Naloxon

Wirkstoff
Naloxon
Handelsname
Nyxoid®
ATC-Code
V03AB15

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen

Überdosierung
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Naloxon ist ein spezifischer Opioid-Antagonist, der kompetitiv an Opioid-Rezeptoren bindet. Er zeigt eine sehr hohe Affinität für Opioid-Rezeptoren und verdrängt dadurch sowohl Opioid-Agonisten als auch partielle Antagonisten. Naloxon hat keine der „agonistischen“ oder morphinähnlichen Eigenschaften anderer Opioid-Antagonisten.

Wenn keine Opioide oder agonistische  Wirkungen anderer Opioid-Antagonisten vorhanden sind, hat es praktisch keine pharmakologische Wirkung.

Für Naloxon konnte kein Gewöhnungseffekt oder die Entwicklung einer körperlichen oder mentalen Abhängigkeit gezeigt werden.

Pharmakokinetik bei Kindern

Naloxon wird hauptsächlich in der Leber durch Dealkylierung mit Reduktion der 6-Ketogruppe und Konjugation mit Glucuronsäure metabolisiert und mit dem Urin in unveränderter Form und in Form von Metaboliten ausgeschieden. [SmPC Naloxon]

Die folgenden pharmakokinetischen Parameter wurden bei Neugeborenen (n=29) mit Atemdepression aufgrund der Verabreichung von Opioiden an die Mutter innerhalb von 4 Stunden vor der Geburt, nach intravenöser (über die Nabelvene) und intravenöser Verabreichung mit unterschiedlichen Dosen festgestellt [Moreland 1980]:

PK Parameter
(Mittelwert ± SD)
Dosis: 35 microg. i.v.
n = 6
Dosis: 70 microg. i.v.
n = 6
Dosis: 200 microg. i.m.
n = 17
Cmax (ng/mL) 8,2 ± 4,91 13,7 ± 4,81 18,6 ± 8,02,3
T1/2 (h) 3,53 ± 2,20 2,65 ± 1,30 NR
Vd (L/kg) 2,20 ± 1,18 1,78 ± 0,73 NR
ClPlasma (mL/kg/h) 564 ± 488 576 ± 372 NR

1Zeit bis zum Erreichen des maximalen Plasmaspiegels variierte. In fünf Fällen wurden die Spitzenwerte innerhalb von 5 Minuten nach der Verabreichung erreicht, in den übrigen Fällen stiegen die Plasmaspiegel bis zu 40 Minuten lang an.
2Zeit bis zum Erreichen der maximalen Plasmaspiegel lag zwischen 0,5 und 2 Stunden (Mittelwert 1,2 Stunden).
3Die Cmax von 18,6 ± 8,0 ng/mL war statistisch signifikant größer als 8,2 ± 4,9 ng/mL, aber nicht statistisch signifikant größer als 13,7 ± 4,8 ng/mL.

Bei i.m. Verabreichung dauerte es länger bis zum Erreichen der Höchstwerte als bei i.v. Verabreichung, was möglicherweise auf die Bildung eines Wirkstoffdepots an der Injektionsstelle zurückzuführen ist. Die T1/2 nach i.v. Verabreichung war zwei- bis dreimal so lang wie bei Erwachsenen (1 - 1,5 Stunden), was wahrscheinlich auf die geringere Fähigkeit von Neugeborenen zurückzuführen ist, Arzneimittel zu metabolisieren, da Naloxon in erster Linie über die Glucuronidierung ausgeschieden wird, die bei Neugeborenen noch nicht vollständig entwickelt ist. Die bei einigen Neugeborenen beobachtete relativ lange Zeit bis zum Erreichen der Höchstwerte ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass Naloxon nach der Injektion in der Nabelvene verbleibt, wodurch sich der Beginn der pharmakologischen Wirkung von Naloxon verzögert und ihr Ausmaß verringert [Moreland 1980].

