Canakinumab

Wirkstoff
Canakinumab
Handelsname
Ilaris®
ATC-Code
L04AC08

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Canakinumab ist ein humaner monoklonaler Antikörper, der das Zytokin Interleukin-1β (IL-1β) antagonisiert und als Immunsuppressivum wirkt. IL-1β vermittelt Entzündungsprozesse und ist in hoher Konzentration bei Krankheiten wie der systemischen Juvenilen Idiopathischen Arthritis (sJIA, Still-Syndrom) und autoinflammatorischen periodischen Fiebersyndromen vertreten.

Pharmakokinetik bei Kindern

Spitzenkonzentrationen wurden zwischen 2 und 7 Tagen (Tmax) nach einmaliger subkutaner Verabreichung von 150 mg oder 2 mg/kg Canakinumab bei pädiatrischen Patienten gemessen. Die terminale Halbwertszeit variierte zwischen 22,9 bis 25,7 Tagen; die pharmakokinetischen Parameter waren mit denen von Erwachsenen vergleichbar. Basierend auf der Analyse der Populations-Pharmakokinetik-Modellierung war die Pharmakokinetik von Canakinumab bei Kindern zwischen 2 bis <4 Jahren vergleichbar mit der von Patienten über 4 Jahren. Die subkutane Resorptionsrate dürfte mit zunehmendem Alter abnehmen und schien bei den jüngsten Patienten am größten zu sein. Dementsprechend war Tmax bei jüngeren sJIA-Patienten (2-3 Jahre) kürzer (3,6 Tage) als bei älteren sJIA-Patienten (12-19 Jahre; Tmax: 6 Tage). Die Bioverfügbarkeit (AUCss) wurde nicht beeinflusst.
Die pharmakokinetischen Parameter sind in den pädiatrischen CAPS-, TRAPS-, HIDS-/MKD-, FMF- and sJIA-Populationen ähnlich.

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Systemische Juvenile Idiopathische Arthritis (sJIA)*
    • subkutan
      • ≥2 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
  • Cryopyrin-assoziiertes periodisches Syndrom (CAPS)
    • subkutan
      • ≥2 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
  • Tumor-Nekrose-Faktor-Rezeptor-assoziiertes periodisches Syndrom (TRAPS), Hyperimmunoglobulin-D-Syndrom (HIDS)/Mevalonatkinase-Defizienz (MKD), Familiäres Mittelmeerfieber (FMF)
    • subkutan
      • ≥ 2 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen

*wenn eine vorangegangene Behandlung mit NSAID oder Corticosteroiden unzureichend wirksam war

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Subkutan zur Behandlung des aktiven Still-Syndroms einschließlich des adulten Still-Syndroms (adult-onset Still’s disease; AOSD) und der systemischen juvenilen idiopathischen Arthritis (SJIA) bei Patienten ab 2 Jahren angewendet, die auf bisherige Therapien mit nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) und systemischen Corticosteroiden nur unzureichend angesprochen haben. Canakinumab kann als Monotherapie oder in Kombination mit Methotrexat verabreicht werden.

Kinder ab 2 Jahre, Jugendliche und Erwachsene:

Die empfohlene Dosis von Canakinumab für Patienten mit Still-Syndrom mit einem Körpergewicht ≥7,5 kg ist 4 mg/kg (bis zum Maximum von 300 mg), verabreicht alle vier Wochen via subkutaner Injektion.

Subkutan zur Behandlung der folgenden autoinflammatorischen periodischen Fiebersyndrome angewendet: Cryopyrin-assoziierte periodische Syndrome: Muckle-Wells-Syndrom (MWS), Multisystemische entzündliche Erkrankung mit Beginn im Neugeborenenalter (neonatal-onset multisystem inflammatory disease; NOMID)/Chronisches infantiles neuro-dermo-artikuläres Syndrom (chronic infantile neurological, cutaneous, articular syndrome; CINCA), Schwere Formen des familiären autoinflammatorischen Kältesyndroms (familial cold autoinflammatory syndrome; FCAS)/Familiäre Kälteurtikaria (familial cold urticaria; FCU) mit Anzeichen und Symptomen, die über einen kälteinduzierten urtikariellen Hautausschlag hinausgehen.

