Sapropterin

Wirkstoff
Sapropterin
Handelsname
Kuvan®, Syn: Tetrahydrobiopterin, BH4
ATC-Code
A16AX07

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Sapropterin ist eine synthetische Form des natürlich vorkommenden 6R-BH4, eines Co-Faktors der Phenylalanin-, Tyrosin- und Tryptophan-Hydroxylasen. Bei einer Reihe von Patienten mit verminderter Phenylalaninhydroxylase (PAH)-Aktivität, ob aufgrund eines BH4-Mangels oder nicht, steigert Sapropterin die PAH-Aktivität und damit die Umwandlung von Phenylalanin in Tyrosin. Dadurch wird die Anreicherung von Phenylalanin und dessen schädigende Wirkung verhindert bzw. reduziert. Wirkung: maximal nach 3 Wochen (Reduktion des Phenylalaninspiegels).

Pharmakokinetik bei Kindern

Es sind keine spezifischen Informationen für Kinder vorhanden.

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Hyperphenylalaninämie bei Phenylketonurie (PKU)
    • oral
      • ≥0 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
  • Hyperphenylalaninämie bei Tetrahydrobiopterin (BH4)-Mangel
    • oral
      • ≥0 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Oral zur Behandlung der Hyperphenylalaninämie (HPA) bei Erwachsenen und pädiatrischen Patienten jeden Alters mit Phenylketonurie (PKU) oder Tetrahydrobiopterin (BH4)-Mangel, die nachweislich auf eine solche Therapie ansprechen.

Pädiatrische Patienten jeden Alters:

PKU:
Die Anfangsdosis beträgt einmal täglich 10 mg/kg Körpergewicht. Die Dosis wird üblicherweise im Bereich von 5 bis 20 mg/kg/Tag eingestellt, um vom Arzt vorgegebene, adäquate Phenylalaninblutspiegel zu erzielen und aufrechtzuerhalten.

BH4-Mangel:
Die anfängliche Gesamttagesdosis beträgt 2 bis 5 mg/kg Körpergewicht. Die Dosierung kann insgesamt auf bis zu 20 mg/kg pro Tag angepasst werden.

[Ref.]

Präparate im Handel

Tabletten zur Herstellung einer Lösung zum Einnehmen 100 mg
Pulver zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen 100 mg, 500 mg

Allgemein

Die im Handel verfügbaren Präparate enthalten Sapropterin in Form von Sapropterin-Dihydrochlorid. 100 mg Sapropterin-Dihydrochlorid entsprechen 77 mg Sapropterin.

Orale Anwendung

Präparate im Handel:

Präparat Darreichungsform Stärke als Sapropterin-Dihydrochlorid
Problematische Hilfsstoffe
Kuvan® Tabletten zur Herstellung
einer Lösung zum Einnehmen
100 mgT0
Kuvan Pulver® Pulver zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen 100 mg
500 mg
Sucralose


T0: nicht teilbar

Die Fachinformationen wurden am 09.07.2021 aufgerufen.

Anwendungshinweis: Um die Resorption zu steigern, ist Sapropterin zusammen mit einer Mahlzeit zu nehmen.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Hyperphenylalaninämie bei Phenylketonurie (PKU)
  • Oral
    • 0 Jahre bis 18 Jahre
      [1]
      • 5 - 20 mg/kg/Tag in 1 Dosis
Hyperphenylalaninämie bei Tetrahydrobiopterin (BH4)-Mangel
  • Oral
    • 0 Jahre bis 18 Jahre
      [1]
      • 2 - 5 mg/kg/Tag in 1 - 3 Dosen. Max: 20 mg/kg/Tag.

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.

GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Sehr häufig (>10 %): Kopfschmerzen, Rhinorrhoe

Häufig (1-10 %): Hypophenylalaninämie, laryngopharyngeale Schmerzen, verstopfte Nase, Husten, Durchfall, Erbrechen, Bauchschmerzen, Dyspepsie, Übelkeit

Häufigkeit nicht bekannt: Überempfindlichkeitsreaktionen (einschließlich schwerwiegender allergischer Reaktionen) und Ausschlag, Gastritis, Oesophagitis

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

Neben Überempfindlichkeiten gegen den Wirkstoff oder einen sonstigen Bestandteil sind keine weiteren Gegenanzeigen bekannt.

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Diätetische Zufuhr: Patienten, die mit Sapropterin behandelt werden, müssen weiter eine phenylalaninrestriktive Diät einhalten und sich regelmäßig klinischen Untersuchungen unterziehen (wie Überwachung der Spiegel von Phenylalanin und Tyrosin im Blut, der Nahrungsaufnahme und der psychomotorischen Entwicklung).

Niedrige Phenylalaninblutspiegel und Tyrosinspiegel: Anhaltende oder periodisch auftretende Fehlsteuerung des Phenylalanin-Tyrosin-L-Dihydroxyphenylalanin (DOPA)-Abbauweges kann zu einer ungenügenden körpereigenen Protein- und Neurotransmittersynthese führen. Anhaltend niedrige Phenylalaninblutspiegel und Tyrosinspiegel während der Kindheit wurden mit einer Beeinträchtigung der geistigen Entwicklung in Verbindung gebracht. Eine wirksame Überwachung der diätetischen Phenylalanin- und der Gesamtproteinaufnahme ist während der Therapie mit Sapropterin erforderlich, um eine adäquate Kontrolle der Phenylalaninblutspiegel und eine ausgewogene Ernährung sicherzustellen.

Erkrankungen: Im Krankheitsfall wird ein Arztbesuch empfohlen, da die Phenylalaninblutspiegel dann ansteigen können.

Krampfanfälle: Bei der Verordnung von Sapropterin für Patienten, die mit Levodopa behandelt werden, ist Vorsicht geboten. Bei gleichzeitiger Anwendung von Levodopa und Sapropterin bei Patienten mit BH4-Mangel wurden Fälle von Krampfanfällen, eine Exazerbation von Krampfanfällen sowie erhöhte Erregbarkeit und Reizbarkeit beobachtet.

Therapieabbruch: Ein Rückfall, definiert als Anstieg der Phenylalaninblutspiegel über die Therapieausgangswerte hinaus, kann bei Therapieabbruch entstehen.

Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Wechselwirkungen

Interaktionspartner Grund Handlungsempfehlung
Folsäure-Antagonisten, z.B. Trimethoprim/Cotrimoxazol, Methotrexat
Möglicherweise Beeinflussung des Sapropterin-Metabolismus. Erniedrigte Sapropterin-Plasmakonzentration möglich. Überwachung auf verminderte Wirksamkeit.
Levodopa - bei Patienten mit BH4-Mangel Möglicherweise Beeinflussung des Sapropterin-Metabolismus. Überwachung auf Krampfanfälle und Erregbarkeit.


Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

ANDERE MITTEL FÜR DAS ALIMENTÄRE SYSTEM UND DEN STOFFWECHSEL

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Aminosäuren und Derivate

Carglumsäure

Carbaglu®, Syn: N-Carbamoyl-L-Glutaminsäure
A16AA05

Mercaptamin - oral

Cystagon, Procysbi®; Syn: Cysteamin
A16AA04
Enzyme

Agalsidase alfa

Replagal®
A16AB03

Agalsidase beta

Fabrazyme®
A16AB04

Alglucosidase alfa

Myozyme®
A16AB07

Asfotase alfa

Strensiq®
A16AB13

Galsulfase

Naglazyme®
A16AB08
Sonstige Mittel für das alimentäre System und den Stoffwechsel

Lumasiran

Oxlumo®
A16AX18

Teduglutid

Revestive®
A16AX08

Trientin

Cuprior®, Cufence®; Syn: TETA, Triethylentetramin
A16AX12

Zink

Wilzin®
A16AX05

Referenzen

  1. Merck Serono Europe Limited, SmPC Kuvan (EU/1/08/481/001-003) 16-01-2020, www.ema.europa.eu
  2. BioMarin International Limited, SmPC Kuvan 100 mg/- 500 mg Pulver zur Herstellung einer Lösung zum Einnehmen (EU/1/08/481/004), 02/2021
  3. BioMarin International Limited, SmPC Kuvan 100 mg Tabletten zur Herstellung einer Lösung zum Einnehmen (EU/1/08/481/001), 02/2021
  4. Gesellschaft für Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin e.V. (GNPI), Leitlinie "Neugeborenen-Screening auf angeborene Stoffwechselstörungen und Endokrinopathien" (Registernummer 024 - 012), AWMF, Stand: 07.02.2019 , gültig bis 31.01.2024
  5. Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ), Leitlinie "Konfirmationsdiagnostik bei Verdacht auf angeborene Stoffwechselkrankheiten aus dem Neugeborenenscreening" (Registernummer 027 - 021), AWMF, Stand: 31.12.2019, gültig bis 30.12.2024

Änderungsverzeichnis

  • 29 Juli 2021 08:35: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung