Pharmakodynamik
Anakinra neutralisiert die biologische Aktivität von Interleukin-1α (IL-1α) und Interleukin-1β (IL-1β) indem es kompetitiv deren Bindung an den Interleukin-1 Typ I Rezeptor (IL-1RI) hemmt. Interleukin-1 (IL-1) ist ein zentrales proinflammatorisches Zytokin, das als Mediator vieler zellulärer Antworten dient, einschließlich solcher, die bei Synovitis wesentlich sind. [Ref.]
Pharmakokinetik bei Kindern
Anhand eines pharmakokinetischen Modells wurden folgende Parameter berechnet [Urien 2013]:
Cl: 0,089 l/h/kg
Vd: 65,2 l
Zulassung der Dosierungsempfehlungen
- Systemische Juvenile Idiopathische Arthritis (sJIA), Cryopyrin-assoziierte periodische Fiebersyndrome (CAPS), Familiäres Mittelmeerfieber, Still-Syndrom
- subkutan
- ≥ 8 Monate bis <18 Jahre (≥10 kg): zugelassen
- sonstige autoinflammatorische Erkrankungen:
Auszug aus Fachinformation
Auszug aus Fachinformation
Textauszug aus Fachinformation
Kinder, Kleinkinder und Jugendliche ab 8 Monaten mit einem Körpergewicht von mindestens 10 kg:
Subkutan bei Cryopyrin-assoziiertem periodischem Syndrome (CAPS)
- empfohlene Anfangsdosis: 1-2 mg/kg verteilt auf eine Gabe am Tag
- Erhaltungsdosis bei leichtem CAPS (FCAS, leichtes MWS): Normalerweise sind die Patienten durch Beibehaltung der empfohlenen Anfangsdosis (1 – 2 mg/kg täglich) ausreichend eingestellt.
- Erhaltungsdosis bei schwerem CAPS (MWS und NOMID/CINCA): Eine Dosissteigerung kann je nach therapeutischem Ansprechen innerhalb von 1 – 2 Monaten erforderlich sein.
- übliche Erhaltungsdosis: 3-4 mg/kg verteilt auf eine Gabe am Tag
- maximale Dosis: 8 mg/kg verteilt auf eine Gabe am Tag
Subkutan bei Familiärem Mittelmeerfieber (FMF), Still-Syndrom (einschließlich der systemischen juvenilen idiopathischen Arthritis)
- Patienten mit einem Körpergewicht von unter 50 kg sollten eine gewichtsabhängige Dosis erhalten, wobei die empfohlene Dosis 1 – 2 mg/kg/Tag beträgt.
- Patienten mit einem Körpergewicht von 50 kg oder mehr erhalten 100 mg/Tag. Bei Kindern mit unzureichendem Ansprechen kann die Dosis
auf bis zu 4 mg/kg/ Tag erhöht werden.
- Zur Wirksamkeit von Kineret bei Kindern mit FMF unter 2 Jahren liegen nur begrenzte Daten vor.
Subkutan bei weiteren autoinflammatorische Erkrankungen, die nicht auf die konventionelle Therapie ansprechen
Für diese Indikation hat Anakinra keine Zulassung in Deutschland.
[Ref.]
Präparate im Handel
Injektionslösung in einer Fertigspritze 100 mg/0,67 ml
Subkutane Anwendung
Zur subkutanen Anwendung steht eine Injektionslösung in Fertigspritzen zur Verfügung.
Präparat im Handel:
Präparat |
Stärke |
Problematische Hilfsstoffe |
Natriumgehalt |
Schulungsmaterial
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Kineret® |
100 mg/0,67 ml |
Polysorbat 80 |
weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Fertigspritze |
Blaue Hand |
Anwendungshinweise:
- Im Kühlschrank lagern (2 – 8 °C). Nicht einfrieren.
- In der Originalverpackung aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.
- Zum Zwecke der ambulanten Anwendung kann Kineret, vor Ablauf des Verfalldatums, über einen Zeitraum von 12 Stunden, bei Temperaturen nicht über 25 °C, außerhalb des Kühlschrankes gelagert werden. Nach diesem Zeitraum darf das Produkt nicht wieder zurück in den Kühlschrank gelegt werden, sondern muss verworfen werden.
Lieferengpässe/weitere praktische Informationen
Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)
Dosierungsempfehlungen
Cryopyrin-assoziierte periodische Fiebersyndrome (CAPS), Familiäres Mittelmeerfieber (FMF), systemische Juvenile Idiopathische Arthritis (sJIA), sonstige autoinflammatorische Erkrankungen, die nicht auf die konventionelle Therapie ansprechen |
- Subkutan
-
≥ 8 Monate
und
≥ 10 kg
[1]
[2]
[4]
[5]
[6]
[7]
[10]
-
Initialdosis:
1
- 2
mg/kg/Tag
in 1
Dosis. Max: 100 mg/Tag.
Bei zu geringer Wirkung oder schweren Formen auf 3-4 mg/kg/Tag in 1 Dosis erhöhen, max. 100 mg/Tag.
- Dosistitration:
Dosierung je nach therapeutischem Ansprechen. In absoluten Ausnahmefällen auf 8 mg/kg/Tag erhöhen, jedoch nicht über 200 mg/Tag.
off-label bei sonstige autoinflammatorische Erkrankungen, die nicht auf die konventionelle Therapie ansprechen
|
Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate
Anpassung bei Nierenfunktionsstörung wie angegeben:
GFR 50-80 ml/min/1.73 m2
Dosisanpassung nicht erforderlich
GFR 30-50 ml/min/1.73 m2
Dosisanpassung nicht erforderlich
GFR 10-30 ml/min/1.73 m2
Kontraindiziiert
GFR < 10 ml/min/1.73 m2
Kontraindiziiert
Klinische Konsequenzen
Bei reduzierter Nierenfunktion nimmt die Halbwertzeit von Anakinra zu.
Bei Dialyse
Es kann keine allgemeingültige Empfehlung erteilt werden.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern
Reaktion an der Injektionsstelle, Infektionen (vor allem bei Kindern unter 2 Jahren), Kopfschmerzen, Erbrechen, Bauchschmerzen und Hautläsionen.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein
Folgende UAW wurden sehr häufig, häufig oder gelegentlich beobachtet (≥0,1 %):
- Schwerwiegende Infektionen
- Neutropenie, Thrombozytopenie
- Allergische Reaktionen, anaphylaktischer Reaktionen, Angioödem, Urtikaria, Pruritis
- Kopfschmerzen
- erhöhte Leberenzyme
- Reaktionen an der Einstichstelle
- Ausschlag
- erhöhter Cholesterinspiegel
[Ref.]
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Kontraindikationen allgemein
- Bei Patienten mit Neutropenie (ANZ <1,5 × 109/l) darf keine Behandlung mit Anakinra begonnen werden.
[Ref.]
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern
Befindet sich die Arthritis in Remission, kann Anakinra ausgeschlichen werden, indem es über 4 Wochen jeden zweiten Tag verabreicht wird. Danach kann Anakinra abgesetzt werden [Urien 2013]. Während der Behandlung der systemischen juvenilen idiopathischen Arthritis (sJIA) kann das Makrophagenaktivierungssyndrom (MAS) auftreten. Die zeitweise Erhöhung von Anakinra kann dann sinnvoll sein [Ravelli 2012].
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein
- Hepatische Ereignisse: Hepatische Ereignisse treten bei Patienten mit Still-Syndrom überwiegend im ersten Monat der Behandlung mit Anakinra auf. Es sollte eine routinemäßige Kontrolle der Leberenzyme im ersten Behandlungsmonat in Erwägung gezogen werden, insbesondere wenn der Patient prädisponierende Faktoren aufweist oder Symptome entwickelt, die auf eine Leberfunktionsstörung hinweisen.
- Bei Patienten mit einer aktiven Infektion sollte keine Behandlung mit Anakinra begonnen werden.
- Bei CAPS-Patienten sollte die Therapie während einer schwerwiegenden Infektion fortgeführt werden. Da es bei Abbruch der Behandlung zu Krankheitsschüben kommen kann.
- Makrophagenaktivierungssyndrom (MAS): Ist eine bekannte, lebensbedrohliche Erkrankung, die sich bei Patienten mit Still-Syndrom entwickeln kann. Ärzte sollten eine sorgfältige Überwachung vornehmen, wenn sie Anakinra bei Patienten anwenden, die eine Vorgeschichte von rezidivierenden Infektionen haben oder die Grunderkrankungen haben, die sie für Infektionen prädisponieren können. Falls ein MAS auftritt oder vermutet wird, sollte so früh wie möglich eine Beurteilung erfolgen und eine Behandlung eingeleitet werden. Ärzte sollten auf Symptome einer Infektion oder auf eine Verschlimmerung des Still-Syndroms achten, da es sich hierbei um bekannte Auslösefaktoren für ein MAS handelt. Es liegen nur begrenzt Daten darüber vor, ob die Behandlung mit Anakinra im Falle von schwerwiegenden Infektionen bei Patienten mit Still-Syndrom fortgeführt werden kann. Wird die Behandlung mit Anakinra bei schwerwiegenden Infektionen fortgeführt, um das Risiko eines Krankheitsschubs zu senken, ist eine engmaschige Beobachtung erforderlich.
