Mercaptoethansulfonsäure (Mesna)

Wirkstoff
Mercaptoethansulfonsäure (Mesna)
Handelsname
Uromitexan
ATC-Code
V03AF01

Mercaptoethansulfonsäure (Mesna)


Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Der Wirkungsmechanismus des Uroprotektors Mesna beruht einerseits auf der Stabilisierung der urotoxischen Hydroxy-Metaboliten der Oxazaphosphorine, andererseits auf der Bildung atoxischer Additionsverbindungen mit Acrolein. Über diese Reaktion wird eine regionale Detoxifizierung in der Niere und den ableitenden Harnwegen erreicht.

Pharmakokinetik bei Kindern

Die Bioverfügbarkeit der Tabletten beträgt 50 %.

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Prophylaxe hämorrhagische Zystitis
    • oral
      • ≥1 Monat bis <2 Jahre: off-label
      • ≥2 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
    • intravenös
      • ≥1 Monat bis <2 Jahre: off-label
      • ≥2 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Oral zur Verhütung der Harnwegstoxizität von Oxazaphosphorinen (Ifosfamid, Cyclophosphamid, Trofosfamid), die im Rahmen einer antineoplastischen Chemotherapie angewendet werden

Dosierung
Soweit nicht anders verordnet, werden Mesna Tabletten bei Erwachsenen im Anschluss an die Bolusinjektion in einer Dosis von zweimal 40 % der Oxazaphosphorin-Dosis (abgerundet als ganze bzw. halbe Tablette) mit ausreichend Flüssigkeit wie folgt eingenommen:

Stunden (Uhrzeit) 0 h (8 Uhr; Beginn der Tumortherapie) 2 h (10 Uhr) 6 h (14 Uhr)
Uromitexan
i. v./orale Gabe
20 %
i. v.
40 %
oral
40 %
oral


Kinder und Jugendliche
Da Kinder im Allgemeinen häufiger mikturieren als Erwachsene, kann es erforderlich sein, das Intervall zwischen den Dosen zu verkürzen und/oder die Anzahl der einzelnen Dosen zu erhöhen.

[Ref.]

Intravenös zur Verhütung der Harnwegstoxizität von Oxazaphosphorinen (den wirksamen Bestandteilen von Holoxan®: Ifosfamid, Endoxan®: Cyclophosphamid, Ixoten®: Trofosfamid) insbesondere bei Risikopatienten mit vorangegangener Strahlenbehandlung im Bereich des kleinen Beckens, Zystitis bei vorangegangener Holoxan®-, Endoxan®- oder Ixoten®-Therapie, Harnwegserkrankungen in der Anamnese

Dosierung
Soweit nicht anders verordnet, wird üblicherweise Mesna bei Erwachsenen in einer Dosis von je 20 % der Oxazaphosphorin-Dosierung zu den Zeitpunkten Null (Gabe des Oxazaphosphorins), nach 4 Stunden und nach 8 Stunden i. v. appliziert.

Bei Gabe einer Oxazaphosphorin-Injektion:

Stunden (Uhrzeit) 0 (8.00 Uhr) 4 (12.00 Uhr) 8 (16.00 Uhr)
Oxazaphosphorin 40 mg/kg KG - -
Mesna Dosis 8 mg/kg KG 8 mg/kg KG 8 mg/kg KG


Bei Gabe einer Ifosfamid-24 Stunden-Infusion:

Stunden 0 24    30   36
Ifosfamid Infusion 5 g/m2 Körperoberfläche
(≈ 125 mg/kg KG)
 
Mesna
Bolus
1 g/m2 Körperoberfläche
(≈ 25 mg/kg KG)
 
Mesna
Infusion
bis 5 g/m2 Körperoberfläche
(≈ 125 mg/kg KG)
Zusatz zur Ifosfamid-Infusion
bis 2,5 g/m2 Körperoberfläche
(≈ 62,5 mg/kg KG)

 

Kinder und Jugendliche:
Da Kinder im Allgemeinen häufiger mikturieren als Erwachsene, kann es erforderlich sein, das Intervall zwischen den Dosen zu verkürzen und/oder die Anzahl der einzelnen Dosen zu erhöhen.

[Ref.]

 

Präparate im Handel

Tabletten 400 mg, 600 mg
Injektionslösung 100 mg/mL

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke (Mesna) Applikationsweg Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe Altersangabe
Uromitexan® Tabletten 400 mgT2
600 mgT2
oral natriumfrei Lactose Kinder
Uromitexan® Multidose Injektionslösung 100 mg/mL intravenös natriumfrei Benzylalkohol (10,4 mg/mL) ab 3 Jahren
Uromitexan® 400 Injektionslösung 100 mg/mL intravenös natriumfrei - Kinder
MESNA-cell® Injektionslösung 100 mg/mL intravenös 14,3 mg/mL - Kinder


T2: teilbar in zwei gleiche Dosen, „natriumfrei“: weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Einheit

Die Fachinformationen wurden am 15.11.2023 aufgerufen.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Prophylaxe hämorrhagische Zystitis
  • Oral
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [1] [2] [3] [4] [5] [6]
      • Die Dosierung von Mesna hängt von der zytostatischen Behandlung des Patienten mit Cyclophosphamid oder Ifosfamid ab. Aus diesem Grund wird auf die detaillierten Behandlungsprotokolle verwiesen.

        <2 Jahre: off-label

  • Intravenös
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [1] [2] [3] [4] [5] [6]
      • Die Dosierung von Mesna hängt von der zytostatischen Behandlung des Patienten mit Cyclophosphamid oder Ifosfamid ab. Aus diesem Grund wird auf die detaillierten Behandlungsprotokolle verwiesen.

        <2 Jahre: off-label

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.

GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Sehr häufig (>10 %): Kopfschmerzen, Benommenheit, Lethargie/Schläfrigkeit, Hitzegefühl, Abdominalschmerzen/Kolik, Übelkeit, Diarrhoe, Hautausschlag (einschließlich Erytheme mit oder ohne Pruritus sowie erythematöse, ekzematöse, papulöse und/oder makulöse Hautausschläge), an der Infusionsstelle: Pruritus, Hautausschlag, Fieber, grippeähnliche Erkrankung

Häufig (1-10 %): Lymphadenopathie, Anorexie, Gefühl der Dehydration, Insomnia, Albträume, Schwindel, Parästhesie, Hyperästhesie, Synkope, Hypoästhesie, Aufmerksamkeitsstörung, Konjunktivitis, Photophobie, unscharfes Sehen, Palpitation, nasale Kongestion, Husten, Pleuraschmerzen, Xerostomie, Bronchospasmus, Dyspnoe, Beschwerden im Rachenraum, Epistaxis, Schleimhautreizung (oral, rektal), Flatulenz, brennende Schmerzen (substernal/epigastrisch), Obstipation, Zahnfleischbluten, erhöhte Transaminasen, Pruritus, Hyperhidrose, Arthralgie, Rückenschmerzen, Myalgie, Schmerzen in den Extremitäten, Kieferschmerzen, Dysurie, an der Infusionsstelle: Schmerzen, Erythem, Urtikaria, Schwellung, Rigor, Erschöpfung, Brustschmerzen, Unwohlsein

Sehr selten (<0,01 %): Pharyngitis

Häufigkeit nicht bekannt: Panzytopenie, Leukozytopenie, Lymphopenie, Thrombozytopenie, Eosinophilie, Anaphylaxie, Überempfindlichkeitsreaktionen, Konvulsion, periorbitales Ödem, anormales Elektrokardiogramm, Tachykardie, Hypotonie, Hypertonie, Atembeschwerden, Hypoxie, verminderte Sauerstoffsättigung, Tachypnoe, Hämoptyse, Stomatitis, Dysgeusie, Hepatitis, Gamma-Glutamyltransferase-Werte erhöht, alkalische Phosphatase im Blut erhöht, toxische epidermale Nekrolyse, Stevens-Johnson Syndrom, Erythema multiforme Arzneimittelexanthem (mit Eosinophilie und systemischen Symptomen), Ulzeration und/oder Blasen-/Bläschenbildung (mukokutan, mukosal, oral, vulvovaginal, anorektal), Angioödem, Photosensitivität, Urtikaria, brennendes Gefühl, Erythem, akute Niereninsuffizienz, Gesichtsödem, peripheres Ödem, Asthenie, an der Infusionsstelle: Thrombophlebitis, Hautirritation, Laborzeichen einer disseminierten intravasalen Gerinnung, Prothrombinzeit verlängert, aktivierte partielle Thromboplastinzeit verlängert

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen bei Kindern

Nur bei Uromitexan Multidose®: Aufgrund des Risikos lebensbedrohlicher toxischer Reaktionen durch eine Belastung mit Benzylalkohol in Konzentrationen ab 90 mg/kg/Tag sollte das Arzneimittel bei Frühgeborenen, Neugeborenen, Säuglingen und Kindern bis zu 3 Jahren nicht angewendet werden. [SmPC Uromitexan® Multidose]

Kontraindikationen allgemein

Bei oraler Einnahme: eingeschränkte Nierenfunktion (Serumkreatinin > 12 mg/l bzw. Kreatininclearance < 60 ml/min).

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Bei Mesna-Dosen > 80 mg/kg/Dosis können gastrointestinale Nebenwirkungen auftreten. Gefahr von Hypersensitivitätsreaktionen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

Diese Informationen werden im Moment recherchiert und baldmöglichst zur Verfügung gestellt.
Bitte beachten Sie die aktuellen Fachinformationen.

ALLE ÜBRIGEN THERAPEUTISCHEN MITTEL

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Antidote

Flumazenil

Anexate®
V03AB25

Hydroxocobalamin - Antidot

Cyanokit®; Syn: Vitamin B12
V03AB33

Iodid - Hochdosis

Syn: Jodid
V03AB21

Naloxon

Nyxoid®
V03AB15
V03AB14

Sugammadex

Bridion®
V03AB35
Eisen-Chelatbildner

Deferasirox

Exjade®
V03AC03

Deferipron

Ferriprox®; Syn: DFP
V03AC02

Deferoxamin

Desferal®; Syn: DFO
V03AC01
Mittel zur Behandlung der Hyperkaliämie und Hyperphosphatämie

Calciumacetat

Calcet®, Renacet®
V03AE07

Eisen(III)oxidsaccharat - oral

Velphoro®; Syn.: Eisenoxidsaccharat, Eisenoxidsucrose, Ferrioxidsaccharat, Eisen(III)hydroxid-Sucrose-Komplex, Sucroferric Oxyhydroxide
V03AE05

Sevelamer

Renagel®, Renvela®
V03AE02
Entgiftungsmittel für die Behandlung mit Zytostatika

Folinsäure

Leucovorin®
V03AF03

Rasburicase

Fasturtec®
V03AF07
Mittel zur Behandlung der Hypoglykämie

Diazoxid

Proglicem®
V03AH01

Referenzen

  1. Anderson P, Continuously improving ifosfamide/mesna: a winning combination, Pediatr Blood Cancer, 2010, Oct;55(4), 599-600
  2. Kamps WA et al, Werkboek ondersteundende behandeling kinderoncologie, VU Uitgeverij, 2005
  3. Dorris K, et al , Severe allergic reactions to thiol-based cytoprotective agents mesna and amifostine in a child with a supratentorial primitive neuroectodermal tumor, J Pediatr Hematol Oncol, 2011, Aug;33(6), e250-2
  4. Goren MP, et al, Urine mesna excretion after intravenous and oral dosing in ifosfamide-treated children, Cancer Chemother Pharmacol, 2004, Sep;54(3), 237-40
  5. Kangarloo SB, et al, Influence of mesna on the pharmacokinetics of cisplatin and carboplatin in pediatric cancer patients, Med Oncol, 2004, 21(1), 9-20
  6. Khaw SL, et al, Adverse hypersensitivity reactions to mesna as adjunctive therapy for cyclophosphamide, Pediatr Blood Cancer, 2007, Sep;49(3), 341-3
  7. Baxter BV, SmPC Uromitexan (RVG 08461), 06/2016
  8. Baxter Oncology GmbH, SmPC Uromitexan Multidose Injektionslösung (23159.00.00), 03/2021
  9. Baxter Oncology GmbH, SmPC Uromitexan Tabletten (32013.00.00), 03/2021
  10. STADAPHARM, SmPC MESNA-cell® 100 mg/ml Injektionslösung (46834.00.00), 08/2020

Änderungsverzeichnis

  • 15 November 2023 15:59: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung