Pharmakodynamik
Epoprostenol ist ein natürlich vorkommendes Prostaglandin, das in der Intima der Blutgefäße gebildet wird. Epoprostenol ist der stärkste bekannte Hemmer der Thrombozytenaggregation und ein starker Vasodilator. Viele Wirkungen von Epoprostenol beruhen auf der Stimulierung der Adenylatcyclase, die zu einem erhöhten intrazellulären Cyclo-Adenosin-3’,5’-Monophosphat (cAMP)-Spiegel führt.
Pharmakokinetik bei Kindern
T1/2 : < 6 Minuten
Zulassung der Dosierungsempfehlungen
- Primäre pulmonale Hypertonie, Sepsis mit stark reduzierter Zirkulation
- intravenös
- ≥0 Jahre bis <18 Jahre: off-label
Auszug aus Fachinformation
Auszug aus Fachinformation
Textauszug aus Fachinformation
Intravenös bei
- pulmonal arterieller Hypertonie (PAH) (idiopathische oder erbliche PAH und PAH in Verbindung mit Bindegewebserkrankungen) bei Patienten mit Symptomen der WHO-Funktionsklasse (WHO-FC) III – IV zur Verbesserung der Belastungsfähigkeit
- Hämodialyse in Notfallsituationen, wenn bei der Anwendung von Heparin ein hohes Risiko besteht, Blutungen auszulösen oder zu verschlechtern, oder wenn Heparin aus einem anderen Grund kontraindiziert ist
- nur für Erwachsene zugelassen
- Dosierungsempfehlung siehe Fachinformation
[Ref.]
Präparate im Handel
Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung 0,5 mg, 1,5 mg
Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Infusionslösung 0,5 mg, 1,5 mg
Allgemein
Die im Handel befindlichen Präparate enthalten Epoprostenol in Form von Epoprostenol-Natrium. Die Angabe der Wirkstoffkonzentration ist jeweils auf Epoprostenol bezogen.
Parenterale Anwendung
Epoprostenol ist nur für eine Dauerinfusion entweder intravenös oder in den arteriellen Einlass des Dialysators geeignet.
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
Präparat |
Darreichungsform |
Stärke |
Natriumgehalt |
Problematische Hilfsstoffe |
Veletri® |
Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung |
0,5 mg 1,5 mg |
<23 mg vor Rekonstitution |
Sucrose |
Epoprostenol - Rotexmedica |
Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Infusionslösung |
0,5 mg 1,5 mg |
56 mg nach Rekonstitution |
- |
Anwendungshinweise:
- Epoprostenol muss vor der Anwendung rekonstituiert und verdünnt werden.
- Detaillierte Informationen zu Rekonstitution und Verdünnund sowie zu Infusionsraten sind den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Lieferengpässe/weitere praktische Informationen
Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)
Dosierungsempfehlungen
Pulmonale Hypertonie, Sepsis mit stark reduzierter Zirkulation |
- Intravenös
-
Neugeborene
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- Initialdosis:
0,5
- 3
ng/kg/Minute,
Dauerinfusion.
- Erhaltungsdosis:
Dosierung je nach Wirksamkeit und Toleranz langsam titrieren in Schritten von 1 - 2 ng/kg/min alle 15-120 min bis
20
- 40
ng/kg/Minute,
Dauerinfusion.
Große Variabilität in der optimalen Dosierung zwischen den Patienten. Eingeschränkte wissenschaftliche Evidenz vorhanden. Behandlung durch oder nach Rücksprache mit einem spezialisierten Kinderarzt (Kinderkardiologie, Neonatologie oder Intensivmedizin), der Erfahrung mit der Verwendung von Epoprostenol in dieser therapeutischen Indikation hat.
off-label
-
1 Monat
bis
18 Jahre
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- Initialdosis:
0,5
- 3
ng/kg/Minute,
Dauerinfusion.
- Erhaltungsdosis:
Dosierung je nach Wirksamkeit und Toleranz langsam titrieren in Schritten von 1 - 2 ng/kg/min alle 15-120 min bis
20
- 40
ng/kg/Minute,
Dauerinfusion.
Große Variabilität in der optimalen Dosierung zwischen den Patienten. Eingeschränkte wissenschaftliche Evidenz vorhanden. Behandlung durch oder nach Rücksprache mit einem spezialisierten Kinderarzt (Kinderkardiologie, Neonatologie oder Intensivmedizin), der Erfahrung mit der Verwendung von Epoprostenol in dieser therapeutischen Indikation hat.
off-label
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Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate
GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.
GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein
Folgende UAW wurden sehr häufig, häufig oder gelegentlich beobachtet (≥0,1 %):
- Sepsis, Septikämie
- Verringerung der Thrombozytenzahl, Blutungen an verschiedenen Stellen (z. B.: pulmonal, gastrointestinal, Nasenbluten, intrakranial, postprozedural, retroperitoneal)
- Ängstlichkeit, Nervosität
- Kopfschmerzen
- Tachykardie, Bradykardie
- Gesichtsröte (auch bei anästhesierten Patienten), Hypotonie
- Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö, abdominale Koliken (manchmal berichtet als Bauchbeschwerden), Mundtrockenheit
- Hautausschlag, Schwitzen
- Kieferschmerzen, Arthralgie
- Schmerzen (unspezifisch), Schmerzen an der Injektionsstelle, Brustschmerzen
Folgende schwerwiegende UAW wurden zudem selten, sehr selten (<0,1 %) oder mit unbekannter Häufigkeit beobachtet:
- Hypersplenismus
- High-Output-Herzinsuffizienz
- Lungenödem
[Ref.]
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Kontraindikationen allgemein
- Patienten mit Herzinsuffizienz, die durch eine schwere linksventrikuläre Dysfunktion verursacht wird.
- Keine dauerhafte Anwendung bei Patienten, die während der Dosis-Bestimmung ein Lungenödem entwickelt haben.
[Ref.]
Die vollständige Auflistung aller Gegenanzeigen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein
- pH-Wert
- Der pH-Wert der verdünnten, gebrauchsfertigen Lösung nimmt mit der Verdünnung ab.
- Die periphere intravenöse Anwendung unter Verwendung niedriger Konzentrationen (niedrigerer pH-Wert) muss ggf. auf kurze Zeiträume beschränkt werden.
- Aufgrund des hohen pH-Werts der fertigen Infusionslösung muss darauf geachtet werden, eine Extravasation während der Verabreichung und damit das Risiko von lokalen Gewebeschäden zu vermeiden.
- Kardiovaskuläre Wirkungen
- Epoprostenol ist ein starker pulmonaler und systemischer Vasodilatator.
- Die während der Infusion auftretenden kardiovaskulären Wirkungen klingen innerhalb von 30 Minuten nach Beenden der Infusion ab.
- Blutdruck und Herzfrequenz sollten während der Verabreichung von Epoprostenol überwacht werden.
- Äußerste Vorsicht ist bei Patienten mit koronarer Herzerkrankung angebracht.
- Thrombozytenaggregation
- Epoprostenol ist ein starker Inhibitor der Thrombozytenaggregation.
- Das erhöhte Risiko für hämorrhagische Komplikationen sollte in Betracht gezogen werden, insbesondere bei Patienten mit anderen Risikofaktoren für Blutungen.
- Pulmonal arterielle Hypertonie
- Bei einigen Patienten mit pulmonal arterieller Hypertonie traten während der Dosistitration pulmonale Ödeme auf, welche mit einer pulmonal venookklusiven Erkrankung assoziiert sein können.
- Ein plötzliches Absetzen oder eine Unterbrechung der Infusion muss vermieden werden, außer in lebensbedrohlichen Situationen. Eine abrupte Unterbrechung der Therapie kann ein Wiederauftreten der pulmonal arteriellen Hypertonie verursachen.
- Renale Dialyse
- Während der Hämodialyse mit Epoprostenol sollte sichergestellt sein, dass das Herzzeitvolumen mehr als nur geringfügig zunimmt, sodass die Sauerstoffversorgung des peripheren Gewebes nicht reduziert wird.
- Epoprostenol ist kein konventionelles Antikoagulans. Epoprostenol wurde erfolgreich anstelle von Heparin bei der renalen Dialyse verwendet, aber bei einem geringen Prozentsatz von Dialysen kam es zur Blutgerinnselbildung im Dialysekreislauf, was einen Abbruch der Dialyse erforderte. Wenn Epoprostenol allein verwendet wird, können Messungen wie aktivierte Vollblut-Gerinnungszeit unzuverlässig sein.
Überdosierung
- Symptome
- Das Hauptsymptom bei Überdosierung ist vermutlich Hypotonie.
- Im Allgemeinen führt eine Überdosierung von Epoprostenol zu gesteigerten pharmakologischen Effekten des Arzneimittels (z. B. Hypotonie und Komplikationen einer Hypotonie).
- Therapie
- Dosis verringern oder die Infusion unterbrechen.
- Nach Bedarf geeignete unterstützende Maßnahmen einzuleiten, z. B. Plasmavolumen-Expansion und/ oder Anpassung des Pumpendurchflusses.
[Ref.]
Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Wechselwirkungen
Interaktionspartner |
Grund |
Handlungsempfehlung |
NSARs oder andere Schmerzmittel, welche die Thrombozytenaggregation beeinflussen, z.B. Acetylsalicylsäure, Diclofenac, Ibuprofen, Tramadol |
Erhöhtes Blutungsrisiko, vor allem Magen-Darm-Blutungen |
Sorgfältige Überwachung auf Anzeichen und Symptome von Blutungen. Verwendung von Protonenpumpenhemmern erwägen, um Magen-Darm-Blutungen zu vermeiden |
Antikoagulantien, z.B. Warfarin, Danaparoid, Heparin, Phenprocoumon |
Erhöhtes Blutungsrisiko |
Sorgfältige Überwachung auf Anzeichen und Symptome von Blutungen |
Digoxin |
Digoxinkonzentration kann erhöht sein |
Monitoring der Digoxinkonzentration |
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.
ANTITHROMBOTISCHE MITTEL
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Vitamin-K-Antagonisten |
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B01AA04
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Heparingruppe |
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B01AB04
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B01AB09
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B01AB05
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B01AB06
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B01AB10
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B01AB01
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Thrombozytenaggregationshemmer, exkl. Heparin |
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B01AC06
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B01AC04
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Direkte Thrombininhibitoren |
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B01AE07
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Direkte Faktor-Xa-Inhibitoren |
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B01AF01
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Andere antithrombotische Mittel |
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B01AX01
|
Referenzen
-
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-
Ivy DD, et al, Transition of stable pediatric patients with pulmonary arterial hypertension from intravenous epoprostenol to intravenous treprostinil, Am J Cardiol, 2007, Mar 1;99(5), 696-8
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Lammers AE, et al, Epoprostenol treatment in children with severe pulmonary hypertension, Heart, 2007, Jun;93(6), 739-43
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Melnick L, et al, Effectiveness of transition from intravenous epoprostenol to oral/inhaled targeted pulmonary arterial hypertension therapy in pediatric idiopathic and familial pulmonary arterial hypertension, Am J Cardiol, 2010, May 15;105(10), 1485-9
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Nakayama T, et al, Efficacy and limitations of continuous intravenous epoprostenol therapy for idiopathic pulmonary arterial hypertension in Japanese children, Circ J, 2007, Nov;71(11), 1785-90
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Farber HW, et al, Practical considerations for therapies targeting the prostacyclin pathway, Eur Respir Rev , 2016, 25, 361–363
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Hansmann G, et al., 2019 updated consensus statement on the diagnosis and treatment of pediatric pulmonary hypertension: The European Pediatric Pulmonary Vascular Disease Network (EPPVDN), endorsed by AEPC, ESPR and ISHLT, J Heart Lung Transpl, , 2019, 38(9), 879-901
-
Barnes H, et al., Prostacyclin for pulmonary arterial hypertension , Cochrane Database Syst Rev. 2019 May; 2019(5), 2019, May 1;5(5), CD012785
-
Janssen-Cilag, SmPC VELETRI® 0,5 mg/1,5 mg Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung (97089.00.00), 02/2020
-
Panpharma, SmPC EPOPROSTENOL – ROTEXMEDICA 0,5 mg Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Infusionslösung (76350.00.00), 03/2018
-
Panpharma, SmPC EPOPROSTENOL – ROTEXMEDICA 1,5 mg Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Infusionslösung (76351.00.00), 03/2018
Änderungsverzeichnis
- 24 September 2021 09:05: Spezifizierung der Dosierungsempfehlung für Neugeborene
- 05 Mai 2021 18:06: Neue Informationen zur Dosierung bei Anwendung von Epoprostenol in der Notfallmedizin, gemäß Farber et al. 2016 und Expertenempfehlung eines pädiatrischen Intensivmediziners
- 22 September 2020 11:08: Neue Monographie
Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)
Überdosierung