- Nierenfunktionsstörungen: Bei Patienten mit schwerer Nierenfunktionsstörung (CLCr <30 ml/min) oder terminaler Niereninsuffizienz einschließlich dialysepflichtiger Patienten sollte erwogen werden die verordnete Anakinra-Dosis jeden 2. Tag anzuwenden.
- Neutropenie: Bei Patienten mit Neutropenie (ANZ <1,5 × 109/l) sollte eine Behandlung mit Kineret nicht eingeleitet werden. Es wird empfohlen, die Anzahl der Neutrophilen vor Einleitung der Behandlung mit Kineret sowie während der ersten 6 Behandlungsmonate mit Kineret monatlich und danach vierteljährlich zu bestimmen. Bei Patienten, die neutropenisch werden (ANZ <1,5 × 109/l), sollte die Anzahl der Neutrophilen sorgfältig überwacht und die Behandlung mit Kineret abgebrochen werden.
[Ref.]
Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Wechselwirkungen
Interaktionspartner |
Grund |
Handlungsempfehlung |
TNF-alpha-Antagonisten: Etanercept, Adalimumab, Infliximab |
erhöhtes Risiko für schwere Infektionen und Neutropenie |
eine gleichzeitige Anwendung wird nicht empfohlen |
Allergenextrakte |
verminderte Wirksamkeit der Hyposensibilisierung möglich |
Solange eine Immunsuppression durch Anakinra anhält, soll keine Hyposensibilisierung begonnen werden. |
Lebend-Impfstoffe |
Dissemination des Impfkeims und beeinträchtigte Immunantwort möglich |
Bei relevanter Immunsuppression sollen Lebend-Impfstoffe nicht gegeben werden. Die Immunreaktion kann mehrere Monate nach dem Absetzen der Immunsuppressiva unterdrückt sein. Empfehlungen zum zeitlichen Abstand der Impfung zur immunsuppressiven Behandlung variieren zwischen 1 und 12 Monaten: Die jeweilige Produktinformation ist zu beachten. In einigen Fällen können anstelle der Lebend-Impfstoffe auch Tot- bzw. Toxoid-Impfstoffe (Typhus) oder geeignete Immunglobuline eingesetzt werden. |
Saccharomyces cerevisae |
in Einzelfällen: Fungämien und generalisierte Hefeinfektionen |
Patienten mit geschwächter Immunabwehr infolge immunsuppressiver Behandlung dürfen keine Arzneimittel mit Trockenhefe aus Saccharomyces cerevisiae (boulardii) erhalten. |
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.
IMMUNSUPPRESSIVA
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Selektive Immunsuppressiva |
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L04AA24
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L04AA37
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L04AA25
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L04AA13
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L04AA06
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L04AA31
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L04AA44
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Tumornekrosefaktor alpha(TNF-alpha)-Inhibitoren |
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Adalimumab
Humira®, Imraldi®, Halimatoz®, Hefiya®, Hulio®, Hyrimoz®, Idacio®, Amsparity®
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L04AB04
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L04AB01
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L04AB06
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Infliximab
Remicade®, Inflectra®, Remsima®, Zessly®, Flixabi®
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L04AB02
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Interleukin-Inhibitoren |
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L04AC02
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L04AC08
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L04AC13
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L04AC10
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L04AC07
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L04AC05
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Calcineurin-Inhibitoren |
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L04AD01
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Tacrolimus
Advagraf®, Prograf®, Modigraf®, Crilomus®, Envarsus®, Dailiport®, Tacni®, Tacpan®, Tacro-cell®
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L04AD02
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Andere Immunsuppressiva |
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L04AX01
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Methotrexat
Lantarel®, Metex®, Nordimet®, Trexject®; Syn: MTX; weitere ATC-Codes: M01CX01, L01BA01
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L04AX03
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Referenzen
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-
Swedish Orphan Biovitrum AB, SmPC Kineret® 100 mg/0,67 ml Injektionslösung in einer Fertigspritze (EU/1/02/203/005), 04/2020
Änderungsverzeichnis
- 08 Dezember 2020 17:09: Zulassung der Indikation Familiäres Mittelmeerfieber gemäß Fachinformation eingepflegt
- 24 Juni 2020 10:28: Neue Monographie
Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)
Überdosierung