Antipsychotikum der 2./3. Generation; partieller Agonist des Dopamin-D2-Rezeptors und des Serotonin-5-HT1A-Rezeptors; Serotonin-5-HT2A-Rezeptorantagonist; mäßige Affinität zu α1-adrenergen, Histamin-H1-, Serotonin-5-HT6- und 5-HT7-Rezeptoren [Ref.]
Kinder zwischen 10 und 17 Jahren
Metabolisierung: umfassend über die Leber, hauptsächlich via CYP3A4 und CYP2D6 u.a. in das aktive Metabolit Dehydro-Aripiprazol. Aus einer pharmakokinetischen Studie an Kindern zwischen 10 und 17 Jahren (N = 21) geht hervor, dass Aripiprazol, innerhalb des nachstehend empfohlenen Dosisbereichs, eine lineare Pharmakokinetik aufweist. Aus dieser Studie geht ebenfalls hervor, dass die pharmakokinetischen Parameter von Aripiprazol bei Kindern (10 – 17 Jahre) mit denen von Erwachsenen vergleichbar sind.
Tmax: 3 – 5 h
T1/2: 60 – 80 h
Proteinbindung: >99 %
Bioverfügbarkeit: 87 %
Metabolismus: primär über die Leber durch CYP3A4- und CYP2D6-Enzyme. Der Hauptmetabolit, der 40 % der Aripiprazol-Plasmakonzentration ausmacht, ist Dehydroaripiprazol, welches eine dem Aripiprazol ähnliche Affinität zu Dopamin-D2-Rezeptoren aufweist.
Lösung zum Einnehmen 1 mg/mL
Schmelztabletten 10 mg, 15 mg
Tabletten 5 mg, 10 mg, 15 mg, 30 mg
Injektionslösung 7,5 mg/mL
Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Depot-Injektionssuspension 300 mg, 400 mg
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
Präparat | Darreichungsform | Stärke (Aripiprazol) | Applikationsweg | Natriumgehalt | Problematische Hilfsstoffe | Aroma | Anwendungshinweis |
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Abilify® | Lösung zum Einnehmen | 1 mg/mL | oral | natriumfrei | Fructose (200 mg/mL) Propylenglykol Methyl-4-hydroxybenzoat (1,8 mg/mL) Propyl-4-hydroxybenzoat (0,2 mg/mL) Sucrose (400 mg/mL) |
Orange | Die Lösung sollte vor Einnahme nicht mit anderen Flüssigkeiten oder mit Essen vermischt werden. |
Aripiprazol beta | Lösung zum Einnehmen | 1 mg/mL | oral | natriumfrei | Natriumbenzoat (1 mg/mL) Propylenglykol (ca. 80 mg/mL) Sucralose |
Traube | |
Abilify® | Schmelztabletten | 10 mgT0,S 15 mgT0,S |
oral | natriumfrei | 10 mg: Acesulfam Aspartam (2 mg/Tbl.) Lactose (0,075 mg/Tbl.) 15 mg: Acesulfam Aspartam (3 mg/Tbl.) Lactose (0,1125 mg/Tbl.) |
Vanille | Die Tablette kann auch in Wasser aufgelöst und die so hergestellte Suspension getrunken werden. |
Abilify® | Tabletten | 5 mgT0 10 mgT0 15 mgT0 30 mgT0 |
oral | k.A. | Lactose (63,65 mg/Tbl.) Lactose (59,07 mg/Tbl.) Lactose (54,15 mg/Tbl.) Lactose (177,22 mg/Tbl.) |
- | - |
T0: nicht teilbar, S: suspendierbar, k.A.: keine Angabe, „natriumfrei“: weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Einheit
Die Fachinformationen wurden am 02.08.2022 aufgerufen.
Neben den aufgeführten Präparaten befinden sich diverse Generika im Handel.
Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)
Tics, Verhaltensstörungen und Autismus |
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Schizophrenie (Psychosen); Manische Episoden der Bipolar-I-Störung |
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GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.
GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.
Gewichtszunahme und Gewichtsabnahme: Bei Jugendlichen mit Schizophrenie wurde häufiger über Gewichtsabnahme und bei Jugendlichen mit Manie häufiger über Gewichtszunahme berichtet. [Ref.]
Darüber hinaus sind in klinischen Studien seltene Fälle von MNS (malignes neuroleptisches Syndrom) berichtet worden [Croarkin 2008].
Bei Jugendlichen besteht ein höheres Risiko für Nebenwirkungen, insbesondere bei Manie: Sehr häufig (>10 %): Schlaflosigkeit, Sedierung, extrapyramidale Symptome, Akathisie, Müdigkeit, niedrige Serumprolaktinspiegel. Häufig (1 - 10 %): Oberbauchschmerzen, erhöhte Herzfrequenz, Gewichtszunahme, Mundtrockenheit, Appetitsteigerung, orthostatische Hypotonie, Muskelzuckungen und Dyskinesie.
Häufig (1-10 %): Diabetes mellitus, Schlaflosigkeit, Angst, Unruhe, Akathisie, extrapyramidale Erkrankung, Tremor, Kopfschmerz, Sedierung, Somnolenz, Schwindelgefühl, verschwommenes Sehen, Obstipation, Dyspepsie, Übelkeit, Hypersalivation, Erbrechen
Gelegentlich (0,1-1 %): Hyperprolaktinämie, Prolaktin im Blut erniedrigt, Hyperglykämie, Depression, Hypersexualität, tardive Dyskinesie, Dystonie, Syndrom der ruhelosen Beine, Doppeltsehen, Photophobie, Tachykardie, Orthostasesyndrom, Schluckauf
Häufigkeit nicht bekannt: Leukopenie, Neutropenie, Thrombozytopenie, allergische Reaktion (z. B. anaphylaktische Reaktion, Angioödem einschließlich geschwollene Zunge, Zungenödem, Gesichtsödem, allergischer Pruritus oder Urtikaria), Hyponatriämie, Anorexie, Suizidversuch, Suizidgedanken und begangener Suizid, pathologisches Spielen, Störung der Impulskontrolle, Essattacke, zwanghaftes Kaufverhalten, Poriomanie, Aggression, Agitiertheit, Nervosität, malignes neuroleptisches Syndrom, Grand-mal-Anfall, Serotoninsyndrom, Sprechstörung, Blickkrampf, plötzlicher Tod unbekannter Ursache, Torsades de Pointes, ventrikuläre Arrhythmie, Herzstillstand, Bradykardie, venöse Thromboembolie (einschließlich Lungenembolie und tiefer Beinvenenthrombose), Hypertonie, Synkope, Aspirationspneumonie, Laryngospasmus, Oropharyngealspasmus, Pankreatitis, Dysphagie, Diarrhoe, abdominale Beschwerden, Magenbeschwerden, Leberversagen, Hepatitis, Ikterus, Ausschlag, Lichtempfindlichkeitsreaktion, Alopezie, Hyperhidrosis, Arzneimittelwirkung mit Eosinophilie und systemischen Symptomen (DRESS), Rhabdomyolyse, Myalgie, Steifheit, Harninkontinenz, Harnretention, Arzneimittelentzugssyndrom des Neugeborenen, Priapismus, Störung der Temperaturregulation (z. B. Hypothermie, Fieber), Brustkorbschmerz, peripheres Ödem, Gewicht erniedrigt, Gewichtszunahme, Alaninaminotransferase erhöht, Aspartataminotransferase erhöht, Gamma-Glutamyltransferase erhöht, alkalische Phosphatase erhöht, QT verlängert, Glukose im Blut erhöht, glykosyliertes Hämoglobin erhöht, Fluktuation des Blutzuckers, Kreatinphosphokinase erhöht
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Neben Überempfindlichkeiten gegen den Wirkstoff oder einen sonstigen Bestandteil sind keine weiteren Gegenanzeigen bekannt.
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Bei schwerwiegenden Nebenwirkungen oder bei Ausbleiben der Wirkung kann dies auf einen veränderten Arzneimittelmetabolismus hindeuten. CYP2D6 Polymorphismen können den Metabolismus beeinflussen. Eine Genotypisierung kann in Betracht gezogen werden.
Die Behandlung mit Aripiprazol darf nicht abrupt abgesetzt werden. Die Dosierung muss langsam ausgeschlichen werden. Auch bei einem Wechsel von Aripiprazol auf ein anderes Arzneimittel darf Aripiprazol nicht abrupt abgesetzt werden. Aripiprazol muss ausgeschlichen werden, während das andere Arzneimittel langsam eindosiert wird. Ebenso wie bei anderen Antipsychotika muss das Auftreten des sog. malignen neuroleptischen Syndroms berücksichtigt werden (Symptome: Hyperthermie, extreme Muskelrigidität und eine autonome Instabilität).
Es kann Tage bis Wochen dauern, bis sich eine klinische Verbesserung einstellt. Während dieser Zeit ist der Patient sorgfältig zu überwachen.
Bei Jugendlichen <18 Jahren kann das Suizidrisiko länger als die ersten 4 Behandlungswochen anhalten.
Kinder und Jugendliche sind auf eine Gewichtszunahme zu kontrollieren: Dosisreduktion erwägen.
Beim Auftreten von extrapyramidalen Symptomen: Dosisreduktion und klinische Überwachung erwägen.
CAVE:
Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.
Interaktionspartner | Grund | Handlungsempfehlung |
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Zentraldämpfende Arzneimittel und Stoffe, z.B. Ethanol, Opioide | Additive zentraldämpfende Wirkung. Erhöhtes Risiko einer verstärkten/verlängerten Atemdepression und Sedation. | Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis eines oder beider Arzneimittel verringern und Monitoring auf zentraldämpfende Nebenwirkungen. Ethanolfreie Arzneimittel als Alternative erwägen. |
QT-Zeit verlängernde Wirkstoffe | Additive QT verlängernde Wirkung. Erhöhtes Risiko für Torsade de pointes Tachykardien. | Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, sollten Patienten über das Risiko der Herzrhythmusstörung informiert werden und bei Schwindel und Ohnmachtsanfällen sowie bei Durchfall oder Erbrechen (Elektrolytstörungen) umgehend einen Arzt aufsuchen. Monitoring von EKG und Elektrolytstatus erwägen. |
CYP2D6-Inhibitoren | Hemmung des Metabolismus von Aripiprazol. Erhöhte Serumkonzentration und verstärkte Wirkung von Aripiprazol möglich. | Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis verringern und Monitoring auf Nebenwirkungen von Aripiprazol. |
CYP3A4-Inhibitoren | Hemmung des Metabolismus von Aripiprazol. Erhöhte Serumkonzentration und verstärkte Wirkung von Aripiprazol möglich. | Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis verringern und Monitoring auf Nebenwirkungen von Aripiprazol. |
CYP3A4-Induktoren | Steigerung des Metabolismus von Aripiprazol. Erniedrigte Serumkonzentration und (stark) verringerte Wirkung von Aripiprazol möglich. | Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis erhöhen und Monitoring auf ausreichende Wirkung von Aripiprazol. |
Antihypertonika | Additive hypotensive Effekte aufgrund des α1-Rezeptorantagonismus von Aripiprazol. | Bei Kombination engmaschiges Monitoring auf Hypotonie. |
Levodopa und Dopamin-D2-Rezeptor-Agonisten | Kompetitiver Antagonismus an Dopamin-Rezeptoren und Abschwächung der Wirkung beider Interaktionspartner möglich. | Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, Monitoring auf ausreichende Wirkung der Interaktionspartner. |
Dopaminantagonisten, z.B. Metoclopramid | Additive antagonistische Wirkung an Dopamin-Rezeptoren und gesteigerte Häufigkeit und Schwere von (irreversiblen) extrapyramidal-motorischen Nebenwirkungen sowie erhöhtes Risiko für ein malignes neuroleptisches Syndrom möglich. | Kombination vermeiden. |
Lithiumsalze | Neurotoxische und extrapyramidal-motorische Symptome möglich. Vermutlich bedingt durch synergistische Wirkungen und erhöhte Lithium-Plasmakonzentrationen. Durch additive kardiotoxische Effekte zudem erhöhte Inzidenz ventrikulärer Tachykardien möglich. | Bei Kombination sorgfältiges Monitoring der QT-Zeit und auf unerwünschte Arzneimittelwirkungen. Ggf. Dosisanpassung bzw. Absetzen von einem oder beiden Wirkstoffen. |
H1-Blocker, z.B. Dimenhydrinat | Additive kardiotoxische, zentral dämpfende sowie anticholinerge Wirkungen. Erhöhtes Risiko für ventrikuläre Tachykardien sowie vermehrte anticholinerge Effekte wie Akkomodationsstörungen, Mundtrockenheit und Obstipation möglich. | Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, Monitoring auf anticholinerge Nebenwirkungen und ggf. von EKG und Elektrolytstatus, ggf. Therapieanpassung. Zudem sollten Patienten über das Risiko der Herzrhythmusstörung informiert werden und bei Schwindel und Ohnmachtsanfällen sowie bei Durchfall oder Erbrechen (Elektrolytstörungen) umgehend einen Arzt aufsuchen. |
Trizyklische Antidepressiva und Analoga, z.B. Amitriptylin, Clomipramin, Doxepin | Additive kardiotoxische, zentral dämpfende sowie anticholinerge Wirkungen. Erhöhtes Risiko für ventrikuläre Tachykardien sowie vermehrte anticholinerge Effekte wie Akkomodationsstörungen, Mundtrockenheit und Obstipation möglich. Zudem ggf. Absenkung der Krampfschwelle. | Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, möglichst niedrige Dosierung und sorgfältige Überwachung auf vermehrte kardiale und anticholinerge Nebenwirkungen. Zudem sollten Patienten über das Risiko der Herzrhythmusstörung informiert werden und bei Schwindel und Ohnmachtsanfällen sowie bei Durchfall oder Erbrechen (Elektrolytstörungen) umgehend einen Arzt aufsuchen. |
Bupropion | Additive Effekte auf die Krampfschwelle und erhöhtes Risiko für Krampfanfälle möglich. | Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, möglichst niedrige Startdosis wählen und langsame Dosistitration. |
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Butyrophenon-Derivate | ||
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Haldol®
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N05AD01 | |
Dipiperon®
|
N05AD05 |
Diphenylbutylpiperidin-Derivate | ||
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Orap®
|
N05AG02 |
Diazepine, Oxazepine, Thiazepine und Oxepine | ||
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Leponex®
|
N05AH02 | |
Zyprexa®
|
N05AH03 | |
Seroquel®
|
N05AH04 |
Lithium | ||
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Quilonum® retard, Hypnorex retard®
|
N05AN01 |
Andere Antipsychotika | ||
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Risperdal®
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N05AX08 |
Therapeutische Konzentration (Talspiegel): 100-300 microg./L
Toxische Konzentration: 500 microg./L
Hintergrund: Es wurde ein Zusammenhang zwischen der Plasmakonzentration von Aripiprazol und dem Auftreten und der Schwere von möglichen Nebenwirkungen festgestellt. Aripiprazol wird über die Enzyme CYP2D6 und CYP3A4 metabolisiert, sodass die Plasmakonzentration von Aripiprazol durch CYP-Induktoren oder -Inhibitoren beeinflusst werden kann. Deshalb ist es wichtig, die Talspiegel von Aripiprazol zu überwachen, um therapierelevante Medikamenten-Interaktionen frühzeitig zu erkennen und um die Therapie bei keinem oder unzureichendem Ansprechen ggf. zu optimieren.
Bei einem Kind mit einem Aripiprazolspiegel von 1420 microg./L wurden Ataxie und Lethargie (ohne abnormales EKG) beobachtet.
[NVZA. TDM Monografie Aripiprazol]
Symptome: Schläfrigkeit, vorübergehender Verlust des Bewusstseins und extrapyramidale Symptome
Therapie: Freihaltung der Atemwege, Sauerstoffversorgung und Beatmung, symptomatische Behandlung. Monitoring der kardiovaskulären Funktionen, inklusive kontinuierlicher elektrokardiographischer Überwachung. Es gibt Hinweise, dass Aktivkohle ein wirksames Mittel in der Behandlung einer Überdosierung sein kann. Es wurden unbeabsichtigte Aripiprazol-Überdosen (bis zu 195 mg) ohne Todesfolge bei Kindern berichtet.
[SmPC Abilify]