Calciumacetat

Wirkstoff
Calciumacetat
Handelsname
Calcet®, Renacet®
ATC-Code
V03AE07

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Calciumacetat stellt ein Arzneimittel aus der Gruppe der Phosphatbinder dar und wird in der Therapie bei erhöhtem Phosphatspiegel eingesetzt. Durch die Bindung der mit der Nahrung zugeführten Phosphationen im Magen und Darm und die daraus resultierende Bildung unlöslicher Calciumsalze senkt der Wirkstoff die Absorption von Phosphationen im Darm und führt zu deren Ausscheidung über den Stuhl.

Pharmakokinetik bei Kindern

Es liegen keine speziellen Daten für Kinder vor.

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Hyperphosphatämie bei chronischer Niereninsuffizienz
    • oral
      • ≥0 Jahre bis <18 Jahre: off-label
  • Hyperphosphatämie und Hypokalzämie nach Chemotherapie
    • oral
      • ≥0 Jahre bis <18 Jahre: off-label

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Oral bei Hyperphosphatämie, verursacht durch chronische Niereninsuffizienz bei Patienten unter Dialysebehandlung.

Kinder und Heranwachsende (unter 18 Jahren)

  • Es liegen keine ausreichenden Erfahrungen mit der Anwendung von Calciumacetat bei Kindern und Heranwachsenden vor. Calciumacetat kann daher für diese Patienten nicht empfohlen werden.

[Ref.]

Präparate im Handel

Filmtabletten 475 mg, 500 mg, 700 mg, 950 mg

Orale Anwendung

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke
Problematische Hilfsstoffe Aroma
Zulassung
Calciumacetat-Nefro® Filmtabletten 500 mgT0
700 mgT0
Sucrose - >18 Jahre
Calciumacetat-Nefro Filmtabletten 950 mgT2 Sucrose,
Saccharin
Apfelsine >18 Jahre
Renacet® Filmtabletten 475 mgT0
950 mgT2
Saccharin Apfelsine >18 Jahre


T2: teilbar in zwei gleiche Dosen, T0: nicht teilbar

Anwendungshinweis:

  • Die Tabletten sollten ausschließlich zu den Mahlzeiten eingenommen werden, um die bestmögliche Phosphatbindung zu erzielen.
  • Nicht über 30 °C lagern.

[Ref.]

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Hyperphosphatämie bei chronischer Niereninsuffizienz
  • Oral
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [1]
      • 100 - 150 mg/kg/Tag in 3 - 4 Dosen.
      • Anwendungshinweis:

        Einnahme unmittelbar vor den Hauptmahlzeiten und zu phosphatreichen Zwischenmahlzeiten (z.B. Fleisch, Milchprodukte, Hülsenfrüchte)

      • Nach Serum-Phosphatspiegel dosieren.

        off-label

Hyperphosphatämie und Hypokalzämie nach Chemotherapie
  • Oral
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [2]
      • 750 - 2.500 mg/Tag in 3 - 4 Dosen.
      • Anwendungshinweis:

        Über die Nahrungsaufnahme verteilt

      • off-label

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.

GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Folgende UAW wurden sehr häufig, häufig oder gelegentlich beobachtet (≥0,1 %):

  • Muskelschwäche sowie gastrointestinale Beschwerden (Aufstoßen, Blähungen, Bauchschmerzen, Obstipation, Diarrhoe, Übelkeit und Erbrechen,)
  • Bewusstseinsstörungen (Lethargie, Desorientierung und Benommenheit, in extremen Fällen sogar Koma)
  • herabgesetzte Nierenfunktion
  • Polydipsie, Polyurie, Nephrocalcinose, Nierenkalkablagerungen und Herzrhythmusstörungen
  • bei Langzeitbehandlung mit hoch dosiertem Calciumacetat: Hypercalcämie und extraossären Calcifikationen einschließlich Herzklappen-, Gefäß- und Weichteilcalcifikationen/-calcinosen sowie Calciphylaxie

[Ref.]

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

  • Hypercalcämie

[Ref.]

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

  • Vor der Anwendung von Phosphatbindern sollte der Patient eine Ernährungsberatung zur Aufnahme von Phosphat und Calcium erhalten. Die Anwendung von Calciumacetat sollte an die Art der Dialysebehandlung, die der Patient erhält, angepasst werden. Die Dosierung muss entsprechend der Phosphataufnahme und -elimination durch Dialyse eingestellt werden. Eine engmaschige Überwachung der Serumphosphat- und Serumcalciumspiegel des Patienten ist notwendig, um die Wirksamkeit der Behandlung zu kontrollieren und einer Hypercalcämie vorzubeugen.
  • Das Calcium × Phosphat-Produkt sollte 5,25 mmol2/l2 (65 mg2/dl2) nicht überschreiten, da die Inzidenz von Weichteilverkalkungen bei Überschreiten dieses Grenzwertes zunimmt. Eine monatliche Überwachung wird empfohlen. Längerdauerndes Überschreiten eines Calcium × Phosphat-Produktes von 65 mg2/dl2 erfordert eine Änderung der Behandlung.
  • Die Empfehlungen aktueller Behandlungsrichtlinien bezüglich Dosierung, Überwachung und Wahl des  Phosphatbinders sollten befolgt werden.
  • Das Risiko des Auftretens einer Hypercalcämie ist bei gleichzeitiger Behandlung mit Vitamin D enthaltenden Präparaten besonders hoch. Die gleichzeitige Verabreichung von Calcium und Vitamin-D-Derivaten darf nur unter enger medizinischer Überwachung erfolgen.
  • Die Patienten sollten über die Symptome einer Hypercalcämie informiert werden.
  • Die Patienten sollten angewiesen werden, vor Einnahme von calciumhaltigen Antacida ärztlichen Rat einzuholen, um eine zusätzliche Calciumbelastung zu vermeiden.
  • Patienten, die gleichzeitig mit herzwirksamen Glykosiden behandelt werden, sollten mittels EKG und zusätzlichen Kontrollen des Serumcalciumspiegels überwacht werden.

[Ref.]

Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Wechselwirkungen

In Kombination mit Algeldrat niedriger dosieren.

ALLE ÜBRIGEN THERAPEUTISCHEN MITTEL

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Antidote

Flumazenil

Anexate®
V03AB25

Hydroxocobalamin - Antidot

Cyanokit®; Syn: Vitamin B12
V03AB33

Iodid - Hochdosis

Syn: Jodid
V03AB21

Naloxon

Nyxoid®
V03AB15
V03AB14

Sugammadex

Bridion®
V03AB35
Eisen-Chelatbildner

Deferasirox

Exjade®
V03AC03

Deferipron

Ferriprox®; Syn: DFP
V03AC02

Deferoxamin

Desferal®; Syn: DFO
V03AC01
Mittel zur Behandlung der Hyperkaliämie und Hyperphosphatämie

Eisen(III)oxidsaccharat - oral

Velphoro®; Syn.: Eisenoxidsaccharat, Eisenoxidsucrose, Ferrioxidsaccharat, Eisen(III)hydroxid-Sucrose-Komplex, Sucroferric Oxyhydroxide
V03AE05

Sevelamer

Renagel®, Renvela®
V03AE02
Entgiftungsmittel für die Behandlung mit Zytostatika

Folinsäure

Leucovorin®
V03AF03
V03AF01

Rasburicase

Fasturtec®
V03AF07
Mittel zur Behandlung der Hypoglykämie

Diazoxid

Proglicem®
V03AH01

Referenzen

  1. Heijden, van der AJ et al, Werkboek Kindernefrologie [Arbeitsbuch Kindernephrologie], VU-Verlag, 2002, 1. Auflage
  2. Kamps WA et al, Werkboek ondersteundende behandeling kinderoncologie [Arbeitsbuch Supportive Therapie in der Kinderonkologie], VU-Verlag, 2005
  3. RenaCare Nephromed GmbH, SmPC Renacet® 475 mg/ 950 mg, Filmtabletten (43745.00.00), 02/2017
  4. MEDICE Arzneimittel, SmPC Calciumacetat-Nefro 950 mg, Filmtabletten (49543.01.00), 10/2018
  5. MEDICE Arzneimittel, SmPC Calciumacetat-Nefro® 500/700 mg, Filmtabletten (40407.00.00), 08/2018

Änderungsverzeichnis

  • 07 Dezember 2020 15:38: Neue Recherche: Zulassung & Präparate, UAW's, Kontraindikationen, Warnhinweise

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung