Xylometazolinhydrochlorid ist ein Sympathomimetikum, das auf alpha-adrenerge Rezeptoren in der Nasenschleimhaut wirkt. Bei Verabreichung in die Nase verengen sich die nasalen Blutgefäße. Dadurch kommt es zur Abschwellung der Nasenschleimhaut sowie der benachbarten Regionen des Rachenraums. Es reduziert auch die mit Schleimhypersekretion zusammenhängenden Symptome und erleichtert den Sekretabfluss bei verstopfter Nase.
Aufgrund der Struktur von Xylometazolin muss man davon ausgehen, dass diese Substanz gut in das Nervensystem penetriert, wo sie an zentralen α2-adrenergen Rezeptoren die Herzfrequenz senkt und sedierend wirkt, was bis zur Atemdepression führen kann.
Bei Neugeborenen und Kleinkindern ist die Pharmakologie dieser Substanzen nicht hinreichend untersucht, aber es ist offensichtlich, dass sie schneller ins Gehirn penetrieren und einen komaähnlichen Zustand verursachen können. [Topf et al. 2013]
Weiterführende Informationen unter "Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen".
Nasentropfen 0,025 %, 0,05 %, 0,1 %
Nasenspray 0,05 %, 0,1 %
Einzeldosispipetten 0,1 %
Nasengel 1 mg/g
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
Präparat | Darreichungsform | Stärke (Xylometazolinhydrochlorid) | Applikationsweg | Natriumgehalt | Problematische Hilfsstoffe | Anwendungshinweis | Altersangabe |
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Otriven® gegen Schnupfen | Nasentropfen | 0,25 mg/mL (0,025 %) | nasal | k.A. | Benzalkoniumchlorid (0,1 mg/mL) Sorbitol |
Anwendung im Liegen mit leicht zur Seite geneigtem Kopf. Tropfer nicht direkt in das Nasenloch einführen. Letzte Anwendung möglichst vor dem Zubettgehen. |
0 - 2 Jahre (<1 Jahr: nur auf ärztlichen Rat) |
0,5 mg/mL (0,05 %) | nasal | k.A. | Benzalkoniumchlorid (0,1 mg/mL) | 2 - 12 Jahre | |||
1 mg/mL (0,1 %) | nasal | k.A. | Benzalkoniumchlorid (0,1 mg/mL)) | ab 12 Jahren | |||
Einzeldosispipetten | 0,3 mg/0,3 mL (0,1 %) | nasal | k.A. | - | Pipette zwischen Daumen und Zeigefinger nehmen und nach unten schlagen. Die Dosierkammer füllt sich dadurch. Anwendung mit nach hinten geneigtem Kopf. Letzte Anwendung möglichst vor dem Zubettgehen. | ab 12 Jahren | |
Otriven® gegen Schnupfen | Nasenspray | 1 mg/mL (0,1 %) | nasal | k.A. | Benzalkoniumchlorid (0,1 mg/mL) | Anwendung bei leicht nach vorne geneigtem Kopf. Beim Sprühen einatmen. Sprühflasche zurückziehen und dann mit dem Druck nachlassen. Letzte Anwendung möglichst vor dem Zubettgehen. |
ab 12 Jahren |
Otriven® ohne Konservierungsstoffe | Nasenspray | 0,5 mg/mL (0,05 %) | nasal | k.A. | - | 2 - 12 Jahre | |
1 mg/mL (0,1 %) | nasal | k.A. | ab 12 Jahren | ||||
Otriven® Protect | Nasenspray | 1 mg/mL Xylometazolinhydrochlorid + 50 mg/mL Dexpanthenol | nasal | k.A. | Benzalkoniumchlorid (0,2 mg/mL) | ab 12 Jahren | |
Otriven® SinuSpray | Nasenspray | 1 mg/mL (0,1 %) | nasal | k.A. | Benzalkoniumchlorid (0,1 mg/mL) Macrogolglycerolhydroxystearat |
ab 12 Jahren | |
NasenTropfen-ratiopharm® Kinder | Nasentropfen | 0,5 mg/mL (0,05 %) | nasal | k.A. | - | Tropferspitze bei Anwendung nach unten halten. Bei zurückgelegtem Kopf Tropferspitze in das Nasensloch einführen und ein- bis zweimal pumpen. |
ab 2 Jahren |
NasenTropfen-ratiopharm® Erwachsene | 1 mg/mL (0,1 %) | nasal | k.A. | ab 6 Jahren | |||
NasenSpray-ratiopharm® Kinder | Nasenspray | 0,05 % | nasal | k.A. | - | Anwendung bei leicht nach vorne geneigtem Kopf. Beim Sprühen einatmen. Sprühflasche aus der Nase zurückziehen und dann mit dem Druck nachlassen. Letzte Anwendung möglichst vor dem Zubettgehen. |
2 - 6 Jahre |
NasenSpray-ratiopharm® Erwachsene | 0,1 % | nasal | k.A. | ab 6 Jahren | |||
NasenDuo Nasenspray Kinder | Nasenspray | 0,5 mg/mL Xylometazolinhydrochlorid + 50 mg/mL Dexpanthenol | nasal | k.A. | - | 2 - 6 Jahre | |
NasenDuo Nasenspray | 1 mg/mL Xylometazolinhydrochlorid + 50 mg/mL Dexpanthenol | nasal | k.A. | ab 6 Jahren | |||
schnupfen endrine® | Nasentropfen Nasenspray |
1 mg/mL (0,1 %) | nasal | k.A. | Benzalkoniumchlorid (0,2 mg/mL) Macrogolglycerolhydroxystearat |
Bei leicht zurückgelehntem Kopf einen Tropfen einträufeln. Gummistopfen der Pipette erst loslassen, wenn die Pipette aus dem Nasenloch entfernt wurde. | ab 6 Jahren |
Nasentropfen AL | Nasentropfen | 0,5 mg/mL (0,05 %) | nasal | k.A. | Benzalkoniumchlorid (0,2 mg/mL) | 2- bis 3-mal täglich 1 Sprühstoß in jedes Nasenloch. </td | 2 - 6 Jahre |
1 mg/mL (0,1 %) | nasal | k.A. | ab 6 Jahren | ||||
Nasenspray AL | Nasenspray | 0,5 mg/mL (0,05 %) | nasal | k.A. | Benzalkoniumchlorid (0,2 mg/mL) | 2- bis 3-mal täglich 1 Tropfen der Lösung in jedes Nasenloch. | 2 - 6 Jahre |
1 mg/mL (0,1 %) | nasal | k.A. | ab 6 Jahren | ||||
Nasengel AL | Nasengel | 1 mg/g (0,1 %) | nasal | k.A. | Benzalkoniumchlorid (0,2 mg/mL) | 2- bis 3-mal täglich 1 Tropfen des Gels in jede Nasenöffnung. | ab 6 Jahren |
k.A.: keine Angabe
Die Fachinformationen wurden am 10.06.2024 aufgerufen.
Neben den aufgeführten Präparaten befinden sich diverse weitere Fertigarzneimittel im Handel.
Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)
(Fließ-) Schnupfen (akut, allergisch) / Entzündungen der Nasennebenhöhlen |
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GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.
GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.
Nasenbluten [van Stralen et al. 2023]
Besonders bei Kindern (sehr selten): systemische Nebenwirkungen wie Halluzinationen, Apnoe bei Kleinkindern und Neugeborenen, Krämpfe [SmPC Nasentropfen/Spray/Gel].
Systemische Nebenwirkungen treten hauptsächlich bei Kindern auf, die Xylometazolin zu häufig oder in hohen Dosen verabreicht bekommen. Dies kann einerseits zu einer schweren Depression des Zentralnervensystems, des Herz-Kreislauf- und Lungensystems oder andererseits zu einer Stimulation des Zentralnervensystems führen. Die Stimulation des Zentralnervensystems manifestiert sich als: Angst, Erregung, Halluzinationen, Krämpfen. Depressionen des Zentralnervensystems manifestieren sich als: Abfall der Körpertemperatur, Lethargie, Schläfrigkeit, Koma. Andere Symptome können Miosis, Mydriasis, Schwitzen, Blässe, Zyanose, Herzklopfen und Apnoe sein. Wenn zentrale Effekte überwiegen, können Bradykardie und Bluthochdruck, gefolgt von Hypotonie, insbesondere bei Kindern beobachtet werden.
Häufig (1-10 %): Brennen und Trockenheit der Nasenschleimhaut, Niesen
Gelegentlich (0,1-1 %): Überempfindlichkeitsreaktionen (Angioödem, Hautausschlag, Juckreiz), nach Abklingen der Wirkung verstärkte Schleimhautschwellung, Epistaxis
Selten (0,01-0,1 %): Herzklopfen, Tachykardie, Hypertonie
Sehr selten (<0,01 %): Unruhe, Schlaflosigkeit, Müdigkeit (Schläfrigkeit, Sedierung), Kopfschmerzen, Halluzinationen, Arrhythmien, Konvulsionen
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
0,05 % Xylometazolin: Säuglinge und Kleinkinder <2 Jahre
0,1 % Xylometazolin: Kinder <6 Jahre
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Vorsicht bei Kindern aufgrund der erhöhten Empfindlichkeit gegenüber Sympathomimetika. Systemische Nebenwirkungen treten hauptsächlich bei Kindern auf, die Xylometazolin zu häufig oder in hohen Dosen verwenden. Die klinischen Symptome nach einer Intoxikation mit Imidazolinderivaten können aufgrund des Auftretens von Phasen der Hyperaktivität, die sich mit Phasen einer Depression des Zentralnervensystems, des Herz-Kreislauf- und des Lungensystems abwechseln, verwirrend sein. Die Behandlung ist bei systemischen Nebenwirkungen abzubrechen.
Dekongestiva werden bei Kindern unter 2 Jahren wegen möglicher schwerwiegender Nebenwirkungen nicht empfohlen. Nur in Ausnahmefällen, z.B. wenn die Nahrungsaufnahme beeinträchtigt ist und die nasale Anwendung von physiologischer Kochsalzlösung nicht ausreichend wirksam ist, sollte Xylometazolin 0,025 % angewendet werden.
Vorsicht bei Kindern mit Hypertonie und Arrhythmien.
Bei Säuglingen unter einem Jahr wird die Anwendung nur auf ärztlichen Rat hin empfohlen. Neugeborene und junge Säuglinge sollten mit besonderer Vorsicht behandelt werden. Es gibt einzelne Berichte zu schweren Nebenwirkungen (insbesondere Apnoe) bei Anwendung therapeutischer Dosen in dieser Altersgruppe. Dosisüberschreitungen sind unbedingt zu vermeiden. [SmPC Otriven Nasentropfen 0,025%]
Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.
Interaktionspartner | Grund | Handlungsempfehlung |
Tricylische Antidepressiva MAO-Hemmer (Pseudo-)Ephedrin Linezolid |
Blutdruckanstieg und additive sympathomimetische Effekte möglich. | Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Blutdruck und Puls überwachen. |
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Sympathomimetika, rein | ||
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Nasivin®, WICK Sinex®
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R01AA05 |
Antiallergika, exkl. Corticosteroide | ||
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Allergodil® akut, Azedil®, Pollival®, Vividrin akut®
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R01AC03 | |
Pollicrom®
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R01AC01 | |
Levocamed®, Livocab®
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R01AC02 |
Corticosteroide | ||
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Beclorhinol®, Rhinivict®
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R01AD01 | |
Aquacort®, Budapp nasal®, Budes®, Rhinocort Topinasal®
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R01AD05 | |
Avamys®
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R01AD12 | |
Flutica-Teva®, Flutide® Nasal, Otri-Allergie®
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R01AD08 | |
Aphiasone®, MomeAllerg®, Nasonex®
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R01AD09 | |
Rhinisan®, Nasacort®
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R01AD11 |
Das klinische Bild einer Intoxikation mit Imidazol-Derivaten kann verwirrend sein, da sich Phasen der Stimulation mit Phasen einer Unterdrückung des zentralen Nervensystems und des kardiovaskulären Systems abwechseln können.
Symptome einer Stimulation des zentralen Nervensystems sind: Angstgefühl, Erregung, Halluzinationen und Konvulsionen.
Symptome infolge der Hemmung des zentralen Nervensystems sind: Erniedrigung der Körpertemperatur, Lethargie, Schläfrigkeit und Koma.
Folgende weitere Symptome können auftreten: Miosis, Mydriasis, Schwitzen, Fieber, Blässe, Zyanose, Übelkeit, Tachykardie, Bradykardie, kardiale Arrhythmie, Herzstillstand, Hypertonie, schockähnliche Hypotonie, Lungenödem, Atemstörungen und Apnoe.
Besonders bei Kindern kommt es nach Überdosierung häufig zu dominierenden zentralnervösen Effekten mit Krämpfen und Koma, Bradykardie, Apnoe sowie einer Hypertonie, die von einer Hypotonie abgelöst werden kann.
Therapiemaßnahmen bei Überdosierung: Bei schwerer Überdosierung ist eine stationäre Intensivtherapie angezeigt. Die Gabe von medizinischer Kohle (Absorbens), Natriumsulfat (Laxans) oder eine Magenspülung (bei großen Mengen) sollte unverzüglich erfolgen, da die Resorption von Xylometazolin schnell erfolgen kann. Zur Blutdrucksenkung kann ein nicht selektiver Alpha-Blocker gegeben werden. Vasopressoren sind kontraindiziert. Gegebenenfalls Fiebersenkung, antikonvulsive Therapie und Sauerstoffbeatmung.
[Ref.]