Die folgenden pharmakokinetischen Parameter wurden bei Frühgeborenen (n=10) mit narkotisch induzierter Depression des Zentralnervensystems oder Apnoe-Behandlung nach intravenöser Verabreichung festgestellt [Stile 1987]:

PK Parameter
Mittelwert ± SD (Bereich)
Dosis: 0,04 mg/kg i.v.
n = 10
Cmax (ng/mL) 18,7 ± 4,2
T1/2 (min) 70,8 ± 35,6 (29 - 122)
Vd (L/kg)1 3,52 ± 1,20 (2,39 - 6,09)
Cltotal (mL/kg/min) 39,13 ± 14,53 (24,6 - 74,0)

1Vd korrelierte signifikant mit dem Geburtsgewicht

Die pharmakokinetischen Parameter bei Frühgeborenen deuten darauf hin, dass die T1/2 von Naloxon mit der bei Erwachsenen beobachteten vergleichbar ist (1 - 1,5 Stunden), im Gegensatz zu Reifgeborenen, was teilweise auf die bei Reifgeborenen verwendete Verabreichungsmethode (über die Nabelvene) zurückzuführen sein könnte. Die kurze T1/2 bei Frühgeborenen könnte darauf hindeuten, dass Naloxon über einen anderen Weg metabolisiert wird. Obwohl die Fähigkeit, Substanzen durch Glucuronidierung und Dealkylierung zu verstoffwechseln, reduziert ist, scheinen andere Reaktionen wie die Sulfat- und Glycin-Konjugation in ähnlichen Aktivitäten wie bei Erwachsenen vorhanden zu sein [Stile 1987].

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Überdosierung von Opioiden, vermutet oder bekannt
    • intravenös/intramuskulär
      • ≥1 Monat bis <18 Jahre: zugelassen
    •  endotracheal
      • ≥1 Monat bis <18 Jahre: off-label
    •  nasal
      • ≥14 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
  • Atemdepression nach Verabreichung von Opioiden an die Mutter vor der Geburt
    • intravenös/intramuskulär
      • Neugeborene: zugelassen
  • Überdosierung von Opioiden während der Anästhesie/zur postoperativen Schmerzbekämpfung
    • intravenös
      • ≥1 Monat bis <18 Jahre: zugelassen
  • Juckreiz infolge terminaler Leber-/Niereninsuffizienz
    • intravenös
      • ≥1 Monat bis <18 Jahre: off-label

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Intravenös und intramuskulär bei Vermuteter oder bekannter Opioidüberdosierung oder -intoxikation

Kinder:

  • Initialdosis: 0,01 mg pro kg KG
  • Falls die Initialdosis innerhalb von 3 Minuten nicht zur gewünschten Verbesserung des klinischen Bildes führt, kann die Dosis bei der nächsten Injektion auf 0,1 mg pro KG erhöht werden.
  • Ist eine i.v. Applikation nicht möglich, kann Naloxon auch intramuskulär injiziert werden.

[Ref.]

Nasal bei bekannter oder vermuteter Opioid-Überdosierung, die
sich als Atemdepression und/oder Depression des Zentralnervensystems manifestiert

Jugendliche ab 14 Jahren:

  • 1,8 mg appliziert in ein Nasenloch
  • Wenn der Patient nicht anspricht, sollte die 2. Dosis nach 2 - 3 Minuten angewendet werden.
  • Wenn der Patient auf die 1. Dosis anspricht, aber dann wieder in eine Atemdepression verfällt, sollte die 2. Dosis umgehend verabreicht werden.
  • Weitere Dosen sollten abwechselnd in das linke und das rechte Nasenloch verabreicht werden.

[Ref.]

Intravenös oder intramuskulär bei Atemdepression und zentralnervöse Dämpfungszustände beim Neugeborenen, wenn die Mutter Opioide erhalten hat

Neugeborene:

  • Initialdosis: 0,01 mg pro kg KG
  • Falls die Dosis nicht zur gewünschten Verbesserung der Atemfunktion führt, kann die Injektion in Abständen von 2 - 5 Minuten wiederholt werden.
  • Wenn kein intravenöser Zugang besteht, kann Naloxon auch intramuskulär (Initialdosis 0,01 mg/kg Körpergewicht) injiziert werden.

[Ref.]

Intravenös oder intramuskulär zur Aufhebung von Atemdepression und zentralnervösen Dämpfungszuständen durch natürliche und
synthetische Opioide

Für eine optimale Verbesserung der Atemfunktion bei gleichzeitig angemessener Schmerzhemmung ist die Dosis für jeden Patienten individuell anzupassen.

Kinder:

  • Initialdosis: 0,01 - 0,02 mg pro kg KG in Abständen von 2 - 3 Minuten
  • Je nach Dosis und Wirkdauer des verabreichten Opiats und Ansprechen des Patienten können weitere Gaben im Abstand von 0,5 - 2 Stunden notwendig sein.

[Ref.]

Intravenös bei Juckreiz infolge einer terminalen Leber-/Niereninsuffizienz

Für diese Indikation hat Naloxon keine Zulassung in Deutschland.

[Ref.]

Präparate im Handel

Injektions-/Infusionslösung 0,4 mg/ml
Nasenspray 1,8 mg (Einzeldosisbehältnis)

Allgemein

Die im Handel befindlichen Injektions-/Infusionslösungen enthalten Naloxon in Form von Naloxon-Hydrochlorid. Im Nasenspray ist Naloxon als Hydrochlorid-Dihydrat enthalten.

Parenterale Anwendung

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat

Darreichungform Stärke Applikationsweg Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe Zulassung
Naloxon B. Braun 0,4 mg/ml Injektions-/Infusionslösung Injektions-/Infusionslösung 0,4 mg/ml i.v.
i.m.
enthält 3,54 mg Natrium pro 1 ml - ab 0 Jahren
Naloxon-ratiopharm® 0,4 mg/ml Injektionslösung Injektionslösung 0,4 mg/ml i.v.
i.m.
s.c.
enthält weniger als 23 mg Natrium pro 1 ml - ab 0 Jahren


Anwendungshinweise:

  • Das Arzneimittel kann intravenös, intramuskulär oder subkutan injiziert oder als intravenöse Infusion verabreicht werden.
  • Am schnellsten tritt die Wirkung nach intravenöser Anwendung ein. Daher wird empfohlen, Naloxonhydrochlorid in Notfällen intravenös zu verabreichen.
  • Nach intramuskulärer Gabe von Naloxonhydrochlorid setzt die Wirkung später als nach intravenöser Injektion ein, hält aber länger an.
  • Die Wirkungsdauer ist von der Dosis und der Applikationsart von Naloxonhydrochlorid abhängig und beträgt 45 Minuten bis 4 Stunden.
  • Außerdem ist zu berücksichtigen, dass die benötigten intramuskulären Dosen im Allgemeinen höher sind als die intravenösen und die Dosis an den Bedarf des einzelnen Patienten angepasst werden muss.

Nasale Anwendung

Präparat im Handel:

Präparat Darreichungform Stärke Applikationsweg Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe Zulassung Schulungsmaterial
Nyxoid® 1,8 mg Nasenspray Nasenspray 1,8 mg als Einzeldosis nasal k.A. - ab 14 Jahre Blaue Hand


Anwendungshinweis:

Nyxoid enthält nur eine Dosis. Daher darf vor der Anwendung kein Probestoß abgegeben werden und es darf nicht getestet werden.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Gehe zu:

Juckreiz infolge terminaler Leber-/Niereninsuffizienz
  • Intravenös
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      • 0,5 microg./kg/Stunde, Dauerinfusion.
      • off-label

Vollständige oder teilweise Aufhebung von zentralnervösen Dämpfungszuständen und Atemdepression verursacht durch natürliche und synthetische Opioide
  • Intravenös / intramuskulär / subkutan
    • Frühgeborene (Gestationsalter <37 Wochen) and Neugeborene
      [2] [12] [13] [14]
      • 1,5 - 3 microg./kg/Dosis, bei Bedarf. Langsam titrieren und bei Bedarf mit einer höheren Dosis wiederholen, wenn nach 2 - 3 Minuten noch keine ausreichende Wirkung eingetreten ist.
        • Bei chronischen Opioidkonsumenten zu Beginn so niedrig wie möglich dosieren, um einen akuten Opioidentzug zu verhindern.
        • Da die Wirkungsdauer von Opioiden die von Naxolon übersteigen kann, ist eine kontinuierliche Überwachung der Atmung unerlässlich und wiederholte Naloxonverabreichungen (i.m./s.c.) oder eine kontinuierliche Infusion (i.v.) mit 1 - 2 microg./kg/h können erforderlich sein, um wiederkehrende Apnoen zu verhindern.
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [2] [12] [13] [14]
      • 1,5 - 3 microg./kg/Dosis, bei Bedarf. Titrate slowly and repeat dose every 2 – 3 minutes until respiratory function is restored to a satisfactory level..
        • Bei chronischen Opioidkonsumenten zu Beginn so niedrig wie möglich dosieren, um einen akuten Opioidentzug zu verhindern.
        • Da die Wirkungsdauer von Opioiden die von Naxolon übersteigen kann, ist eine kontinuierliche Überwachung der Atmung unerlässlich und wiederholte Naloxonverabreichungen (i.m./s.c.) oder eine kontinuierliche Infusion (i.v.) mit 1 - 2 microg./kg/h können erforderlich sein, um wiederkehrende Apnoen zu verhindern.
Überdosierung von Opioiden, vermutet oder bekannt
  • Nasal
    • ≥ 14 Jahre
      [6]
      • 1,8 mg/Dosis, bei Bedarf nach 2-3 min wiederholt werden.
      • Die empfohlene Dosis wird in ein Nasenloch verabreicht. Sollte eine weitere Dosis benötigt werden, wird diese in das andere Nasenloch verabreicht.

