Aripiprazol

Wirkstoff
Aripiprazol
Handelsname
Abilify®, Abilify Maintena®, Aripipan, Arpoya, Arpilif
ATC-Code
N05AX12

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen

Überdosierung
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Antipsychotikum der 2./3. Generation; partieller Agonist des Dopamin-D2-Rezeptors und des Serotonin-5-HT1A-Rezeptors; Serotonin-5-HT2A-Rezeptorantagonist; mäßige Affinität zu α1-adrenergen, Histamin-H1-, Serotonin-5-HT6- und 5-HT7-Rezeptoren [Ref.]

Pharmakokinetik bei Kindern

Kinder zwischen 10 und 17 Jahren

Metabolisierung: umfassend über die Leber, hauptsächlich via CYP3A4 und CYP2D6 u.a. in das aktive Metabolit Dehydro-Aripiprazol. Aus einer pharmakokinetischen Studie an Kindern zwischen 10 und 17 Jahren (N = 21) geht hervor, dass Aripiprazol, innerhalb des nachstehend empfohlenen Dosisbereichs, eine lineare Pharmakokinetik aufweist. Aus dieser Studie geht ebenfalls hervor, dass die pharmakokinetischen Parameter von Aripiprazol bei Kindern (10 – 17 Jahre) mit denen von Erwachsenen vergleichbar sind.

Tmax: 3 – 5 h
T1/2: 60 – 80 h
Proteinbindung: >99 %
Bioverfügbarkeit: 87 %
Metabolismus: primär über die Leber durch CYP3A4- und CYP2D6-Enzyme. Der Hauptmetabolit, der 40 % der Aripiprazol-Plasmakonzentration ausmacht, ist Dehydroaripiprazol, welches eine dem Aripiprazol ähnliche Affinität zu Dopamin-D2-Rezeptoren aufweist.

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Tics, Verhaltensstörungen und Autismus
    • oral
      • ≥5 Jahre bis <18 Jahre: off-label
  • Schizophrenie
    • oral
      • ≥10 Jahre bis <15 Jahre: off-label
      • ≥15 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
  • Manische Episoden der Bipolar-I-Störung
    • oral
      • ≥10 Jahre bis <13 Jahre: off-label
      • ≥13 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Oral

