Galsulfase ist eine Enzymersatztherapie. Galsulfase wird zur Behandlung von Patienten mit Mukopolysaccharidose VI (MPS VI oder Maroteaux-Lamy-Syndrom) angewendet. Diese Krankheit wird durch den Mangel eines Enzyms, der sogenannten N-Acetylgalaktosamin-4-Sulfatase, verursacht, das benötigt wird, um bestimmte körpereigene Stoffe, die sogenannten Glykosaminoglykane (GAG), abzubauen. Der Wirkstoff Galsulfase ist eine Kopie des menschlichen Enzyms N-Acetylgalaktosamin-4-Sulfatase. Galsulfase wird nach einer Methode hergestellt, die als „rekombinante DNA-Technologie“ bezeichnet wird: Es wird von einer Zelle produziert, in die ein Gen (DNA) eingebracht wurde, das sie zur Bildung des Enzyms befähigt.
Es liegen keine speziellen Daten für Kinder vor.
Erwachsene
Die Pharmakokinetik von Galsulfase wurde bei 13 Patienten mit MPS VI bewertet, die 1 mg/kg Galsulfase als 4-stündige Infusion erhielten.
Werte nach 24-wöchiger Behandlung:
Cmax (± SD): 2.357 (± 1.560) ng/ml
AUC0 – t (± SD): 5.860 (± 4.184) h × ng/ml.
Vd (± SD): 316 (± 752) ml/kg
CL (± SD): 7,9 (± 14,7) ml/min/kg
t1/2 (± SD): 22,8 (± 10,7) min in Woche 24
Die pharmakokinetischen Parameter bei an der Phase 1 teilnehmenden Patienten blieben langfristig stabil (über mindestens 194 Wochen).
Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung 1 mg/ml
Parenterale Anwendung
Präparat im Handel:
Präparat | Darreichungsform | Stärke als Galsulfase |
Applikationsweg | Natriumgehalt | Problematische Hilfsstoffe |
Naglazyme | Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung | 1 mg/ml | intravenös | Jede 5 ml Durchstechflasche enthält 0,8 mmol (18,4 mg) Natrium | Polysorbat 80 |
Die Fachinformationen wurden am 30.06.2021 aufgerufen.
Anwendungshinweis:
Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)
Mukopolysaccharidose (MPS) VI |
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Keine Informationen zur Dosisanpassung bei Nierenfunktionsstörung vorhanden.
Sehr häufig (>10 %): Pharyngitis, Gastroenteritis, Areflexie, Kopfschmerzen, Konjunktivitis, Hornhauttrübung, Ohrenschmerzen, Hörstörung, Hypertonie, Dyspnoe, verstopfte Nase, Bauchschmerzen, Nabelhernie, Erbrechen, Übelkeit, Angioödem, Ausschlag, Urtikaria, Pruritus, Schmerzen, Brustkorbschmerz, Schüttelfrost, Unwohlsein, Fieber, Arthralgie
Häufig (1-10 %): Tremor, Hypotonie, Apnoe, Husten, Atemnot, Asthma, Bronchospasmus, Erytheme
Häufigkeit nicht bekannt: anaphylaktischer Schock, Paresthesie, Bradykardie, Tachykardie, Zyanose, Blässe, Kehlkopfödem, Hypoxie, Tachypnoe
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Neben Überempfindlichkeiten gegen den Wirkstoff oder einen sonstigen Bestandteil sind keine weiteren Gegenanzeigen bekannt.
Management bei Atemwegsproblemen: Mit Vorsicht muss beim Management und der Behandlung von Patienten mit Atemwegsproblemen vorgegangen werden, indem der Einsatz von Antihistaminika oder sonstigen sedierenden Arzneimitteln beschränkt oder sorgfältig überwacht wird. Auch ist die Einrichtung eines positiven Atemwegdrucks während des Schlafs sowie eine potentielle Tracheostomie in entsprechenden klinischen Situationen in Erwägung zu ziehen.
Bei mit akuten fieberhaften Infekten oder Atemwegserkrankungen vorstellig werdenden Patienten muss die Gabe von Galsulfase-Infusionen möglicherweise verschoben werden.
Management von Infusionsassoziierten Reaktionen: Mit Galsulfase behandelte Patienten haben Infusionsassoziierte Reaktionen (IARs) entwickelt, die als unerwünschte Reaktionen, die während der Infusion bzw. bis zum Ende des Infusionstages auftreten, definiert sind. Ausgehend von im Rahmen von klinischen Prüfungen zu Galsulfase erhobenen Daten ist zu erwarten, dass die Mehrzahl der Patienten innerhalb von 4 - 8 Wochen nach Behandlungsbeginn IgG-Antikörper gegen Galsulfase entwickeln. In den klinischen Prüfungen zu Galsulfase konnten die IARs gewöhnlich durch eine Unterbrechung oder Verlangsamung der Infusionsgeschwindigkeit und durch eine (Vor-)Behandlung des Patienten mit Antihistaminika und/oder Antipyretika (Paracetamol) beherrscht werden, so dass der Patient die Behandlung fortsetzen konnte. Da kaum Erfahrungen zur Wiederaufnahme der Behandlung nach längerer Unterbrechung vorliegen, ist hier aufgrund des theoretisch erhöhten Risikos für eine Überempfindlichkeitsreaktion Vorsicht geboten.
Für die Behandlung mit Galsulfase wird empfohlen, die Patienten circa 30 - 60 Minuten vor Infusionsbeginn zu prämedizieren (Antihistaminika mit oder ohne Antipyretika), um das potentielle Auftreten von IARs zu minimieren.
Im Fall einer leichten oder mittelschweren IAR ist eine Behandlung mit Antihistaminika und Paracetamol zu erwägen und/oder eine Drosselung der Infusionsgeschwindigkeit auf die Hälfte der Geschwindigkeit, bei der die Reaktion aufgetreten ist.
Im Fall einer einmaligen schweren IAR sollte die Infusion bis zum Verschwinden der Symptome gestoppt und eine Behandlung mit Antihistaminika und Paracetamol in Erwägung gezogen werden. Die Infusion kann fortgesetzt werden mit einer Geschwindigkeit, die nur 50 % - 25 % derjenigen betragen sollte, bei der die Reaktion aufgetreten ist.
Im Fall einer rezidivierenden mittelschweren IAR oder geplanten Wiederaufnahme der Therapie nach einer einmaligen schweren IAR sollte eine Prämedikation (mit Antihistaminika und Paracetamol und/oder Corticosteroiden) sowie eine Drosselung der Infusionsgeschwindigkeit auf 50 % - 25 % der Geschwindigkeit erwogen werden, bei der die vorherige Reaktion aufgetreten war.
Wie bei jedem intravenös angewendeten proteinhaltigen Arzneimittel sind schwere Überempfindlichkeitsreaktionen vom Allergietyp möglich. Bei Auftreten dieser Reaktionen werden ein sofortiger Abbruch der Behandlung mit Galsulfase und die Einleitung einer entsprechenden medizinischen Behandlung empfohlen. Dabei sind die aktuellen medizinischen Standards für Notfallbehandlungen zu beachten. Bei Patienten, bei denen allergische Reaktionen während der Infusion von Galsulfase auftreten, ist bei einer Reexposition Vorsicht geboten; entsprechend ausgebildetes Personal und die Ausstattung für eine Notfallreanimation (einschließlich Adrenalin (Epinephrin)) muss während der Infusion vorhanden sein. Eine schwere oder potentiell lebensbedrohliche Überempfindlichkeit gilt als Kontraindikation für eine Reexposition, falls die Überempfindlichkeit nicht kontrollierbar ist.
Rückenmarkskompression: Rückenmarkskompression (SCC) und eine daraus resultierende Myelopathie ist eine bekannte und schwerwiegende Komplikation, die bei MPS VI auftreten kann. Es gab Nachbeobachtungsberichte über Patienten, die mit Galsulfase behandelt wurden, bei denen erstmalig eine SCC auftrat oder sich eine bestehende SCC verschlechterte und eine chirurgische Dekompression erforderlich wurde. Die Patienten sollten auf Anzeichen und Symptome einer spinalen/Rückenmarks-Kompression (wie Rückenschmerzen, Lähmung der Gliedmaßen unter dem Niveau der Kompression, Harn-und Stuhlinkontinenz) überwacht werden und bei Bedarf eine entsprechende klinische Versorgung erhalten.
Risiko eines akuten Herz-Kreislaufversagens: Vorsicht ist geboten, wenn Galsulfase angewendet wird bei Patienten, die anfällig für eine Hypervolämie sind, z.B. bei Patienten mit einem Gewicht von 20 kg oder weniger, bei Patienten mit akuter Atemwegserkrankung oder bei Patienten mit eingeschränkter Herz- und/oder Atemfunktion, da ein kongestives Herzversagen auftreten kann. Geeignete medizinische Unterstützung und Überwachung sollte während der Galsulfase-Infusion einsatzbereit vorhanden sein, bei einigen Patienten können längere Beobachtungszeiten erforderlich sein, je nach individuellem Bedarf des Patienten.
Immunvermittelte Reaktionen: Bei Galsulfase wurden Typ-III-Immunkomplex-vermittelte Reaktionen einschließlich membranöser Glomerulonephritis beobachtet. Wenn immunvermittelte Reaktionen auftreten, sollte der Abbruch der Gabe von Galsulfase erwogen und eine angemessene medizinische Behandlung eingeleitet werden. Die Risiken und Vorteile einer erneuten Verabreichung von Galsulfase nach einer immunvermittelten Reaktion sollten abgewogen werden.
Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Es wurden keine Wechselwirkungsstudien durchgeführt.
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Aminosäuren und Derivate | ||
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Carbaglu®, Syn: N-Carbamoyl-L-Glutaminsäure
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A16AA05 | |
Cystagon, Procysbi®; Syn: Cysteamin
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A16AA04 |
Enzyme | ||
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Replagal®
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A16AB03 | |
Fabrazyme®
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A16AB04 | |
Myozyme®
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A16AB07 | |
Strensiq®
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A16AB13 |
Sonstige Mittel für das alimentäre System und den Stoffwechsel | ||
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Oxlumo®
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A16AX18 | |
Kuvan®, Syn: Tetrahydrobiopterin, BH4
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A16AX07 | |
Revestive®
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A16AX08 | |
Cuprior®, Cufence®; Syn: TETA, Triethylentetramin
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A16AX12 | |
Wilzin®
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A16AX05 |