Danaparoid

Wirkstoff
Danaparoid
Handelsname
Orgaran®
ATC-Code
B01AB09

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Danaparoid gehört zu der Gruppe der Heparinoide und zeigt antithrombotische Wirkung. Durch selektive Faktor Xa-Hemmung wird die Umwandlung von Prothrombin zu Thrombin gehemmt.

Pharmakokinetik bei Kindern

Keine spezifischen Daten bei Kindern.

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Behandlung einer tiefen Venenthrombose bei Patienten mit Heparin-induzierter Thrombozytopenie (HIT)
    • intravenös
      • ≥7 Monate bis <7 Jahre: off-label
      • ≥7 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
  • Prophylaxe einer tiefen Venenthrombose bei Heparin-induzierter Thrombozytopenie (HIT)
    • subkutan
      • ≥0 Jahre bis <2 Jahre: zugelassen
      • ≥2 Jahre bis <7 Jahre: off-label
      • ≥7 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Intravenös oder subkutan zur Behandlung von thromboembolischen Erkrankungen bei Patienten, die eine dringende parenterale Antikoagulation benötigen und entweder eine HIT haben oder in der Anamnese aufweisen und zur Prophylaxe der tiefen Venenthrombose in Situationen, in denen Heparin nicht angewendet werden soll, einschließlich bei Patienten mit Heparin-induzierter Thrombozytopenie (HIT)

Kinder bis 17 Jahre:

  • Die Dosierungsschemata basieren auf den bisherigen Erfahrungen, allerdings können selbst Kinder gleichen Alters und mit gleichem Gewicht unterschiedlich auf die verabreichte Dosis reagieren. Daher sollte sich die Dosierung nach dem Anti-Xa-Plasmaspiegel und der Abwägung von erwünschter Wirkung und Blutungsrisiko richten.
Klinische Situation Altersgruppe Dosierung Anti-Xa-Aktivität im
Plasma
       
Thrombose-Prophylaxe ≤ 2 Jahre 8 – 144 E/kg/Tag, s. c. 0,1 – 0,4 /ml
  2 – 7 Jahre Keine Daten Keine Daten
  7 – 17 Jahre 20 – 25 E/kg/Tag, s. c. 0,1 – 0,4 E/ml
Venöse okklusive Leberkrankheit ≤ 2 Jahre Keine Daten Unzureichende Daten
  2 – 7 Jahre Keine Daten Keine Daten
  7 – 17 Jahre  
30 E/kg,
zweimal täglich
Unzureichende Daten
Thrombose-Therapie ≤ 2 Jahre Keine Daten Keine Daten
  2 – 7 Jahre Keine Daten Keine Daten
  7 – 17 Jahre 30 E/kg +
29 – 130 E/kg/Tag,
Bolus i. v.
0,4 – 0,7 E/ml nach
i. v.-Bolus
0,4 – 0,8 E/ml im
Steady-State
Kardiale Katheterisierung ≤ 2 Jahre 48 – 120/kg, Bolus i. v. 0,5 – 0,7 E/ml nach
Bolus
  2 – 7 Jahre Keine Daten Keine Daten
  7 – 17 Jahre Keine Daten Keine Daten
Hämodialyse ≤ 2 Jahre Keine Daten Keine Daten
  2 – 7 Jahre Keine Daten Keine Daten
  7 – 17 Jahre 27 – 86 E/kg, Bolus i. v. 0,5 – 0,8 E/ml während
der Dialyse
Kontinuierliche ambulante
Peritonealdialyse
≤ 2 Jahre 5 – 43 U/kg. Unzureichende Daten
  2 – 7 Jahre Keine Daten Keine Daten
  7 – 17 Jahre Keine Daten Unzureichende Daten
Herzoperation ≤ 2 Jahre 350 E/kg/Operation,  
0,8 – 2,0 E/ml
intraoperativ
  2 – 7 Jahre Keine Daten Keine Daten
  7 – 17 Jahre > 150 – 311 E/kg/
Operation
0,8 – 2,0 E/ml
intraoperativ


[Ref.]

Präparate im Handel

Injektionslösung (i.v./s.c.) 750 Anti-Xa-Einheiten/0,6 ml

Allgemein

Danaparoid ist lediglich von der Firma Aspen unter dem Handelsnamen Orgaran® als Injektionslösung zur intravenösen oder subkutanen Applikation erhältlich.

Das im Handel befindliche Präparat enthält Danaparoid in Form von Danaparoid-Natrium. Die Angabe der Wirkstoffkonzentration ist auf Danaparoid-Natrium bezogen.

Parenterale Anwendung

Präparate im Handel:

Präparat Darreichungsform Stärke Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe
Orgaran® Injektionslösung 750 Anti-Xa-Einheiten/0,6 ml <23 mg/0,6 ml Natriumsulfit


Anwendungshinweise:

  • Injektion:
    • subkutan oder intravenös
    • Danaparoid-Natrium sollte nicht intramuskulär verabreicht werden
  • Infusion:
    • intravenös
    • Empfohlene Verdünnung: 3 Ampullen (2250 E) Danaparoid-Natrium in 250 ml Infusionsflüssigkeit (Kochsalzlösung, Dextrose-Kochsalzlösung, Dextrose usw.) hinzufügen, um 9 E/ml zu erhalten

[Ref.]

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Behandlung einer tiefen Venenthrombose bei Patienten mit Heparin-induzierter Thrombozytopenie (HIT)
  • Intravenös
    • 7 Monate bis 18 Jahre
      [1] [2]
      • Initialdosis: 30 Anti-Xa-Einheiten/kg/Dosis, einmalig.
      • Erhaltungsdosis: 1,2 - 2 Anti-Xa-Einheiten/kg/Stunde, Dauerinfusion.
      • Behandlungsdauer:

        Tägliche Kontrolle der Anti-Xa-Aktivität im Plasma (Zielwert: 0,4-0,8 Anti-Xa-Einheiten/ml)

      • <7 Jahre: off-label

Prophylaxe einer tiefen Venenthrombose bei Heparin-induzierter Thrombozytopenie (HIT)
  • Subkutan
    • < 2 Jahre
      [1] [2]
      • 8 - 144 Anti-Xa-Einheiten/kg/Tag in 2 - 3 Dosen.
      • Zielwert Anti-Xa-Aktivität im Plasma: 0,1-0,4 Anti-Xa-Einheiten/ml

    • 2 Jahre bis 7 Jahre
      [1]
      • Keine Daten in dieser Altersgruppe vorhanden [SmPC Orgaran].

      • off-label

    • 7 Jahre bis 18 Jahre
      [1]
      • 20 - 25 Anti-Xa-Einheiten/kg/Tag in 2 - 3 Dosen. Max: 1.500 Anti-Xa-Einheiten/Tag.
      • Zielwert Anti-Xa-Aktivität im Plasma: 0,1-0,4 Anti-Xa-Einheiten/ml

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

Anpassung bei Nierenfunktionsstörung wie angegeben:

GFR 50-80 ml/min/1.73 m2
Dosisanpassung nicht erforderlich.
GFR 30-50 ml/min/1.73 m2
Monitoring der Anti-Xa Spiegel
GFR 10-30 ml/min/1.73 m2
Monitoring der Anti-Xa Spiegel
GFR < 10 ml/min/1.73 m2
Eine generelle Empfehlung kann nicht gegeben werden.
Klinische Konsequenzen

Danaparoid wird hauptsächlich mit dem Urin ausgeschieden. Bei eingeschränkter Nierenfunktion ist mit einer Akkumulation von Danaparoid zu rechnen, wodurch sich das Risiko von Blutungen erhöht.

Klinische Folgen:
Die häufigste Komplikation bei der Heparin-Therapie sind Blutungen.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Folgende UAW wurden häufig oder gelegentlich beobachtet (≥0,1 %):

  • Thrombozytopenie, Heparin-induzierte Thrombozytopenie
  • Ausschlag, Purpura, makulo-papulöser Ausschlag, erythematöser Hautausschlag, Pruritus, Urtikaria
  • Reaktion an der Injektionsstelle
  • Blutung nach einem Eingriff, Hämatom nach einem Eingriff, eingriffsbedingte Hämorrhagie

[Ref.]

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

  • Hämorrhagische zerebrovaskuläre Ereignisse in den vergangenen drei Monaten
  • schwerer, nicht eingestellter Bluthochdruck
  • aktives Magen-/Zwölffingerdarmgeschwür, es sei denn, dies ist der Grund für die Operation
  • Diabetische Retinopathie
  • Spinal- oder Epiduralanästhesie oder Lokal-/Regionalanästhesie, wenn Danaparoid-Natrium in den vorangehenden 24 Stunden zur Behandlung angewendet wurde

Folgende Kontraindikationen gelten nicht, wenn der Patient eine HIT hat und keine alternativen antithrombotischen Behandlungen verfügbar sind:

  • schwere hämorrhagische Diathese, wie z.B. Hämophilie und idiopathische thrombozytopenische Purpura
  • schwere Nieren- und Leberinsuffizienz
  • akute bakterielle Endokarditis
  • kürzliche (<1 Woche) oder akute Blutung (z.B. intrakraniell, gastrointestinal, intraokulär, pulmonal)
  • Schädigung des Zentralnervensystems oder des Gehirns, spinale oder ophthalmologische Operationen

[Ref.]

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Gleichaltrige und gleich schwere Kinder können auf dieselbe Dosis unterschiedlich reagieren. Aus diesem Grunde muss die Dosis auf Basis der Plasma-Anti-Xa-Spiegel und der Balance zwischen der gewünschten Wirksamkeit und dem Blutungsrisiko bestimmt werden.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

  • Postoperative Blutungen:
    • Danaparoid-Natrium kann nicht durch Protamin oder andere übliche Antagonisten neutralisiert werden.
    • Auftretende postoperative Blutungen lassen sich nicht einfach stillen und können schwerwiegend sein
    • Daher wird die Anwendung hauptsächlich für die postoperative Prophylaxe empfohlen und sollte nur für chirurgische Eingriffe bei Patienten erfolgen, für die kein anderes geeignetes Antithrombotikum verfügbar ist und die Operation nicht aufgeschoben werden kann, bis kein HIT-Antikörper mehr im Kreislauf vorhanden ist.
  • Antikoagulationsaktivität:
    • Die Überwachung der Antikoagulationsaktivität von oralen Antikoagulantien anhand der Prothrombinzeit und des Thrombotests ist bis zu 5 Stunden nach Anwendung von Danaparoid-Natrium unzuverlässig.
  • Kreuzreaktivität:
    • Das Risiko einer Antikörperinduzierten Thrombozytopenie und Thrombose (d.h. einer klinischen Kreuzreaktivität) während der Danaparoid-Natrium-Therapie ist sehr gering.
    • Trotzdem sollte die Thrombozytenzahl in der ersten Behandlungswoche jeden Tag, in der zweiten und dritten Woche jeden zweiten Tag und danach wöchentlich bis monatlich überprüft werden.
    • Wenn der Test auf Kreuzreaktivität mit Danaparoid-Natrium vor der Behandlung positiv ausfällt, aber Danaparoid-Natrium dennoch angewendet wird, sollte die Thrombozytenzahl bis zum Ende der Behandlung mit Danaparoid-Natrium jeden Tag überprüft werden.
  • Blutungsgefahr:
    • Danaparoid-Natrium sollte mit Vorsicht angewendet werden bei Patienten mit Krankheiten, die zu erhöhter Blutungsgefahr an lebenswichtigen Organen bzw. Stellen führen können.
  • Spinal-/Epiduralanästhesie, Lumbalpunktion
    • Innerhalb von 24 Stunden nach der Verabreichung von Danaparoid-Natrium in therapeutischen Dosen darf keine Spinal-/Epiduralanästhesie oder Lumbalpunktion vorgenommen werden.

Überdosierung

  • Im Falle einer schweren Blutung, sofern sie nicht durch einen chirurgischen Fehler bedingt ist, muss die Gabe von Danaparoid-Natrium beendet und eine Transfusion von gefrorenem Frischplasma (FFP) oder, wenn die Blutung unkontrollierbar bleibt, eine Plasmapherese in Betracht gezogen werden.
  • Obwohl Protamin die antikoagulatorische Wirkung von Danaparoid-Natrium teilweise aufhebt, ist die Bedeutung für die Aufhebung einer Blutung nicht eindeutig, und somit kann die Gabe von Protamin nicht empfohlen werden.
  • Die Wirkung von Danaparoid-Natrium auf die Anti-Xa-Aktivität kann zurzeit mit keinem bekannten Mittel antagonisiert werden.
  • Im Falle einer Überdosierung bei Kindern und Jugendlichen sollten geeignete Maßnahmen wie für Erwachsene beschrieben in Betracht gezogen werden.

[Ref.]

Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Wechselwirkungen

Das Interaktionspotential von Danaparoid beruht maßgeblich auf einem erhöhten Blutungsrisiko bzw. einem erhöten Hyperkaliämierisiko.

Sind Kombinationen, die das Blutungsrisiko erhöhen, erforderlich, sollten die Blutgerinnungsparameter engmaschig überprüft und die Patienten sorgfältig auf Anzeichen von Bltutungen überprüft werden.

Wirkstoffe, die das Blutungsrisiko erhöhen (ausgewählte Beispiele):

  • Vitamin-K-Antagonisten, z.B. Phenprocoumon, Warfarin
  • Defibrotid
  • Dipyridamol
  • Bromelain
  • NSAIDs, z.B. Acetylsalicylsäure, Celecoxib, Diclofenac, Ibuprofen

Ist die gleichzeitige Behandlung von Danaparoid und anderen hyperkaliämisch wirkenden Arzneimitteln über mehr als 3-5 Tage erforderlich, ist das Serum-Kalium besonders sorgfältig zu überwachen. Ggf. sind Maßnahmen zur Verringerung des Serum-Kaliums zu ergreifen (Verringerung der Kalium-Zufuhr, Absetzen von hyperkaliämisch wirkenden Arzneimitteln).

Wirkstoffe, die das Hyperkaliämierisiko erhöhen (ausgewählte Beispiele):

  • NSAIDs, z.B. Acetylsalicylsäure, Celecoxib, Diclofenac, Ibuprofen

Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

ANTITHROMBOTISCHE MITTEL

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Vitamin-K-Antagonisten

Phenprocoumon

Falithrom®, Marcumar®, Marcuphen®, Phenprogamma®
B01AA04
Heparingruppe

Dalteparin

Fragmin®
B01AB04

Enoxaparin

Clexane®, Crusia®, Hepaxane®, Inhixa®
B01AB05

Nadroparin

Fraxiparine®, Fraxodi®
B01AB06

Tinzaparin

Innohep®
B01AB10
B01AB01
Thrombozytenaggregationshemmer, exkl. Heparin

Acetylsalicylsäure

Aspirin®, Godamed®, Alka-Seltzer classic®, Acesal®; Syn: ASS
B01AC06

Clopidogrel

Plavix®, Iscover®
B01AC04

Epoprostenol

Veletri®
B01AC09
Enzyme

Alteplase (rt-PA)

Actilyse®
B01AD02
Direkte Thrombininhibitoren

Dabigatran

Pradaxa®
B01AE07
Direkte Faktor-Xa-Inhibitoren

Rivaroxaban

Xarelto®
B01AF01
Andere antithrombotische Mittel

Defibrotid

Defitelio®
B01AX01

Referenzen

  1. Organon, SPC Orgaran (RVG 15006), www.cbg-meb.nl, accessed 28-10-13
  2. Chan VH, Novel paediatric anticoagulants: a review of the current literature., Blood Coagul Fibrinolysis. , 2010 , Mar;21(2), 144-51
  3. NKFK Workinggroup Acute Kidney Impairment, Extrapolation of KNMP risk analysis "Impaired renal function" for adults to children, 20 Dec 2021
  4. Aspen, SmPC Orgaran® 750 Anti-Xa-Einheiten, Injektionslösung (43761.00.00), 11/2018

Änderungsverzeichnis

  • 18 Mai 2022 16:04: Informationen zu Dosisanpassungen bei Patienten mit Nierenfunktionsstörungen hinzugefügt
  • 01 September 2020 17:23: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung