüchtern bzw. jeweils 1 Stunde vor den Mahlzeiten mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen werden, um mögliche Schädigungen der Schleimhaut durch stecken gebliebene Tabletten zu verhindern.
Lieferengpässe/weitere praktische Informationen
Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)
Dosierungsempfehlungen
Eisenmangelanämie |
- Oral
-
1 Monat
bis
18 Jahre
[13]
[20]
[21]
[22]
[23]
[24]
[25]
[26]
[27]
-
elementares Eisen (Fe2+):Initialdosis:
1
mg/kg/Tag
in 1
Dosis. Max: 60 mg/Tag.
Falls erforderlich, je nach Schweregrad der Anämie und klinischem Ansprechen auf 3 mg/kg/Tag (max. 180 mg/Tag) titrieren.
- Behandlungsdauer:
Die Behandlung sollte fortgesetzt werden, bis sich der Hb-Wert normalisiert hat. Die Therapie sollte auch nach einer Normalisierung fortgesetzt werden. Die Gesamtdauer der Therapie sollte jedoch drei Monate nicht überschreiten.
1 mg elementares Eisen (Fe2+) = 3 mg Eisenfumarat
Das Eisenpräparat sollte möglichst zwischen den Mahlzeiten eingenommen werden, vorzugsweise mit Vitamin C-haltigen Getränken oder Lebensmitteln, auf keinen Fall aber mit Milchprodukten. Die Dosierung wurde entsprechend den Leitlinien der Niederländischen Gesellschaft für Hämatologie (1 mg/kg/Tag elementares Eisen (Fe2+)) reduziert. Aufgrund der Hochregulierung von Hepcidin nach einer Eisensupplementierung gibt es bei Erwachsenen Hinweise darauf, dass weniger häufige und niedrigere Dosen zu einer besseren Eisenaufnahme im Darm und zu weniger Nebenwirkungen führen. Die Hepcidin-Regulierung der Eisenabsorption bei Kindern ist völlig intakt und weist höchstwahrscheinlich ein ähnliches Muster der Hochregulierung auf wie bei Erwachsenen. Bei Kindern >12 Jahren kann eine intermittierende Dosierung von 66 mg/Dosis 2 x pro Woche erwogen werden.
<12 Jahre: off-label
|
Eisensupplementation nach Geburt |
- Oral
-
Frühgeborene,
Geburtsgewicht
<
2000 g
[3]
[4]
[8]
[11]
[12]
[14]
[15]
[18]
[19]
[28]
-
Ab 2 - 6 Wochen nach der Geburt.
elementares Eisen (Fe2+):
2
- 3
mg/kg/Tag
in 1
- 3
Dosen. Max: 5 mg/kg/Tag.
- Behandlungsdauer:
6 - 12 Monate
1 mg elementares Eisen (Fe2+)= 3 mg Eisenfumarat
Während der stationären Aufnahme Gabe mit jeder Art von Nahrung, nach der Entlassung nur mit dem Stillen oder mit normaler Säuglingsnahrung, aber nicht mit Spezialnahrung (enthält eventuell zusätzliches Eisen) verabreichen.
Eine Empfehlung für die optimale Eisensupplementation ist bei Frühgeborenen und Säuglingen schwierig. off-label
-
Frühgeborene,
Geburtsgewicht
2000
bis
2500 g
[3]
[4]
[8]
[11]
[12]
[14]
[15]
[18]
[19]
[28]
-
Neugeborene
und
≥ 2500 g
[3]
[4]
[8]
[11]
[12]
[14]
[15]
[18]
[19]
[28]
-
Prinzipiell ist keine Supplementation erforderlich. Bei Hb <6,0 mmol/L und Ferritin <20 microg./L nach individueller Indikation Eisen supplementieren.
elementares Eisen (Fe2+):
2
- 3
mg/kg/Tag
in 1
- 3
Dosen. Max: 5 mg/kg/Tag.
- Behandlungsdauer:
Die Verabreichung muss bis zur Normalisierung des Hb-Gehalts fortgesetzt werden. Nach der Normalisierung muss die Therapie noch fortgesetzt werden. Die Gesamtdauer der Therapie darf grundsätzlich drei Monate nicht überschreiten.
1 mg elementares Eisen (Fe2+)= 3 mg Eisenfumarat
Eine Empfehlung für die optimale Eisensupplementation ist bei Frühgeborenen und Säuglingen schwierig. off-label
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Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate
Keine Informationen zur Dosisanpassung bei Nierenfunktionsstörung vorhanden.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern
Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe, Obstipation, Schmerzen im Unterbauch, Appetitlosigkeit und Schwarzfärbung des Stuhls. Verfärbung der Zähne.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein
Selten (0,01-0,1 %): Obstipation
Sehr selten (<0,01 %): Abdominalschmerzen, Oberbauchschmerzen, Diarrhöe, Dyspepsie, Übelkeit, Erbrechen, Zungenverfärbungen, Zahnverfärbungen, allergische Dermatitis, Rötung, Urtikaria, Pruritus, verringerter Appetit
In Einzelfällen kann die Verschlechterung eines Gelenkrheumatismus eintreten. Bei Gabe hoher Dosen kann es zu Magen-Darm-Blutungen und in ungünstigen Fällen zur Perforation kommen. Wie bei allen oralen Eisenpräparaten kann während der Behandlung eine Dunkelfärbung des Stuhles auftreten. Diese ist unbedenklich.
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Kontraindikationen allgemein
- Eisenverwertungsstörungen (sideroachrestische Anämie, Bleianämie, Thalassämie)
- Eisenkumulation (Hämochromatose, chronische Hämolysen)
- Anämien, die nicht auf einem Eisenmangel beruhen
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern
- Kleine Kinder sind sehr empfindlich gegenüber den toxischen Nebenwirkungen von Eisenpräparaten. Bei der Kombination mit Nahrungsergänzungsmitteln oder anderen Eisensalzpräparaten ist wegen der Gefahr einer möglichen Eisenüberdosierung Vorsicht geboten.
- Es wird empfohlen, die Dosen über den Tag verteilt einzunehmen, um das Risiko von Magenverstimmungen zu verringern. Die Einnahme sollte nach Möglichkeit zwischen den Mahlzeiten erfolgen, um eine bessere Aufnahme zu erreichen. Die Einnahme sollte vorzugsweise 30 Minuten vor dem Essen erfolgen. Dies liegt daran, dass Essen die Aufnahme von Eisen reduziert. Das Medikament sollte nicht mit Milchprodukten kombiniert werden. Die Absorption wird durch viele Substanzen verringert: Antazida, Phosphate, Kalziumsalze, Chinolone, Tetracycline und Penicillamin. Zwischen der Einnahme des Eisenpräparats und diesen Medikamenten sollte ein Abstand von 2-3 Stunden eingehalten werden. Orangensaft und Vitamin C verbessern die Resorption.
- Während der Behandlung mit Eisensalzen kann es zu Verfärbungen der Zähne kommen. Laut Literatur kann diese Verfärbung nach Beendigung der Behandlung von selbst wieder verschwinden, oder sie sollte mit einer abrasiven Zahnpasta entfernt werden, eventuell durch einen Zahnarzt. Um eine Verfärbung der Zähne zu vermeiden, sollten flüssige Darreichungsformen mit Wasser verdünnt und durch einen Strohhalm getrunken werden.
- Der Stuhlgang kann schwarz verfärbt sein.
- Nach Normalisierung des Hämoglobins wird die Therapie zwei bis drei Monate lang fortgesetzt, um die Eisenspeicher wieder aufzufüllen.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein
Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.
Wechselwirkungen
Eisensalze können mit einer Vielzahl von Wirkstoffen Komplexe bilden, welche zu einer verminderten Resorption und Wirksamkeit sowohl von Eisen als auch dem komplexierten Wirkstoff führen. Dazu gehören:
- Tetrazykline (u.a. Tetracyclin, Doxycyclin, Minocyclin)
- Chinolonantibiotika (u.a. Ciprofloxacin, Enoxacin, Moxifloxacin, Ofloxacin)
- Levothyroxin, Liothyronin
- Methyldopa
- Penicillamin
- Cholestyramin
- Antazida auf Aluminiumbasis (u.a. Sucralfat, Magaldrat, Hydrotalcid)
- andere Mineralstoffe wie Calcium und Magnesium (auch in Lebensmitteln)
- Lebensmittel, die reich an Gerbstoffen sind wie Kaffee und Tee
- Dolutegravir
- Bisphosphonate (Alendronat, Etidronat, Ibandronat, Pamidronat, Risedronat)
- Levodopa, Carbidopa
Es wird empfohlen die Eiseneinnahme zeitlich getrennt von den betroffenen Wirkstoffen durchzuführen. Als zeitlicher Abstand empfehlen sich 2 bis 3 Stunden.
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.
EISEN-HALTIGE ZUBEREITUNGEN
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Eisen zweiwertig, orale Zubereitungen |
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B03AA03
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B03AA01
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Eisen(II)sulfat - oral
Dreisafer®, Eryfer®, Ferro Aiwa®, Floradix®, Haemoprocan®, Kendural C®, Plastulen®, Tardyferon®, Taxofit®; Syn: Eisensulfat
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B03AA07
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Eisen dreiwertig, orale Zubereitungen |
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Eisen(III)polymaltose - oral
Ferrum Hausmann® Tropfen/Sirup; Syn.: Eisen(III)-hydroxid-Polymaltose-Komplex, IPC, Eisen(III)-Carboxymaltose, Eisenpolymaltose
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B03AB05
|
Eisen, parenterale Zubereitungen |
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|
B03AC01
|
|
|
B03AC02
|
Referenzen
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Lomapharm, SmPC Rulofer N 50 mg Eisentablette (6538662.00.00), 03/2019
Änderungsverzeichnis
- 25 August 2023 14:39: Die verfügbare Literatur über die Anwendung von Eisensalzen bei Kindern wurde ausgewertet. Dies führte zu einer Harmonisierung der Dosierungsempfehlungen für alle Eisensalze.
- 30 Dezember 2021 08:12: Option der intermittierenden Dosierung für Kinder > 12 Jahre nach NHG-Standard "Anämie" (hausärztliche Leitlinie) hinzugefügt
- 06 Juli 2020 12:01: Die Dosierung bei Eisenmangelanämie wurde an die Leitlinie der Niederländischen Gesellschaft für Hämatologie angepasst. Es gibt Hinweise darauf, dass eine weniger häufige und niedrigere Dosierung für eine bessere Eisenabsorption im Darm und weniger Nebenwirkungen sorgt.
- 06 Juli 2020 12:01: Neue Monographie
Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)
Überdosierung