  • Intravenös / intramuskulär / subkutan
    • Frühgeborene (Gestationsalter <37 Wochen) and Neugeborene
      [9] [14]
      • 10 microg./kg/Dosis, Bolus. Max: 400 microg./Dosis. Bei Bedarf mit einer höheren Dosis von 100 microg./kg wiederholen, wenn nach 3 Minuten noch keine Wirkung eingetreten ist.
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [2] [18] [19]
      • 10 microg./kg/Dosis, Bolus. Max: 400 microg./Dosis. Bei Bedarf mit einer höheren Dosis von 0,1 mg/kg wiederholen, wenn nach 3 Minuten noch keine Wirkung eingetreten ist.
Atemdepression nach Verabreichung von Opioiden an die Mutter vor der Geburt
  • Intravenös / intramuskulär / subkutan
    • Neugeborene
      [18] [19]
      • 10 microg./kg/Dosis, bei Bedarf nach 2-3 Minuten wiederholen, wenn Wirkung ausbleibt.
      • Da die Wirkungsdauer von Opioiden die von Naloxon möglicherweise übersteigt, ist eine kontinuierliche Überwachung der Atmung unerlässlich, und eine wiederholte Naloxon-Gabe kann notwendig sein, um eine wiederkehrende Apnoe zu verhindern. Aus diesem Grund ist eine Monitorüberwachung über 24 h nach der Verabreichung von Naloxon erforderlich.

        Naloxon darf nicht an Neugeborene verabreicht werden, deren Mutter eventuell Suchtmittel eingenommen hat, da Naloxon in diesem Fall akute Entzugserscheinungen auslösen kann.

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.

GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Naloxon ist in Dosen von bis zu 10 microg/kg bei Säuglingen (< 6 Monate) sicher, da es keine unerwünschten stimulierenden Wirkungen auf die Opioidrezeptoren oder das Herz-Kreislauf-System verursacht. Es blockiert wirksam die Opioidwirkungen, ohne zusätzliche Veränderungen der Herzfrequenz oder des Blutdrucks zu verursachen [Fischer 1974].

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Folgende UAW wurden sehr häufig, häufig oder gelegentlich beobachtet (≥0,1 %):

  • Schwindel, Kopfschmerzen
  • Tachykardie, Hypotonie, Hypertonie
  • Übelkeit, Erbrechen
  • postoperative Schmerzen

Folgende schwerwiegende UAW wurden zudem selten, sehr selten (<0,1 %) oder mit unbekannter Häufigkeit beobachtet:

  • anaphylaktischer Schock
  • Krampfanfälle
  • Arrhythmien, Bradykardie, Kammerflimmern, Herzstillstand
  • Lungenödem

[Ref.]

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

Neben Überempfindlichkeiten gegen den Wirkstoff oder einen sonstigen Bestandteil sind keine weiteren Gegenanzeigen bekannt.

 

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Eine schnelle Injektion wirkt stark emetisch.
Die Wirkungsdauer von Naloxon ist kürzer als die von Opioiden: eine Langzeitbeobachtung ist erforderlich, da ein Rebound-Effekt auftreten kann. In solchen Situationen ist die Verabreichung einer Dauerinfusion zu erwägen [Vila 1979; Karl 1996].
Bei Neugeborenen: zunächst für eine gute Beatmung sorgen. Naloxon darf nicht an Neugeborene verabreicht werden, deren Mutter eventuell Suchtmittel eingenommen hat, da Naloxon in diesem Fall akute Entzugserscheinungen auslösen kann.
Kann auch subkutan oder intramuskulär verabreicht werden, wenn die periphere Durchblutung des Neugeborenen ausreicht. Überwachung nach der Verabreichung über 24 h.

Vorsicht ist geboten bei Personen mit bekannter oder vermuteter Opioidabhängigkeit, einschließlich Neugeborenen von Müttern mit bekannter Opioidabhängigkeit. In diesen Fällen kann ein abrupter und vollständiger Entzug der narkotischen Wirkung zu einem akuten Entzugssyndrom (Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Herzstillstand, Lungenödem) führen, das auch bei Neugeborenen solcher Patienten auftreten kann. [Deshpande 2009].

Eine zu hohe Dosierung kann zum völligen Verlust der Schmerzlinderung, zu Nervosität und Blutdruckanstieg führen. Ein zu schnelles Abklingen der Opioidwirkung kann zu Übelkeit, Erbrechen, Schwitzen, Hyperventilation, Schwindel, Bluthochdruck, Tachykardie, Zittern, Krämpfen und Herzstillstand führen.
Bei adipösen Kindern ist eine auf das Körpergewicht bezogene Dosierung vorzuziehen [Ross 2015; Wells 2020].

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

Interaktionspartner Grund Handlungsempfehlung
Clonidin Naloxon hat keinen Einfluss auf die Blutdruckeffekte von Clonidin bei Gesunden. Bei hospitalisierten Patienten kommt es in der Hälfte der Fälle zu einem Blutdruckanstieg und verstärkten Absetzsymptomen. Monitoring der Blutdruck-Einstellung in den ersten Tagen unter dieser Kombination notwendig.
Buprenorphin verminderte Wirkung von Naloxon Bei einer unzureichenden Aufhebung der Buprenorphin induzierten Atemdepression sollte der Patient künstlich beatmet werden.


Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

ALLE ÜBRIGEN THERAPEUTISCHEN MITTEL

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Antidote

Flumazenil

Anexate®
V03AB25

Hydroxocobalamin - Antidot

Cyanokit®; Syn: Vitamin B12
V03AB33

Iodid - Hochdosis

Syn: Jodid
V03AB21
V03AB14

Sugammadex

Bridion®
V03AB35
Eisen-Chelatbildner

Deferasirox

Exjade®
V03AC03

Deferipron

Ferriprox®; Syn: DFP
V03AC02

Deferoxamin

Desferal®; Syn: DFO
V03AC01
Mittel zur Behandlung der Hyperkaliämie und Hyperphosphatämie

Calciumacetat

Calcet®, Renacet®
V03AE07

Eisen(III)oxidsaccharat - oral

Velphoro®; Syn.: Eisenoxidsaccharat, Eisenoxidsucrose, Ferrioxidsaccharat, Eisen(III)hydroxid-Sucrose-Komplex, Sucroferric Oxyhydroxide
V03AE05

Sevelamer

Renagel®, Renvela®
V03AE02
Entgiftungsmittel für die Behandlung mit Zytostatika

Folinsäure

Leucovorin®
V03AF03
V03AF01

Rasburicase

Fasturtec®
V03AF07
Mittel zur Behandlung der Hypoglykämie

Diazoxid

Proglicem®
V03AH01

Referenzen

  1. Rademaker C.M.A. et al., Arzneimittel-Formularium für Kinder [Geneesmiddelen-Formularium voor Kinderen], 2007
  2. Hameln Pharmaceuticals GmbH, SmPC Naloxon (RVG 28361), 05/2020
  3. Niederländische Vereinigung für Kinderheilkunde [Nederlandse Vereniging voor Kindergeneeskunde (NVK)], Leitlinie zur Schmerzbestimmung und -behandlung bei Kindern [Richtlijn pijnmeting en behandeling pijn bij kinderen], www.nvk.nl, 2007, http://www.nvk.nl/Kwaliteit/Richtlijnenenindicatoren/Richtlijnen/Pijnmetingenbehandelingvan/tabid/348/language/nl-NL/Default.aspx, 99
  4. Niederländische Vereinigung für Kinderheilkunde [Nederlandse Vereniging voor Kindergeneeskunde (NVK)], Leitlinie zur Reanimation bei Neugeborenen [Richtlijn Reanimatie van de pasgeborene], www.nvk.nl, 2008, http://www.nvk.nl/Kwaliteit/Richtlijnenenindicatoren/Richtlijnen/Reanimatievanpasgeborenen/tabid/352/language/nl-NL/Default.aspx, 29-30
  5. Kamps WA et al., Lehrbuch zur Therapiebegleitung in der pädiatrischen Onkologie [Werkboek ondersteundende behandeling kinderoncologie], VU Uitgeverij, 2005
  6. Mundipharma Corporation (Ireland) Limited, SmPC Nyxoid (EU/1/17/1238) Rev 7, 22-09-2022, www.ema.europa.eu
  7. Deshpande G, et al., Cardiac arrest following naloxone in an extremely preterm neonate., Eur J Pediatr, 2009, 168(1, 115-7
  8. Stile IL, et al., The pharmacokinetics of naloxone in the premature newborn, Dev Pharmacol Ther., 1987, 10(6), 454-9
  9. Elmekkawi A,et al. , Use of naloxone to minimize extubation failure after premedication for INSURE procedure in preterm neonates., J Neonatal Perinatal Med, 2016, 9(4), 363-70
  10. Moreland TA, et al., Naloxone pharmacokinetics in the newborn, Br J Clin Pharmacol., 1980, 9(6), 609-12
  11. Fischer CG, et al. , The respiratory and narcotic antagonistic effects of naloxone in infants., Anesth Analg, 1974, 53(6), 849-52
  12. Vilà R, et al., Respiratory depression following epidural morphine in an infant of three months of age., Paediatr Anaesth, 1997, 7(1), 61-4
  13. Karl HW, et al., Respiratory depression after low-dose caudal morphine, Can J Anaesth, 1996, 43(10), 1065-7
  14. Amomed Pharma GmbH. , SmPC Naloxon Amomed 0,4 mg/ml Injektionslösung. (Z.Nr 1-27262) , www.basg.gv.at, 05/2022
  15. Ross EL, et al., Development of recommendations for dosing of commonly prescribed medications in critically ill obese children., Am J Health Syst Pharm, 2015, 72(7), 542-56
  16. Wells M, et al., The utility of pediatric age-based weight estimation formulas for emergency drug dose calculations in obese children., J Am Coll Emerg Physicians Open., 2020, 1(5), 947-54
  17. van Vonderen JJ, et al., Effects of naloxone on the breathing pattern of a newborn exposed to maternal opiates. , Acta Paediatr., 2012, 101(7), e309-12
  18. B. Braun Melsungen AG, SmPC Naloxon B. Braun 0,4 mg/ml Injektions-/Infusionslösung (67923.00.00), 12/2017
  19. ratiopharm GmbH, SmPC Naloxon-ratiopharm® 0,4 mg/ml Injektionslösung (15442.00.00), 09/2018
  20. Mundipharma Corporation Limited, SmPC Nyxoid® 1,8 mg Nasenspray (EU/1/17/1238/001), 03/2019

Änderungsverzeichnis

  • 10 Februar 2023 11:02: Neue Indikation für die nasale Anwendung basierend auf der Fachinformation Nyxoid hinzugefügt.
  • 15 Januar 2021 11:17: Neue Monographie
  • 02 November 2020 17:55: Neue Information zu Überdosierung von Opioiden

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung

Überdosierung:

  • Parenterale Anwendung:
    • Die therapeutische Breite von Naloxon ist sehr groß. Einzeldosen von 10 mg Naloxonhydrochlorid intravenös und kumulative Dosen bis zu 90 mg/Tag subkutan wurden ohne Nebenwirkungen und Änderung der Laborwerte vertragen. Fälle mit Intoxikationssymptomen sind bisher nicht bekannt geworden.
  • Nasale Anwendung:
    • Angesichts der Indikation und des breiten therapeutischen Bereichs ist keine Überdosierung zu erwarten.

Zu hohe Dosen heben bei postoperativer Anwendung nicht nur die Atemdepression, sondern auch die Schmerzfreiheit auf. Eine vollständige Antagonisierung bei opioidabhängigen Patienten provoziert ein akutes Entzugssyndrom.

[Ref.]