Kinder ab 2 Jahre, Jugendliche und Erwachsene:

Die empfohlene Anfangsdosis von Canakinumab bei CAPS-Patienten beträgt:

  • Kinder von 2 bis <4 Jahren:
    • 4 mg/kg bei Patienten mit einem Körpergewicht von ≥7,5 kg
  • Erwachsene, Jugendliche und Kinder ≥4 Jahren:
    • 4 mg/kg bei Patienten mit einem Körpergewicht von ≥7,5 kg und <15 kg 
    • 2 mg/kg bei Patienten mit einem Körpergewicht von ≥15 kg und ≤40 kg
    • 150 mg bei Patienten mit einem Körpergewicht von >40 kg

Diese Dosis wird alle acht Wochen als Einzeldosis in Form einer subkutanen Injektion verabreicht.

Bei Patienten mit einer Anfangsdosis von 150 mg oder 2 mg/kg: Wenn 7 Tage nach Behandlungsbeginn noch kein zufriedenstellendes klinisches Ansprechen (vollständiger Rückgang des Hautausschlags und anderer allgemeiner Entzündungssymptome) erzielt wurde, kann eine zweite Gabe von 150 mg bzw. 2 mg/kg Canakinumab in Erwägung gezogen werden. Wurde anschließend ein vollständiges Ansprechen auf die Behandlung erreicht, sollte das intensivierte Dosierungsregime von 300 mg oder 4 mg/kg alle 8 Wochen beibehalten werden. Wenn ein zufriedenstellender Behandlungserfolg nicht innerhalb von 7 Tagen nach dieser erhöhten Dosis erzielt wurde, kann eine dritte Gabe von Canakinumab 300 mg oder 4 mg/kg erwogen werden. Wenn anschließend ein vollständiges Ansprechen auf diese Behandlung erreicht wird, sollte auf Basis der individuellen klinischen Einschätzung in Betracht gezogen werden, ob das intensivierte Dosierungsregime von 600 mg oder 8 mg/kg alle 8 Wochen aufrechterhalten wird. Wenn bei Patienten mit einer Anfangsdosis von 4 mg/kg kein zufriedenstellender Behandlungserfolg innerhalb von 7 Tagen nach Behandlungsbeginn erzielt wird, kann eine zweite Gabe von Canakinumab 4 mg/kg erwogen werden. Wenn anschließend ein vollständiges Ansprechen auf diese Behandlung erreicht wird, sollte auf Basis der individuellen klinischen Einschätzung in Betracht gezogen werden, ob das intensivierte Dosierungsregime von 8 mg/kg alle 8 Wochen aufrechterhalten wird. Die klinische Erfahrung mit Dosierungsintervallen von weniger als 4 Wochen oder mit Dosen von über 600 mg oder 8 mg/kg ist begrenzt.

Subkutan zur Behandlung der folgenden autoinflammatorischen periodischen Fiebersyndrome angewendet: Tumor-Nekrose-Faktor-Rezeptor-assoziiertes periodisches Syndrom (TRAPS), Hyperimmunoglobulin-D-Syndrom (HIDS)/Mevalonatkinase-Defizienz (MKD), Familiäres Mittelmeerfieber (FMF)

Kinder ab 2 Jahre, Jugendliche und Erwachsene:

Die empfohlene Anfangsdosis beträgt:

  • 2 mg/kg bei Patienten mit einem Körpergewicht von ≥7,5 kg und ≤40 kg
  • 150 mg bei Patienten mit einem Körpergewicht von >40 kg

Diese Dosis wird alle vier Wochen als Einzeldosis in Form einer subkutanen Injektion verabreicht.

Wenn 7 Tage nach Behandlungsbeginn noch kein zufriedenstellendes klinisches Ansprechen erzielt wurde, kann eine zweite Gabe von 150 mg bzw. 2 mg/kg Canakinumab in Erwägung gezogen werden. Wurde anschließend ein vollständiges Ansprechen auf die Behandlung erreicht, sollte das intensivierte Dosierungsregime von 300 mg (oder 4 mg/kg bei Patienten mit einem Körpergewicht von ≤40 kg) alle 4 Wochen beibehalten werden.

weitere zugelassene Indikationen:

Subkutan zur Behandlung der Gichtarthritis

  • nur für Erwachsene zugelassen
  • Dosierung siehe Fachinformation

[Ref.]

Präparate im Handel

Injektionslösung 150 mg/ml

Parenterale Anwendung

Präparat im Handel:

Präparat Darreichungsform Stärke als Canakinumab
Applikationsweg Anwendungshinweis Problematische Hilfsstoffe
Ilaris® Injektionslösung 150 mg/ml subkutan Folgende Injektionsstellen sind geeignet: Oberschenkel, Bauch, Oberarm oder Gesäß. Injektionsstellen wechseln. Nur in unbeschädigte Haut einstechen. Polysorbat 80


Die Fachinformation wurde am 12.08.2021 aufgerufen.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Systemische Juvenile Idiopathische Arthritis (sJIA)
  • Subkutan
    • 2 Jahre bis 18 Jahre
      [1]
      • 4 mg/kg/Dosis 1 x alle 4 Wochen. Maximale Einzeldosis: 300 mg/Dosis.
      • Verschreibung nur durch fachärztliches Personal mit Erfahrung in der Anwendung von Canakinumab in dieser Indikation.

Cryopyrin-assoziiertes periodisches Syndrom (CAPS)
  • Subkutan
    • 2 Jahre bis 4 Jahre und ≥ 7,5 kg
      [1]
      • Initialdosis: 4 mg/kg/Dosis, einmalig. Evaluierung des klinischen Ansprechens nach 7 Tagen. Bei unzureichendem Ansprechen Initialdosis wiederholen.
      • Erhaltungsdosis: (Je nach klinischem Ansprechen auf die Initialdosis): 4 - 8 mg/kg/Dosis 1 x alle 8 Wochen.
      • Verschreibung nur durch fachärztliches Personal mit Erfahrung in der Anwendung von Canakinumab in dieser Indikation.

    • ≥ 4 Jahre und 7,5 bis 15 kg
      [1]
      • Initialdosis: 4 mg/kg/Dosis, einmalig. Evaluierung des klinischen Ansprechens nach 7 Tagen. Bei unzureichendem Ansprechen Initialdosis wiederholen.
      • Erhaltungsdosis: (Je nach klinischem Ansprechen auf die Initialdosis): 4 - 8 mg/kg/Dosis 1 x alle 8 Wochen.
      • Verschreibung nur durch fachärztliches Personal mit Erfahrung in der Anwendung von Canakinumab in dieser Indikation.

    • ≥ 4 Jahre und 15 bis 40 kg
      [1]
      • Initialdosis: 2 mg/kg/Dosis, einmalig. Evaluierung des klinischen Ansprechens nach 7 Tagen. Bei unzureichendem Ansprechen Initialdosis wiederholen. Erneute Evaluierung des klinischen Ansprechens nach 7 Tagen. Bei unzureichendem Ansprechen doppelte Initialdosis wiederholen.
      • Erhaltungsdosis: (Je nach klinischem Ansprechen auf die Initialdosen): 2 - 8 mg/kg/Dosis 1 x alle 8 Wochen.
      • Verschreibung nur durch fachärztliches Personal mit Erfahrung in der Anwendung von Canakinumab in dieser Indikation.

    • ≥ 4 Jahre und ≥ 40 kg
      [1]
      • Initialdosis: 150 mg/Dosis, einmalig. Evaluierung des klinischen Ansprechens nach 7 Tagen. Bei unzureichendem Ansprechen Initialdosis wiederholen. Erneute Evaluierung des klinischen Ansprechens nach 7 Tagen. Bei unzureichendem Ansprechen doppelte Initialdosis wiederholen.
      • Erhaltungsdosis: (Je nach klinischem Ansprechen auf die Initialdosen): 150 - 600 mg/Dosis 1 x alle 8 Wochen.
      • Verschreibung nur durch fachärztliches Personal mit Erfahrung in der Anwendung von Canakinumab in dieser Indikation.

Tumor-Nekrose-Faktor-Rezeptor-assoziiertes periodisches Syndrom (TRAPS), Hyperimmunoglobulin-D-Syndrom (HIDS)/Mevalonatkinase-Defizienz (MKD), Familiäres Mittelmeerfieber (FMF)
  • Subkutan
    • ≥ 2 Jahre und 7,5 bis 40 kg
      [1]
      • Initialdosis: 2 mg/kg/Dosis, einmalig. Evaluierung des klinischen Ansprechens nach 7 Tagen. Bei unzureichendem Ansprechen Initialdosis wiederholen.
      • Erhaltungsdosis: (Je nach klinischem Ansprechen auf die Initialdosis): 2 - 4 mg/kg/Dosis 1 x alle 4 Wochen.
    • ≥ 2 Jahre und ≥ 40 kg
      [1]
      • Initialdosis: 150 mg/Dosis, einmalig. Evaluierung des klinischen Ansprechens nach 7 Tagen. Bei unzureichendem Ansprechen Initialdosis wiederholen.
      • Erhaltungsdosis: (Je nach klinischem Ansprechen auf die Initialdosis): 150 - 300 mg/Dosis 1 x alle 4 Wochen.

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.

GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Das Nebenwirkungsprofil bei Kindern unterscheidet sich nicht von dem der Erwachsenen.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Sehr häufig (>10 %): Infektionen der Atemwege (einschließlich Pneumonie, Bronchitis, Influenza, Virusinfektion, Sinusitis, Rhinitis, Pharyngitis, Tonsillitis, Nasopharyngitis, Infektion der oberen Atemwege), Ohrinfektion, Cellulitis, Gastroenteritis, Harnwegsinfektion, Oberbauchbeschwerden, Reaktion an der Injektionsstelle, Gelenkschmerzen, verminderte renale Kreatininclearance, Proteinurie, Leukopenie

Häufig (1-10 %): vulvovaginale Candidiasis, Schwindel/Vertigo, Schmerzen der Skelettmuskulatur, Rückenschmerzen, Erschöpfung/Asthenie, Neutropenie

Gelegentlich (0,1-1 %): gastroösophageale Refluxkrankheit, erniedrigte Thrombozytenzahl

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

  • aktive, schwere Infektionen

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Rückverfolgbarkeit: Um die Rückverfolgbarkeit biologischer Arzneimittel zu verbessern, müssen die Bezeichnung des Arzneimittels und die Chargenbezeichnung des angewendeten Arzneimittels eindeutig dokumentiert werden.

Infektionen: Canakinumab ist mit einem vermehrten Auftreten von schwerwiegenden Infektionen verbunden. Daher sollten die Patienten während und nach der Behandlung mit Canakinumab sorgfältig hinsichtlich Anzeichen und Symptomen von Infektionen überwacht werden. Ärzte sollten Canakinumab bei Patienten mit Infektionen, wiederkehrenden Infektionen in der Anamnese oder Grunderkrankungen, die für Infektionen prädisponieren, vorsichtig anwenden.

Behandlung von CAPS, TRAPS, HIDS/MKD, FMF und Still-Syndrom (SJIA und AOSD): Während einer aktiven behandlungsbedürftigen Infektion sollte die Behandlung mit Canakinumab nicht eingeleitet oder fortgeführt werden.

Es wurde während der Behandlung mit Canakinumab über vereinzelte Fälle von ungewöhnlichen oder opportunistischen Infektionen (einschließlich Aspergillose, atypische mykobakterielle Infektionen, Herpes zoster) berichtet. Ein kausaler Zusammenhang dieser Ereignisse mit Canakinumab kann nicht ausgeschlossen werden.

Tuberkulose-Screening: Bei rund 12 % der CAPS-Patienten, die sich in klinischen Studien einem PPD (purified protein derivative)-Hauttest unterzogen haben, ergab sich während der Verlaufskontrollen unter Behandlung mit Canakinumab ein positives Testergebnis ohne klinische Hinweise auf eine latente oder aktive Tuberkuloseinfektion. Es ist nicht bekannt, ob die Verwendung von Interleukin-1(IL-1)-Inhibitoren, wie Canakinumab, das Risiko der Reaktivierung von Tuberkulose erhöht. Vor Beginn der Therapie müssen alle Patienten sowohl auf aktive als auch latente Tuberkulose-Infektionen untersucht werden. Insbesondere bei erwachsenen Patienten sollte diese Untersuchung eine detaillierte Anamnese beinhalten. Angemessene Screening-Tests (z. B. Tuberkulin-Hauttest, Interferon-Gamma-Release-Test oder Röntgen der Brust) sollten bei allen Patienten durchgeführt werden (nationale Empfehlungen sollten befolgt werden). Patienten müssen engmaschig auf Anzeichen und Symptome einer Tuberkulose während und nach der Behandlung mit Canakinumab überwacht werden. Alle Patienten sollten angewiesen werden, medizinischen Rat einzuholen, wenn Anzeichen oder Symptome von Tuberkulose (z.B. anhaltender Husten, Gewichtsverlust, subfebrile Temperatur) während der Canakinumab-Therapie auftreten. Falls es zu einer Umwandlung des PPD-Testergebnisses von negativ zu positiv kommt, sollten andere Verfahren für einen Test auf Tuberkulose in Betracht gezogen werden, insbesondere bei Hochrisikopatienten.

Neutropenie und Leukopenie: Neutropenie (absolute Anzahl von neutrophilen Granulozyten [ANC] <1,5 x 10^9/l) und Leukopenie wurden bei Gabe von Arzneimitteln beobachtet, die IL-1 inhibieren, einschließlich Canakinumab. Die Behandlung mit Canakinumab sollte bei Patienten mit Neutropenie oder Leukopenie nicht begonnen werden. Es wird empfohlen, die Anzahl an Leukozyten einschließlich neutrophiler Granulozyten vor Behandlungsbeginn und erneut nach 1 bis 2 Monaten zu untersuchen. Im Rahmen von Langzeit- oder wiederholten Therapien wird ebenfalls dazu geraten, während der Behandlung die Anzahl an Leukozyten in periodischen Abständen zu untersuchen. Wenn ein Patient neutropenisch oder leukopenisch wird, sollte die Leukozytenzahl engmaschig überwacht werden, und ein Behandlungsabbruch sollte erwogen werden.

Maligne Erkrankungen: Maligne Erkrankungen wurden bei Patienten gemeldet, die mit Canakinumab behandelt wurden. Das Risiko der Entwicklung von malignen Erkrankungen in Zusammenhang mit einer Anti-Interleukin-(IL-)1-Therapie ist unbekannt.

Leberfunktion: In klinischen Studien wurden Fälle von vorübergehenden und asymptomatischen Erhöhungen der Serumtransaminasen oder des Bilirubins berichtet.

Impfungen: Es gibt keine Daten zum Risiko einer sekundären Übertragung einer Infektion mit (abgeschwächten) Lebendimpfstoffen bei Patienten, die Canakinumab erhielten. Daher sollten während der Behandlung mit Canakinumab keine Lebendimpfstoffe angewendet werden, sofern der Nutzen die Risiken nicht klar überwiegt. Vor Beginn einer Canakinumab-Therapie wird empfohlen, dass Erwachsene, Kinder und Jugendliche alle Impfungen, einschließlich Pneumokokken-Impfung und Impfung mit inaktiviertem Influenza-Impfstoff, erhalten.

Mutation des NLRP3-Gens bei CAPS-Patienten: Die klinische Erfahrung bei CAPS-Patienten ohne bestätigte Mutation des NLRP3-Gens ist begrenzt.

Makrophagenaktivierungssyndrom bei Patienten mit Still-Syndrom (SJIA und AOSD): Makrophagenaktivierungssyndrom (MAS) ist ein bekanntes, lebensbedrohliches Krankheitsbild, das bei Patienten mit rheumatischen Leiden, insbesondere dem Still-Syndrom, entstehen kann. Wenn MAS auftritt oder vermutet wird, sollte die Untersuchung und Behandlung so früh wie möglich begonnen werden. Ärzte sollten gegenüber Infektions-Symptomen oder der Verschlechterung des Still-Syndroms aufmerksam sein, da diese bekannte Auslöser für MAS sind. Aufgrund der Erfahrung aus klinischen Studien scheint Canakinumab die Inzidenz von MAS bei Patienten mit Still-Syndrom nicht zu erhöhen, eine definitive Schlussfolgerung ist jedoch nicht möglich.

Arzneimittelwirkung mit Eosinophilie und systemischen Symptomen (DRESS): Arzneimittelwirkung mit Eosinophilie und systemischen Symptomen (DRESS) wurde bei Patienten, die mit Canakinumab behandelt wurden, vor allem bei Patienten mit systemischer juveniler idiopathischer Arthritis (SJIA), selten berichtet. Patienten mit DRESS müssen unter Umständen ins Krankenhaus eingewiesen werden, da diese Erkrankung tödlich verlaufen kann. Wenn Anzeichen und Symptome von DRESS auftreten und keine alternative Ätiologie festgestellt werden kann, sollte Canakinumab nicht mehr verabreicht und eine andere Behandlung in Betracht gezogen werden.

Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Wechselwirkungen

Interaktionspartner Grund Handlungsempfehlung
TNF-Inhibitoren z.B. Adalimumab Erhöhtes Risiko für schwerwiegende Infektionen. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis verringern und Monitoring auf mögliche Infektionen.
Allergenextrakte zur Hyposensibilisierung Verminderte Wirksamkeit der Hyposensibilisierung möglich. Solange eine Immunsuppression durch Canakinumab anhält, sollte keine Hyposensibilisierung begonnen werden.
Lebendimpfstoffe Erhöhtes Infektionsrisiko gegenüber der attenuierten Erreger bei gleichzeitiger Immunsuppression. Kombination vermeiden. Nach Möglichkeit sollten vor Beginn der Behandlung mit Canakinumab alle Impfungen verabreicht und nach der Behandlung eine Wartezeit von 3 Monaten eingehalten werden.
Saccharomyces cerevisiae (boulardii) Erhöhtes Infektionsrisiko gegenüber zugeführter Probiotika bei gleichzeitiger Immunsuppression. Kombination vermeiden. Monitoring auf gesteigerte Infektneigung.
Immunmodulatoren z.B. Ozanimod, Ocrelizumab Gesteigerte immunsuppressive Wirkung. Kombination vermeiden. Monitoring auf gesteigerte Infektneigung.
CYP450-Substrate mit einer geringen therapeutischen Breite Steigerung des Metabolismus von CYP-Substraten durch CYP-Induktion möglich. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis anpassen und Monitoring auf ausreichende Wirkung der Interaktionspartner.


Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

IMMUNSUPPRESSIVA

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Selektive Immunsuppressiva

Abatacept

Orencia®
L04AA24

Baricitinib

Olumiant®
L04AA37

Eculizumab

Soliris®
L04AA25

Leflunomid

Arava®
L04AA13

Mycophenolatmofetil

Cellcept®, Myfenax®, Mowel®; Syn: MMF, Mycophenolat
L04AA06

Teriflunomid

Aubagio®
L04AA31

Upadacitinib

Rinvoq®
L04AA44
Tumornekrosefaktor alpha(TNF-alpha)-Inhibitoren

Adalimumab

Humira®, Imraldi®, Halimatoz®, Hefiya®, Hulio®, Hyrimoz®, Idacio®, Amsparity®
L04AB04

Etanercept

Enbrel® , Benepali® , Erelzi®
L04AB01

Golimumab

Simponi®
L04AB06

Infliximab

Remicade®, Inflectra®, Remsima®, Zessly®, Flixabi®
L04AB02
Interleukin-Inhibitoren

Anakinra

Kineret®
L04AC03

Basiliximab

Simulect®
L04AC02

Ixekizumab

Taltz®
L04AC13

Secukinumab

Cosentyx®
L04AC10

Tocilizumab

RoActemra®
L04AC07

Ustekinumab

Stelara®
L04AC05
Calcineurin-Inhibitoren

Ciclosporin A

Sandimmun®, Immunosporin, Syn: CSA, Cyclosporin
L04AD01

Tacrolimus

Advagraf®, Prograf®, Modigraf®, Crilomus®, Envarsus®, Dailiport®, Tacni®, Tacpan®, Tacro-cell®
L04AD02
Andere Immunsuppressiva

Azathioprin

Imurek®, Zytrim®
L04AX01

Methotrexat

Lantarel®, Metex®, Nordimet®, Trexject®; Syn: MTX; weitere ATC-Codes: M01CX01, L01BA01
L04AX03

Referenzen

  1. Novartis Europharm Limited, SmPC Ilaris (EU/1/09/564/003) 25-02-2020, www.ema.europa.eu
  2. Novartis Europharm Limited, SmPC Ilaris® 150 mg/ml Injektionslösung (EU/1/09/564/004), 05/2021
  3. Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ), S2k-Leitlinie "Therapie der Juvenilen Idiopathischen Arthritis" (Registernummer 027 - 020), AWMF, Stand: 30.11.2019 , gültig bis 30.11.2023

Änderungsverzeichnis

  • 24 Mai 2022 14:43: Informationen zu Dosisanpassungen bei Patienten mit Nierenfunktionsstörungen hinzugefügt
  • 24 August 2021 17:33: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung