Physostigmin

Wirkstoff
Physostigmin
Handelsname
ANTICHOLIUM®
ATC-Code
V03AB19

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Physostigmin ist ein reversibler Hemmer der Acetylcholinesterase. Es verzögert den Abbau des Acetylcholins und wirkt durch die Erhöhung der Acetylcholinkonzentration am Rezeptor indirekt parasympatikomimetisch. Physostigmin kann im Gegensatz zu den quarternären Aminen die Blut-Hirn-Schranke überwinden und im ZNS seine Wirkung entfalten. Die (auch therapeutisch genutzte) Hauptwirkung besteht in einer zeitlich begrenzten Hemmung der Cholinesterase, was zur vermehrten Bereitstellung von Acetylcholin führt. 

Pharmakokinetik bei Kindern

Es sind keine spezifischen Informationen für Kinder vorhanden.

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Atropinvergiftung
    • intravenös
      • ≥1 Monat bis <1 Jahr: off-label
      • ≥1 Jahr bis 18 Jahre: zugelassen 

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Intravenös als Antidot bzw. Antagonist bei Vergiftungen bzw. Überdosierung mit:
- Alkohol
- Tropanalkaloiden (Hyoscyamin, Atropin, Scopolamin, z.B. in Engelstrompete, Stechapfel, Tollkirsche)
- Panther- und Fliegenpilz
- Trizyklischen Antidepressiva (Amitriptylin, Imipramin, Trimipramin, Clomipramin, Doxepin),
- Antiemetika/Antihistaminika (Phenothiazin, Thioridazin, Chlorpromazin, Promethazin, Diphenhydramin, Dimenhydrinat)
- Neuroleptika (bes. Butyrophenone)
- Benzodiazepinen
- Spasmolytika (Tolderodin, Oxybutynin)
- Antiparkinsonmitteln (Amantadin, Diphenhydramin)
- Baclofen, 4-Hydroxybutansäure (GHB)
- Inhalationsanästhetika
- Ketamin
- 3-Chinuclidinylbenzilat

Kinder und Jugendliche:
Bei Vergiftungen bei Kleinkindern: Beginn mit einer niedrigen Dosis von 0,5 mg Physostigminsalicylat i.v., Wiederholung dieser Dosis alle 5 Minuten bis zur Gesamtdosis von 2 mg, solange die toxischen, anticholinergen Symptome weiterbestehen und keine cholinergen Symptome auftreten.

intravenös zur Behandlung postoperativ auftretender Störungen:
- Zentrales anticholinerges Syndrom (ZAS)
- Verzögertes postoperatives Erwachen
- Kältezittern (Shivering)

  • nur für Erwachsene zugelassen
  • Dosierungsempfehlungen siehe Fachinformation

[Ref.]

Präparate im Handel

Injektionslösung 2 mg/5 mL

Präparat im Handel:

Präparat Darreichungsform Stärke (Physostigminsalicylat) Applikationsweg Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe Anwendungshinweis Altersangabe
ANTICHOLIUM® Injektionslösung 2 mg/5 mL intravenös k.A. - Anwendung gemäß Fachinformation. Kleinkinder

k.A.: keine Angabe

Die Fachinformationen wurden am 03.04.2025 aufgerufen.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Atropinvergiftung
  • Intravenös
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [1] [2]
      • Physostigminsalicylat: 0,02 mg/kg/Dosis, Bolus in 5 Minuten. Max: 0,5 mg/Dosis. Bei Bedarf alle 10 Minuten wiederholen bis zu einer max. kumulativen Dosis von 2 mg/Tag.
      • <1 Jahr: off-label

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.

GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Häufigkeit nicht bekannt: Überempfindlichkeitsreaktionen, Speichelfluss, Veränderungen der Herzfrequenz (sowohl Brady- als auch Tachykardie), sinuatrieller Block, Hypotension, Bronchospasmen, Übelkeit, Erbrechen, Schwitzen

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

  • Asthma bronchiale
  • Geschwüre, die mit Gewebsauflösungen verbunden sind (Gangrän)
  • koronare Herzerkrankungen
  • mechanische Obstipation
  • mechanische Harnsperre
  • Dystrophia myotonica
  • Inaktivierung von Nerven- und Muskelzellen nach Gabe von Medikamenten zur Entspannung der Muskulatur (Depolarisationsblock nach depolarisierenden Muskelrelaxantien)
  • Intoxikationen durch “irreversibel wirkende” Cholinesterasehemmer (Arzneimittel für Demenz)
  • geschlossene Schädel-Hirn Traumen
  • Darmverschluss 
  • Krämpfe in den ableitenden Harnwegen
  • Vergiftungen mit Phosphorsäureestern oder Barbituraten

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Gefahr der Bronchokonstriktion. Im Falle einer Überdosierung von Physostigmin muss Atropin stets zur Verfügung stehen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

Diese Informationen werden im Moment recherchiert und baldmöglichst zur Verfügung gestellt.
Bitte beachten Sie die aktuellen Fachinformationen.

ALLE ÜBRIGEN THERAPEUTISCHEN MITTEL

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Antidote

Flumazenil

Anexate®
V03AB25

Hydroxocobalamin - Antidot

Cyanokit®; Syn: Vitamin B12
V03AB33

Iodid - Hochdosis

Syn: Jodid
V03AB21

Naloxon

Nyxoid®
V03AB15

Natriumthiosulfat

Pedmarqsi
V03AB06
V03AB14

Sugammadex

Bridion®
V03AB35
Eisen-Chelatbildner

Deferasirox

Exjade®
V03AC03

Deferipron

Ferriprox®; Syn: DFP
V03AC02

Deferoxamin

Desferal®; Syn: DFO
V03AC01
Mittel zur Behandlung der Hyperkaliämie und Hyperphosphatämie

Calciumacetat

Calcet®, Renacet®
V03AE07

Eisen(III)oxidsaccharat - oral

Velphoro®; Syn.: Eisenoxidsaccharat, Eisenoxidsucrose, Ferrioxidsaccharat, Eisen(III)hydroxid-Sucrose-Komplex, Sucroferric Oxyhydroxide
V03AE05

Sevelamer

Renagel®, Renvela®
V03AE02
Entgiftungsmittel für die Behandlung mit Zytostatika

Folinsäure

Leucovorin®
V03AF03
V03AF01

Rasburicase

Fasturtec®
V03AF07
Mittel zur Behandlung der Hypoglykämie

Diazoxid

Proglicem®
V03AH01
ALLE ÜBRIGEN THERAPEUTISCHEN MITTEL

Calciumacetat

Calcet®, Renacet®
V03AE07

Deferasirox

Exjade®
V03AC03

Deferipron

Ferriprox®; Syn: DFP
V03AC02

Deferoxamin

Desferal®; Syn: DFO
V03AC01

Diazoxid

Proglicem®
V03AH01

Eisen(III)oxidsaccharat - oral

Velphoro®; Syn.: Eisenoxidsaccharat, Eisenoxidsucrose, Ferrioxidsaccharat, Eisen(III)hydroxid-Sucrose-Komplex, Sucroferric Oxyhydroxide
V03AE05

Flumazenil

Anexate®
V03AB25

Folinsäure

Leucovorin®
V03AF03

Hydroxocobalamin - Antidot

Cyanokit®; Syn: Vitamin B12
V03AB33

Iodid - Hochdosis

Syn: Jodid
V03AB21
V03AF01

Naloxon

Nyxoid®
V03AB15

Natriumthiosulfat

Pedmarqsi
V03AB06
V03AB14

Rasburicase

Fasturtec®
V03AF07

Sevelamer

Renagel®, Renvela®
V03AE02

Sugammadex

Bridion®
V03AB35

Referenzen

  1. Rademaker C.M.A. et al, Geneesmiddelen-Formularium voor Kinderen, 2007
  2. Dr. Franz Köhler Chemie GmbH, SmPC Anticholium (6073341.00.00) , 03/2022

Änderungsverzeichnis

  • 18 Juli 2025 10:40: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung