Tioguanin

Wirkstoff
Tioguanin
Handelsname
Lanvis, Thioguanin
ATC-Code
L01BB03

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Tioguanin ist ein Sulfhydryl-Analogon der Purinbase Guanin und verhält sich wie ein Purinantimetabolit. Es wird zu seinem Nukleotid, der Thioguanylsäure, aktiviert. Die Tioguanin-Metaboliten hemmen de novo die Purinbiosynthese und Purinnukleotid Interkonversionen. Ferner wird Tioguanin als 6-Thioguanosintriphosphat und als 6-Thio-2-desoxy-guanosintriphosphat in Nucleinsäuren und die DNA (Desoxyribonucleinsäure) eingebaut. Es wird angenommen, dass diese Inkorporierung zur Zytotoxizität von Tioguanin beiträgt. Es resultiert eine antiproliferative Wirkung auf die sich besonders rasch teilenden Tumorzellen.

Pharmakokinetik bei Kindern

Es sind keine spezifischen Informationen für Kinder vorhanden.

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Onkologische Erkrankungen
    • oral
      • ≥1 Monat bis <18 Jahre: zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Oral in der Induktions- und Konsolidierungsphase der Behandlung der akuten myeloischen Leukämie (AML) und Konsolidierungs-/Intensivierungsphase der Behandlung der akuten lymphatischen Leukämie (ALL)

Die folgenden Dosierungsempfehlungen stellen nur allgemeine Richtlinien dar. Diese Empfehlungen gelten sowohl für Erwachsene als auch für Kinder und Jugendliche, mit entsprechenden Dosiskorrekturen auf Basis der Körperoberfläche.

Akute myeloische Leukämie (AML):
Induktionstherapie: Üblicherweise wird Tioguanin im Rahmen des sog. TAD Schemas, bestehend aus Tioguanin, Ara-C (Cytarabin) und Daunorubicin, verabreicht. Die übliche Tioguanin-Dosis beträgt 100 mg/m2 alle 12 Stunden, die Anzahl der Therapietage richtet sich nach dem jeweiligen Behandlungsprotokoll.
Konsolidierung: Üblicherweise wird Tioguanin erneut im Rahmen des TAD Schemas verabreicht. Die optimale Zahl an Zyklen wurde noch nicht bestimmt. Einzelheiten über die zur Verfügung stehenden Behandlungsmöglichkeiten sollten der entsprechenden Literatur entnommen werden.

Akute lymphatische Leukämie (ALL):
Konsolidierung/Intensivierung: Üblicherweise beträgt die Dosierung 60 mg/m²/Tag, die Anzahl der Therapietage richtet sich nach dem jeweiligen Behandlungsprotokoll.

Kinder und Jugendliche

Bei Kindern und Jugendlichen sind ähnliche Dosen wie bei Erwachsenen üblich, mit entsprechender Anpassung an die Körperoberfläche.

[Ref.]

Präparate im Handel

Tabletten 40 mg

Präparat im Handel:

Präparat Darreichungsform Stärke (Tioguanin) Applikationsweg Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe Altersangabe
Thioguanin-Aspen Tablette 40 mgT1 oral - Lactose Kinder

 

T1: nur teilbar zur erleichterten Einnahme

Die Fachinformationen wurden am 14.09.2023 aufgerufen.

Anwendungshinweis: Tioguanin wird mit reichlich Flüssigkeit eingenommen. Gleichzeitige Nahrungsaufnahme oder Erbrechen können die Resorption und damit den Plasmaspiegel des Tioguanins vermindern.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Onkologische Erkrankungen
  • Oral
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [1] [2]
      • Dosis und Dosisfrequenz von onkologischen Arzneimitteln hängen von der Erkrankung ab und sind stark neuen Erkenntnissen unterworfen. Onkologische Mittel werden oftmals in Kombination verwendet. Aus diesem Grund wird auf die detaillierten Behandlungsprotokolle verwiesen.
        Als Richtwert dient folgende Dosierung des Herstellers: 60 - 200 mg/m2/Tag

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.

GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Sehr häufig (>10 %): Knochenmarkinsuffizienz, gastrointestinale Erkrankung einschließlich Übelkeit und Erbrechen, venöse okklusive Leberkrankheit: Hyperbilirubinämie, Hepatomegalie, Gewichtszunahme aufgrund von Flüssigkeitsretention und Aszites, Portale Hypertension: Splenomegalie, Ösophagusvarizen und Thrombozytopenie, Portale Fibrose, noduläre regenerative Hyperplasie, Peliosis hepatitis, Infektionen

Häufig (1-10 %): Stomatitis, Anstieg der Leberenzyme, Anstieg der alkalischen Phosphatase und Gamma-Glutamyltransferase im Blut, Gelbsucht, Hyperurikämie, Hyperurikosurie und Harnsäurenephropathie

Gelegentlich (0,1-1 %): venöse okklusive Leberkrankheit bei zyklischer Kurzzeit-Therapie

Selten (0,01-0,1 %): nekrotisierende Kolitis

Sehr selten (<0,01 %): Lebernekrose

Häufigkeit nicht bekannt: Photosensibilität

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

Neben Überempfindlichkeiten gegen den Wirkstoff oder einen sonstigen Bestandteil sind keine weiteren Gegenanzeigen bekannt.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Bei einem hohen Anteil an Kinder und Jugendlichen wurde ein hohes Risiko für Lebertoxizität verbunden mit vaskulärer Endothelschädigung beobachtet im Rahmen der Erhaltungstherapie bei akuter lymphatischer Leukämie sowie bei anderen mit der kontinuierlichen Anwendung von Tioguanin verbundenen Erkrankungen. Daher wird es nicht als Erhaltungstherapie oder für vergleichbare Langzeit-Dauerbehandlungen empfohlen. Diese Lebertoxizität ist bei männlichen Patienten besonders prävalent. [SmPC Thioguanin Aspen]

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

Diese Informationen werden im Moment recherchiert und baldmöglichst zur Verfügung gestellt.
Bitte beachten Sie die aktuellen Fachinformationen.

ANTIMETABOLITEN

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Purin-Analoga

Clofarabin

Evoltra®
L01BB06

Mercaptopurin

Puri-Nethol®, Xaluprin®
L01BB02

Nelarabin

Atriance®
L01BB07
Pyrimidin-Analoga

Fluorouracil + Salicylsäure

Verrumal®, Verrucutan®, Actikerall®; Syn: FU; weiterer ATC-Code: D11AF55
L01BC52

Gemcitabin

GEMCI-cell®, Gemedac®
L01BC05

Referenzen

  1. GlaxoSmithKline BV, SmPC Lanvis (RVG 07070), accessed 09 juli 2010
  2. Aspen Pharma Trading Limited, SmPC Thioguanin-Aspen (6102054.00.00), 01/2023

Änderungsverzeichnis

  • 10 Oktober 2023 11:45: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung