Enoxaparin-Natrium ist ein niedermolekulares Heparin (NMH) mit einem mittleren Molekulargewicht von circa 4.500 Dalton, bei dem die antithrombotischen und antikoagulativen Aktivitäten von Standardheparin abgegrenzt werden können.
In vitro weist Enoxaparin-Natrium eine hohe Anti-Xa-Aktivität und eine geringfügige Anti-IIa- oder Anti-Thrombin-Aktivität auf, entsprechend einem Verhältnis von 3,6. Diese antikoagulative Aktivität wird über Antithrombin III (AT-III) vermittelt, was zur antithrombotischen Wirkung beim Menschen führt.
Über die Anti-Xa/IIa-Wirkung hinaus wurden weitere antithrombotische und entzündungshemmende Eigenschaften von Enoxaparin bei Probanden und Patienten sowie in nicht klinischen Modellen identifiziert. Diese umfassen die AT-III-abhängige Hemmung anderer Gerinnungsfaktoren, wie des Faktors VIIa, die Induktion der Freisetzung des endogenen Tissue Factor Pathway Inhibitors (TFPI) und eine verminderte Freisetzung des von-Willebrand-Faktors (vWF) aus dem Gefäßendothel in den Blutkreislauf. Diese Faktoren tragen bekanntermaßen zur antithrombotischen Gesamtwirkung von Enoxaparin-Natrium bei.
Es liegen keine speziellen Daten für Kinder vor.
Injektionslösung
in Durchstechflasche 10.000 I.E. (100 mg)/mL
in Fertigspritze 10.000 I.E. (100 mg)/mL
Neben dem Referenzarzneimittel (Original-Biologikum) Clexane® sind "Biosimilars" im Handel.
Umrechnungsfaktor: 1 mg ≙ 100 I.E. Enoxaparin-Natrium
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
Präparat | Darreichungsform | Stärke als Anti-Xa-Aktivität (Enoxaparin-Natrium) |
Applikationsweg |
Problematische Hilfsstoffe | Altersangabe |
Clexane® multidose | Durchstechflasche | 50.000 I.E. (500 mg/5 ml), 100.000 I.E. (1.000 mg/10 ml) |
s.c. | Benzylalkohol | Erwachsene |
Clexane® | Fertigspritze | 2.000 I.E. (20 mg/0,2 ml), 4.000 I.E. (40 mg/0,4 ml), 6.000 I.E. (60 mg/0,6 ml), 8.000 I.E. (80 mg/0,8 ml), 10.000 I.E. (100 mg/1 ml) |
s.c. |
- |
Erwachsene |
Enoxaparin Becat® | Fertigspritze | 2.000 I.E. (20 mg/0,2 ml), 4.000 I.E. (40 mg/0,4 ml), 6.000 I.E. (60 mg/0,6 ml), 8.000 I.E. (80 mg/0,8 ml), 10.000 I.E. (100 mg/1 ml) |
s.c. | - | Erwachsene |
Hepaxane® | Fertigspritze | 2.000 I.E. (20 mg/0,2 ml), 4.000 I.E. (40 mg/0,4 ml), 6.000 I.E. (60 mg/0,6 ml), 8.000 I.E. (80 mg/0,8 ml), 10.000 I.E. (100 mg/1 ml) |
s.c. | - | Erwachsene |
Inhixa® | Fertigspritze | 2.000 I.E. (20 mg/0,2 ml), 4.000 I.E. (40 mg/0,4 ml), 6.000 I.E. (60 mg/0,6 ml), 8.000 I.E. (80 mg/0,8 ml), 10.000 I.E. (100 mg/1 ml) |
s.c. | - | Erwachsene |
Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)
Prophylaxe thromboembolischer Komplikationen |
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Therapie der tiefen Venenthrombose |
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Therapeutische Dosis:
- GFR ≥50 ml/min/1.73 m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.
- GFR 30-50 ml/min/1.73 m2: 1. Dosis 100 % der normalen Einzeldosis, dann 75 % der normalen Einzeldosis, Dosierungsintervall: 12 h; bei einer Anwendung länger als 3 Tage: Dosierung entsprechend der Anti-Xa-Spiegel.
- GFR 10-30 ml/min/1.73 m2: 1. Dosis 100 % der normalen Einzeldosis, dann 50 % der normalen Einzeldosis, Dosierungsintervall: 12 h; bei einer Anwendung länger als 3 Tage: Dosierung entsprechend der Anti-Xa-Spiegel.
- GFR <10 ml/min/1.73 m2: Eine generelle Empfehlung kann nicht gegeben werden.
Prophylaktische Dosis:
- GFR ≥10 ml/min/1.73 m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.
- GFR <10 ml/min/1.73 m2: Eine generelle Empfehlung kann nicht gegeben werden.
Bei eingeschränkter Nierenfunktion ist die Halbwertszeit von Enoxaparin verlängert. Dadurch erhöht sich das Blutungsrisiko.
Klinische Folgen:
Blutungen
Sehr häufig (>10 %): Leberenzyme erhöht (überwiegend Transaminasen > 3-Fachen der oberen Grenze der Normwerte)
Häufig (1-10 %): Blutung, Blutungsanämie, Thrombozytopenie, Thrombozytose, allergische Reaktionen, Kopfschmerzen, Urtikaria, Pruritus, Erythem, Hämatom an der Injektionsstelle, Schmerzen an der Injektionsstelle, andere Reaktionen an der Injektionsstelle (wie Ödeme, Blutungen, Überempfindlichkeit, Entzündungen, Schwellungen, Schmerzen)
Gelegentlich (0,1-1 %): hepatozelluläre Leberschädigung, bullöse Dermatitis, lokale Reizung, Hautnekrose an der Injektionsstelle
Selten (0,01-0,1 %): Eosinophilie, Fälle von immunologisch bedingter allergischer Thrombozytopenie mit Thrombose; manchmal ging die Thrombose mit den Komplikationen Organinfarkt oder Ischämie der Gliedmaßen einher, anaphylaktische/anaphylaktoide Reaktionen, einschließlich Schock, Spinalhämatom (oder rückenmarksnahe Hämatome; diese Reaktionen führten zu neurologischen Schäden verschiedenen Umfangs, einschließlich langfristiger oder dauerhafter Paralyse), cholestatischer Leberschaden; Alopezie, kutane Vaskulitis, Hautnekrose, meist im Bereich der Injektionsstelle (diesen Phänomenen gingen in der Regel eine infiltrierte und schmerzhafte Purpura bzw. erythematöse Plaques voraus); Knötchen an der Injektionsstelle (entzündliche noduläre Veränderungen, die keine zystischen Einschlüsse von Enoxaparin darstellten), Osteoporose nach Langzeittherapie (länger als 3 Monate), Hyperkaliämie
Häufigkeit nicht bekannt: akute generalisierte exanthematische Pustulose (AGEP)
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
1 mg Protamin neutralisiert 100 I.E. (1 mg) Enoxaparin.
Anti-FXa-Spiegel und Monitoring:
Anti-FXa-Spiegel sollten 4 h (bei Neugeborenen: 3 h) nach der Dosis und bei der 1. Messung nach 3 Dosen bestimmt werden.
Ziel-Anti-FXa-Spiegel:
therapeutisch: 0,5 - 1,0 IE/mL;
prophylaktisch: 0,1 - 0,4 IE/mL,
≥40 kg: Im Allgemeinen ist kein anti-FXa Monitoring nötig, außer bei kranken Kindern, Co-Medikation und/oder schlechter Nierenfunktion.
Es nicht notwendig nach jeder Dosisanpassung erneut 3 Dosen abzuwarten. Dies sollte in Rücksprache mit dem Labor erfolgen. Wenn therapeutische Spiegel erreicht sind, ist ein weiteres Monitoring der Spiegel nur angezeigt bei Neugeborenen, schwerkranken Patienten und Patienten während einer Therapie mit Asparaginase (aufgrund des verminderten Antithrombins).
Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Vitamin-K-Antagonisten | ||
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Falithrom®, Marcumar®, Marcuphen®, Phenprogamma®
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B01AA04 |
Heparingruppe | ||
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Fragmin®
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B01AB04 | |
Orgaran®
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B01AB09 | |
Fraxiparine®, Fraxodi®
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B01AB06 | |
Innohep®
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B01AB10 | |
B01AB01 |
Thrombozytenaggregationshemmer, exkl. Heparin | ||
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Aspirin®, Godamed®, Alka-Seltzer classic®, Acesal®; Syn: ASS
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B01AC06 | |
Plavix®, Iscover®
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B01AC04 | |
Veletri®
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B01AC09 |
Enzyme | ||
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Actilyse®
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B01AD02 |
Direkte Thrombininhibitoren | ||
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Pradaxa®
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B01AE07 |
Direkte Faktor-Xa-Inhibitoren | ||
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Xarelto®
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B01AF01 |
Andere antithrombotische Mittel | ||
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Defitelio®
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B01AX01 |