  • Schizophrenie
    • ab 15 Jahre: Die empfohlene Dosierung von Aripiprazol ist 10 mg/Tag, einzunehmen einmal täglich unabhängig von den Mahlzeiten.
    • Die Behandlung sollte für zwei Tage mit 2 mg eingeleitet werden (unter Anwendung von der Lösung zum Einnehmen 1 mg/ml) und für 2 weitere Tage auf 5 mg titriert werden, um dann die empfohlene tägliche Dosis von 10 mg zu erreichen. Sofern angebracht sollten weitere Dosiserhöhungen in 5-mg-Schritten erfolgen, ohne dass die Maximaldosis von 30 mg pro Tag überschritten wird (siehe Abschnitt 5.1).
    • Aripiprazol wirkt in einem Dosisbereich von 10 bis 30 mg/Tag. Eine erhöhte Wirksamkeit bei höheren Dosen als 10 mg pro Tag wurde nicht nachgewiesen, obwohl einzelne Patienten von einer höheren Dosierung profitieren können. [Ref.]
    • Aripiprazol wird bei Patienten mit Schizophrenie unter 15 Jahren aufgrund unzureichender Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit nicht empfohlen. [Ref.]
  • Manische Episoden der Bipolar-I-Störung
    • ab 13 Jahre: Die empfohlene Dosierung ist 10 mg/Tag, einzunehmen einmal täglich unabhängig von den Mahlzeiten.
    • Die Behandlung sollte an den ersten beiden Tagen mit 2 mg/Tag begonnen werden (unter Anwendung von Aripiprazol 1 mg/ml Lösung zum Einnehmen), dann für 2 weitere Tage auf 5 mg/Tag gesteigert werden, um schließlich die empfohlene tägliche Dosis von 10 mg zu erreichen.
    • Die Behandlung sollte nur so lange durchgeführt werden, bis die Symptome unter Kontrolle sind. Sie darf nicht länger als 12 Wochen dauern.
    • Für Dosierungen über 10 mg/Tag wurde keine erhöhte Wirksamkeit nachgewiesen und bei einer Tagesdosis von 30 mg besteht ein wesentlich höheres Risiko für signifikante Nebenwirkungen wie extrapyramidale Störungen, Somnolenz, Fatigue und Gewichtszunahme.
    • Dosen über 10 mg/Tag sollten deshalb nur in Ausnahmefällen und unter engmaschiger Überwachung angewendet werden (siehe Abschnitte 4.4, 4.8 und 5.1). Jüngere Patienten sind einem höheren Risiko für Nebenwirkungen von Aripiprazol ausgesetzt. Daher wird eine Behandlung mit Aripiprazol bei Kindern unter 13 Jahren nicht empfohlen (siehe Abschnitte 4.8 und 5.1). [Ref.]
  • Reizbarkeit im Zusammenhang mit autistischer Störung:
    • Die Sicherheit und Wirksamkeit von Aripiprazol bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren ist bisher noch nicht erwiesen. Zurzeit vorliegende Daten werden in Abschnitt 5.1 beschrieben, eine Dosierungsempfehlung kann jedoch nicht gegeben werden. [Ref.]
  • Mit dem Tourette-Syndrom assoziierte Tics:
    • Die Sicherheit und Wirksamkeit von Aripiprazol bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 6 bis 18 Jahren ist bisher noch nicht erwiesen. Zurzeit vorliegende Daten werden in Abschnitt 5.1 beschrieben, eine Dosierungsempfehlung kann jedoch nicht gegeben werden. [Ref.]
  • mäßige bis schwere manische Episoden der Bipolar-I-Störung und für die Prävention einer neuen manischen Episode bei Erwachsenen, die überwiegend manische Episoden hatten und deren manische Episoden auf die Behandlung mit Aripiprazol ansprachen.
    • Erwachsenen-Dosierung siehe Fachinformation. [Ref.]

Präparate im Handel

Lösung zum Einnehmen 1 mg/mL
Schmelztabletten 10 mg, 15 mg
Tabletten 5 mg, 10 mg, 15 mg, 30 mg
Injektionslösung 7,5 mg/mL
Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Depot-Injektionssuspension 300 mg, 400 mg

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke (Aripiprazol) Applikationsweg Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe Aroma Anwendungshinweis
 Abilify® Lösung zum Einnehmen 1 mg/mL oral natriumfrei Fructose (200 mg/mL)
Propylenglykol
Methyl-4-hydroxybenzoat (1,8 mg/mL)
Propyl-4-hydroxybenzoat (0,2 mg/mL)
Sucrose (400 mg/mL)
Orange Die Lösung sollte vor Einnahme nicht mit anderen Flüssigkeiten oder mit Essen vermischt werden.
Aripiprazol beta Lösung zum Einnehmen 1 mg/mL oral natriumfrei Natriumbenzoat (1 mg/mL)
Propylenglykol (ca. 80 mg/mL)
Sucralose
Traube
 Abilify® Schmelztabletten 10 mgT0,S
15 mgT0,S
oral natriumfrei 10 mg:
Acesulfam
Aspartam (2 mg/Tbl.)
Lactose (0,075 mg/Tbl.)
15 mg:
Acesulfam
Aspartam (3 mg/Tbl.)
Lactose (0,1125 mg/Tbl.)
Vanille Die Tablette kann auch in Wasser aufgelöst und die so hergestellte Suspension getrunken werden.
 Abilify® Tabletten 5 mgT0
10 mgT0
15 mgT0
30 mgT0
oral k.A. Lactose (63,65 mg/Tbl.)
Lactose (59,07 mg/Tbl.)
Lactose (54,15 mg/Tbl.)
Lactose (177,22 mg/Tbl.)
- -


T0: nicht teilbar, S: suspendierbar, k.A.: keine Angabe, „natriumfrei“: weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Einheit

Die Fachinformationen wurden am 02.08.2022 aufgerufen.

Neben den aufgeführten Präparaten befinden sich diverse Generika im Handel.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Tics, Verhaltensstörungen und Autismus
  • Oral
    • 5 Jahre bis 18 Jahre
      [5] [6] [7] [9] [11] [13] [14] [15] [16] [17] [18] [19] [20] [21]
      • Initialdosis: 1 mg/Tag in 1 Dosis
      • Erhaltungsdosis: Initialdosis je nach Wirksamkeit alle 1-2 Wochen um 1 mg bis zum gewünschten Effekt erhöhen. Dies wird meist erreicht mit 1 - 5 mg/Tag in 1 Dosis
      • In der Literatur sind Dosierungen bis zu 20 mg/Tag beschrieben.

        Aripiprazol muss durch einen Spezialisten des Fachgebiets Kinder- und Jugendpsychiatrie oder Ärzten verschrieben werden, die umfangreiche Erfahrungen mit der Anwendung dieses Arzneimittels bei Kindern und Jugendlichen haben. Die Dosierung muss individuell bestimmt werden, es ist die niedrigste wirksame Dosierung zu verwenden.

        off-label

Schizophrenie (Psychosen); Manische Episoden der Bipolar-I-Störung
  • Oral
    • 10 Jahre bis 18 Jahre
      [1] [2] [3] [5] [8] [10] [22] [23] [24] [25] [26]
      • Initialdosis: 2 mg/Tag in 1 Dosis
      • Erhaltungsdosis: Initialdosis je nach Wirksamkeit alle 1-2 Wochen um 2 mg bis zum gewünschten Effekt erhöhen. Dies wird meist erreicht mit 10 mg/Tag in 1 Dosis. Max: 30 mg/Tag.
      • In Einzelfällen schrittweise Erhöhung um 5 mg/Tag auf maximal 30 mg/Tag möglich. Bei Psychosen sind Dosen >10mg/Tag nicht zwingend wirksamer.

        Aripiprazol muss durch einen Spezialisten des Fachgebiets Kinder- und Jugendpsychiatrie oder Ärzten verschrieben werden, die umfangreiche Erfahrungen mit der Anwendung dieses Arzneimittels bei Kindern und Jugendlichen haben. Die Dosierung muss individuell bestimmt werden, es ist die niedrigste wirksame Dosierung zu verwenden.

        <15 Jahre: off-label bei Schizophrenie
        <13 Jahre: off-label bei Manische Episoden der Bipolar-I-Störung

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.

GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Gewichtszunahme und Gewichtsabnahme: Bei Jugendlichen mit Schizophrenie wurde häufiger über Gewichtsabnahme und bei Jugendlichen mit Manie häufiger über Gewichtszunahme berichtet. [Ref.]

Darüber hinaus sind in klinischen Studien seltene Fälle von MNS (malignes neuroleptisches Syndrom) berichtet worden [Croarkin 2008].

Bei Jugendlichen besteht ein höheres Risiko für Nebenwirkungen, insbesondere bei Manie: Sehr häufig (>10 %): Schlaflosigkeit, Sedierung, extrapyramidale Symptome, Akathisie, Müdigkeit, niedrige Serumprolaktinspiegel. Häufig (1 - 10 %): Oberbauchschmerzen, erhöhte Herzfrequenz, Gewichtszunahme, Mundtrockenheit, Appetitsteigerung, orthostatische Hypotonie, Muskelzuckungen und Dyskinesie.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Häufig (1-10 %): Diabetes mellitus, Schlaflosigkeit, Angst, Unruhe, Akathisie, extrapyramidale Erkrankung, Tremor, Kopfschmerz, Sedierung, Somnolenz, Schwindelgefühl, verschwommenes Sehen, Obstipation, Dyspepsie, Übelkeit, Hypersalivation, Erbrechen

Gelegentlich (0,1-1 %): Hyperprolaktinämie, Prolaktin im Blut erniedrigt, Hyperglykämie, Depression, Hypersexualität, tardive Dyskinesie, Dystonie, Syndrom der ruhelosen Beine, Doppeltsehen, Photophobie, Tachykardie, Orthostasesyndrom, Schluckauf

Häufigkeit nicht bekannt: Leukopenie, Neutropenie, Thrombozytopenie, allergische Reaktion (z. B. anaphylaktische Reaktion, Angioödem einschließlich geschwollene Zunge, Zungenödem, Gesichtsödem, allergischer Pruritus oder Urtikaria), Hyponatriämie, Anorexie, Suizidversuch, Suizidgedanken und begangener Suizid, pathologisches Spielen, Störung der Impulskontrolle, Essattacke, zwanghaftes Kaufverhalten, Poriomanie, Aggression, Agitiertheit, Nervosität, malignes neuroleptisches Syndrom, Grand-mal-Anfall, Serotoninsyndrom, Sprechstörung, Blickkrampf, plötzlicher Tod unbekannter Ursache, Torsades de Pointes, ventrikuläre Arrhythmie, Herzstillstand, Bradykardie, venöse Thromboembolie (einschließlich Lungenembolie und tiefer Beinvenenthrombose), Hypertonie, Synkope, Aspirationspneumonie, Laryngospasmus, Oropharyngealspasmus, Pankreatitis, Dysphagie, Diarrhoe, abdominale Beschwerden, Magenbeschwerden, Leberversagen, Hepatitis, Ikterus, Ausschlag, Lichtempfindlichkeitsreaktion, Alopezie, Hyperhidrosis, Arzneimittelwirkung mit Eosinophilie und systemischen Symptomen (DRESS), Rhabdomyolyse, Myalgie, Steifheit, Harninkontinenz, Harnretention, Arzneimittelentzugssyndrom des Neugeborenen, Priapismus, Störung der Temperaturregulation (z. B. Hypothermie, Fieber), Brustkorbschmerz, peripheres Ödem, Gewicht erniedrigt, Gewichtszunahme, Alaninaminotransferase erhöht, Aspartataminotransferase erhöht, Gamma-Glutamyltransferase erhöht, alkalische Phosphatase erhöht, QT verlängert, Glukose im Blut erhöht, glykosyliertes Hämoglobin erhöht, Fluktuation des Blutzuckers, Kreatinphosphokinase erhöht

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

Neben Überempfindlichkeiten gegen den Wirkstoff oder einen sonstigen Bestandteil sind keine weiteren Gegenanzeigen bekannt.

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Bei schwerwiegenden Nebenwirkungen oder bei Ausbleiben der Wirkung kann dies auf einen veränderten Arzneimittelmetabolismus hindeuten. CYP2D6 Polymorphismen können den Metabolismus beeinflussen. Eine Genotypisierung kann in Betracht gezogen werden.

Die Behandlung mit Aripiprazol darf nicht abrupt abgesetzt werden. Die Dosierung muss langsam ausgeschlichen werden. Auch bei einem Wechsel von Aripiprazol auf ein anderes Arzneimittel darf Aripiprazol nicht abrupt abgesetzt werden. Aripiprazol muss ausgeschlichen werden, während das andere Arzneimittel langsam eindosiert wird. Ebenso wie bei anderen Antipsychotika muss das Auftreten des sog. malignen neuroleptischen Syndroms berücksichtigt werden (Symptome: Hyperthermie, extreme Muskelrigidität und eine autonome Instabilität).

Es kann Tage bis Wochen dauern, bis sich eine klinische Verbesserung einstellt. Während dieser Zeit ist der Patient sorgfältig zu überwachen.

Bei Jugendlichen <18 Jahren kann das Suizidrisiko länger als die ersten 4 Behandlungswochen anhalten.

Kinder und Jugendliche sind auf eine Gewichtszunahme zu kontrollieren: Dosisreduktion erwägen.

Beim Auftreten von extrapyramidalen Symptomen: Dosisreduktion und klinische Überwachung erwägen.

CAVE:

  • Malignes neuroleptisches Syndrom
    • Im Kindes- und Jugendalter wurden Schläfrigkeit/Sedierung und extrapyramidal-motorische Störungen als sehr häufige Nebenwirkungen im Gegensatz zum Erwachsenenalter berichtet (ggf. Biperiden-Gabe).
    • Die gleichzeitige Gabe von Inhibitoren von CYP2D6 (z.B. Fluoxetin, Paroxetin) kann die Serumkonzentration erhöhen, ebenso die gleichzeitige Gabe von Inhibitoren von CYP3A4 (z.B. Escitalopram), ggf. Dosisreduktion erforderlich.
    • Die gleichzeitige Gabe von Induktoren von CYP3A4 (z.B. Carbamazepin, Johanniskraut) kann die Serumkonzentration erniedrigen, ggf. Dosiserhöhung erforderlich.
    • TDM wird sowohl in der Routinebehandlung und v.a. bei Kombinationstherapie dringend empfohlen!
    • Die Gewichtszunahme sollte bei Jugendlichen überwacht werden.
    • Regelmäßige Kontrolluntersuchungen beachten (siehe Warnhinweise)
    • Empfohlene Kontrolluntersuchungen finden Sie hier.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

Interaktionspartner Grund Handlungsempfehlung
Zentraldämpfende Arzneimittel und Stoffe, z.B. Ethanol, Opioide Additive zentraldämpfende Wirkung. Erhöhtes Risiko einer verstärkten/verlängerten Atemdepression und Sedation. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis eines oder beider Arzneimittel verringern und Monitoring auf zentraldämpfende Nebenwirkungen. Ethanolfreie Arzneimittel als Alternative erwägen.
QT-Zeit verlängernde Wirkstoffe Additive QT verlängernde Wirkung. Erhöhtes Risiko für Torsade de pointes Tachykardien. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, sollten Patienten über das Risiko der Herzrhythmusstörung informiert werden und bei Schwindel und Ohnmachtsanfällen sowie bei Durchfall oder Erbrechen (Elektrolytstörungen) umgehend einen Arzt aufsuchen. Monitoring von EKG und Elektrolytstatus erwägen.
CYP2D6-Inhibitoren Hemmung des Metabolismus von Aripiprazol. Erhöhte Serumkonzentration und verstärkte Wirkung von Aripiprazol möglich. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis verringern und Monitoring auf Nebenwirkungen von Aripiprazol.
CYP3A4-Inhibitoren Hemmung des Metabolismus von Aripiprazol. Erhöhte Serumkonzentration und verstärkte Wirkung von Aripiprazol möglich. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis verringern und Monitoring auf Nebenwirkungen von Aripiprazol.
CYP3A4-Induktoren Steigerung des Metabolismus von Aripiprazol. Erniedrigte Serumkonzentration und (stark) verringerte Wirkung von Aripiprazol möglich. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis erhöhen und Monitoring auf ausreichende Wirkung von Aripiprazol.
Antihypertonika Additive hypotensive Effekte aufgrund des α1-Rezeptorantagonismus von Aripiprazol.  Bei Kombination engmaschiges Monitoring auf Hypotonie. 
Levodopa und Dopamin-D2-Rezeptor-Agonisten Kompetitiver Antagonismus an Dopamin-Rezeptoren und Abschwächung der Wirkung beider Interaktionspartner möglich. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, Monitoring auf ausreichende Wirkung der Interaktionspartner.
Dopaminantagonisten, z.B. Metoclopramid Additive antagonistische Wirkung an Dopamin-Rezeptoren und gesteigerte Häufigkeit und Schwere von (irreversiblen) extrapyramidal-motorischen Nebenwirkungen sowie erhöhtes Risiko für ein malignes neuroleptisches Syndrom möglich. Kombination vermeiden. 
Lithiumsalze Neurotoxische und extrapyramidal-motorische Symptome möglich. Vermutlich bedingt durch synergistische Wirkungen und erhöhte Lithium-Plasmakonzentrationen. Durch additive kardiotoxische Effekte zudem erhöhte Inzidenz ventrikulärer Tachykardien möglich.  Bei Kombination sorgfältiges Monitoring der QT-Zeit und auf unerwünschte Arzneimittelwirkungen. Ggf. Dosisanpassung bzw. Absetzen von einem oder beiden Wirkstoffen.  
H1-Blocker, z.B. Dimenhydrinat Additive kardiotoxische, zentral dämpfende sowie anticholinerge Wirkungen. Erhöhtes Risiko für ventrikuläre Tachykardien sowie vermehrte anticholinerge Effekte wie Akkomodationsstörungen, Mundtrockenheit und Obstipation möglich.  Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, Monitoring auf anticholinerge Nebenwirkungen und ggf. von EKG und Elektrolytstatus, ggf. Therapieanpassung. Zudem sollten Patienten über das Risiko der Herzrhythmusstörung informiert werden und bei Schwindel und Ohnmachtsanfällen sowie bei Durchfall oder Erbrechen (Elektrolytstörungen) umgehend einen Arzt aufsuchen.
Trizyklische Antidepressiva und Analoga, z.B. Amitriptylin, Clomipramin, Doxepin Additive kardiotoxische, zentral dämpfende sowie anticholinerge Wirkungen. Erhöhtes Risiko für ventrikuläre Tachykardien sowie vermehrte anticholinerge Effekte wie Akkomodationsstörungen, Mundtrockenheit und Obstipation möglich. Zudem ggf. Absenkung der Krampfschwelle.  Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, möglichst niedrige Dosierung und sorgfältige Überwachung auf vermehrte kardiale und anticholinerge Nebenwirkungen. Zudem sollten Patienten über das Risiko der Herzrhythmusstörung informiert werden und bei Schwindel und Ohnmachtsanfällen sowie bei Durchfall oder Erbrechen (Elektrolytstörungen) umgehend einen Arzt aufsuchen.
Bupropion Additive Effekte auf die Krampfschwelle und erhöhtes Risiko für Krampfanfälle möglich.  Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, möglichst niedrige Startdosis wählen und langsame Dosistitration.


Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

ANTIPSYCHOTIKA

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Butyrophenon-Derivate

Haloperidol

Haldol®
N05AD01

Pipamperon

Dipiperon®
N05AD05
Diphenylbutylpiperidin-Derivate

Pimozid

Orap®
N05AG02
Diazepine, Oxazepine, Thiazepine und Oxepine

Clozapin

Leponex®
N05AH02

Olanzapin

Zyprexa®
N05AH03

Quetiapin

Seroquel®
N05AH04
Lithium

Lithium

Quilonum® retard, Hypnorex retard®
N05AN01
Andere Antipsychotika

Risperidon

Risperdal®
N05AX08

Referenzen

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  2. Biederman J, et al., Aripiprazole in the treatment of pediatric bipolar disorder: a systematic chart review, CNS Spectr, 2005, 10, 141-8
  3. Chang KD., The use of atypical antipsychotics in pediatric bipolar disorder., J Clin Psychiatry., 2008, 69 Suppl 4, 4-8
  4. Croarkin PE, et al, Neuroleptic malignant syndrome associated with atypical antipsychotics in pediatric patients: a review of published cases, J Clin Psychiatry., 2008, 69, 1157-65
  5. Findling RL, et al., Tolerability and pharmacokinetics of aripiprazole in children and adolescents with psychiatric disorders: an open-label, dose-escalation study, J Clin Psychopharmacol., 2008, 28, 441-6
  6. Gibson AP, et al., Effectiveness and tolerability of aripiprazole in child and adolescent inpatients: a retrospective evaluation., Int Clin Psychopharmacol., 2007, 22, 101-5
  7. McDougle CJ, et al., Atypical antipsychotics in children and adolescents with autistic and other pervasive developmental disorders, J Clin Psychiatry, 2008, 69, 15-20
  8. Sikich L, Efficacy of atypical antipsychotics in early-onset schizophrenia and other psychotic disorders, J Clin Psychiatry, 2008, 69 Suppl 4, 21-5
  9. Yoo HK, et al, An open-label study of the efficacy and tolerability of aripiprazole for children and adolescents with tic disorders, J Clin Psychiatry, 2007, 68, 1088-93
  10. Bristol Meyers Squibb, SPC Abilify EU/1/04/276/001-011, aufgerufen 5. Februar 2009
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  14. Owen R et al. , Aripiprazole in the treatment of irritability in children and adolescents with autistic disorder., Pediatrics., 2009, 124, 1533–1540
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  25. Findling RL et al, Double-blind, randomized, placebo-controlled long-term maintenance study of aripiprazole in children with bipolar disorder., J Clin Psychiatry, 2012 , Jan;73(1), 57-63
  26. Findling RL et al., Aripiprazole for the treatment of pediatric bipolar I disorder: a 30-week, randomized, placebo-controlled study. , Bipolar Disord. , 2013 , Mar;15(2), 138-49
  27. Otsuka Pharma, SmPC ABILIFY® Schmelztabletten, 03/2022
  28. Gerlach M, Mehler-Wex C, Walitza S, Warnke A, Wewetzer C. , Neuro-/Psychopharmaka im Kindes- und Jugendalter: Grundlagen und Therapie., Springer-Verlag Berlin Heidelberg. , 2016
  29. Otsuka Pharma, SmPC Abilify 5 mg, 10 mg, 15 mg, 30 mg Tabletten, 03/2022
  30. Otsuka Pharma GmbH, SmPC ABILIFY® 1 mg/ml Lösung zum Einnehmen, 03/2022
  31. Bristol Meyers Squibb, SPC Abilify EU/1/04/276/001-011, aufgerufen 5. Februar 2009, BMS, http://www.bms.com/products/data/index.html
  32. Nederlandse Vereniging van Ziekenhuis Apothekers (NVZA) [Verband Niederländischer Krankenhausapotheker], TDM Monografie Aripiprazol, Rev 16-10-2014, https://tdm-monografie.org/monografie/aripiprazol
  33. betapharm Arzneimittel GmbH, SmPC Aripiprazol beta 1 mg/ml Lösung zum Einnehmen (95839.00.00), 10/2021

Änderungsverzeichnis

  • 18 Oktober 2022 13:44: Aktualisierung der Präparate und Interaktionen hinzugefügt
  • 10 September 2020 10:36: Neue Überarbeitung
  • 01 September 2020 11:27: Die Initialdosis wurde aufgrund einer Neubewertung der wissenschaftlichen Literatur aus dem Jahr 2018 angepasst.

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)

Therapeutische Konzentration (Talspiegel): 100-300 microg./L
Toxische Konzentration: 500 microg./L

Hintergrund: Es wurde ein Zusammenhang zwischen der Plasmakonzentration von Aripiprazol und dem Auftreten und der Schwere von möglichen Nebenwirkungen festgestellt. Aripiprazol wird über die Enzyme CYP2D6 und CYP3A4 metabolisiert, sodass die Plasmakonzentration von Aripiprazol durch CYP-Induktoren oder -Inhibitoren beeinflusst werden kann. Deshalb ist es wichtig, die Talspiegel von Aripiprazol zu überwachen, um therapierelevante Medikamenten-Interaktionen frühzeitig zu erkennen und um die Therapie bei keinem oder unzureichendem Ansprechen ggf. zu optimieren.

Bei einem Kind mit einem Aripiprazolspiegel von 1420 microg./L wurden Ataxie und Lethargie (ohne abnormales EKG) beobachtet.

[NVZA. TDM Monografie Aripiprazol]


Überdosierung

Symptome: Schläfrigkeit, vorübergehender Verlust des Bewusstseins und extrapyramidale Symptome

Therapie: Freihaltung der Atemwege, Sauerstoffversorgung und Beatmung, symptomatische Behandlung. Monitoring der kardiovaskulären Funktionen, inklusive kontinuierlicher elektrokardiographischer Überwachung. Es gibt Hinweise, dass Aktivkohle ein wirksames Mittel in der Behandlung einer Überdosierung sein kann. Es wurden unbeabsichtigte Aripiprazol-Überdosen (bis zu 195 mg) ohne Todesfolge bei Kindern berichtet.

[SmPC Abilify]