Deferipron

Wirkstoff
Deferipron
Handelsname
Ferriprox®; Syn: DFP
ATC-Code
V03AC02

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Deferipron ist ein oral wirksamer Eisenchelator. Es handelt sich um einen zweiarmigen Liganden, der dreiwertiges Eisen im Verhältnis 3:1 bindet.

Pharmakokinetik bei Kindern

Es sind keine spezifischen Informationen für Kinder vorhanden.

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Eisenüberladung
    • oral
      • ≥6 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen*

*wenn andere Eisenchelatbildner kontraindiziert sind

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Oral als

  • Monotherapie zur Therapie der Eisenüberlast bei Patienten mit Thalassaemia major, wenn eine aktuelle Chelattherapie kontraindiziert oder ungeeignet ist.
  • in Kombination mit einem anderen Chelatbildner bei Patienten mit Thalassaemia major, wenn eine Monotherapie mit einem Eisenchelatbildner ineffektiv ist oder wenn die Verhinderung oder Behandlung lebensbedrohender
    Eisenüberlast (vor allem des Herzens) eine schnelle oder intensive Korrektur rechtfertigt.

Kinder und Jugendliche
Bezüglich der Anwendung von Deferipron bei Kindern zwischen 6 und 10 Jahren liegen nur begrenzte Daten vor; keinerlei Daten über Deferipron liegen für Kinder unter 6 Jahren vor.

Dosierung
Deferipron wird normalerweise in einer Dosierung von 25 mg/kg Körpergewicht drei mal täglich oral gegeben, was einer Tagesdosis von 75 mg/kg Körpergewicht entspricht.

Eine tägliche Gesamtdosis von mehr als 100 mg/kg Körpergewicht wird aufgrund des potenziell erhöhten Risikos für unerwünschte Reaktionen nicht empfohlen.

[Ref.]

Präparate im Handel

Lösung zum Einnehmen 100 mg/ml
Filmtabletten 500 mg, 1000 mg

Orale Anwendung

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke als Deferipron
Problematische Hilfsstoffe Aroma Schulungsmaterial
Ferriprox® Lösung zum Einnehmen 100 mg/ml Sucralose Kirsche Blaue Hand
Ferriprox® Filmtabletten 500 mgT2
1000 mgT2
Blaue Hand


T2: teilbar in zwei gleiche Dosen

Die Fachinformationen wurden am 13.10.2021 aufgerufen.

Neben den aufgeführten Präparaten befinden sich diverse Generika im Handel.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Eisenüberladung
  • Oral
    • 6 Jahre bis 18 Jahre
      [1]
      • 75 mg/kg/Tag in 3 Dosen. Max: 100 mg/kg/Tag.
      • Wird angewendet, wenn die Behandlung mit einer anderen Chelattherapie kontraindiziert oder nicht adäquat ist.

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

Keine Informationen zur Dosisanpassung bei Nierenfunktionsstörung vorhanden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Neurologische Störungen (Hypotonie, Instabilität, Unfähigkeit zu gehen und Hypertonie mit Bewegungsunfähigkeit von Gliedmaßen) wurden bei Kindern unter Standardtherapie beobachtet. Zerebellare Symptome, Diplopie, lateraler Nystagmus, psychomotorische Verlangsamung, Hand und axiale Hypotonie wurden bei Kindern beobachtet, die eine Therapie mit mehr als dem 2,5-Fachen der empfohlenen Höchstdosis bekamen. Arthropathie und Diarrhö treten bei Kindern häufiger als bei Erwachsenen auf.

[SmPC Ferriprox]

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Sehr häufig (>10 %): Übelkeit, Bauchschmerzen, Erbrechen, Chromaturie

Häufig (1-10 %): Neutropenie, Agranulozytose, Appetitzunahme, Kopfschmerz, Diarrhoe, Arthralgie, Mattigkeit, erhöhte Leberwerte

Häufigkeit nicht bekannt: Ausschlag, Urtikaria

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

  • anamnestisch belegte rezidivierende Neutropenie-Schübe
  • anamnestisch belegte Agranulozytose
  • Schwangerschaft
  • Stillzeit
  • Arzneimittel, die zu Neutropenie oder Agranulozytose führen können

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Neurologische Störungen wurden bei Kinder beobachtet. Beim Auftreten dieser Symptomatik sollte die Therapie beendet werden.

[SmPC Ferriprox]

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

Interaktionspartner Grund Handlungsempfehlung
Arzneimittel, die Neutropenie oder Agranulozytose verursachen können, z.B. Clozapin, Metamizol Vermutlich additive Wirkung auf das Knochenmark. Erhöhtes Risiko für Neutropenien und Agranulozytosen. Kombination kontraindiziert.

Arzneimittel, die trivalente Kationen enthalten, z.B. aluminiumhaltige Antazida wie Algedrat


Verminderte Wirksamkeit von Deferipron nicht auszuschließen.



Vorsichtshalber nicht gleichzeitig anwenden. Falls Kombination unvermeidbar, Mindestabstand von 4 Stunden zwischen Deferipron und Arzneimitteln mit trivalenten Kationen einhalten.
Ascorbinsäure, ascorbinsäurehaltige Arznei-/Lebens-/Nahrungsergänzungsmittel


Verschlechterung der Herzfunktion durch hohe Vitamin C-Dosen (> 500 mg/Tag) möglich.


Patienten mit Herzinsuffizienz sollten kein zusätzliches Vitamin C erhalten. Ist die Behandlung notwendig, sollten Vorsichtsmaßnahmen, wie die Überwachung der Herzfunktion, bedacht werden.
Betibeglogen autotemcel



Beeinträchtigung der Wirksamkeit durch gleichzeitige Behandlung mit Deferoxamin möglich.


Gabe von Deferoxamin für 6 Monate nach Gabe von Betibeglogen autotemcel vermeiden. Falls Gabe von Eisenchelatoren unvermeidbar sollten nicht-myelosuppressive Eisenchelatoren erwogen werden.


Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

ALLE ÜBRIGEN THERAPEUTISCHEN MITTEL

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Antidote

Flumazenil

Anexate®
V03AB25

Hydroxocobalamin - Antidot

Cyanokit®; Syn: Vitamin B12
V03AB33

Iodid - Hochdosis

Syn: Jodid
V03AB21

Naloxon

Nyxoid®
V03AB15
V03AB14

Sugammadex

Bridion®
V03AB35
Eisen-Chelatbildner

Deferasirox

Exjade®
V03AC03

Deferoxamin

Desferal®; Syn: DFO
V03AC01
Mittel zur Behandlung der Hyperkaliämie und Hyperphosphatämie

Calciumacetat

Calcet®, Renacet®
V03AE07

Eisen(III)oxidsaccharat - oral

Velphoro®; Syn.: Eisenoxidsaccharat, Eisenoxidsucrose, Ferrioxidsaccharat, Eisen(III)hydroxid-Sucrose-Komplex, Sucroferric Oxyhydroxide
V03AE05

Sevelamer

Renagel®, Renvela®
V03AE02
Entgiftungsmittel für die Behandlung mit Zytostatika

Folinsäure

Leucovorin®
V03AF03
V03AF01

Rasburicase

Fasturtec®
V03AF07
Mittel zur Behandlung der Hypoglykämie

Diazoxid

Proglicem®
V03AH01

Referenzen

  1. Apotex Europe B.V., SmPC Ferriprox (EU/1/99/108/001) 10-08-2017, www.ema.europa.eu
  2. Chiesi Farmaceutici S.p.A., SmPC Ferriprox® 100 mg/ml Lösung zum Einnehmen (EU/1/99/108/002), 05/2021
  3. Chiesi Farmaceutici S.p.A., SmPC Ferriprox® 500 mg/1000 mg Filmtabletten (EU/1/99/108/001), 05/2021

Änderungsverzeichnis

  • 10 Februar 2022 12:58: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung