Dopamin

Wirkstoff
Dopamin
Handelsname
ATC-Code
C01CA04

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Dopamin ist ein biogenes Amin aus der Gruppe der Katecholamine. Es ensteht durch Decarboxylierung aus 3,4-Dihydroxyphenyl-alanin (Dopa), das sich durch Hydroxylierung aus Tyrosin bildet. Dopamin ist Muttersubstanz der Hormone Noradrenalin und Adrenalin. Es wirkt als Neurotransmitter im Zentralnervensystem.
In Dosierungen von 1 – 2 μg/kg KG/min dilatiert Dopamin die Mesenterial- und Nierengefäße durch Stimulation dopaminerger Rezeptoren. Es resultiert eine vermehrte Nierendurchblutung und Diurese harnpflichtiger Stoffe; deutliche kardiale Effekte (z. B. Herzfrequenzanstieg) treten in der Regel in dieser Dosierung nicht auf.
Bei Dosierungen von 2 – 10 μg/kg KG/min tritt zusätzlich eine Stimulation der β-Rezeptoren mit Zunahme des Herzminutenvolumens auf. Der periphere Gesamtwiderstand bleibt unverändert oder nimmt ab.
Bei Dosierungen von mehr als 10 μg/kg KG/min wirkt sich zusätzlich eine Stimulation von α-Rezeptoren aus. Durch periphere Vasokonstriktion bei gleichzeitiger Zunahme des Herzminutenvolumens steigt der Blutdruck an.
Bei Dosierungen von mehr als 20 μg/kg KG/min kann eine Abnahme der Nierendurchblutung auftreten, da dann die durch α-Rezeptorenstimulation vermittelte Vasokonstriktion die Stimulation dopaminerger Rezeptoren überwiegen kann.
Im Unterschied zu anderen Katecholaminen führt Dopamin bereits in niedrigen Dosierungen zu einer Mehrdurchblutung der Nieren- und Splanchnikusgefäße ohne wesentliche Effekte auf Herzfrequenz und Blutdruck. Die Durchblutung der Muskulatur und Haut wird herabgesetzt.
Eine durch Dopamin hervorgerufene Zunahme der Urinausscheidung korreliert gewöhnlich nicht mit einer verminderten Urinosmolarität.
Patienten, deren physiologische Parameter (wie Urinausscheidung, Herzfunktion und Blutdruck) noch nicht extrem pathologisch verändert sind, sprechen besser auf Dopamin an.

Pharmakokinetik bei Kindern

Die folgenden mittleren pharmakokinetischen Parameter (Bereich) wurden nach Dauerinfusion von Dopamin bei Früh- und Neugeborenen (Gestationsalter 24 - 43 Wochen) ermittelt [Bhatt-Mehta et al. 1991, Padbury et al. 1990, Zaritsky et al. 1988]:

Css (1 µg/kg/min) n=14 16,5 ± 3,4 ng/ml
Css (8 µg/kg/min) n=14 69,3 ± 11,6 ng/ml
n=11 6,9 (5-11) min
Cl n=11 115 (62-168) ml/kg/min
Vd n=11  1,8 (0,6-4) l/kg

Das Gestationsalter, das postnatale Alter oder das Gewicht beeinflussen die Clearance von Dopamin bei (Früh-) Neugeborenen nicht. Die große interindividuelle Variation, die dennoch beobachtet wird, ist noch nicht geklärt.

Die renale Clearance bei Kindern unter 2 Jahren (Mittelwert 82,3 ± 27,7 ml/kg/min) ist fast doppelt so hoch wie bei Kindern über 2 Jahren (Mittelwert 45,9 ± 17 mg/kg/min) [Notterman et al. 1990].

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Gesteigerte renale Perfusion
    • intravenös
      • ≥0 Jahre bis <18 Jahre: off-label
  • Hypotonie/Steigerung des Herzminutenvolumens
    • intravenös
      • ≥0 Jahre bis <18 Jahre: off-label

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Intravenös bei Schockzuständen bzw. drohenden Schockzuständen*

*z.B. bei:

  • Herzversagen, auch infarktbedingt (kardiogener Schock)
  • Postoperativen Schockzuständen
  • Schweren Infektionen (infektiös-toxischer Schock)
  • Überempfindlichkeitsreaktionen (anaphylaktischer Schock)
  • Starkem Blutdruckabfall (schwere Hypotonien)
  • Beginnendem bzw. manifestem akuten Nierenversagen

Kinder und Jugendliche
Bei Kindern liegen noch keine ausreichenden Erfahrungswerte vor, um die geeignete Dosierung endgültig festlegen zu können.

  • Bei jedem Patienten muss die angestrebte Wirkung von Dopamin auf Hämodynamik oder Nierenfunktion individuell titriert werden.
  • Zusätzlich erforderliche Maßnahmen wie ausreichende Volumensubstitution des Kreislaufs und exakte Überwachung der Elektrolytverhältnisse usw. dürfen nicht außer Acht gelassen werden.
  • Erwachsene:
  • Initialdosis: 2-5 μg/kg KG/min
  • Erhaltungsdosis: Die Dosierung kann schrittweise allmählich (z. B. alle 15-30 min) um 5-10 μg/kg KG/min bis auf 20-50 μg/kg KG/min erhöht werden.
  • Sind Dosen über 50 μg/kg KG/min erforderlich, muss die Urinausscheidung unbedingt überwacht werden.
  • Tabellen mit Infusionsraten bei unterschiedlichen Ausgangskonzentrationen sind den Fachinformationen zu entnehmen.

[Ref.]

Präparate im Handel

Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung 25 mg/5 mL, 50 mg/5 mL, 200 mg/5 mL

Die im Handel befindlichen Präparate enthalten Dopamin in Form von Dopaminhydrochlorid. Die Angabe der Wirkstoffkonzentration ist jeweils auf Dopaminhydrochlorid bezogen.

Zur intravenösen Anwendung stehen Konzentrate zur Herstellung einer Infusionslösung zur Verfügung. Diese sind in höheren Konzentrationen (50 mg/5 mL und 200 mg/5 mL) nur verdünnt, in niedrigeren Konzentrationen (250 mg/50 mL) auch unverdünnt anzuwenden.

Präparate im Handel:

Präparat Darreichungsform Stärke (Dopaminhydrochlorid) Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe
Dopamin Fresenius Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung 250 mg/50 mL 146 mg/50 mL -
Dopamin Fresenius Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung 50 mg/5 mL
200 mg/5 mL
natriumfrei -

 

„natriumfrei“: weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Einheit

Die Fachinformationen wurden am 23.02.2023 aufgerufen.

Neben den aufgeführten Präparaten befinden sich diverse weitere Fertigarzneimittel im Handel.

Anwendungshinweis: Nicht als Bolus unverdünnt i.v. injizieren! Nur Dopamin in der Konzentration 250 mg/50 mL darf unverdünnt in Infusionsspritzenpumpen angewendet werden! Alle Konzentrationen können verdünnt als i.v. Infusion angewendet werden. Verdünnungen, Infusionsraten und Inkompatibilitäten sind den Fachinformationen zu entnehmen. 

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Steigerung der renalen Perfusion
  • Intravenös
    • 0 Jahre bis 18 Jahre
      [10] [15] [16] [17] [18]
      • 2 - 5 microg./kg/Minute, Dauerinfusion.
      • Stets über zentralen Venenkatheter verabreichen.

        Die Wirksamkeit ist fraglich. Die Tendenz ist, Dopamin für diese Indikation nicht mehr zu verwenden.

        off-label

Kreislaufinsuffizienz: Hypotonie/Steigerung des Herzminutenvolumens

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.
 
GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung kann nicht gegeben werden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Dopamin kann bei kritisch kranken Säuglingen und Kindern einen partiellen Hypopituitarismus und ein Euthyroid-Sick-Syndrom verursachen oder verschlimmern [Filippi et al. 2007; Van den Berghe et al. 1994].

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Häufig (1-10 %): Herzrhythmusstörungen (überwiegend Extrasystolen), Sinustachykardien, Herzklopfen, Angina pectoris Beschwerden, Kopfschmerzen, Fingertremor, Atemnot, Übelkeit, Erbrechen, Blutdruckabfall und Vasokonstriktion, Unruhegefühl

Selten (0,01-0,1 %): supraventrikuläre Tachykardien oder ventrikuläre Tachykardien bis hin zu Kammerflimmern, Überleitungsstörungen, Bradykardie, verbreiterter QRS-Komplex, erhöhter Blutdruck, Piloarrektion, Erhöhung der Harnstoffwerte im Blut

Häufigkeit nicht bekannt: Anstiegs des linksventrikulären enddiastolischen Druckes, Abnahme der Nierendurchblutung, Hautnekrosen, Gangrän der Akren, Verschlechterung der Hautdurchblutung, übermäßige Vasokonstriktorenaktivität, Blutungsgefahr (nach Operationen im Splanchnikusbereich oder bei Patienten mit Blutungsneigung im Gastrointestinaltrakt), Zunahme der Hypoxämie (bei beatmungspflichtigen Patienten), lokale Nekrosen bei versehentlicher paravenöser Infusion

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

  • Phäochromozytom
  • Engwinkelglaukom 
  • Hyperthyreose
  • Prostataadenom mit Restharnbildung
  • Tachyarrhythmien
  • Kammerflimmern
  • Hypovolämie (Volumenmangel muss vor Therapie ausgeglichen werden)

Eine besonders sorgfältige ärztliche Überwachung ist erforderlich bei Patienten mit organischen Herz- und Gefäßveränderungen, z. B.:

  • koronare Herzkrankheit und Angina pectoris
  • arterielle Verschlusskrankheiten (z. B. Arteriosklerose, arterielle Embolien, Morbus Raynaud, Kälteschäden wie Erfrierungen, diabetische Mikroangiopathie, Morbus Winiwarter-Buerger)
  • Herzrhythmusstörungen

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Cave: ventrikuläre Extrasystolen

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

Interaktionspartner Grund Handlungsempfehlung
Inhalationsnarkotika, z.B. Isofluran Erhöhtes Risiko von Herzrhythmusstörungen Dopamin ausreichende Zeit vorher absetzen, bei Kombination auf Arrhythmien monitoren
Diuretika, z.B. Hydrochlorothiazid, Furosemid Additive und potenzierende Effekte Nur unter Beachtung geeigneter Maßnahmen kombinieren
Anästhetika Verstärkte Neigung zu Herzrhythmusstörungen Nur unter Beachtung geeigneter Maßnahmen kombinieren
Phenytoin Blutdruckabfall, Bradykardie, Herzstillstand möglich Nur unter Beachtung geeigneter Maßnahmen kombinieren

 

Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

KARDIOSTIMULANZIEN, EXKL. HERZGLYKOSIDE

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Adrenerge und dopaminerge Mittel

Adrenalin

Anapen®, Emerade®, Epipen®, Fastjekt®, Jext®, Suprarenin®; Syn: Epinephrin
C01CA24
C01CA07
C01CA26

Midodrin

Gutron®
C01CA17

Noradrenalin

Arterenol®, Sinora®; Syn: Norepinephrin
C01CA03

Phenylephrin

Biorphen®
C01CA06
Phosphodiesterasehemmer

Milrinon

Corotrop®
C01CE02
Andere Kardiostimulanzien

Levosimendan

Simdax®
C01CX08

Referenzen

  1. Bhatt-Mehta V, et al, Dopamine and dobutamine in pediatric therapy, Pharmacotherapy, 1989, 9(5), 303-14
  2. Eldadah MK, et al, Pharmacokinetics of dopamine in infants and children, Crit Care Med, 1991, Aug19(8), 1008-11
  3. Padbury JF, et al, Pharmacokinetics of dopamine in critically ill newborn infants, J Pediatr, 1990, Sep;117(3), 472-6.
  4. Padbury JF, et al, Dopamine pharmacokinetics in critically ill newborn infants, J Pediatr, 1987, Feb;110(2), 293-8
  5. Zaritsky A, et al, Steady-state dopamine clearance in critically ill infants and children, Crit Care Med, 1988 , Mar;16(3), 217-20
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  11. Pellicer A, et al, Cardiovascular support for low birth weight infants and cerebral hemodynamics: a randomized, blinded, clinical trial, Pediatrics, 2005, Jun;115(6), 1501-12
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  24. Filippi, L., et al, Dopamine versus dobutamine in very low birthweight infants: endocrine effects., Arch Dis Child Fetal Neonatal, 2007, Ed 92(5), F367-71
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  29. Fresenius Kabi, Dopamin Fresenius 50 mg/5 ml/ 200 mg/5 ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung (6073045.00.00), 07/2018
  30. Fresenius Kabi, Dopamin Fresenius 250 mg/50 ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung (6145135.01.00), 07/2018
  31. AVOXA ABDA-Datenbank, Wirkstoffdossiers Dopamin, letzte Bearbeitung 07/2017
  32. Lexicomp® Drug Interactions, Dopamine, aufgerufen 12/2019

Änderungsverzeichnis

  • 26 April 2023 16:16: Überprüfung und Aktualisierung. Zulassungsstatus geändert in "off-label" (zuvor: <50 kg: unklar, ≥50 kg: zugelassen)
  • 17 Januar 2021 07:56: Referenzverlinkungen
  • 28 Januar 2020 17:34: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung