Pharmakodynamik
Eisen ist ein Cofaktor verschiedener Enzyme, die zur Energieübertragung nötig sind, und Bestandteil von Hämoglobin und Myoglobin, die für Transport und Nutzung von Sauerstoff unerlässlich sind. Eisenmangel kann somit den Muskelstoffwechsel beeinträchtigen, unabhängig von der Wirkung einer Anämie auf die Sauerstoffversorgung. Eisenmangel wird auch in Verbindung gebracht mit Verhaltens- und Lernproblemen bei Kindern und mit Abnormalitäten des Catecholaminstoffwechsels.
Pharmakokinetik bei Kindern
Es sind keine spezifischen Informationen für Kinder vorhanden.
Zulassung der Dosierungsempfehlungen
- Eisenmangelanämie
- oral
- ≥1 Monat bis <2 Jahre: off-label
- ≥2 Jahre bis <18 Jahre und ≥12 kg: zugelassen
- Eisensupplementation nach Geburt
- oral
- Früh-/Neugeborene: off-label
Auszug aus Fachinformation
Auszug aus Fachinformation
Textauszug aus Fachinformation
Oral bei nachgewiesenen Eisenmangelzustände – insbesondere Eisenmangelanämien:
Kinder und Jugendliche:
1 überzogene Tablette enthält 35 mg elementares Eisen.
Jugendliche über 50 kg nehmen 2- bis 3-mal täglich 1 bis 2 überzogene Tabletten ein;
Kinder ab 18 kg Körper gewicht: 2- bis 3-mal täglich 1 überzogene Tablette;
Kinder ab 12 kg Körpergewicht: 1- bis 2-mal täglich 1 überzogene Tablette.
Dabei ist zu beachten, dass die maximale Tagesdosis von 6 mg Eisen/kg Körpergewicht bei Kindern nicht überschritten werden darf.
[Ref.]
Präparate im Handel
Sirup 81,75 mg/100 mL
überzogene Tabletten 35 mg
Brausetablette 80,5 mg
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
Präparat |
Darreichungsform |
Stärke (elementares Eisen) |
Applikationsweg |
Natriumgehalt |
Problematische Hilfsstoffe |
Aroma |
Altersangabe |
Floradix® |
Sirup |
0,82 mg/mL |
oral |
- |
Fructose |
Früchte |
ab 6 Jahre |
Eisen Verla® |
überzogene Tabletten |
35 mgT0 |
oral |
natriumfrei |
Sucrose (21 mg) |
- |
Kinder und Jugendliche ≥12 kg |
Lösferron® |
Brausetabletten |
80,5 mgT0 |
oral |
220 mg |
Sorbitol (1,1 mg) Benzylalkohol (0,15 mg) Saccharin Cyclamat |
Orange |
Kinder und Jugendliche ≥16 kg |
T0: nicht teilbar, „natriumfrei“: weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Einheit
Die Fachinformationen wurden am 15.01.2023 aufgerufen.
Anwendungshinweis: Einnahme eine halbe Stunde vor den Mahlzeiten mit Wasser oder Vitamin-C-haltigen Getränken.
Dosierungsempfehlungen
Eisensupplementation nach Geburt |
- Oral
-
Frühgeborene,
Geburtsgewicht
<
2000 g
[1]
[2]
[3]
[6]
[9]
[10]
[12]
[13]
[16]
-
Ab 2 - 6 Wochen nach der Geburt.
elementares Eisen (Fe2+):
2
- 3
mg/kg/Tag
in 1
- 3
Dosen. Max: 5 mg/kg/Tag.
- Behandlungsdauer:
6 - 12 Monate
- 1 mg Fe2+ = 8,6 mg Eisen(II)gluconat
- Während der stationären Aufnahme Gabe mit jeder Art von Nahrung, nach der Entlassung nur mit dem Stillen oder mit normaler Säuglingsnahrung, aber nicht mit Spezialnahrung (enthält eventuell zusätzliches Eisen) verabreichen.
- Eine Empfehlung für die optimale Eisensupplementation ist bei Frühgeborenen und Säuglingen schwierig.
off-label
-
Frühgeborene,
Geburtsgewicht
2000
bis
2500 g
[1]
[2]
[3]
[9]
[10]
[12]
[13]
[16]
[27]
-
Ab 2 - 6 Wochen nach der Geburt, ausschließlich beim Stillen, bis zum korrigierten Alter von 6 Monaten.
elementares Eisen (Fe2+):
2
- 3
mg/kg/Tag
in 1
- 3
Dosen. Max: 5 mg/kg/Tag.
- 1 mg Fe2+ = 8,6 mg Eisen(II)gluconat
- Eine Empfehlung für die optimale Eisensupplementation ist bei Frühgeborenen und Säuglingen schwierig.
off-label
-
Früh- und Neugeborene,
Geburtsgewicht
≥ 2500 g
[1]
[2]
[3]
[9]
[10]
[12]
[13]
[16]
[27]
|
Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate
Keine Informationen zur Dosisanpassung bei Nierenfunktionsstörung vorhanden.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern
Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe, Obstipation, Schmerzen im Unterbauch, Appetitlosigkeit und Schwarzfärbung des Stuhls. Verfärbung der Zähne.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein
Häufig (1-10 %): Zahnverfärbung (durch intensive Reinigung der Zähne zu beseitigen bzw. durch Verwendung eines Trinkhalms vermeidbar)
Gelegentlich (0,1-1 %): Magen-Darm-Störungen (epigastrische Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Obstipation oder Diarrhö), unbedenkliche Schwarzfärbung des Stuhles
Selten (0,01-0,1 %): Überempfindlichkeitsreaktionen (z. B. Hauterscheinungen)
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Kontraindikationen allgemein
- Eisenverwertungsstörungen (sideroachrestische Anämie, Bleianämie, Thalassämie)
- Eisenüberladung des Körpers (z. B. Hämochromatose, chronische Hämolysen)
- Anämien verursacht durch Infektionen oder Tumore, sofern nicht gleichzeitig ein Eisenmangel besteht
Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern
- Kleine Kinder sind sehr empfindlich gegenüber den toxischen Nebenwirkungen von Eisenpräparaten. Bei der Kombination mit Nahrungsergänzungsmitteln oder anderen Eisensalzpräparaten ist wegen der Gefahr einer möglichen Eisenüberdosierung Vorsicht geboten.
- Es wird empfohlen, die Dosen über den Tag verteilt einzunehmen, um das Risiko von Magenverstimmungen zu verringern. Die Einnahme sollte nach Möglichkeit zwischen den Mahlzeiten erfolgen, um eine bessere Aufnahme zu erreichen. Die Einnahme sollte vorzugsweise 30 Minuten vor dem Essen erfolgen. Dies liegt daran, dass Essen die Aufnahme von Eisen reduziert. Das Medikament sollte nicht mit Milchprodukten kombiniert werden. Die Absorption wird durch viele Substanzen verringert: Antazida, Phosphate, Kalziumsalze, Chinolone, Tetracycline und Penicillamin. Zwischen der Einnahme des Eisenpräparats und diesen Medikamenten sollte ein Abstand von 2-3 Stunden eingehalten werden. Orangensaft und Vitamin C verbessern die Resorption.
- Während der Behandlung mit Eisensalzen kann es zu Verfärbungen der Zähne kommen. Laut Literatur kann diese Verfärbung nach Beendigung der Behandlung von selbst wieder verschwinden, oder sie sollte mit einer abrasiven Zahnpasta entfernt werden, eventuell durch einen Zahnarzt. Um eine Verfärbung der Zähne zu vermeiden, sollten flüssige Darreichungsformen mit Wasser verdünnt und durch einen Strohhalm getrunken werden.
- Der Stuhlgang kann schwarz verfärbt sein.
- Nach Normalisierung des Hämoglobins wird die Therapie zwei bis drei Monate lang fortgesetzt, um die Eisenspeicher wieder aufzufüllen.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein
Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.
Wechselwirkungen
Eisensalze können mit einer Vielzahl von Wirkstoffen Komplexe bilden, welche zu einer verminderten Resorption und Wirksamkeit sowohl von Eisen als auch dem komplexierten Wirkstoff führen. Dazu gehören:
- Tetrazykline (u.a. Tetracyclin, Doxycyclin, Minocyclin)
- Chinolonantibiotika (u.a. Ciprofloxacin, Enoxacin, Moxifloxacin, Ofloxacin)
- Levothyroxin, Liothyronin
- Methyldopa
- Penicillamin
- Cholestyramin
- Antazida auf Aluminiumbasis (u.a. Sucralfat, Magaldrat, Hydrotalcid)
- andere Mineralstoffe wie Calcium und Magnesium (auch in Lebensmitteln)
- Lebensmittel, die reich an Gerbstoffen sind wie Kaffee und Tee
- Dolutegravir
- Bisphosphonate (Alendronat, Etidronat, Ibandronat, Pamidronat, Risedronat)
- Levodopa, Carbidopa
Es wird empfohlen die Eiseneinnahme zeitlich getrennt von den betroffenen Wirkstoffen durchzuführen. Als zeitlicher Abstand empfehlen sich 2 bis 3 Stunden.
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.
EISEN-HALTIGE ZUBEREITUNGEN
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Eisen zweiwertig, orale Zubereitungen |
|
|
B03AA02
|
|
|
B03AA01
|
|
Eisen(II)sulfat - oral
Dreisafer®, Eryfer®, Ferro Aiwa®, Floradix®, Haemoprocan®, Kendural C®, Plastulen®, Tardyferon®, Taxofit®; Syn: Eisensulfat
|
B03AA07
|
Eisen dreiwertig, orale Zubereitungen |
|
Eisen(III)polymaltose - oral
Ferrum Hausmann® Tropfen/Sirup; Syn.: Eisen(III)-hydroxid-Polymaltose-Komplex, IPC, Eisen(III)-Carboxymaltose, Eisenpolymaltose
|
B03AB05
|
Eisen, parenterale Zubereitungen |
|
|
B03AC01
|
|
|
B03AC02
|
Referenzen
-
Embleton ND, et al., Enteral Nutrition in Preterm Infants (2022): A Position Paper From the ESPGHAN Committee on Nutrition and Invited Experts. , Journal of Pediatric Gastroenterology and Nutrition., 2023, 76(2), 248-68
-
Baker RD, et al,, Diagnosis and prevention of iron deficiency and iron-deficiency anemia in infants and young children (0-3 years of age),, Pediatrics, 2010, Nov;126(5), , 1040-50
-
Berglund S, et al., Iron supplements reduce the risk of iron deficiency anemia in marginally low birth weight infants,, Pediatrics, 2010, Oct;126(4), e874-83
-
Bhargava S, et al., Clinical inquiries. What is appropriate management of iron deficiency for young children?, J Fam Pract, 2006, Jul;55(7), 629-30
-
Choudhury P, et al. , Rationale of iron dosage and formulations in under three children., http://www.idpas.org/pdf/985Rationale.pdf
-
Dallman PR, et al., Iron deficiency in infancy and childhood, Am J Clin Nutr,, 1980, Jan;33(1), 86-118
-
Grant CC, et al., Policy statement on iron deficiency in pre-school-aged children., J Paediatr Child Health, 2007, Jul-Aug;43(7-8), 513-21
-
Lafeber HN, et al., Werkboek Enterale en parenterale voeding bij pasgeborenen. (3e druk), VU Uitgeverij, Amsterdam, 2012
-
Long H, et al., Benefits of iron supplementation for low birth weight infants: a systematic review, BMC Pediatr, 2012, Jul 16, 12:99
-
Mills RJ, et al., Enteral iron supplementation in preterm and low birth weight infants, Cochrane Database Syst Rev, 2012, Mar 14;3, CD005095
-
Bouma M. et al., NHG Standaard Anemie (M76), Huisarts Wet, Revisie datum: oktober 2014, Versie 2.1
-
Oski FA., Iron deficiency in infancy and childhood, N Engl J Med, 1993, Jul 15;329(3), 190-3
-
Rao R, et al., Iron therapy for preterm infants, Clin Perinatol, 2009, Mar;36(1), 27-42
-
de Souza Queiroz S, et al., Iron deficiency anemia in children, J. pediatr. (Rio J.), 2000, 76 (Supl.3), S298-S304
-
Wall CR, et al., Milk versus medicine for the treatment of iron deficiency anaemia in hospitalised infants., Arch Dis Child, 2005, Oct;90(10), 1033-8
-
World Health Organization., Iron Deficiency Anaemia Assessment, Prevention and Control. A guide for programme managers., http://whqlibdoc.who.int/hq/2001/WHO_NHD_01.3.pdf
-
Dors, N. et al., Achtergrondinformatie per ziektebeeld: IJzergebreksanemie, , https://hematologienederland.nl/achtergrondinformatie-per-ziektebeeld, 2019, Juli
-
Moretti D, et al., Oral iron supplements increase hepcidin and decrease iron absorption from daily or twice-daily doses in iron-depleted young women, Blood, 2015, 126(17), 1981-9
-
Stoffel NU, et al., Oral iron supplementation in iron-deficient women: How much and how often?, Mol Aspects Med, 2020, 75, 100865
-
Domellöf M, et al., Iron requirements of infants and toddlers., J Pediatr Gastroenterol Nutr., 2014, 58(1), 119-29
-
von Siebenthal HK, et al., Regulation of iron absorption in infants., Am J Clin Nutr., 2023, 117(3), 607-15
-
Wegmüller R, et al., Hepcidin-guided screen-and-treat interventions for young children with iron-deficiency anaemia in The Gambia: an individually randomised, three-arm, double-blind, controlled, proof-of-concept, non-inferiority trial, Lancet Glob Health, 2023, 11(1), e105-e16
-
Uyoga MA, et al., The effect of iron dosing schedules on plasma hepcidin and iron absorption in Kenyan infants., Am J Clin Nutr. , 2020, 112(4), 1132-41
-
mibe GmbH Arzneimittel, SmPC Lösferron® (7087.00.00), 10/2019
-
Verla-Pharm Arzneimittel, SmPC Eisen Verla® 35 mg (6541339.00.00), 05/2023
-
SALUS Pharma GmbH, SmPC Floradix mit Eisen (6311378.00.00), 03/2020
-
Edmond K, et al., Optimal feeding of low-birth-weight infants. Technical review, World Health Organization, 2006
Änderungsverzeichnis
- 29 Januar 2024 21:34: Neue Monographie
Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)
Überdosierung